Sonntag, 28. November 2010

Fortsetzung
Wer bin ich? Ich versuchte mich abzugrenzen und zurückzuziehen, um klar zu sehen, wer ich wirklich bin. Ich versuchte meine Gefühle zu verstehen und meine Bedürfnisse wahrzunehmen, aber ich traute mich gar nicht zu leben. Doch der Rebell in mir sagte: „Versuch es“!
Und ich habe es versucht. Wenn die anderen Mönche zu Mittag aßen, ging ich schwimmen. Wenn alle in der Buddhahalle saßen und rezitierten, schlich ich mich raus und sah mir schöne Sachen an. Besonders liebte ich es im Park zu liegen, die Sonne zu genießen und zu schauen, was in der Welt um mich herum vor sich ging.
Nun musste ich mir sehr oft anhören, dass ich verblendet sei und mich im Irrtum befand. Ich hätte gar keine Ahnung, in was für eine Situation mich mein Verhalten bringen würde und so bekam ich alle möglichen Strafen: ich musste das Klo putzen, stundenlang knien, Sutrentexte restaurieren. Aber trotz der Strafen war ich stolz auf mich. Mein innerer Rebell sagte: „Du traust dich, was keiner sich traut, du hast es gewagt, auch wenn du bestraft wirst, so hast du wenigstens gelebt, während die anderen einfach dumme Mönche bleiben.“ Ich fühlte mich sehr schlau, denn ich hatte mehr von der Welt gesehen und verstanden als die anderen. Und je mehr Kritik und Strafen ich bekam, desto mehr distanzierte ich mich und überhob mich über die anderen. Die anderen Mönche lästerten jetzt viel über mich und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie zählten auf, was ich alles Schlechtes getan hatte und was für ein schlechter Mönch ich sei und dass der Buddha sich für mich schämen würde.
Das machte mich sehr wütend und ich begann die Novizen zu beschimpfen, ich sagte: „Der Buddha ist sehr intelligent und weise und er würde sich über so dumme Mönche wie ihr es seid schämen“! Da sagten sie mir, merkst du denn nicht wie verblendet du bist, jetzt hast du auch noch Wut und Hass in dir, mit so einem schlechten Mönch wie dir, möchten wir nichts zu tun haben.“ Ich wurde von der ganzen Gruppe abgelehnt, aber ich lehnte auch alle ab. Und mein innerer Rebell sagte zu mir: „Wir werden es denen schon zeigen“ – und ich begann in sehr kurzer Zeit sämtliche Sutren auswendig zu lernen und versuchte sie zu interpretieren und zu erklären. Ich wollte die Aufmerksamkeit meines Meisters gewinnen und fühlen, dass er stolz auf mich sein könnte. Und so wurde ich sein Attendant und hatte nun eine neue tiefe Verbindung, doch nicht mehr mit den kleinen dummen Novizen, sondern mit dem allergrößten Meister.

Fortsetzung folgt

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28. November 2010

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