Donnerstag, 25. November

Als kleiner Junge war ich sehr rebellisch. Innerlich habe ich meinen Lehrern immer widersprochen und konnte nicht akzeptieren, was sie mir beibrachten. Ich dachte immer: „Kann man das nicht leichter und lustiger erklären? Warum muss immer alles soooo ernst sein?“ Ein zentrales Thema im Buddhismus ist, unsere negativen Energien zu transformieren und so wurde uns im Unterricht eingebläut, dass jeder von uns die drei Gifte in sich trägt: Gier, Hass und Verblendung. Im Unterricht lernten wir alle möglichen Variationen von Gier kennen und erhielten genaue Beschreibungen von sämtlichen negativen Eindrücken und Gefühlen, sowie eine Aufzählung der unendlichen Möglichkeiten falscher Sichtweisen und Verblendung. Innerlich wehrte ich mich dagegen, dass ich Giftstoffe in mir tragen sollte und jedes Mal, wenn unser Lehrer von den drei Giften sprach, die wir transformieren müssten, fühlte ich mich hinterher total vergiftet und dachte: „Egal wie du es machst, du bist ja sowieso schlecht und kommst da nicht raus“. Aber der Rebell in mir sagte: „Das kann nicht sein! Es kann nicht sein, dass der Buddha uns mit seinen Belehrungen alle Giftstoffe einimpft und dann sollen wir uns davon befreien!“ Und so fand ich jedes Mal, wenn ich in mir Gier, Hass oder Verblendung entdeckte, eine plausible Entschuldigung, warum ich es habe. Ich fand zum Beispiel heraus, dass wenn ich Gier empfand, ich eigentlich das Bedürfnis hatte, mich selbst tief zu spüren: ich wollte eine neue Robe haben, um mich besser zu fühlen. Ich wollte eine neue Zahnbürste, um mich sauberer zu fühlen. Alles wonach ich „gierte“ öffnete einen tieferen Zugang zu mir selbst. Doch je mehr ich mein Glück an äußeren Dingen oder Gegenständen festmachte, desto mehr Angst hatte ich, dass ich die Dinge nicht bekommen oder sie wieder verlieren könnte und ich mich dann nicht mehr durch sie spüren könnte. Also versuchte ich, zu den Menschen und Gegenständen meiner Umgebung eine gute Beziehung aufzubauen. Ich dachte: „Wenn ich gut mit meinen Sachen umgehe, gehen sie nicht so schnell kaputt und bleiben erhalten und wenn ich mit meinen Mitmenschen gut umgehe, mögen sie mich.“   Fortsetzung morgen

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25. November 2010

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