Freitag, 26. November 2010
Fortsetzung vom 25.11.2010
Durch meine Verlustangst lernte ich, genau hinzuschauen, was die Menschen um mich herum wünschten, und dem entsprechend versuchte ich ihnen zu geben, was sie brauchten. Ich war trainiert die Bedürfnisse meiner Mitmenschen im Voraus zu erahnen und es machte mir Freude, wenn ich sah, dass meine Handlungen ihnen Freude bereitete. Tief in mir sagte eine ganz leise Stimme: „Ihr sollt süchtig nach mir werden und dann werdet ihr mich nie mehr verlassen“. Wenn jemand traurig war, zeigte ich meine Sympathie und weinte mit, obwohl ich selbst gar nicht traurig war. Irgendetwas in mir flüsterte: „Wenn du Solidarität zeigst, bist Du mit den anderen tief tief verbunden.“ Wenn jemand böse mit mir war, sorgte ich sofort dafür, dass alles wieder in Ordnung kam, ich entschuldigte mich und nahm alle Schuld auf mich, damit die Welt wieder stimmte. Meine eigenen Bedürfnisse nahm ich immer weniger wahr, denn sobald ich für mich selbst sorgen wollte, wurde ich mit Vorwürfen bombardiert. Von allen Seiten prasselten Schuldzuweisungen auf mich ein, dass ich mich zu wenig um andere kümmere, mich nur um mich selbst drehe und egoistisch sei. So passte ich mich mehr und mehr an, denn obwohl ich mich danach sehnte, meinen eigenen Bedürfnissen nachzugehen, sehnte ich mich auf der anderen Seite nach einer tiefen tiefen Verbindung mit allen Menschen. Doch ich hatte ständig das Gefühl etwas falsch zu machen und fühlte mich innerlich total zerrissen.
Irgendwann meldete sich wieder der Rebell in mir und seine Stimme rief: „Das kann doch nicht wahr sein, dass ich für alles verantwortlich sein soll, wer bin ich denn!
Nächtelang dachte ich darüber nach: „Wer bin ich? Bin ich derjenige der immer stark ist und gut funktioniert oder der, der Gefühl zeigt und immer mitfühlend für andere da ist? Wer bin ich?“
Fortsetzung morgen
Hm, das ist eine gute Frage.
Ich kann ungefähr nachvollziehen, wie es dir geht.
Es geht um Gefühle und den Verstand, die miteinander streiten.
Du hast Ängste oder andere immerwiederkehrende unangenehme Gefühle.
Kopfmäßig weißt Du, was los ist und du versuchst gegen das Gefühl der Verlustangst anzugehen, indem du andere süchtig machen willst, dass sie dich nicht mehr verlassen.
Dann ist da die Sache, es allen Recht machen zu wollen. Geht sowieso nie.
Dann klingt es auch so, dass dein Selbstwert sich meldet.
Denn gesunden Egoismus brauchst du, dass weiß wahrscheinlich fast jeder. Aber wo ist die Grenze?
Klar, wenn es alle bisher gewohnt waren, dass du für sie da bist und du dich ja ändern willst, bzw. etwas ausprobieren willst, und du nun nicht mehr für die anderen wie gewohnt da bist, dass dann einige von denen dir dann vorwürfe machen, wenn du versuchst dich abzugrenzen.
Es ist vollkommen klar, dass du dann nicht mehr weißt wer du bist.
Mir geht es auch ähnlich. Ich werde von altbekannten Gefühlen und Gedanken besucht, weiß aber vom Kopf ungefähr, was los ist.
Ich weiß auch gerade nicht, wie ich bin und was ich noch denken oder fühlen soll.
Naja, das war jetzt mal ein spontaner Kommentar.
Viele Grüße