Dienstag, 21. Dezember 2010

Viele Buddhisten haben den Wunsch ins Nirvana zu gehen. Sie denken, dort finde ich Ruhe, Gleichmut und Glück. Ihr Wunsch ist, der Welt zu entsagen und alle Anhaftungen und Schwierigkeiten loszulassen. Nur so denken sie, ist es möglich, den Geist zu transformieren und inneren Frieden zu finden.

Ich beobachte, dass viele Menschen ihre Mitmenschen nicht ertragen können. Oft wollen sie sich nicht einmal die Mühe machen, sich mit ihrem Gegenüber auseinanderzusetzen, denn er oder sie denkt und fühlt so anders, dass es sowieso keinen Sinn macht. Sie denken, das Beste ist, sich zurückzuziehen und zu meditieren, statt sich mit sinnlosen Problemen auseinanderzusetzen und Zeit zu verschwenden.

Aber was bedeutet es dann, Zusammen zu sein? Zusammen zu leben?

Als Kind habe ich oft versucht, mich in Menschen, die viel Ablehnung und Hass in sich tragen hineinzuversetzen. Wie geht es ihnen? Was fühlen sie? Ich habe mir vorgestellt sie fühlen so viel Hass und Ablehnung in sich, dass sie vor lauter Wut ins Nirvana flüchten müssen. Doch was passiert, wenn sie in der Stille des Nirvana ankommen, mit ihrer ganzen Wut? Quälen sie sich dann selbst? Oder gehen sie sich selbst so sehr auf die Nerven, dass sie sich die ganze Zeit sagen müssen: „Ich existiere nicht, du existierst nicht, das Problem existiert nicht, ich in im Nirvana?“

Buddha lehrt uns, dass wir jedem Augenblick begegnen sollen und jedes Hindernis annehmen sollen. Egal was kommt, es ist richtig: Jede Situation ist die richtige. Jeder Mensch ist der richtige. Es ist gut wie es ist. Alles dient unserer Entwicklung.
Als Praktizierender leuchtet es mir ein, dass alle äußeren Aspekte, meine inneren Aspekte sind. Und wenn ich die äußeren Aspekte nicht annehmen kann, werde ich auch meinen inneren Frieden nicht finden können.

Jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht, haben wir oft besonders viel mit Stress mit der Suche nach Geschenken, dem „Vorweihnachtsstress“ und unserer Familie und plötzlich haben wir viel mehr Wut und Zorn in uns als sonst! Vielleicht müssen wir lernen, genau diese unangenehmen Gefühle zu akzeptieren, damit wir ins uns Frieden schließen und uns innerlich für ein friedvolles Fest vorbereiten können. Wenn du Frieden in dir und mit den Menschen um dich herum hast, brauchst du weder Nirvana, noch irgendeinen anderen Ort, wo dein geistiger Zustand hinstreben muss um Ruhe, Gleichmut und Glück zu finden. Du hast Nirvana in dir, über dir, unter dir und um dich herum. Überall. Dann ist Weihnachten in jedem Augenblick.

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21. Dezember 2010

1 Kommentar to Dienstag, 21. Dezember 2010

  1. Meditation bedeutet „das was ist“ anzunehmen. Nur durch diese Hingabe eröffnet sich mir ein Fenster durch meine Verblendung und ich erkenne (Teile von dem) was ich bin.
    Dadurch wiederum erfahre ich etwas über mich und mein bedingtes Erleben, das es mir ermöglicht, auch das Außen in schwierigen Situationen besser annehmen zu können.

    In diesem Wechselspiel lerne ich zunehmend den Augenblick ohne Ausschmückung „auszuhalten“… wenn nicht gar zu genießen ;o) … mit Menschen um mich herum und in der Stille des Alleinseins.
    Manchmal gelingt das sogar.

  2. San on Dezember 21st, 2010

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