Freitag, 10. Dezember 2010

Der 6. Patricharch unserer Tradition verglich unseren Geist mit einer Kuhherde und uns selbst mit dem Hirten. Die Aufgabe des Hirten ist, gut für seine Herde zu sorgen, sie zu hüten und zu schützen, damit die Tiere sich gut entwickeln können. Genauso wie der Hirte seine Herde genau im Blick hat, beobachten wir uns selbst: Wie sind unsere Gefühle und Gedanken und wie ist unsere Gesamtverfassung? Gibt es Vorkommnisse oder Strukturen in uns, die immer wieder vorkommen? Was wissen wir über uns selbst? Wo sind unsere Schwächen? Welche Bedingungen brauchen wir, um in Balance und Harmonie in uns selbst zu sein? Innere Sicherheit und Ausgeglichenheit reduzieren automatisch unsere Ängste, so dass wir friedvoller und harmonischer mit uns selbst und Anderen leben können.
Die 10 Bildern beschreiben, wie ein guter Hirte für seine Herde sorgt. Sie sind eine Art Leitfaden, dem wir folgen, um unser eigenes Potential, unsere innere Stärke und unser Selbstverstrauen zu entwickeln.

1. Der Hirte gibt den Kühen einen Weideplatz.
Ein guter Hirte sorgt dafür, dass seine Herde einen Platz und gute Bedingungen hat, um sich wohl zu fühlen. Dann werden die Kühe sich gesund entwickeln und gute Milch produzieren.
So wie die Kuh eine Weide braucht, brauchen wir eine Struktur und Rahmenbedingungen, dass wir uns gut entwickeln können. Wir stellen uns eine Struktur oder Stundenplan auf, der durchführbar ist und der uns unterstützt. Damit schaffen wir uns eine Atmosphäre und gute Bedingungen für ein gesundes und glückliches Leben.


2. Der Hirte kennt seine Herde.

Der Hirte betrachtet seine Herde genau und kennt die Eigenheiten der verschiedenen Tiere. So kann er bestimmte Eigenschaften eindämmen oder umwandeln.
Wir machen eine Bestandaufnahme unserer Situation: Wer sind wir? Wie geht es uns? Wie fühlt sich unser Körper an? Welche Gefühle haben wir? Haben wir Gewohnheiten, die sehr häufig vorkommen? Wie ist unsere Grundstimmung? Sind wir eher pessimistisch oder sehen wir die Welt oft rosarot? Sind wir eher flexibel und leicht, oder nehmen wir die Dinge oft schwer? Wie sind wir? Wie sehen wir die Welt? In welcher Verfassung sind wir körperlich, geistig und seelisch? Haben wir bestimmte Gewohnheiten oder Denkmuster, die uns besonders kennzeichnen oder uns immer wieder Schwierigkeiten bereiten? Gibt es Dinge, die sich immer wieder wiederholen? Wir schauen uns ehrlich an und lernen uns kennen.


3. Der Hirte reinigt die Herde regelmäßig von Insekten und Ungeziefer und pflegt ihre Wunden.

Ein guter Hirte weiß, dass die Tiere auf der Weide von Insekten geplagt werden und sorgt dafür, dass sie nicht zu sehr darunter leiden müssen. Genauso wie die Insekten automatisch angezogen werden durch die Bedingungen auf der Weide, ziehen wir durch unser Karma Verletzungen an. Doch wie der Hirte, gehen wir achtsam mit unseren Schmerzen und Verletzungen um und versuchen, uns zu pflegen und zu reinigen und Heilung zu ermöglichen.

4. Der Hirte schützt seine Herde vor Verletzungen
Ein guter Hirte weiß, unter welchen Bedingungen die meisten Insekten und Gefahren für die Herde kommen. Er verteilt Schlamm auf ihrem Fell und schützt sie so vor Plagen und Verletzungen durch Ungeziefer. Genauso schützen wir uns vor unseren leidvollen Verstrickungen, in dem wir Achtsamkeit entwickeln im Umgang mit unser Gier, unseren Wünschen und Sehnsüchten.


5. Der Hirte verjagt die Feinde

Um Ungeziefer und Insekten zu verjagen entfacht der Hirte ein Kräuterfeuer, dessen Rauch die Insekten fern hält. Wir haben die Möglichkeit heilsame Plätze aufzusuchen, an denen wir uns nicht so sehr von unseren Begierden oder destruktiven Energien überwältigen lassen.


6 Der Hirte führt seine Herde auf einem sicheren Pfad.

Der Hirte kennt alle Wege und schützt die Herde vor Feinden und Gefahren.
Dies ist vergleichbar mit dem Achtfachen Pfad, der uns schützt, dass wir nicht vom Weg abkommen und uns an Orten aufhalten oder Handlungen begehen, die uns selbst und anderen Schaden können. Der Achtfache Pfad lehrt uns:
1. Rechte Erkenntnis
2. Rechte Gesinnung
3. Rechte Rede
4. Rechtes Tun
5. Rechter Lebensunterhalt
6. Rechte Anstrengung
7. Rechte Achtsamkeit
8. Rechte Sammlung

Zu den einzelnen Punkten des Achtfachen Pfads werde ich in den folgenden Wochen noch einmal tiefer eingehen.

7. Der Hirte kennt den Weg.
Der Hirte weiß, wo der beste Weideplatz für seine Tiere ist. Er kennt den Weg und auch alle Gefahren auf dem Weg und führt sie sicher zur Weide.
Der Weg zum Ziel, ist vergleichbar mit der richtigen Methode. Um dahin zu kommen, gibt es Methoden. Ein spiritueller Lehrer kann uns dabei helfen, die richtige Methode zu finden. Es ist wichtig, dass wir innere Sicherheit entwickeln und auf unserem Weg begleitet werden, um auch in schwierigen Situationen, die innere Balance halten zu können.

8. Der Hirte bringt die Herde sicher über den Fluss
Auf dem Weg zum Weideplatz ist die Herde vielen Gefahren ausgesetzt. Beim Überqueren eines reißenden Flusses, muss der Hirte Strömung und Tiefe des Gewässers einschätzen können, damit die Herde sicher zum anderen Ufer gelangt. Im übertragenen Sinne helfen uns die Vier Edlen Wahrheiten, mit deren Hilfe wir Klarheit über unsere Situation gewinnen. Wir betrachten klar in welcher Lage wir sind und untersuchen genau:

1. Was ist mein Leid? Wo sind meine Schmerzen?

2. Woher kommt es? Welche Ursachen hat es?
Wir sind bereit nach innen zu sehen und zu erforschen, woher unser Leid kommt: Kommt es aus der Kindheit? Gab es verletzende Situationen oder Traumata? An was halten wir fest? Welche Gefühle sind beteiligt? Und an welche Wünschen und Sehnsüchten?

3. Wir entwickeln den Wunsch, einen Weg aus dem Leid zu finden. Dabei fragen wir uns ehrlich: Möchten wir uns wirklich verändern? Und was heißt das? Oft sind wir nicht bereit das Leid wirklich loszulassen, denn häufig verknüpfen wir unsere Probleme mit unserer Existenz. Um wirklich einen Weg aus dem Leid zu finden, müssen wir die innere Bereitschaft dafür haben, es wirklich loszulassen und uns zu verändern.

4. Wenn du dein Leid kennst, kennst du auch das Gegenmittel dazu. Wenn wir wissen woran es hakt, kennen wir auch die Methode die uns unterstützen kann, uns zu verändern.

9. Der Hirte sorgt gut für die Herde.
Wenn der Hirte einen guten Weideplatz für die Herde gefunden hat, sorgt er dafür, dass sie genug Nahrung und Wasser bekommt.
Für uns bedeutet das, dass wir auf unseren geistigen, seelischen und körperlichen Zustand achten und gut mit uns selbst umgehen. Destruktive Gefühle, Gedanken und Handlungen fügen uns Leid zu und bringen uns in schwierige Situationen. Deshalb gehen wir vorsichtig und liebevoll mit uns um. Wir verstehen, dass alles sich ständig ändert: Unser Körper unsere Gedanken, unsere Gefühle sind ständig in Bewegung, kein Zustand ist statisch und für immer. Unser Unglück, geht genauso vorbei wie unser Glück und dieser Wandel gibt uns die Sicherheit, dass alles bewältigbar ist.


10. Der Hirte achtet darauf, dass sich die Herde gut entwickeln kann.

Der gute Hirte geht fürsorglich mit seiner Herde um. Er achtet darauf, dass die Tiere gut versorgt und genährt sind. Er weiß, wie er die Tiere für Arbeit einspannen kann und achtet darauf, dass sie nicht ausgemolken oder ausgezehrt werden.
Genauso gehen wir auch mit uns selbst um: wir sollten uns weder über- noch unterfordern. Wir sollten uns nicht zu sehr in eine Richtung peitschen, uns aber auch nicht gehen lassen.
Gut für sich zu sorgen heißt, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und darauf zu achten, dass unsere Energien und unsere Verfassung in Balance ist.

Den Leitfaden anwenden: Sich selbst ein guter Hirte/ eine gute Hirtin sein:
Wer bin ich überhaupt in diesem Moment? und was erlebe ich gerade?
Dieser Leitfaden schult unsere Achtsamkeit in Bezug auf uns selbst und bringt uns Klarheit darüber, wer wir sind. Alles was in unserem Leben passiert, führen wir auf uns selbst zurück.
Dadurch lernen wir uns kennen und verstehen den Mechanismus, der uns immer wieder in unser Leid führt. Wenn wir das verstehen, haben wir die Möglichkeit uns zu verändern.

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10. Dezember 2010

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