MN78 – Samanamandikàputta

Majjhima Nikàya 78

 

Samanamandikàputta (Samanamandikà Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf. Bei jener Gelegenheit hielt sich der Wanderasket
Uggàhamàna Samanamandikàputta in Mallikàs Park, der Tinduka-Plantage
mit der einen Halle, zum Zwecke philosophischer Debatten auf, zusammen
mit einem großen Gefolge von Wanderasketen, dreihundert Wanderasketen an
der Zahl.

2. Der Zimmermann Pañcakaïga verließ am Mittag Sàvatthã, um den Erhabenen
zu sehen. Da dachte er: „Es ist jetzt nicht die richtige Zeit, um den Erhabenen
zu sehen; er befindet sich noch in Zurückgezogenheit. Und es ist jetzt nicht
die richtige Gelegenheit, um Bhikkhus, die Wertschätzung verdienen, zu sehen;
sie befinden sich noch in Zurückgezogenheit. Angenommen, ich ginge zu Mallikàs
Park, zum Wanderasketen Uggàhamàna Samaõamaõóikàputta?“ Und er ging zu
Mallikàs Park.

3. Bei jener Gelegenheit saß der Wanderasket Uggàhamàna mit einer großen
Versammlung von Wanderasketen zusammen, die einen Aufruhr veranstalteten,
laut und lärmend viele sinnlose Gespräche führten, wie zum Beispiel Gespräche
über Könige, Räuber, Minister, Heere, Gefahren, Schlachten, Essen, Trinken,
Kleidung, Betten, Schmuck, Parfüm, Verwandte, Fahrzeuge, Dörfer, Marktstädte,
Großstädte, Länder, Frauen, Helden, Straßen, Brunnen, die Toten, Unbedeutendes,
den Ursprung der Welt, den Ursprung des Meeres, ob die Dinge so oder
anders sind. Da sah der Wanderasket Uggàhamàna den Zimmermann Pañcakaïga
in der Ferne kommen. Als er ihn sah, brachte er seine eigene Versammlung so
zum Schweigen: „Meine Herren, seid still; meine Herren, macht keinen Lärm.
Hier kommt der Zimmermann Pañcakaïga, ein Schüler des Mönchs Gotama,
einer der weißgekleideten Laienanhänger des Mönchs Gotama, die in Sàvatthã
wohnen. Diese Ehrwürdigen mögen die Stille; sie sind in der Stille geschult; sie
heißen Stille gut. Wenn er feststellt, daß unsere Versammlung still ist, dann überlegt
er sich vielleicht, zu uns zu kommen.“ Da schwiegen die Wanderasketen.

4. Der Zimmermann Pañcakaïga ging zum Wanderasketen Uggàhamàna und
tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten
setzte er sich seitlich nieder. Dann sagte der Wanderasket Uggàhamàna zu ihm:

5. „Zimmermann, wenn ein Mann vier Eigenschaften besitzt, beschreibe ich
ihn als verwirklicht in dem , was heilsam ist, als vervollkommnet in dem, was
heilsam ist, als einen, der das Höchste erlangt hat, als einen unbesiegbaren Mönch.
Was sind die vier? Er begeht keine üblen körperlichen Handlungen, er führt keine
üble Rede, er hat keine üblen Absichten, und er verdient sich seinen Lebensunterhalt
nicht durch irgendeine üble Lebensweise. Wenn ein Mann diese vier
Eigenschaften besitzt, beschreibe ich ihn als verwirklicht in dem , was heilsam
ist, als vervollkommnet in dem , was heilsam ist, als einen, der das Höchste
erlangt hat, als einen unbesiegbaren Mönch.“

6. Da bestätigte der Zimmermann Pañcakaïga die Worte des Wanderasketen
Uggàhamàna nicht, und lehnte sie auch nicht ab. Ohne eine dieser beiden Möglichkeiten
einzuschlagen, erhob er sich von seinem Sitz und ging fort, mit dem
Gedanken: „Ich werde die Bedeutung dieser Aussage in der Gegenwart des Erhabenen
herausfinden.“

7. Dann ging er zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er
sich seitlich nieder und berichtete dem Erhabenen seine gesamte Unterhaltung
mit dem Wanderasketen Uggàhamàna. Darauf sagte der Erhabene:

8. „Wenn dem so wäre, Zimmermann, dann wäre ein junges, zartes Kleinkind,
das unbeholfen daliegt, nach der Behauptung des Wanderasketen Uggàhamàna
verwirklicht in dem, was heilsam ist, vervollkommnet in dem , was heilsam ist,
einer, der das Höchste erlangt hat, ein unbesiegbarer Mönch. Denn ein junges,
zartes Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung
von ,Körper‘, also wie könnte es da eine üble Handlung über bloßes Strampeln
hinaus begehen? Ein junges, zartes Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch
nicht einmal die Vorstellung von ,Sprache‘, also wie könnte es da üble Rede über
bloßes Jammern hinaus führen? Ein junges, zartes Kleinkind, das unbeholfen
daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung von ,Absicht‘, also wie könnte es
da üble Absichten über bloßes Schmollen hinaus haben? Ein junges, zartes Kleinkind,
das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung von ,Lebensunterhalt‘,
also wie könnte es sich da seinen Lebensunterhalt durch üble
Lebensweise über bloßes Gestilltwerden an der Mutterbrust hinaus verdienen?
Wenn dem so wäre, Zimmermann, dann wäre ein junges, zartes Kleinkind, das
unbeholfen daliegt, nach der Behauptung des Wanderasketen Uggàhamàna verwirklicht
in dem, was heilsam ist, vervollkommnet in dem, was heilsam ist, einer,
der das Höchste erlangt hat, ein unbesiegbarer Mönch.“
„Wenn ein Mann vier Eigenschaften besitzt, Zimmermann, dann beschreibe
ich ihn nicht als verwirklicht in dem , was heilsam ist, oder als vervollkommnet
in dem, was heilsam ist, oder als einen, der das Höchste erlangt hat, oder als
einen unbesiegbaren Mönch, sondern als einen, der zur gleichen Kategorie gehört,
wie das junge, zarte Kleinkind, das unbeholfen daliegt. Was sind die vier?
Er begeht keine üblen körperlichen Handlungen, er führt keine üble Rede, er hat
keine üblen Absichten, und er verdient sich seinen Lebensunterhalt nicht durch
irgendeine üble Lebensweise. Wenn ein Mann diese vier Eigenschaften besitzt,
dann beschreibe ich ihn nicht als verwirklicht in dem , was heilsam ist, oder als
vervollkommnet in dem, was heilsam ist, oder als einen, der das Höchste erlangt
hat, oder als einen unbesiegbaren Mönch, sondern als einen, der zur gleichen
Kategorie gehört, wie das junge, zarte Kleinkind, das unbeholfen daliegt.“

9. „Wenn ein Mann zehn Eigenschaften besitzt, Zimmermann, dann beschreibe
ich ihn als verwirklicht in dem , was heilsam ist, als vervollkommnet in dem,
was heilsam ist, als einen, der das Höchste erlangt hat, als einen unbesiegbaren
Mönch 1). (Aber zunächst einmal) sage ich, muß es so verstanden werden: ,Dies
sind unheilsame Angewohnheiten‘, und so: ,Unheilsame Angewohnheiten entspringen
in diesem‘, und so: ,Hier hören unheilsame Angewohnheiten ohne Überbleibsel
auf‘, und so: ,Jemand, der auf diese Weise praktiziert, übt sich im Weg
zum Aufhören von unheilsamen Angewohnheiten‘. Und ich sage, es muß so verstanden
werden: ,Dies sind heilsame Angewohnheiten‘, und so: ,Heilsame Angewohnheiten
entspringen in diesem‘, und so: ,Hier hören heilsame
Angewohnheiten ohne Überbleibsel auf‘, und so: ,Jemand, der auf diese Weise
praktiziert, übt sich im Weg zum Aufhören von heilsamen Angewohnheiten‘.
Und ich sage, es muß so verstanden werden: ,Dies sind unheilsame Absichten‘,
und so: ,Unheilsame Absichten entspringen in diesem‘, und so: ,Hier hören unheilsame
Absichten ohne Überbleibsel auf‘, und so: ,Jemand, der auf diese Weise
praktiziert, übt sich im Weg zum Aufhören von unheilsamen Absichten‘. Und
ich sage, es muß so verstanden werden: ,Dies sind heilsame Absichten‘, und so:
,Heilsame Absichten entspringen in diesem‘, und so: ,Hier hören heilsame Absichten
ohne Überbleibsel auf‘, und so: ,Jemand, der auf diese Weise praktiziert,
übt sich im Weg zum Aufhören von heilsamen Absichten 2)‘.“

10. „Was sind unheilsame Angewohnheiten? Es sind unheilsame körperliche
Handlungen, unheilsame sprachliche Handlungen und üble Lebensweise. Diese
werden unheilsame Angewohnheiten genannt.“
„Und wo entspringen diese unheilsamen Angewohnheiten? Ihr Entspringen
ist dargelegt: man sollte sagen, sie entspringen im Geist. In welchem Geist?
Obwohl der Geist vielfältig ist, verschiedenartig und mit unterschiedlichen Aspekten,
gibt es Geist, der von Begierde beeinflußt ist, von Haß und von Verblendung.
Unheilsame Angewohnheiten entspringen in diesem.“
„Und wo hören diese unheilsamen Angewohnheiten ohne Überbleibsel auf?
Ihr Aufhören ist dargelegt: da überwindet ein Bhikkhu körperliches Fehlverhalten
und entfaltet gutes körperliches Verhalten; er überwindet sprachliches Fehlverhalten
und entfaltet gutes sprachliches Verhalten; er überwindet geistiges
Fehlverhalten und entfaltet gutes geistiges Verhalten; er überwindet falsche Lebensweise
und erwirbt seinen Lebensunterhalt durch richtige Lebensweise. Hier
geschieht es, daß unheilsame Angewohnheiten ohne Überbleibsel aufhören 3).“
„Und wie praktiziert er, um sich im Weg zum Aufhören von unheilsamen Angewohnheiten
zu üben? Da erweckt ein Bhikkhu Eifer um das Nichtentstehen
noch nicht entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich,
bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer
um das Überwinden bereits entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände,
und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich
ein. Er erweckt Eifer um das Entstehen noch nicht entstandener heilsamer Geisteszustände,
und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an
und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Beibehalten, das Nicht-Verschwinden,
die Stärkung, das Anwachsen, die Entfaltung und Vervollkommnung bereits
entstandener heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor,
strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Einer, der so praktiziert, übt sich
im Weg zum Aufhören von unheilsamen Angewohnheiten.“

11. „Was sind heilsame Angewohnheiten? Es sind heilsame körperliche Handlungen,
heilsame sprachliche Handlungen und die Läuterung der Lebensweise.
Diese werden heilsame Angewohnheiten genannt.“
„Und wo entspringen diese heilsamen Angewohnheiten? Ihr Entspringen ist
dargelegt: man sollte sagen, sie entspringen im Geist. In welchem Geist? Obwohl
der Geist vielfältig ist, verschiedenartig und mit unterschiedlichen Aspekten,
gibt es Geist, der nicht von Begierde beeinflußt ist, nicht von Haß oder
Verblendung. Heilsame Angewohnheiten haben ihren Ursprung in diesem.“
„Und wo hören diese heilsamen Angewohnheiten ohne Überbleibsel auf? Ihr
Aufhören ist dargelegt: da ist ein Bhikkhu sittsam, aber er identifiziert sich nicht
mit seiner Sittlichkeit, und er versteht jene Herzensbefreiung, die Befreiung durch
Weisheit, in der jene heilsamen Angewohnheiten ohne Überbleibsel aufhören,
der Wirklichkeit entsprechend 4).“
„Und wie praktiziert er, um sich im Weg zum Aufhören von heilsamen Angewohnheiten
zu üben? Da erweckt ein Bhikkhu Eifer um das Nichtentstehen noch
nicht entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt
Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um
das Überwinden bereits entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er
bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er
erweckt Eifer um das Entstehen noch nicht entstandener heilsamer Geisteszustände,
und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und
setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Beibehalten, das Nicht-Verschwinden,
die Stärkung, das Anwachsen, die Entfaltung und Vervollkommnung bereits entstandener
heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor,
strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Einer, der so praktiziert, übt sich im
Weg zum Aufhören von heilsamen Angewohnheiten.“

12. „Was sind unheilsame Absichten? Es sind die Absicht der Sinnesgier, die
Absicht des Übelwollens und die Absicht der Grausamkeit. Diese werden unheilsame
Absichten genannt.“
„Und wo entspringen diese unheilsamen Absichten? Ihr Entspringen ist dargelegt:
man sollte sagen, sie entspringen in Wahrnehmung. In welcher Wahrnehmung?
Obwohl Wahrnehmung vielfältig ist, verschiedenartig und mit
unterschiedlichen Aspekten, gibt es Wahrnehmung der Sinnesgier, Wahrnehmung
des Übelwollens und Wahrnehmung der Grausamkeit. Unheilsame Absichten
entspringen in diesem.“
„Und wo hören diese unheilsamen Absichten ohne Überbleibsel auf? Ihr Aufhören
ist dargelegt: da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen,
abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die
von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt
darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit
entstanden sind. Hier geschieht es, daß unheilsame Absichten ohne Überbleibsel
aufhören 5).“
„Und wie praktiziert er, um sich im Weg zum Aufhören von unheilsamen Absichten
zu üben? Da erweckt ein Bhikkhu Eifer um das Nichtentstehen noch
nicht entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt
Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um
das Überwinden bereits entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er
bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er
erweckt Eifer um das Entstehen noch nicht entstandener heilsamer Geisteszustände,
und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und
setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Beibehalten, das Nicht-Verschwinden,
die Stärkung, das Anwachsen, die Entfaltung und Vervollkommnung bereits entstandener
heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor,
strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Einer, der so praktiziert, übt sich im
Weg zum Aufhören von unheilsamen Absichten.“

13. „Was sind heilsame Absichten? Es sind die Absicht der Entsagung, die
Absicht des Nicht-Übelwollens und die Absicht der Nicht-Grausamkeit. Diese
werden heilsame Absichten genannt.“
„Und wo entspringen diese heilsamen Absichten? Ihr Entspringen ist dargelegt:
man sollte sagen, sie entspringen in Wahrnehmung. In welcher Wahrnehmung?
Obwohl Wahrnehmung vielfältig ist, verschiedenartig und mit
unterschiedlichen Aspekten, gibt es Wahrnehmung der Entsagung, Wahrnehmung
des Nicht-Übelwollens und Wahrnehmung der Nicht-Grausamkeit. Heilsame
Absichten entspringen in diesem.“
„Und wo hören diese heilsamen Absichten ohne Überbleibsel auf? Ihr Aufhören
ist dargelegt: da tritt ein Bhikkhu mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden
Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) in die zweite
Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche
und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzükkung
und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Hier geschieht
es, daß heilsame Absichten ohne Überbleibsel aufhören 6).“
„Und wie praktiziert er, um sich im Weg zum Aufhören von heilsamen Absichten
zu üben? Da erweckt ein Bhikkhu Eifer um das Nichtentstehen noch
nicht entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt
Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um
das Überwinden bereits entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und er
bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Er
erweckt Eifer um das Entstehen noch nicht entstandener heilsamer Geisteszustände,
und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und
setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Beibehalten, das Nicht-Verschwinden,
die Stärkung, das Anwachsen, die Entfaltung und Vervollkommnung bereits entstandener
heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor,
strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Einer, der so praktiziert, übt sich im
Weg zum Aufhören von heilsamen Absichten.“

14. „Zimmermann, mit welchen zehn Eigenschaften beschreibe ich einen Mann
als verwirklicht in dem , was heilsam ist, als vervollkommnet in dem, was heilsam
ist, als einen, der das Höchste erlangt hat, als einen unbesiegbaren Mönch?
Da besitzt ein Bhikkhu die Richtige Ansicht dessen, der die Schulung zu Ende
gebracht hat, die Richtige Absicht dessen, der die Schulung zu Ende gebracht
hat, die Richtige Rede dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, das Richtige
Handeln dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, die Richtige Lebensweise
dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, die Richtige
Anstrengung dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, die Richtige Achtsamkeit
dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, die Richtige Konzentration
dessen, der die Schulung zu Ende gebracht hat, das Richtige Wissen dessen,
der die Schulung zu Ende gebracht hat, und die Richtige Befreiung dessen, der
die Schulung zu Ende gebracht hat. Wenn ein Mann diese zehn Eigenschaften
besitzt, dann beschreibe ich ihn als verwirklicht in dem, was heilsam ist, als vervollkommnet
in dem, was heilsam ist, als einen, der das Höchste erlangt hat, als
einen unbesiegbaren Mönch.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der Zimmermann Pañcakaïga war zufrieden
und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Ein Arahant.
2) Die Vier Edlen Wahrheiten durchziehen das Dhamma auf allen Ebenen.
3) „Ohne Überbleibsel“ deutet darauf hin, daß die überweltliche Stufe des Stromeintritts
gemeint ist, nicht nur zeitweiliges sittliches Verhalten aufgrund von Zurückhaltung.
4) Der Arahant hat sittliches Verhalten, aber er identifiziert sich nicht damit, es ist
nicht „seine“ Sittlichkeit. Da dieses Verhalten keine kammische Frucht mehr mit
sich bringt, kann es auch nicht als „heilsam“ bezeichnet werden.
5) MA: Die erste Vertiefung in Verbindung mit dem Erreichen der Nichtwiederkehr;
beim Erreichen von Nichtwiederkehr wird Sinnesbegierde und Übelwollen vernichtet,
so daß genannte unheilsame Absichten nicht mehr entstehen können.
6) MA: Die zweite Vertiefung in Verbindung mit dem Erreichen der Arahantschaft.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN77 – Die längere Lehrrede an Sakuludàyin

Majjhima Nikàya 77

 

Die längere Lehrrede an Sakuludàyin

(Mahàsakuludàyi Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf.

2. Bei jener Gelegenheit wohnte eine Anzahl bekannter Wanderasketen im
Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen, und zwar Anugàra, Varadhara und der
Wanderasket Sakuludàyin, wie auch andere bekannte Wanderasketen.

3. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach Ràjagaha hinein. Da dachte der Erhabene:
„Es ist noch zu früh, um in Ràjagaha um Almosen umherzugehen. Wie wäre es,
wenn ich zum Wanderasketen Sakuludàyin im Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen
ginge?“

4. Dann ging der Erhabene zum Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen.
Bei jener Gelegenheit saß der Wanderasket Sakuludàyin mit einer großen Versammlung
von Wanderasketen zusammen, die einen Aufruhr veranstalteten, laut
und lärmend viele sinnlose Gespräche führten, wie zum Beispiel Gespräche über
Könige, Räuber, Minister, Heere, Gefahren, Schlachten, Essen, Trinken, Kleidung,
Betten, Schmuck, Parfüm, Verwandte, Fahrzeuge, Dörfer, Marktstädte,
Großstädte, Länder, Frauen, Helden, Straßen, Brunnen, die Toten, Unbedeutendes,
den Ursprung der Welt, den Ursprung des Meeres, ob die Dinge so oder
anders sind. Da sah der Wanderasket Sakuludàyin den Erhabenen in der Ferne
kommen. Als er ihn sah, brachte er seine eigene Versammlung so zum Schweigen:
„Meine Herren, seid still; meine Herren, macht keinen Lärm. Hier kommt
der Mönch Gotama. Dieser Ehrwürdige mag die Stille und heißt Stille gut. Wenn
er feststellt, daß unsere Versammlung still ist, dann überlegt er sich vielleicht, zu
uns zu kommen.“ Da schwiegen die Wanderasketen.

5. Der Erhabene ging zum Wanderasketen Sakuludàyin, der zu ihm sagte:
„Der Erhabene komme her, ehrwürdiger Herr, der Erhabene sei willkommen. Es
ist lange her, daß der Erhabene die Gelegenheit gefunden hat, hierher zu kommen.
Der Erhabene nehme Platz; dieser Sitz ist vorbereitet.“
Der Erhabene setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder, und der Wanderasket
Sakuludàyin nahm einen niedrigen Sitz ein und setzte sich seitlich nieder.
Nachdem er dies getan hatte, fragte ihn der Erhabene: „Um welcher Erörterung
willen sitzt ihr jetzt hier zusammen, Udàyin? Und was war das für eine Erörterung,
die nicht zu Ende gebracht wurde?“

6. „Ehrwürdiger Herr, laß die Erörterung sein, um deren willen wir jetzt hier
zusammensitzen. Der Erhabene kann gut und gerne später davon hören. Ehrwürdiger
Herr, als sich in den letzten Tagen Mönche und Brahmanen verschiedener
Sekten versammelt haben und in der Debattierhalle zusammen gesessen sind, ist
dieses Thema aufgetaucht: ,Es ist ein Gewinn für die Leute aus Aïga und
Magadha, es ist ein großer Gewinn für die Leute aus Aïga und Magadha, daß
diese Mönche und Brahmanen, Ordensvorsteher, Führer von Gruppen, Lehrer
von Gruppen, bekannte und berühmte Sektengründer, die von vielen als Heilige
angesehen werden, gekommen sind, um die Regenzeit in Ràjagaha zu verbringen 1).
Da ist Påraõa Kassapa, ein Ordensvorsteher, der Führer einer Gruppe, der
Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer, der von vielen
als Heiliger angesehen wird: er ist gekommen, um die Regenzeit in Ràjagaha
zu verbringen. Da ist auch Makkhali Gosàla, ein Ordensvorsteher, der Führer
einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer,
der von vielen als Heiliger angesehen wird: auch er ist gekommen, um
die Regenzeit in Ràjagaha zu verbringen. Da ist auch Ajita Kesakambalin, ein
Ordensvorsteher, der Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter
und berühmter Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird:
auch er ist gekommen, um die Regenzeit in Ràjagaha zu verbringen. Da ist auch
Pakudha Kaccàyana, ein Ordensvorsteher, der Führer einer Gruppe, der Lehrer
einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer, der von vielen als
Heiliger angesehen wird: auch er ist gekommen, um die Regenzeit in Ràjagaha
zu verbringen. Da ist auch Sañjaya Belaññhiputta, ein Ordensvorsteher, der Führer
einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer,
der von vielen als Heiliger angesehen wird: auch er ist gekommen, um
die Regenzeit in Ràjagaha zu verbringen. Da ist auch der Nigaõñha Nàtaputta,
ein Ordensvorsteher, der Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter
und berühmter Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen
wird: auch er ist gekommen, um die Regenzeit in Ràjagaha zu verbringen.
Da ist auch der Mönch Gotama, ein Ordensvorsteher, der Führer einer Gruppe,
der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer, der von
vielen als Heiliger angesehen wird: auch er ist gekommen, um die Regenzeit in
Ràjagaha zu verbringen. Von diesen ehrenwerten Mönchen und Brahmanen,
Ordensvorstehern, Führern von Gruppen, Lehrern von Gruppen, bekannten und
berühmten Sektengründern, die von vielen als Heilige angesehen werden, wer
von ihnen wird von seinen Schülern geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt?
Und wie leben sie in Abhängigkeit von ihm, während sie ihn ehren und respektieren?‘“
„Daraufhin sagten einige: ,Dieser Påraõa Kassapa ist ein Ordensvorsteher,
der Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte Påraõa Kassapa eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern sein
Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren, stellt Påraõa
Kassapa nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen das. Stellt uns jene
Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es geschah, daß Påraõa
Kassapa sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er mit den Armen fuchtelte und
jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen Lärm, meine Herren. Sie fragen
nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir werden ihnen antworten.‹ In
der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem sie seine Lehre so widerlegten:
›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin nicht. Ich verstehe dieses
Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du auch dieses Dhamma und diese
Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen Weg. Ich bin auf dem richtigen
Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent. Was zuerst gesagt werden sollte,
hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde sollte, hast du zuerst gesagt. Von
dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest, ist das Innerste nach außen
gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du bist nachweislich im Irrtum. Geh
und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus deinen Verstrickungen zu befreien,
wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird Påraõa Kassapa von seinen Schülern
nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben seine Schüler
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Er wird in
der Tat durch die Verachtung, die man seinem Dhamma gegenüber zeigt, verächtlich
gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Makkhali Gosàla ist ein Ordensvorsteher, der
Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte Makkhali Gosàla eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern
sein Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren, stellt
Makkhali Gosàla nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen das. Stellt uns
jene Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es geschah, daß
Makkhali Gosàla sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er mit den Armen fuchtelte
und jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen Lärm, meine Herren.
Sie fragen nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir werden ihnen antworten.‹
In der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem sie seine Lehre so
widerlegten: ›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin nicht. Ich verstehe
dieses Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du auch dieses Dhamma
und diese Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen Weg. Ich bin auf dem
richtigen Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent. Was zuerst gesagt werden
sollte, hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde sollte, hast du zuerst
gesagt. Von dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest, ist das Innerste
nach außen gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du bist nachweislich im
Irrtum. Geh und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus deinen Verstrickungen
zu befreien, wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird Makkhali Gosàla von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben seine
Schüler nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren.
Er wird in der Tat durch die Verachtung, die man seinem Dhamma gegenüber
zeigt, verächtlich gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Ajita Kesakambalin ist ein Ordensvorsteher, der
Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte Ajita Kesakambalin eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern
sein Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren, stellt
Ajita Kesakambalin nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen das. Stellt
uns jene Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es geschah,
daß Ajita Kesakambalin sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er mit den Armen
fuchtelte und jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen Lärm, meine
Herren. Sie fragen nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir werden
ihnen antworten.‹ In der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem sie seine
Lehre so widerlegten: ›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin nicht.
Ich verstehe dieses Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du auch dieses
Dhamma und diese Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen Weg. Ich bin
auf dem richtigen Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent. Was zuerst
gesagt werden sollte, hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde sollte, hast
du zuerst gesagt. Von dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest, ist das
Innerste nach außen gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du bist nachweislich
im Irrtum. Geh und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus deinen
Verstrickungen zu befreien, wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird Ajita
Kesakambalin von seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt,
auch leben seine Schüler nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn
ehren und respektieren. Er wird in der Tat durch die Verachtung, die man seinem
Dhamma gegenüber zeigt, verächtlich gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Pakudha Kaccàyana ist ein Ordensvorsteher, der
Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte Pakudha Kaccàyana eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern
sein Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren, stellt
Pakudha Kaccàyana nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen das. Stellt
uns jene Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es geschah,
daß Pakudha Kaccàyana sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er mit den Armen
fuchtelte und jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen Lärm, meine
Herren. Sie fragen nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir werden
ihnen antworten.‹ In der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem sie seine
Lehre so widerlegten: ›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin nicht.
Ich verstehe dieses Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du auch dieses
Dhamma und diese Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen Weg. Ich bin
auf dem richtigen Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent. Was zuerst
gesagt werden sollte, hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde sollte, hast
du zuerst gesagt. Von dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest, ist das
Innerste nach außen gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du bist nachweislich
im Irrtum. Geh und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus deinen
Verstrickungen zu befreien, wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird Pakudha
Kaccàyana von seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt,
auch leben seine Schüler nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und
respektieren. Er wird in der Tat durch die Verachtung, die man seinem Dhamma
gegenüber zeigt, verächtlich gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Sañjaya Belaññhiputta ist ein Ordensvorsteher, der
Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte Sañjaya Belaññhiputta eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern
sein Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren,
stellt Sañjaya Belaññhiputta nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen das.
Stellt uns jene Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es geschah,
daß Sañjaya Belaññhiputta sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er mit
den Armen fuchtelte und jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen Lärm,
meine Herren. Sie fragen nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir werden
ihnen antworten.‹ In der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem sie seine
Lehre so widerlegten: ›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin nicht.
Ich verstehe dieses Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du auch dieses
Dhamma und diese Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen Weg. Ich bin
auf dem richtigen Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent. Was zuerst
gesagt werden sollte, hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde sollte, hast
du zuerst gesagt. Von dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest, ist das
Innerste nach außen gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du bist nachweislich
im Irrtum. Geh und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus deinen
Verstrickungen zu befreien, wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird Sañjaya
Belaññhiputta von seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt,
auch leben seine Schüler nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn
ehren und respektieren. Er wird in der Tat durch die Verachtung, die man seinem
Dhamma gegenüber zeigt, verächtlich gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Nigaõñha Nàtaputta ist ein Ordensvorsteher, der
Führer einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter
Sektengründer, der von vielen als Heiliger angesehen wird, und doch wird er von
seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, auch leben sie
nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn ehren und respektieren. Einmal
lehrte der Nigaõñha Nàtaputta eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern
sein Dhamma. Da lärmte ein bestimmter Schüler von ihm: ›Meine Herren,
stellt dem Nigaõñha Nàtaputta nicht diese Frage. Er weiß das nicht. Wir wissen
das. Stellt uns jene Frage. Wir werden euch das beantworten, meine Herren.‹ Es
geschah, daß der Nigaõñha Nàtaputta sich nicht durchsetzen konnte, obwohl er
mit den Armen fuchtelte und jammerte: ›Seid still, meine Herren, macht keinen
Lärm, meine Herren. Sie fragen nicht euch, meine Herren. Sie fragen uns. Wir
werden ihnen antworten.‹ In der Tat verließen ihn viele seiner Schüler, nachdem
sie seine Lehre so widerlegten: ›Du verstehst dieses Dhamma und diese Disziplin
nicht. Ich verstehe dieses Dhamma und diese Disziplin. Wie könntest du
auch dieses Dhamma und diese Disziplin verstehen? Du bist auf dem falschen
Weg. Ich bin auf dem richtigen Weg. Ich bin konsequent. Du bist inkonsequent.
Was zuerst gesagt werden sollte, hast du zuletzt gesagt. Was zuletzt gesagt werde
sollte, hast du zuerst gesagt. Von dem, was du dir so sorgfältig ausgedacht hattest,
ist das Innerste nach außen gekehrt worden. Deine Lehre ist widerlegt. Du
bist nachweislich im Irrtum. Geh und lerne nochmal neu, oder versuche, dich aus
deinen Verstrickungen zu befreien, wenn du kannst!‹ Auf solche Weise wird der
Nigaõñha Nàtaputta von seinen Schülern nicht geehrt, respektiert, gewürdigt und
verehrt, auch leben seine Schüler nicht in Abhängigkeit von ihm, indem sie ihn
ehren und respektieren. Er wird in der Tat durch die Verachtung, die man seinem
Dhamma gegenüber zeigt, verächtlich gemacht.‘“
„Und einige sagten: ,Dieser Mönch Gotama ist ein Ordensvorsteher, der Führer
einer Gruppe, der Lehrer einer Gruppe, ein bekannter und berühmter Sektengründer,
der von vielen als Heiliger angesehen wird. Er von seinen Schülern
geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, und seine Schüler leben in Abhängigkeit
von ihm, während sie ihn ehren und respektieren. Einmal lehrte der Mönch
Gotama eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern sein Dhamma, und
da räusperte sich ein bestimmter Schüler von ihm. Daraufhin stieß ihn einer seiner
Gefährten im heiligen Leben mit dem Knie an, um ihm damit zu sagen: ›Sei
still, ehrwürdiger Herr, mach keinen Lärm; der Erhabene, der Lehrer lehrt uns
das Dhamma.‹ Wenn der Mönch Gotama eine Versammlung von mehreren hundert
Anhängern das Dhamma lehrt, ist bei jener Gelegenheit keinerlei Husten
oder Räuspern seitens seiner Schüler zu hören. Denn dann befindet sich jene
große Versammlung in gespannter Erwartung: ›Laßt uns das Dhamma hören, das
der Erhabene gleich lehren wird.‹ So als ob ein Mann an einer Wegkreuzung
stünde und reinen Honig aus Waben preßte, und eine große Gruppe von Menschen
befände sich in gespannter Erwartung, ebenso ist, wenn der Mönch Gotama
eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern das Dhamma lehrt, bei jener
Gelegenheit keinerlei Husten oder Räuspern seitens seiner Schüler zu hören.
Denn dann befindet sich jene große Versammlung in gespannter Erwartung: ›Laßt
uns das Dhamma hören, das der Erhabene gleich lehren wird.‹ Und sogar jene
seiner Schüler, die sich von ihren Gefährten im heiligen Leben trennen und zum
niedrigen Leben zurückkehren – sogar sie preisen den Lehrer und das Dhamma
und die Sangha; sie geben sich selbst statt anderen die Schuld, indem sie sagen:
›Wir hatten Pech, wir haben wenig Verdienste; denn obwohl wir in solch einem
wohlverkündeten Dhamma, einer wohlverkündeten Disziplin in die Hauslosigkeit
gezogen sind, waren wir nicht in der Lage, das vollkommene und reine heilige
Leben bis zu unserem Lebensende zu leben.‹ Nachdem sie Klosterdiener oder
Laienanhänger geworden sind, nehmen sie die fünf Übungsregeln auf sich und
befolgen sie. Auf solche Weise wird der Mönch Gotama von seinen Schülern
geehrt, respektiert, gewürdigt und verehrt, und seine Schüler leben in Abhängigkeit
von ihm, während sie ihn ehren und respektieren.‘“

7. „Aber, Udàyin, wieviele Tugenden siehst du in mir, aufgrund derer mich
meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von mir leben, während sie mich ehren und respektieren?“

8. „Ehrwürdiger Herr, ich sehe fünf Tugenden im Erhabenen, aufgrund derer
ihn seine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von ihm leben, während sie ihn ehren und respektieren. Was sind die fünf?
Erstens, ehrwürdiger Herr, ißt der Erhabene wenig und heißt es gut, wenig zu
essen; darin sehe ich die erste Tugend des Erhabenen, aufgrund derer ihn seine
Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von
ihm leben, während sie ihn ehren und respektieren. Wiederum, ehrwürdiger Herr,
ist der Erhabene mit jeglicher Art von Robe zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher
Art von Robe zufrieden zu sein; darin sehe ich die zweite Tugend des Erhabenen,
aufgrund derer ihn seine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren, und in Abhängigkeit von ihm leben, während sie ihn ehren und respektieren.
Wiederum, ehrwürdiger Herr, ist der Erhabene mit jeglicher Art von
Almosenspeise zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher Art von Almosenspeise
zufrieden zu sein; darin sehe ich die dritte Tugend des Erhabenen, aufgrund derer
ihn seine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von ihm leben, während sie ihn ehren und respektieren. Wiederum,
ehrwürdiger Herr, ist der Erhabene mit jeglicher Art von Lagerstätte zufrieden
und heißt es gut, mit jeglicher Art von Lagerstätte zufrieden zu sein; darin sehe
ich die vierte Tugend des Erhabenen, aufgrund derer ihn seine Schüler ehren,
respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von ihm leben, während
sie ihn ehren und respektieren. Wiederum, ehrwürdiger Herr, lebt der Erhabene
in Abgeschiedenheit und heißt es gut, in Abgeschiedenheit zu leben; darin
sehe ich die fünfte Tugend des Erhabenen, aufgrund derer ihn seine Schüler ehren,
respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von ihm leben,
während sie ihn ehren und respektieren.“

9. „Angenommen, Udàyin, meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren mich, und leben in Abhängigkeit von mir, während sie mich ehren und
respektieren, mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ißt wenig und heißt es
gut, wenig zu essen.‘ Nun gibt es Schüler von mir, die sich von einer Tasse oder
einer halben Tasse Essen ernähren, von der Menge Essen, die einer Bilva-Frucht
oder einer halben Bilva-Frucht entspricht, während ich manchmal den gesamten
Inhalt meiner Almosenschale esse, oder sogar mehr. Wenn mich also meine Schüler
mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ißt wenig und heißt es gut, wenig zu
essen‘, ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von
mir leben, während sie mich ehren und respektieren, dann sollten mich jene meiner
Schüler, die sich von einer Tasse oder einer halben Tasse Essen ernähren, von
der Menge Essen, die einer Bilva-Frucht oder einer halben Bilva-Frucht entspricht,
nicht wegen dieser Tugend ehren, respektieren, würdigen und verehren,
und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren.“
„Angenommen, Udàyin, meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren mich, und leben in Abhängigkeit von mir, während sie mich ehren und
respektieren, mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ist mit jeglicher Art von
Robe zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher Art von Robe zufrieden zu sein.‘
Nun gibt es Schüler von mir, die Fetzenroben tragen, die grobe Roben tragen; sie
sammeln Lumpen von Leichenfeldern, Abfallhaufen oder Läden, machen daraus
Flickenroben und tragen sie. Aber ich trage manchmal Roben, die mir von
Haushältern gegeben wurden, Roben, die so fein sind, daß Kürbisfasern im Vergleich
dazu grob sind. Wenn mich also meine Schüler mit dem Gedanken: ,Der
Mönch Gotama ist mit jeglicher Art von Robe zufrieden und heißt es gut, mit
jeglicher Art von Robe zufrieden zu sein‘, ehren, respektieren, würdigen und
verehren, und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren,
dann sollten mich jene meiner Schüler, die Fetzenroben tragen, die
grobe Roben tragen, nicht wegen dieser Tugend ehren, respektieren, würdigen
und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und
respektieren.“
„Angenommen, Udàyin, meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren mich, und leben in Abhängigkeit von mir, während sie mich ehren und
respektieren, mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ist mit jeglicher Art von
Almosenspeise zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher Art von Almosenspeise
zufrieden zu sein.‘ Nun gibt es Schüler von mir, die ausschließlich Almosenspeise
essen, die auf Almosenrunde von Haus zu Haus gehen, ohne eines auszulassen,
die sich daran erfreuen, ihr Essen zu sammeln; wenn sie bebautes Gebiet
betreten haben, werden sie nicht einmal der Einladung, sich niederzusetzen, zustimmen.
Aber ich esse manchmal bei Einladungen Gerichte mit ausgesuchtem
Reis und vielen Soßen und Curries. Wenn mich also meine Schüler mit dem
Gedanken: ,Der Mönch Gotama ist mit jeglicher Art von Almosenspeise zufrieden
und heißt es gut, mit jeglicher Art von Almosenspeise zufrieden zu sein‘,
ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben,
während sie mich ehren und respektieren, dann sollten mich jene meiner Schüler,
die ausschließlich Almosenspeise essen, die auf Almosenrunde von Haus zu
Haus gehen, ohne eines auszulassen, die sich daran erfreuen, ihr Essen zu sammeln,
nicht wegen dieser Tugend ehren, respektieren, würdigen und verehren,
und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren.“
„Angenommen, Udàyin, meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren mich, und leben in Abhängigkeit von mir, während sie mich ehren und
respektieren, mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ist mit jeglicher Art von
Lagerstätte zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher Art von Lagerstätte zufrieden
zu sein.‘ Nun gibt es Schüler von mir, die am Fuße von Bäumen und im
Freien leben, die acht Monate (im Jahr) kein Dach aufsuchen, während ich manchmal
in gegiebelten Herrenhäusern wohne, die innen und außen verputzt, windgeschützt,
mit Türschlössern und verschließbaren Fenstern versehen sind. Wenn
mich also meine Schüler mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama ist mit jeglicher
Art von Lagerstätte zufrieden und heißt es gut, mit jeglicher Art von Lagerstätte
zufrieden zu sein‘, ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in
Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren, dann
sollten mich jene meiner Schüler, die am Fuße von Bäumen und im Freien leben,
die acht Monate (im Jahr) kein Dach aufsuchen, nicht wegen dieser Tugend ehren,
respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben,
während sie mich ehren und respektieren.“
„Angenommen, Udàyin, meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und
verehren mich, und leben in Abhängigkeit von mir, während sie mich ehren und
respektieren, mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama lebt in Abgeschiedenheit
und heißt es gut, in Abgeschiedenheit zu leben.‘ Nun gibt es Schüler von mir, die
Waldbewohner sind, entlegene Lagerstätten bewohnen, die zurückgezogen an
entlegenen Lagerstätten im Dschungeldickicht leben und einmal im Halbmonat
in die Mitte der Sangha zur Rezitation der Pàtimokkha-Regeln zurückkehren.
Aber ich lebe manchmal umgeben von Bhikkhus und Bhikkhunãs, von Laienanhängern
und Laienanhängerinnen, von Königen und königlichen Ministern, von
Angehörigen anderer Sekten und deren Schülern. Wenn mich also meine Schüler
mit dem Gedanken: ,Der Mönch Gotama lebt in Abgeschiedenheit und heißt es
gut, in Abgeschiedenheit zu leben‘, ehren, respektieren, würdigen und verehren,
und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren,
dann sollten mich jene meiner Schüler, die am Fuße von Bäumen und im Freien
leben, die acht Monate im Jahr kein Dach aufsuchen, nicht wegen dieser Tugend
ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben,
während sie mich ehren und respektieren. Somit, Udàyin, geschieht es nicht aufgrund
dieser fünf Tugenden, daß mich meine Schüler ehren, respektieren, würdigen
und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren
und respektieren.“

10. „Jedoch, Udàyin, gibt es fünf andere Tugenden, aufgrund derer mich meine
Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von
mir leben, während sie mich ehren und respektieren. Was sind die fünf?“

I. DIE HÖHERE SITTLICHKEIT

11. „Udàyin, da schätzen mich meine Schüler folgendermaßen der höheren Sittlichkeit
wegen: ,Der Mönch Gotama ist sittsam, er besitzt die höchste Ansammlung
der Sittlichkeit.‘ Dies ist die erste Tugend, aufgrund derer mich meine Schüler
ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben,
während sie mich ehren und respektieren.“

II. WISSEN UND SCHAUUNG

12. „Wiederum, Udàyin, schätzen mich meine Schüler da folgendermaßen meines
herausragenden Wissens und meiner Schauung wegen: ,Wenn der Mönch
Gotama sagt ›Ich weiß‹, dann weiß er wahrhaftig; wenn er sagt ›Ich sehe‹, dann
sieht er wahrhaftig. Der Mönch Gotama lehrt das Dhamma durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, nicht ohne eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft; er lehrt das Dhamma auf einer festen Grundlage, nicht ohne
feste Grundlage; er lehrt das Dhamma auf überzeugende Weise, nicht auf eine
nicht überzeugende Weise.‘ Dies ist die zweite Tugend, aufgrund derer mich
meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von mir leben, während sie mich ehren und respektieren.“

III. DIE HÖHERE WEISHEIT

13. „Wiederum, Udàyin, schätzen mich meine Schüler da folgendermaßen der
höheren Weisheit wegen: ,Der Mönch Gotama ist weise; er besitzt die höchste
Ansammlung der Weisheit. Es ist unmöglich, daß er den künftigen Lauf der Lehrmeinungen
nicht vorhersehen sollte 2), oder daß er nicht in der Lage sein sollte,
mit Argumenten die gegenwärtigen Lehrmeinungen anderer zu widerlegen.‘ Was
meinst du, Udàyin? Würden meine Schüler, nachdem sie dies wissen und erkennen,
hereinplatzen und mich unterbrechen?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Ich
erwarte keine Anleitung von meinen Schülern; stets sind es meine Schüler, die
Anleitung von mir erwarten. Dies ist die dritte Tugend, aufgrund derer mich
meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von mir leben, während sie mich ehren und respektieren.“

IV. DIE VIER EDLEN WAHRHEITEN

14. „Wiederum, Udàyin, wenn meine Schüler Dukkha begegnet sind, Opfer von
Dukkha, eine Beute von Dukkha geworden sind, kommen sie zu mir und fragen
mich über die Edle Wahrheit von Dukkha. Nachdem ich gefragt worden bin,
erkläre ich ihnen die Edle Wahrheit von Dukkha, und ich stelle ihren Geist mit
meiner Erklärung zufrieden. Sie fragen mich über die Edle Wahrheit vom Ursprung
von Dukkha. Nachdem ich gefragt worden bin, erkläre ich ihnen die Edle
Wahrheit vom Ursprung von Dukkha, und ich stelle ihren Geist mit meiner Erklärung
zufrieden. Sie fragen mich über die Edle Wahrheit vom Aufhören von
Dukkha. Nachdem ich gefragt worden bin, erkläre ich ihnen die Edle Wahrheit
vom Aufhören von Dukkha, und ich stelle ihren Geist mit meiner Erklärung zufrieden.
Sie fragen mich über die Edle Wahrheit vom Weg, der zum Aufhören
von Dukkha führt. Nachdem ich gefragt worden bin, erkläre ich ihnen die Edle
Wahrheit vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt, und ich stelle ihren
Geist mit meiner Erklärung zufrieden. Dies ist die vierte Tugend, aufgrund derer
mich meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit
von mir leben, während sie mich ehren und respektieren.“

V. DER WEG, UM HEILSAME GEISTESZUSTÄNDE ZU ENTWICKELN

1. Die vier Grundlagen der Achtsamkeit
15. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
vier Grundlagen der Achtsamkeit verkündet. Da verweilt ein Bhikkhu, indem er
den Körper als einen Körper betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt,
indem er Gefühle als Gefühle betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt,
indem er Geist als Geist betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem
er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt, indem
er Geistesobjekte als Geistesobjekte betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Und dadurch
verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und
Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

2. Die vier richtigen Anstrengungen
16. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
vier richtigen Anstrengungen verkündet. Da erweckt ein Bhikkhu Eifer um das
Nichtentstehen noch nicht entstandener übler, unheilsamer Geisteszustände, und
er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein.
Er erweckt Eifer um das Überwinden bereits entstandener übler, unheilsamer
Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt seinen Geist
an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Entstehen noch nicht entstandener
heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich, bringt Energie hervor, strengt
seinen Geist an und setzt sich ein. Er erweckt Eifer um das Beibehalten, das
Nicht-Verschwinden, die Stärkung, das Anwachsen, die Entfaltung und Vervollkommnung
bereits entstandener heilsamer Geisteszustände, und er bemüht sich,
bringt Energie hervor, strengt seinen Geist an und setzt sich ein. Und dadurch
verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung
der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

3. Die vier Machtfährten
17. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
vier Machtfährten verkündet. Da entfaltet ein Bhikkhu die Machtfährte, die in
der Sammlung der Absicht und entschlossener Anstrengung besteht; er entfaltet
die Machtfährte, die in der Sammlung der Energie und entschlossener Anstrengung
besteht; er entfaltet die Machtfährte, die in der Sammlung des Geistes 3) und
entschlossener Anstrengung besteht; er entfaltet die Machtfährte, die in der Sammlung
des Nachforschens und entschlossener Anstrengung besteht. Und dadurch
verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung
der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

4. Die fünf spirituellen Fähigkeiten
18. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
fünf spirituellen Fähigkeiten verkündet. Da entfaltet ein Bhikkhu die Fähigkeit
des Vertrauens, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er entfaltet die
Fähigkeit der Energie, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er entfaltet
die Fähigkeit der Achtsamkeit, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er
entfaltet die Fähigkeit der Konzentration, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung
führt. Er entfaltet die Fähigkeit der Weisheit, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung
führt. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung
und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

5. Die fünf Geisteskräfte
19. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
fünf Geisteskräfte verkündet. Da entfaltet ein Bhikkhu die Geisteskraft des Vertrauens,
die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er entfaltet die Geisteskraft
der Energie, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er entfaltet die
Geisteskraft der Achtsamkeit, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung führt. Er
entfaltet die Geisteskraft der Konzentration, die zum Frieden führt, zur Erleuchtung
führt. Er entfaltet die Geisteskraft der Weisheit, die zum Frieden führt, zur
Erleuchtung führt. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie
die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

6. Die sieben Erleuchtungsglieder
20. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
sieben Erleuchtungsglieder verkündet. Da entfaltet ein Bhikkhu das Erleuchtungsglied
der Achtsamkeit, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert
wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der
Wirklichkeitsergründung, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören
gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der
Energie, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und
zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Verzückung, das von
Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen
führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Stille, das von Abgeschiedenheit,
Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet
das Erleuchtungsglied der Konzentration, das von Abgeschiedenheit, Lossagung
und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das
Erleuchtungsglied des Gleichmuts, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und
Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Und dadurch verweilen viele
meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren
Geisteskraft erreicht haben.“

7. Der Edle Achtfache Pfad
21. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung des
Edlen Achtfachen Pfades verkündet. Da entfaltet ein Bhikkhu Richtige Ansicht,
Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige
Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration. Und dadurch
verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und
Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

8. Die acht Erlösungen
22. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
acht Erlösungen 4) verkündet. Von Form (erfüllt) sieht man Formen: dies ist die
erste Erlösung. Während man innerlich Form nicht wahrnimmt, sieht man äußerlich
Form: dies ist die zweite Erlösung. Man ist nur zum Schönen entschlossen:
dies ist die dritte Erlösung. Mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung,
mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung
der Vielheitswahrnehmung, indem man sich vergegenwärtigt ,Raum ist
unendlich‘, tritt man in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin:
dies ist die vierte Erlösung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der
Raumunendlichkeit, indem man sich vergegenwärtigt ,Bewußtsein ist unendlich‘,
tritt man in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin:
dies ist die fünfte Erlösung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der
Bewußtseinsunendlichkeit, indem man sich vergegenwärtigt ,da ist nichts‘, tritt
man in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin: das ist die sechste Erlösung.
Mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Nichtsheit tritt man in das
Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung ein und verweilt
darin: dies ist die siebte Erlösung. Mit dem völligen Überwinden des Gebiets
von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung tritt man in das Aufhören
von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilt darin: dies ist die achte Erlösung.
Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung
und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

9. Die acht Überwindungsgebiete
23. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
acht Überwindungsgebiete 5) verkündet. Während man innerlich Form wahrnimmt,
sieht man äußerlich Formen, begrenzt, schön und häßlich; indem man sie überwindet,
nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘ Dies ist das erste Überwindungsgebiet.
Während man innerlich Form wahrnimmt, sieht man äußerlich Formen,
unbegrenzt, schön und häßlich; indem man sie überwindet, nimmt man so wahr:
,Ich weiß, ich sehe.‘ Dies ist das zweite Überwindungsgebiet. Während man innerlich
Form nicht wahrnimmt, sieht man äußerlich Formen, begrenzt, schön
und häßlich; indem man sie überwindet, nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘
Dies ist das dritte Überwindungsgebiet. Während man innerlich Form nicht wahrnimmt,
sieht man äußerlich Formen, unbegrenzt, schön und häßlich; indem man
sie überwindet, nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘ Dies ist das vierte
Überwindungsgebiet. Während man innerlich Form nicht wahrnimmt, sieht man
äußerlich Formen, blau, von blauer Farbe, mit blauer Erscheinung, mit blauem
Leuchten. So wie eine Flachsblüte, die blau ist, von blauer Farbe, mit blauer
Erscheinung, mit blauem Leuchten, oder wie auf beiden Seiten geglättetes
Benarestuch, das blau ist, von blauer Farbe, mit blauer Erscheinung, mit blauem
Leuchten; genau so sieht man auch, während man innerlich Form nicht wahrnimmt,
Formen äußerlich, blau, von blauer Farbe, mit blauer Erscheinung, mit
blauem Leuchten; indem man sie überwindet, nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich
sehe.‘ Dies ist das fünfte Überwindungsgebiet. Während man innerlich Form
nicht wahrnimmt, sieht man äußerlich Formen, gelb, von gelber Farbe, mit gelber
Erscheinung, mit gelbem Leuchten. So wie eine Kaõõikàrablüte, die gelb ist,
von gelber Farbe, mit gelber Erscheinung, mit gelbem Leuchten, oder wie auf
beiden Seiten geglättetes Benarestuch, das gelb ist, von gelber Farbe, mit gelber
Erscheinung, mit gelbem Leuchten; genau so sieht man auch, während man innerlich
Form nicht wahrnimmt, Formen äußerlich, gelb, von gelber Farbe, mit
gelber Erscheinung, mit gelbem Leuchten; indem man sie überwindet, nimmt
man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘ Dies ist das sechste Überwindungsgebiet.
Während man innerlich Form nicht wahrnimmt, sieht man äußerlich Formen,
rot, von roter Farbe, mit roter Erscheinung, mit rotem Leuchten. So wie eine
Hibiskusblüte, die rot ist, von roter Farbe, mit roter Erscheinung, mit rotem Leuchten,
oder wie auf beiden Seiten geglättetes Benarestuch, das rot ist, von roter
Farbe, mit roter Erscheinung, mit rotem Leuchten; genau so sieht man auch,
während man innerlich Form nicht wahrnimmt, Formen äußerlich, rot, von roter
Farbe, mit roter Erscheinung, mit rotem Leuchten; indem man sie überwindet,
nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘ Dies ist das siebte Überwindungsgebiet.
Während man innerlich Form nicht wahrnimmt, sieht man äußerlich Formen,
weiß, von weißer Farbe, mit weißer Erscheinung, mit weißem Leuchten.
So wie der Morgenstern, der weiß ist, von weißer Farbe, mit weißer Erscheinung,
mit weißem Leuchten, oder wie auf beiden Seiten geglättetes Benarestuch,
das weiß ist, von weißer Farbe, mit weißer Erscheinung, mit weißem Leuchten;
genau so sieht man auch, während man innerlich Form nicht wahrnimmt, Formen
äußerlich, weiß, von weißer Farbe, mit weißer Erscheinung, mit weißem
Leuchten; indem man sie überwindet, nimmt man so wahr: ,Ich weiß, ich sehe.‘
Dies ist das achte Überwindungsgebiet. Und dadurch verweilen viele meiner
Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft
erreicht haben.“

10. Die zehn Kasinas
24. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
zehn Kasina-Grundlagen verkündet 6). Der eine nimmt das Erd-Kasina wahr, über
sich, unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Ein anderer nimmt das
Wasser-Kasina wahr, über sich, unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt.
Ein anderer nimmt das Feuer-Kasina wahr, über sich, unter sich und überall,
ungeteilt und unbegrenzt. Ein anderer nimmt das Wind-Kasina wahr, über sich,
unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Ein anderer nimmt das Blau-
Kasina wahr, über sich, unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Ein
anderer nimmt das Gelb-Kasina wahr, über sich, unter sich und überall, ungeteilt
und unbegrenzt. Ein anderer nimmt das Rot-Kasina wahr, über sich, unter sich
und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Ein anderer nimmt das Weiß-Kasina wahr,
über sich, unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Ein anderer nimmt
das Raum-Kasina wahr, über sich, unter sich und überall, ungeteilt und unbegrenzt.
Ein anderer nimmt das Bewußtsein-Kasina wahr, über sich, unter sich
und überall, ungeteilt und unbegrenzt. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler,
nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft
erreicht haben.“

11. Die vier Vertiefungen
25. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zur Entfaltung der
vier Vertiefungen verkündet. Da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen,
abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung
ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet
ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit
entstanden sind. Er läßt die Verzückung und Glückseligkeit, die aus
der Abgeschiedenheit entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen,
anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen
ist. So wie ein geschickter Bademeister oder sein Gehilfe Seifenpulver
in eine Metallschüssel häuft, dieses nach und nach mit Wasser benetzt und knetet,
bis die Feuchtigkeit seine Kugel aus Seifenpulver durchnäßt, sie durchweicht
und innen und außen durchdringt, wobei die Kugel dennoch nicht trieft; genau so
läßt ein Bhikkhu die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit
entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und
durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und
Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen ist.“

26. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden
Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) in die zweite Vertiefung
ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und
anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Er läßt die Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind, diesen
Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein
Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und Glückseligkeit, die aus der
Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen ist. So als ob es einen See gäbe,
dessen Wasser von unten emporquillt, der keinen Zufluß aus dem Osten, Westen,
Norden oder Süden hat, der nicht gelegentlich von Regenschauern aufgefüllt
wird; da würde der kühle Quellzufluß das kühle Wasser den ganzen See durchtränken,
durchsättigen, anfüllen und durchdringen lassen, so daß es keinen Bereich
im gesamten See gäbe, der nicht von kühlem Wasser durchdrungen wäre;
genau so läßt ein Bhikkhu die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration
entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen
und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind, durchdrungen
ist.“

27. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut
verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit,
in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt
derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin. Er läßt
die Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, diesen Körper durchtränken,
durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das
nicht von der Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, durchdrungen ist. So
wie bei einem Teich mit blauem, rotem oder weißem Lotus, einige Lotuspflanzen,
die im Wasser geboren sind und wachsen, unter Wasser gedeihen, ohne sich über
das Wasser zu erheben, und kühles Wasser sie bis zu ihren Trieben und ihren
Wurzeln durchtränkt, durchsättigt, anfüllt und durchdringt, so daß es kein Teil
dieser Lotuspflanzen gibt, das nicht vom kühlen Wasser durchdrungen ist; genau
so läßt ein Bhikkhu die Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, diesen Körper
durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil
gibt, das nicht von der Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist,
durchdrungen ist.“

28. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz
und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung
ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes
und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Er sitzt da und
durchdringt diesen Körper mit einem reinen, klaren Herzen, so daß es kein Körperteil
gibt, das nicht vom reinen, klaren Herzen durchdrungen ist. So als ob ein
Mann dasäße, von Kopf bis Fuß in ein weißes Tuch gehüllt, so daß es kein Körperteil
gäbe, das nicht von dem weißen Tuch bedeckt wäre; ebenso sitzt ein
Bhikkhu da und durchdringt diesen Körper mit einem reinen, klaren Herzen, so
daß es kein Körperteil gibt, das nicht vom reinen, klaren Herzen durchdrungen
ist. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und
Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

12. Einsicht
29. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg zu folgendem Verstehen
verkündet: ,Dieser mein Körper, der aus materieller Form besteht, sich
aus den vier großen Elementen zusammensetzt, von Mutter und Vater gezeugt
wurde und mittels gekochtem Reis und Reisbrei aufgebaut wurde, ist der Vergänglichkeit
unterworfen, unterworfen der Abnutzung und dem Abrieb, der Auflösung
und dem Verfall, und dieses mein Bewußtsein wird davon getragen und
ist damit aufs engste verbunden.‘ Angenommen es gäbe einen wunderschönen
Beryll von höchster Reinheit, mit acht Facetten, gut gespalten, klar und durchsichtig,
mit allen guten Eigenschaften besetzt, und es würde ein blauer, gelber,
roter, weißer oder brauner Faden hindurchgezogen. Dann würde ein Mann mit
gutem Augenlicht, wenn er ihn in die Hand nähme, ihn so begutachten: ,Dies ist
ein wunderschöner Beryll von höchster Reinheit, mit acht Facetten, gut gespalten,
klar und durchsichtig, mit allen guten Eigenschaften besetzt, und es ist ein
blauer, gelber, roter, weißer oder brauner Faden hindurchgezogen worden.‘ Genauso
habe ich meinen Schülern den Weg zu folgendem Verstehen verkündet:
,Dieser mein Körper, der aus materieller Form besteht, sich aus den vier großen
Elementen zusammensetzt, von Mutter und Vater gezeugt wurde und mittels gekochtem
Reis und Reisbrei aufgebaut wurde, ist der Vergänglichkeit unterworfen,
unterworfen der Abnutzung und dem Abrieb, der Auflösung und dem Verfall,
und dieses mein Bewußtsein wird davon getragen und ist damit aufs engste verbunden.‘
Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung
und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

13. Der geisterschaffene Körper
30. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie man
aus diesem Körper heraus einen anderen Körper erschafft, der Form besitzt,
geisterschaffen ist, mit allen Gliedern, dem keine Fähigkeit fehlt. So als ob ein
Mann einen Schilfhalm aus seiner Scheide zöge und dächte: ,Dies ist die Scheide,
dies ist der Halm; der Halm ist eine Sache, die Scheide ist eine andere; aus
der Scheide ist der Halm herausgezogen worden‘; oder als ob ein Mann ein
Schwert aus seiner Scheide zöge und dächte: ,Dies ist das Schwert, dies ist die
Scheide; das Schwert ist eine Sache, die Scheide ist eine andere; aus der Scheide
ist das Schwert herausgezogen worden‘; oder als ob ein Mann ein Schlange aus
ihrem Sumpfloch zöge und dächte: ,Dies ist die Schlange, dies ist das Sumpfloch;
die Schlange ist eine Sache, das Sumpfloch ist eine andere; aus dem Sumpfloch
ist die Schlange herausgezogen worden.‘ Genau so habe ich meinen Schülern
den Weg verkündet, wie man aus diesem Körper heraus einen anderen Körper
erschafft, der Form besitzt, geisterschaffen ist, mit allen Gliedern, dem keine
Fähigkeit fehlt. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die
Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

14. Die Arten übernatürlicher Kräfte
31. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie man
die verschiedenen Arten von übernatürlichen Kräften beherrscht: nachdem sie
einer gewesen sind, vervielfältigen sie sich; nachdem sie sich vervielfältigt haben,
werden sie einer; sie erscheinen und verschwinden; sie gehen ungehindert
durch eine Wand, durch eine Einzäunung, durch einen Berg, als ob sie sich durch
den freien Raum bewegten; sie tauchen in die Erde ein und aus ihr auf, als ob sie
Wasser wäre; sie gehen übers Wasser, ohne zu versinken, als ob es Erde wäre; sie
reisen im Lotussitz durch den Raum, wie ein Vogel; sie berühren und streicheln
mit der Hand den Mond und die Sonne, die so kraftvoll und mächtig sind; sie
haben körperliche Beherrschung, die sogar bis zur Brahma-Welt reicht. So wie
ein geschickter Töpfer oder sein Gehilfe aus gut präpariertem Ton einen Topf
jeglicher Form erschaffen und modellieren könnte; oder wie ein geschickter
Elfenbeinschnitzer oder sein Gehilfe aus gut präpariertem Elfenbein jegliches
Kunstwerk aus Elfenbein erschaffen und schnitzen könnte; oder wie ein geschickter
Goldschmied oder sein Gehilfe aus gut präpariertem Gold jegliches Kunstwerk
aus Gold erschaffen und schmieden könnte; genau so habe ich meinen
Schülern den Weg verkündet, wie man die verschiedenen Arten von übernatürlichen
Kräften beherrscht: nachdem sie einer gewesen sind, vervielfältigen sie
sich; nachdem sie sich vervielfältigt haben, werden sie einer; sie erscheinen und
verschwinden; sie gehen ungehindert durch eine Wand, durch eine Einzäunung,
durch einen Berg, als ob sie sich durch den freien Raum bewegten; sie tauchen in
die Erde ein und aus ihr auf, als ob sie Wasser wäre; sie gehen übers Wasser
gehen, ohne zu versinken, als ob es Erde wäre; sie reisen im Lotussitz durch den
Raum, wie ein Vogel; sie berühren und streicheln mit der Hand den Mond und
die Sonne, die so kraftvoll und mächtig sind; sie haben körperliche Beherrschung,
die sogar bis zur Brahma-Welt reicht. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler,
nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft
erreicht haben.“

15. Das Element des Himmlischen Ohrs
32. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie sie
mit dem Element des Himmlischen Ohrs, das geläutert und dem menschlichen
überlegen ist, beide Arten von Klängen hören können, die himmlischen und die
menschlichen, die fernen ebenso wie die nahen. So wie sich ein kräftiger Trompeter
ohne Schwierigkeiten in den vier Himmelsrichtungen Gehör verschaffen
könnte; genau so habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie sie mit dem
Element des Himmlischen Ohrs, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, beide Arten von Klängen hören können, die himmlischen und die menschlichen,
die fernen ebenso wie die nahen. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler,
nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft
erreicht haben.“

16. Den Geist anderer verstehen
33. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie sie
das Herz anderer Wesen, anderer Personen verstehen können, nachdem sie sie
mit dem eigenen Herzen umfaßt haben. Sie verstehen einen Geist, der von Begierde
beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und einen Geist, der
nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt; sie
verstehen einen Geist, der von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt,
und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt;
sie verstehen einen Geist, der von Verblendung beeinträchtigt ist, als
von Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Verblendung beeinträchtigt
ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt; sie verstehen einen
zusammengezogenen Geist als zusammengezogen, und einen abgelenkten Geist
als abgelenkt; sie verstehen einen erhabenen Geist als erhaben, und einen nicht
erhabenen Geist als nicht erhaben; sie verstehen einen übertrefflichen Geist als
übertrefflich, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich; sie verstehen
einen konzentrierten Geist als konzentriert, und einen unkonzentrierten Geist als
unkonzentriert; sie verstehen einen befreiten Geist als befreit, und einen
unbefreiten Geist als unbefreit. So wie ein Mann oder eine Frau – jung, jugendlich
und in Schmuck vernarrt – wenn sie ihr Gesicht in einem sauberen, klaren
Spiegel oder in einer Schüssel mit klarem Wasser betrachten, wissen würden,
wenn da ein Fleck wäre: ,Da ist ein Fleck‘, oder wissen würden, wenn da kein
Fleck ist: ,Da ist kein Fleck‘; genau so habe ich meinen Schülern den Weg verkündet,
wie sie das Herz anderer Wesen, anderer Personen verstehen können,
nachdem sie sie mit dem eigenen Herzen umfaßt haben. Sie verstehen einen
Geist, der von Begierde beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und
einen Geist, der nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde
beeinträchtigt; sie verstehen einen Geist, der von Haß beeinträchtigt ist, als von
Haß beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als
nicht von Haß beeinträchtigt; sie verstehen einen Geist, der von Verblendung
beeinträchtigt ist, als von Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht
von Verblendung beeinträchtigt ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt; sie
verstehen einen zusammengezogenen Geist als zusammengezogen, und einen
abgelenkten Geist als abgelenkt; sie verstehen einen erhabenen Geist als erhaben,
und einen nicht erhabenen Geist als nicht erhaben; sie verstehen einen übertrefflichen
Geist als übertrefflich, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich;
sie verstehen einen konzentrierten Geist als konzentriert, und einen
unkonzentrierten Geist als unkonzentriert; sie verstehen einen befreiten Geist als
befreit, und einen unbefreiten Geist als unbefreit. Und dadurch verweilen viele
meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren
Geisteskraft erreicht haben.“

17. Erinnerung an frühere Leben
34. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie sie
sich an ihre vielen früheren Leben erinnern können, das heißt, an eine Geburt,
zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten,
zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert
Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen
sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall
ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte:
,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher
Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben
von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort
verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnern sie sich an viele frühere
Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten. So wie ein Mann von seinem
eigenen Dorf in ein anderes gehen könnte, von dort wieder in ein anderes und
dann in sein eigenes Dorf zurückkehren könnte. Er könnte denken: ,Ich ging von
meinem eigenen Dorf zu jenem Dorf und dort stand ich auf diese oder jene Weise,
saß ich, sprach und schwieg ich auf diese oder jene Weise; und von jenem
Dorf ging ich zu jenem anderen Dorf und dort stand ich auf diese oder jene
Weise, saß ich, sprach und schwieg ich auf diese oder jene Weise; und von jenem
Dorf kehrte ich in mein eigenes Dorf zurück.‘ Ebenso habe ich meinen Schülern
den Weg verkündet, wie sie sich an ihre vielen früheren Leben erinnern können,
das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf
Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten,
fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten,
viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in
denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog
und ausdehnte. So erinnern sie sich an viele frühere Leben mit ihren
Aspekten und Besonderheiten. Und dadurch verweilen viele meiner Schüler,
nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht
haben.“

18. Das Himmlische Auge
35. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, wie sie
mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist,
die Wesen sterben und wiedererscheinen sehen können, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Sie verstehen, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die
falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei
der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen
geprägt sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort,
in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit
Körper, Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sehen
sie mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und sie verstehen, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern. So als gäbe es zwei Häuser mit Türen, und ein Mann mit
guter Sehkraft stünde zwischen ihnen und sähe, wie die Leute die Häuser betreten
und verlassen und an ihm vorbeigehen, genau so habe ich meinen Schülern
den Weg verkündet, wie sie mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem
menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen sehen können,
niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und sie verstehen,
wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern. Und dadurch
verweilen viele meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung
der höheren Geisteskraft erreicht haben.“

19. Die Vernichtung der Triebe
36. „Wiederum, Udàyin, habe ich meinen Schülern den Weg verkündet, durch
den sie durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in
die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der
Triebe triebfrei ist, eintreten und verweilen. So als gäbe es einen See in einer
Bergsenke, klar, durchsichtig und nicht aufgewühlt, so daß ein Mann mit guter
Sehkraft, der am Ufer steht, Muscheln, Geröll und Kiesel sehen könnte, und
auch Fischschwärme, die umherziehen und sich ausruhen. Er könnte denken:
,Da ist dieser See, klar, durchsichtig und nicht aufgewühlt, und da sind diese
Muscheln, Geröll und Kiesel, und auch diese Fischschwärme, die umherziehen
und sich ausruhen.‘ Genau so habe ich meinen Schülern den Weg verkündet,
durch den sie mit eigener Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt
in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung
der Triebe triebfrei ist, eintreten und verweilen. Und dadurch verweilen viele
meiner Schüler, nachdem sie die Krönung und Vervollkommnung der höheren
Geisteskraft erreicht haben.“

37. „Dies, Udàyin, ist die fünfte Tugend, aufgrund derer mich meine Schüler
ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben,
während sie mich ehren und respektieren.“

38. „Dies, Udàyin, sind die fünf Tugenden, aufgrund derer mich meine Schüler
ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir
leben, während sie mich ehren und respektieren.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der Wanderasket Udàyin war zufrieden und
entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Es hat den Anschein, daß es auch bei den Hauslosen anderer religiöser Richtungen
allgemein üblich war, die Regenzeit an einem festen Ort zu verbringen.
2) BB sagt, das bedeute anscheinend, daß der Buddha alle unausgesprochenen Implikationen
seiner eigenen Lehre, als auch der Lehren anderer versteht. BB weist
auch darauf hin, daß der Buddha Maßstäbe gegeben hat, anhand derer man jegliche
künftige Lehrmeinung messen kann, und erwähnt in diesem Zusammenhang
die Brahmajàla Sutta (D1). Der Buddha hat auch in anderen Lehrreden warnende
Hinweise auf künftige falsche Ansichten gegeben, von denen einige auch in buddhistischen
Kreisen anzutreffen sind (vgl. zum Beispiel M55, M121 und M122).
3) „Sammlung“ (samàdhi) hat mehrere Bedeutungen. Hier kommt die weitere Bedeutung
„Geistestraining“ im Sinne der dreifachen Übung (Sittlichkeit, Geistesschulung
und Weisheit) zur Anwendung. Die „Sammlung des Geistes“ beschreibt
hierin das, was man im spezifischen Fall unter Konzentration (samàdhi) versteht:
das Einspitzigmachen des Geistes, wie es bei den spirituellen Fähigkeiten
und Kräften, und bei den Erleuchtungsgliedern aufgezählt wird.
4) MA erklärt „Erlösung“ (vimokkha) als vollständige, aber zeitweilige Freiheit von
den gegenteiligen Zuständen durch Entzücken am Meditationsobjekt. Die erste
Erlösung sind die vier Jhànas unter Verwendung eines Kasiõa, das auf einem
farbigen Objekt im eigenen Körper basiert; die zweite Erlösung ähnelt der ersten,
aber das Kasiõa basiert auf einem externen Objekt; die dritte Erlösung basiert
entweder auf einem besonders reinen oder schönen Kasiõa oder auf den vier
Brahmavihàras. Die restlichen Erlösungen sind die unkörperlichen Vertiefungen
und das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl.
5) MA sagt, daß diese Überwindungsgebiete gegenteilige Zustände und die
Meditationsobjekte überwinden, ersteres durch das entsprechende Gegenmittel,
letzteres durch das Entstehen von Wissen. MA erklärt weiter: der Meditierende
führt vorbereitende Übungen mit körpereigenen Meditationsobjekten durch (innerlich
Form wahrnehmen), z.B. das Blau der Augen für das Blaukasiõa, das
Gelb der Haut für das Gelbkasiõa etc., aber das Zeichen der Konzentration (nimitta)
steigt äußerlich auf. Das Überwinden der Form ist die Vertiefung in Verbindung
mit dem Erscheinen des Zeichens. Die Wahrnehmung „Ich weiß, ich sehe“ ist ein
Rekapitulieren nach dem Verlassen der Vertiefung. Beim dritten und vierten
Überwindungsgebiet wird die vorbereitende Übung mit einem äußeren (=nicht
körpereigenen) Objekt durchgeführt. Überwindungsgebiet fünf bis acht unterscheiden
sich von den vorangegangenen nur durch die höhere Reinheit und
Leuchtkraft der Farben. Die Erläuterungen von MA zu den Erlösungen und Überwindungsgebieten
klingen vielleicht etwas konstruiert, aber es stehen keine besseren
zur Verfügung. Die Übersetzung der betreffenden Textpassagen wurde so
wörtlich wie möglich gestaltet; vielleicht gelingt es dem Leser, den Sinn und die
Systematik für sich selbst zu erschließen. Generell muß man bei allen Lehrreden
die Adressaten mit berücksichtigen; die Wanderasketen Indiens vor 2500 Jahren
hatten sicherlich einen ganz anderen Hintergrund als westliche Leser des
21. Jahrhunderts. Im Zusammenhang mit M79 läßt sich erkennen, daß der
Buddha eine ganz bestimmte Vorstellungswelt Udàyins anspricht.
6) Das Kasiõa ist ein Meditationsobjekt, das besonders für die Ruhemeditation geeignet
ist. Ausgehend von einem äußeren Objekt, z.B. einer Farbscheibe, entwikkelt
der Übende ein geistiges Abbild. Dieses verändert sich bei Annäherung an
die Vertiefungen zu einem sogenannten Zeichen (nimitta), das von der Imagination
unabhängig, wie ein externes Objekt zu existieren scheint, an Leuchtkraft
und Reinheit aber „echte“ Farbobjekte übertrifft. Es besteht eine enge Parallele
zwischen den Vertiefungserlebnissen auf der Grundlage eines Farbkasiõa und
den Himmelsbereichen des Glanzes. Die Farbkasiõas dürften die einfachste Form
dieser Meditationsart sein. Die nächstschwierigeren Kasiõas nehmen die Elemente
als Objekt. Zum Beispiel wird beim Erdkasiõa über ein umgrenztes Gebiet
von Festigkeit meditiert (nicht etwa die Farbe von Erde). Die schwierigsten
Kasiõas sind Raum und Bewußtsein. Die Kasiõameditation, vor allem auf der
Grundlage der Elementkasiõas, gilt als Voraussetzung zur Entfaltung übersinnlicher
Fähigkeiten. Der etwas bodenständigere Nutzen der Kasiõameditation besteht
darin, daß sie bei der Betrachtung von Konzentration (3. Grundlage der
Achtsamkeit) ein deutlicherer Indikator sind als etwa der Atem, der ja bei stärker
werdender Konzentration immer feiner wird. Das Kasiõa kann also auch verwendet
werden, um Einsicht zu erlangen. Dies ist ein Hinweis darauf, daß Ruheund
Einsichtsmeditation nicht anhand des verwendeten Meditationsobjekts festgemacht
werden können, sondern anhand der Ausrichtung des Geistes.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN76 – An Sandaka

Majjhima Nikàya 76

 

An Sandaka (Sandaka Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Kosambã in Ghositas
Park auf.

2. Bei jener Gelegenheit wohnte der Wanderasket Sandaka in der Höhle des
Pilakkha-Baums, zusammen mit einer großen Versammlung von Wanderasketen.

3. Als es Abend war, erhob sich der ehrwürdige ânanda von der Meditation
und richtete sich folgendermaßen an die Bhikkhus: „Kommt, Freunde, laßt uns
zum Devakaña Teich gehen, um die Höhle anzuschauen.“ – „Ja, Freund“, erwiderten
jene Bhikkhus. Dann ging der Ehrwürdige ânanda zum Devakaña Teich,
zusammen mit einer Anzahl von Bhikkhus.

4. Bei jener Gelegenheit saß der Wanderasket Sandaka mit einer großen Versammlung
von Wanderasketen zusammen, die einen Aufruhr veranstalteten, laut
und lärmend viele sinnlose Gespräche führten, wie zum Beispiel Gespräche über
Könige, Räuber, Minister, Heere, Gefahren, Schlachten, Essen, Trinken, Kleidung,
Betten, Schmuck, Parfüm, Verwandte, Fahrzeuge, Dörfer, Marktstädte,
Großstädte, Länder, Frauen, Helden, Straßen, Brunnen, die Toten, Unbedeutendes,
den Ursprung der Welt, den Ursprung des Meeres, ob die Dinge so oder
anders sind. Da sah der Wanderasket Sandaka den ehrwürdigen ânanda in der
Ferne kommen. Als er ihn sah, brachte er seine eigene Versammlung so zum
Schweigen: „Meine Herren, seid still; meine Herren, macht keinen Lärm. Hier
kommt der Mönch ânanda, ein Schüler des Mönchs Gotama, einer der Schüler
des Mönchs Gotama, die in Kosambã wohnen. Diese Ehrwürdigen mögen die
Stille; sie sind in der Stille geschult; sie heißen Stille gut. Wenn er feststellt, daß
unsere Versammlung still ist, dann überlegt er sich vielleicht, zu uns zu kommen.“
Da schwiegen die Wanderasketen.

5. Der ehrwürdige ânanda ging zum Wanderasketen Sandaka, der zu ihm sagte:
„Meister ânanda komme her; Meister ânanda sei willkommen. Meister
ânanda nehme Platz; dieser Sitz ist vorbereitet.“
Der ehrwürdige ânanda setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder, und der
Wanderasket Sandaka nahm einen niedrigen Sitz ein und setzte sich seitlich nieder.
Nachdem er dies getan hatte, fragte ihn der ehrwürdige ânanda: „Um welcher
Erörterung willen sitzt ihr jetzt hier zusammen, Sandaka? Und was war das
für eine Erörterung, die nicht zu Ende gebracht wurde?“
„Meister ânanda, laß die Erörterung sein, um deren willen wir jetzt hier zusammensitzen.
Meister ânanda kann gut und gerne später davon hören. Es wäre gut,
wenn Meister ânanda das Dhamma seines eigenen Lehrers vortragen würde.“
„Sandaka, dann höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, Herr“, erwiderte er. Der ehrwürdige ânanda sagte dieses:

6. „Sandaka, diese vier Wege, die das heilige Leben verneinen, sind vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet
worden, und auch diese vier Arten des heiligen Lebens ohne Inspiration
sind verkündet worden, denen folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht
führen würde, oder wenn er es führen würde, würde er den wahren Weg, das
Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen.“
„Aber, Meister ânanda, was sind jene vier Wege, die das heilige Leben verneinen,
die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig
erleuchtet ist, verkündet worden sind, denen folgend ein Weiser das heilige Leben
gewiß nicht führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren
Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen würde?“

7. „Sandaka, da vertritt irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung und Ansicht
wie diese: ,Es gibt keine Gaben, nichts Dargebrachtes oder Geopfertes; keine
Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten; nicht diese Welt, nicht die andere
Welt; keine Mutter, keinen Vater; keine spontan geborenen Wesen; keine
guten und tugendhaften Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt
und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben
und erläutern 1). Eine Person besteht aus den vier großen Elementen. Wenn
sie stirbt, kehrt Erde zurück und geht zum Erdkörper zurück, Wasser kehrt zurück
und geht zum Wasserkörper zurück, Feuer kehrt zurück und geht zum Feuerkörper
zurück, Wind kehrt zurück und geht zum Windkörper zurück; die
Fähigkeiten werden in den Raum übertragen. Vier Männer mit der Bahre als
fünftem tragen die Leiche weg. Die Begräbnisrede reicht so weit wie das Leichenfeld;
die Knochen bleichen; Brandopfer enden in Asche. Großzügigkeit ist eine
Lehrmeinung von Narren. Wenn jemand die Lehrmeinung geltend macht, es gäbe
Großzügigkeit und dergleichen, so ist es leeres, falsches Geschwätz. Narren und
die Weisen werden bei der Auflösung des Körpers gleichermaßen abgeschnitten
und vernichtet; nach dem Tode existieren sie nicht.‘“

8. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer vertritt diese Lehrmeinung
und Ansicht: ›Es gibt keine Gaben, nichts Dargebrachtes oder Geopfertes;
keine Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten; nicht diese Welt, nicht
die andere Welt; keine Mutter, keinen Vater; keine spontan geborenen Wesen;
keine guten und tugendhaften Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese
Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren
haben und erläutern. Eine Person besteht aus den vier großen Elementen.
Wenn sie stirbt, kehrt Erde zurück und geht zum Erdkörper zurück, Wasser kehrt
zurück und geht zum Wasserkörper zurück, Feuer kehrt zurück und geht zum
Feuerkörper zurück, Wind kehrt zurück und geht zum Windkörper zurück; die
Fähigkeiten werden in den Raum übertragen. Vier Männer mit der Bahre als
fünftem tragen die Leiche weg. Die Begräbnisrede reicht so weit wie das Leichenfeld;
die Knochen bleichen; Brandopfer enden in Asche. Großzügigkeit ist eine
Lehrmeinung von Narren. Wenn jemand die Lehrmeinung geltend macht, es gäbe
Großzügigkeit und dergleichen, so ist es leeres, falsches Geschwätz. Narren und
die Weisen werden bei der Auflösung des Körpers gleichermaßen abgeschnitten
und vernichtet; nach dem Tode existieren sie nicht.‹ Wenn die Worte dieses guten
Lehrers wahr sind, dann habe ich hier nach dieser Lehre meine Pflicht erfüllt,
indem ich sie nicht erfülle, dann habe ich hier das heilige Leben geführt, indem
ich es nicht führe. Nach dieser Lehre hier sind wir beide genau gleich, wir sind
beide in Gleichheit angelangt, und doch sage ich nicht, daß wir beide bei der
Auflösung des Körpers gleichermaßen abgeschnitten und vernichtet werden, daß
wir nach dem Tode nicht existieren werden. Aber für diesen guten Lehrer ist es
überflüssig, nackt herumzulaufen, rasiert zu sein, sich in der Hockstellung abzumühen,
und sich die Kopfhaare und den Bart auszureißen, da ich, der ich in einem
Haus, das von Kindern bevölkert ist, lebe, der ich Sandelholz aus Kàsi
benutze, der ich Schmuck, Duftstoffe und Kosmetik benutze und Gold und Silber
annehme, genau die gleiche Bestimmung ernten werde, den gleichen künftigen
Lauf, wie dieser gute Lehrer. Welchen Grund weiß und sehe ich, daß ich das
heilige Leben unter diesem Lehrer führen sollte?‘ Wenn er also herausfindet, daß
dieser Weg das heilige Leben verneint, wendet er sich davon ab und verläßt ihn.“

9. „Dies ist der erste Weg, der das heilige Leben verneint, der vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet
worden ist, dem folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen würde,
oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist,
nicht erlangen würde.“

10. „Wiederum, Sandaka, vertritt da irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung
und Ansicht wie diese: ,Wenn man handelt oder andere zum handeln veranlaßt,
wenn man verstümmelt oder andere zum Verstümmeln veranlaßt, wenn man
foltert oder andere zum Foltern veranlaßt, wenn man jemandem Kummer zufügt
oder andere veranlaßt, jemandem Kummer zuzufügen, wenn man jemanden unterdrückt
oder andere veranlaßt, jemanden zu unterdrücken, wenn man jemanden
einschüchtert oder andere veranlaßt, jemanden einzuschüchtern, wenn man
Lebewesen tötet, nimmt, was nicht gegeben wurde, in Häuser einbricht, Güter
plündert, Einbruchdiebstahl begeht, Wegelagerei begeht, die Frau eines anderen
verführt, Falschheiten äußert – dann ist kein Übel vom Täter begangen worden.
Wenn man die Lebewesen auf dieser Erde mit einem klingenbesetzten Rad in
eine einzige Masse von Fleisch, in einen Klumpen Fleisch verwandeln würde,
gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von Übel. Wenn man am
Südufer des Ganges entlang ginge und dabei töten und abschlachten, verstümmeln
und andere zum Verstümmeln veranlassen, foltern und andere zum Foltern
veranlassen würde, gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von
Übel. Wenn man am Nordufer des Ganges entlang ginge und dabei Geschenke
überreichen und andere zum Überreichen von Geschenken veranlassen, Gaben
darbringen und andere zum Darbringen von Gaben veranlassen würde, gäbe es
als Folge davon keine Verdienste und kein Ergebnis von Verdiensten. Aufgrund
von Geben, Selbstzähmung, Zügelung, Sprechen der Wahrheit gibt es keine Verdienste
und kein Ergebnis von Verdiensten.‘“

11. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer vertritt diese Lehrmeinung
und Ansicht: ›Wenn man handelt oder andere zum handeln veranlaßt, wenn
man verstümmelt oder andere zum Verstümmeln veranlaßt, wenn man foltert
oder andere zum Foltern veranlaßt, wenn man jemandem Kummer zufügt oder
andere veranlaßt, jemandem Kummer zuzufügen, wenn man jemanden unterdrückt
oder andere veranlaßt, jemanden zu unterdrücken, wenn man jemanden
einschüchtert oder andere veranlaßt, jemanden einzuschüchtern, wenn man Lebewesen
tötet, nimmt, was nicht gegeben wurde, in Häuser einbricht, Güter plündert,
Einbruchdiebstahl begeht, Wegelagerei begeht, die Frau eines anderen
verführt, Falschheiten äußert – dann ist kein Übel vom Täter begangen worden.
Wenn man die Lebewesen auf dieser Erde mit einem klingenbesetzten Rad in
eine einzige Masse von Fleisch, in einen Klumpen Fleisch verwandeln würde,
gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von Übel. Wenn man am
Südufer des Ganges entlang ginge und dabei töten und abschlachten, verstümmeln
und andere zum Verstümmeln veranlassen, foltern und andere zum Foltern
veranlassen würde, gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von
Übel. Wenn man am Nordufer des Ganges entlang ginge und dabei Geschenke
überreichen und andere zum Überreichen von Geschenken veranlassen, Gaben
darbringen und andere zum Darbringen von Gaben veranlassen würde, gäbe es
als Folge davon keine Verdienste und kein Ergebnis von Verdiensten. Aufgrund
von Geben, Selbstzähmung, Zügelung, Sprechen der Wahrheit gibt es keine Verdienste
und kein Ergebnis von Verdiensten.‹ Wenn die Worte dieses guten Lehrers
wahr sind, dann habe ich hier (nach dieser Lehre meine Pflicht) erfüllt, indem
ich sie nicht erfülle, dann habe ich hier (das heilige Leben) geführt, indem ich es
nicht führe. Nach dieser Lehre hier sind wir beide genau gleich, wir sind beide in
Gleichheit angelangt, und doch sage ich nicht, daß, egal was wir beide tun, kein
Übel getan wird. Aber für diesen guten Lehrer ist es überflüssig, nackt herumzulaufen,
rasiert zu sein, sich in der Hockstellung abzumühen, und sich die Kopfhaare
und den Bart auszureißen, da ich, der ich in einem Haus, das von Kindern
bevölkert ist, lebe, der ich Sandelholz aus Kàsi benutze, der ich Schmuck, Duftstoffe
und Kosmetik benutze und Gold und Silber annehme, genau die gleiche
Bestimmung ernten werde, den gleichen Lauf der Zukunft, wie dieser gute Lehrer.
Welchen Grund weiß und sehe ich, daß ich das heilige Leben unter diesem
Lehrer führen sollte?‘ Wenn er also herausfindet, daß dieser Weg das Führen des
heiligen Lebens verneint, wendet er sich davon ab und verläßt ihn.“

12. „Dies ist der zweite Weg, der das Führen des heiligen Lebens verneint, der
vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, verkündet worden ist, dem folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht
führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma,
das heilsam ist, nicht erlangen würde.“

13. „Wiederum, Sandaka, vertritt da irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung
und Ansicht wie diese: ,Es gibt keine Ursache oder Bedingung für das
Beflecktsein der Wesen; die Wesen sind ohne Ursache oder Bedingung befleckt.
Es gibt keine Ursache oder Bedingung für das Geläutertsein der Wesen; die Wesen
sind ohne Ursache oder Bedingung geläutert. Es gibt keine Macht, keine
Energie, keine Stärke, keine Ausdauer. Alle Wesen, alle lebenden Dinge, alle
Geschöpfe, alle Seelen sind ohne Herrschaftsgewalt, Macht und Energie; geformt
vom Schicksal, von den Umständen und der Natur, erleben sie Glück und
Schmerz in den sechs Klassen.‘“

14. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer vertritt diese Lehrmeinung
und Ansicht: ›Es gibt keine Ursache oder Bedingung für das Beflecktsein
der Wesen; die Wesen sind ohne Ursache oder Bedingung befleckt. Es gibt keine
Ursache oder Bedingung für das Geläutertsein der Wesen; die Wesen sind ohne
Ursache oder Bedingung geläutert. Es gibt keine Macht, keine Energie, keine
Stärke, keine Ausdauer. Alle Wesen, alle lebenden Dinge, alle Geschöpfe, alle
Seelen sind ohne Herrschaftsgewalt, Macht und Energie; geformt vom Schicksal,
von den Umständen und der Natur, erleben sie Glück und Schmerz in den
sechs Klassen.‹ Wenn die Worte dieses guten Lehrers wahr sind, dann habe ich
hier (nach dieser Lehre meine Pflicht) erfüllt, indem ich sie nicht erfülle, dann
habe ich hier (das heilige Leben) geführt, indem ich es nicht führe. Nach dieser
Lehre hier sind wir beide genau gleich, wir sind beide in Gleichheit angelangt,
und doch sage ich nicht, daß wir beide ohne Ursache oder Bedingung geläutert
sein werden. Aber für diesen guten Lehrer ist es überflüssig, nackt herumzulaufen,
rasiert zu sein, sich in der Hockstellung abzumühen, und sich die Kopfhaare
und den Bart auszureißen, da ich, der ich in einem Haus, das von Kindern bevölkert
ist, lebe, der ich Sandelholz aus Kàsi benutze, der ich Schmuck, Duftstoffe
und Kosmetik benutze und Gold und Silber annehme, genau die gleiche Bestimmung
ernten werde, den gleichen Lauf der Zukunft, wie dieser gute Lehrer. Welchen
Grund weiß und sehe ich, daß ich das heilige Leben unter diesem Lehrer
führen sollte?‘ Wenn er also herausfindet, daß dieser Weg das Führen des heiligen
Lebens verneint, wendet er sich davon ab und verläßt ihn.“

15. „Dies ist der dritte Weg, der das Führen des heiligen Lebens verneint, der
vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, verkündet worden ist, dem folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht
führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma,
das heilsam ist, nicht erlangen würde.“

16. „Wiederum, Sandaka, vertritt da irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung
und Ansicht wie diese: ,Es gibt diese sieben Körper, die nicht gemacht,
nicht hervorgebracht, nicht erschaffen sind, ohne Schöpfer, unfruchtbar, die dastehen
wie Berge, die dastehen wie Pfeiler. Sie bewegen oder verändern oder
behindern einander nicht. Keiner ist in der Lage, Angenehmes oder Schmerz
oder Angenehmes-und-Schmerz in einem anderem hervorzurufen. Was sind die
sieben? Es sind der Erdkörper, der Wasserkörper, der Feuerkörper, der Windkörper,
Angenehmes, Schmerz und die Seele als siebter. Diese sieben Körper
sind nicht gemacht, nicht hervorgebracht, nicht erschaffen, sind ohne Schöpfer,
unfruchtbar, sie stehen da wie Berge, sie stehen da wie Pfeiler. Darin gibt es
keinen, der tötet, keinen, der schlachtet, keinen Zuhörer, keinen Sprecher, keinen
Erfahrenden, keinen Belehrenden. Sogar jene, die jemandem den Kopf mit einem
scharfen Schwert abschlagen, nehmen niemandem das Leben; das Schwert
fährt lediglich durch den Raum zwischen den sieben Körpern. Es gibt diese vierzehn
hunderttausend hauptsächlichen Entstehungsarten, und sechzig hundert
Arten, und sechshundert Arten; es gibt fünfhundert Arten der Handlung, und
fünf Arten der Handlung, und drei Arten der Handlung, und Handlung und Halb-
Handlung; es gibt zweiundsechzig Wege, zweiundsechzig Sub-Äonen, sechs
Klassen, acht Ebenen der Menschheit, neunundvierzig hundert Arten des Lebenserwerbs,
neunundvierzig hundert Arten von Wanderasketen, neunundvierzig hundert
Wohnstätten der Schlangengeister, zwanzig hundert Fähigkeiten, dreißig
hundert Höllen, sechsunddreißig Elemente des Staubs, sieben wahrnehmende
Rassen, sieben nicht-wahrnehmende Rassen, sieben Rassen ohne Hülle, sieben
Arten von Göttern, sieben Arten von Menschen, sieben Arten von Dämonen,
sieben Seen, sieben Knoten, sieben Arten von Abgründen, siebenhundert Arten
von Abgründen, sieben Arten von Träumen, siebenhundert Arten von Träumen;
und es gibt vierundachtzig hunderttausend große Äonen, in denen, indem sie
durch die Runden der Wiedergeburten rennen und wandern, Narren und die Weisen
gleichermaßen dem Leiden ein Ende bereiten werden. Es gibt nichts dergleichen
wie: ›Durch diese Sittlichkeit oder Observanz oder dieses Asketentum oder
heilige Leben werde ich nicht gereifte Handlung zum Reifen bringen oder gereifte
Handlung vernichten, sobald sie kommt.‹ Angenehmes und Schmerz sind
zugeteilt. Die Runden der Wiedergeburt sind begrenzt, es gibt kein Verkürzen
oder Verlängern davon, kein Vermehren oder Verringern. Genau wie ein Fadenknäuel,
wenn es geworfen wird, nur so weit fliegt, wie sich der Faden abwickelt,
so werden, indem sie durch die Runden der Wiedergeburten rennen und wandern,
Narren und die Weisen gleichermaßen dem Leiden ein Ende bereiten 2).‘“

17. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer vertritt diese Lehrmeinung
und Ansicht: ›Es gibt diese sieben Körper, die nicht gemacht, nicht hervorgebracht,
nicht erschaffen sind, ohne Schöpfer, unfruchtbar, die dastehen wie
Berge, die dastehen wie Pfeiler. Sie bewegen oder verändern oder behindern
einander nicht. Keiner ist in der Lage, Angenehmes oder Schmerz oder Angenehmes-
und-Schmerz in einem anderem hervorzurufen. Was sind die sieben? Es
sind der Erdkörper, der Wasserkörper, der Feuerkörper, der Windkörper, Angenehmes,
Schmerz und die Seele als siebter. Diese sieben Körper sind nicht gemacht,
nicht hervorgebracht, nicht erschaffen, sind ohne Schöpfer, unfruchtbar,
sie stehen da wie Berge, sie stehen da wie Pfeiler. Darin gibt es keinen, der tötet,
keinen, der schlachtet, keinen Zuhörer, keinen Sprecher, keinen Erfahrenden,
keinen Belehrenden. Sogar jene, die jemandem den Kopf mit einem scharfen
Schwert abschlagen, nehmen niemandem das Leben; das Schwert fährt lediglich
durch den Raum zwischen den sieben Körpern. Es gibt diese vierzehn hunderttausend
hauptsächlichen Entstehungsarten, und sechzig hundert Arten, und sechs
hundert Arten; es gibt fünfhundert Arten der Handlung, und fünf Arten der Handlung,
und drei Arten der Handlung, und Handlung und Halb-Handlung; es gibt
zweiundsechzig Wege, zweiundsechzig Sub-Äonen, sechs Klassen, acht Ebenen
der Menschheit, neunundvierzig hundert Arten des Lebenserwerbs, neunundvierzig
hundert Arten von Wanderasketen, neunundvierzig hundert Wohnstätten
der Schlangengeister, zwanzig hundert Fähigkeiten, dreißig hundert Höllen, sechsunddreißig
Elemente des Staubs, sieben wahrnehmende Rassen, sieben nichtwahrnehmende
Rassen, sieben Rassen ohne Hülle, sieben Arten von Göttern,
sieben Arten von Menschen, sieben Arten von Dämonen, sieben Seen, sieben
Knoten, sieben Arten von Abgründen, siebenhundert Arten von Abgründen, sieben
Arten von Träumen, siebenhundert Arten von Träumen; und es gibt vierundachtzig
hunderttausend große Äonen, in denen, indem sie durch die Runden der
Wiedergeburten rennen und wandern, Narren und die Weisen gleichermaßen dem
Leiden ein Ende bereiten werden. Es gibt nichts dergleichen wie: »Durch diese
Sittlichkeit oder Observanz oder dieses Asketentum oder heilige Leben werde
ich nicht gereifte Handlung zum Reifen bringen oder gereifte Handlung vernichten,
sobald sie kommt.« Angenehmes und Schmerz sind zugeteilt. Die Runden
der Wiedergeburt sind begrenzt, es gibt kein Verkürzen oder Verlängern davon,
kein Vermehren oder Verringern. Genau wie ein Fadenknäuel, wenn es geworfen
wird, nur so weit fliegt, wie sich der Faden abwickelt, so werden, indem sie
durch die Runden der Wiedergeburten rennen und wandern, Narren und die Weisen
gleichermaßen dem Leiden ein Ende bereiten.‹ Wenn die Worte dieses guten
Lehrers wahr sind, dann habe ich hier (nach dieser Lehre meine Pflicht) erfüllt,
indem ich sie nicht erfülle, dann habe ich hier (das heilige Leben) geführt, indem
ich es nicht führe. Nach dieser Lehre hier sind wir beide genau gleich, wir sind
beide in Gleichheit angelangt, und doch sage ich nicht, daß wir beide dem Leiden
ein Ende bereiten werden, indem wir durch die Runden der Wiedergeburten
rennen und wandern. Aber für diesen guten Lehrer ist es überflüssig, nackt herumzulaufen,
rasiert zu sein, sich in der Hockstellung abzumühen, und sich die
Kopfhaare und den Bart auszureißen, da ich, der ich in einem Haus, das von
Kindern bevölkert ist, lebe, der ich Sandelholz aus Kàsi benutze, der ich Schmuck,
Duftstoffe und Kosmetik benutze und Gold und Silber annehme, genau die gleiche
Bestimmung ernten werde, den gleichen Lauf der Zukunft, wie dieser gute
Lehrer. Welchen Grund weiß und sehe ich, daß ich das heilige Leben unter diesem
Lehrer führen sollte?‘ Wenn er also herausfindet, daß dieser Weg das Führen
des heiligen Lebens verneint, wendet er sich davon ab und verläßt ihn.“

18. „Dies ist der vierte Weg, der das Führen des heiligen Lebens verneint, der
vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, verkündet worden ist, dem folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht
führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma,
das heilsam ist, nicht erlangen würde.“

19. „Dies, Sandaka, sind die vier Wege, die das Führen des heiligen Lebens
verneinen, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig
erleuchtet ist, verkündet worden sind, denen folgend ein Weiser das heilige
Leben gewiß nicht führen würde, oder wenn er es führen würde, er den
wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen würde.“

20. „Es ist wunderbar, Meister ânanda, es ist erstaunlich, wie die vier Wege,
die das Führen des heiligen Lebens verneinen, vom Erhabenen, der weiß und
sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet worden sind, denen
folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen würde, oder wenn
er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht
erlangen würde. Aber, Meister ânanda, was sind jene vier Arten des heiligen
Lebens ohne Inspiration, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht
und vollständig erleuchtet ist, verkündet worden sind, denen folgend ein
Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen würde, oder wenn er es führen
würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen würde?“

21. „Sandaka, da behauptet irgendein Lehrer, allwissend und allsehend zu sein,
und auf folgende Weise vollständiges Wissen und Schau zu haben: ,Ob ich gehe
oder stehe oder schlafe oder wache, Wissen und Schau sind mir ständig und
ununterbrochen gegenwärtig.‘ Er betritt ein leeres Haus, er bekommt keine
Almosenspeise, ein Hund beißt ihn, er begegnet einem wilden Elefanten, einem
Wildpferd, einem wilden Bullen, er fragt nach dem Namen und Klan einer Frau
oder eines Mannes, er fragt nach dem Namen eines Dorfes oder einer Stadt, und
nach dem Weg dorthin. Wenn er befragt wird: ,Wie kann das sein?‘ erwidert er:
,Es mußte so sein, daß ich ein leeres Haus betrat, deswegen betrat ich es. Es
mußte so sein, daß ich keine Almosenspeise bekam, deswegen bekam ich keine.
Es mußte so sein, daß ich von einem Hund gebissen wurde, deswegen wurde ich
gebissen. Es mußte so sein, daß ich einem wilden Elefanten begegnete, einem
Wildpferd, einem wilden Bullen, deswegen begegnete ich ihnen. Es mußte so
sein, daß ich nach dem Namen und Klan einer Frau oder eines Mannes fragte,
deswegen fragte ich. Es mußte so sein, daß ich nach dem Namen eines Dorfes
oder einer Stadt fragte, und nach dem Weg dorthin, deswegen fragte ich.‘“

22. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer behauptet, allwissend
und allsehend zu sein, und auf folgende Weise vollständiges Wissen und Schau
zu haben: ›Ob ich gehe oder stehe oder schlafe oder wache, Wissen und Schau
sind mir ständig und ununterbrochen gegenwärtig.‹ Er betritt ein leeres Haus, er
bekommt keine Almosenspeise, ein Hund beißt ihn, er begegnet einem wilden
Elefanten, einem Wildpferd, einem wilden Bullen, er fragt nach dem Namen und
Klan einer Frau oder eines Mannes, er fragt nach dem Namen eines Dorfes oder
einer Stadt, und nach dem Weg dorthin. Wenn er befragt wird: ›Wie kann das
sein?‹ erwidert er: ›Es mußte so sein, daß ich ein leeres Haus betrat, deswegen
betrat ich es. Es mußte so sein, daß ich keine Almosenspeise bekam, deswegen
bekam ich keine. Es mußte so sein, daß ich von einem Hund gebissen wurde,
deswegen wurde ich gebissen. Es mußte so sein, daß ich einem wilden Elefanten
begegnete, einem Wildpferd, einem wilden Bullen, deswegen begegnete ich ihnen.
Es mußte so sein, daß ich nach dem Namen und Klan einer Frau oder eines
Mannes fragte, deswegen fragte ich. Es mußte so sein, daß ich nach dem Namen
eines Dorfes oder einer Stadt fragte, und nach dem Weg dorthin, deswegen fragte
ich.‹‘ Wenn er also feststellt, daß dieses heilige Leben ohne Inspiration 3) ist,
wendet er sich davon ab und verläßt es.“

23. „Dies ist die erste Art von heiligem Leben ohne Inspiration, die vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet
worden ist, der folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen
würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das
heilsam ist, nicht erlangen würde.“

24. „Wiederum, Sandaka, ist da irgendein Lehrer ein Traditionalist, einer, der
mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht; er lehrt das Dhamma durch
mündliche Überlieferung, durch überlieferte Legenden, durch das, was in den
Schriften überliefert wurde. Aber wenn ein Lehrer ein Traditionalist ist, einer,
der mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht, dann ist einiges davon
richtig im Gedächtnis geblieben und einiges ist falsch im Gedächtnis geblieben,
einiges ist wahr und mit einigem verhält es sich anders.“

25. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer ist ein Traditionalist,
einer, der mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht; er lehrt das Dhamma
durch mündliche Überlieferung, durch überlieferte Legenden, durch das, was in
den Schriften überliefert wurde. Aber wenn ein Lehrer ein Traditionalist ist, einer,
der mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht, dann ist einiges davon
richtig im Gedächtnis geblieben und einiges ist falsch im Gedächtnis
geblieben, einiges ist wahr und mit einigem verhält es sich anders.‘ Wenn er also
feststellt, daß dieses heilige Leben ohne Inspiration ist, wendet er sich davon ab
und verläßt es.“

26. „Dies ist die zweite Art von heiligem Leben ohne Inspiration, die vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
verkündet worden ist, der folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen
würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das
heilsam ist, nicht erlangen würde.“

27. „Wiederum, Sandaka, ist da irgendein Lehrer einer, der Schlußfolgerungen
zieht, einer, der Argumente untersucht. Er lehrt ein Dhamma, das mit Schlußfolgerungen
erschlägt, das einer Reihe von Argumenten folgt, so wie es sich ihm
darstellt. Aber wenn ein Lehrer einer ist, der Schlußfolgerungen zieht, dann sind
einige Schlußfolgerungen richtig und andere sind falsch, einiges ist wahr und
mit einigem verhält es sich anders.“

28. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer ist einer, der Schlußfolgerungen
zieht, einer, der Argumente untersucht. Er lehrt ein Dhamma, das
mit Schlußfolgerungen erschlägt, das einer Reihe von Argumenten folgt, so wie
es sich ihm darstellt. Aber wenn ein Lehrer einer ist, der Schlußfolgerungen zieht,
dann sind einige Schlußfolgerungen richtig andere sind falsch, einiges ist wahr
und mit einigem verhält es sich anders.‘ Wenn er also feststellt, daß dieses heilige
Leben ohne Inspiration ist, wendet er sich davon ab und verläßt es.“

29. „Dies ist die dritte Art von heiligem Leben ohne Inspiration, die vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet
worden ist, der folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen
würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das
heilsam ist, nicht erlangen würde.“

30. „Wiederum, Sandaka, ist da irgendein Lehrer dumm und verwirrt. Wenn
ihm diese oder jene Frage gestellt wird, windet er sich mit Worten, windet er sich
wie ein Aal, weil er dumm und verwirrt ist: ,Ich sage nicht, daß dies der Fall ist.
Und ich sage nicht, daß jenes der Fall ist. Und ich sage nicht, daß es anders ist.
Und ich sage nicht, daß es nicht so ist. Und ich sage nicht, daß es nicht nicht so
ist.‘“

31. „Darüber erwägt ein Weiser so: ,Dieser gute Lehrer ist dumm und verwirrt.
Wenn ihm diese oder jene Frage gestellt wird, windet er sich mit Worten,
windet er sich wie ein Aal, weil er dumm und verwirrt ist: ›Ich sage nicht, daß
dies der Fall ist. Und ich sage nicht, daß jenes der Fall ist. Und ich sage nicht, daß
es anders ist. Und ich sage nicht, daß es nicht so ist. Und ich sage nicht, daß es
nicht nicht so ist.‹‘ Wenn er also feststellt, daß dieses heilige Leben ohne Inspiration
ist, wendet er sich davon ab und verläßt es.“

32. „Dies ist die vierte Art von heiligem Leben ohne Inspiration, die vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
verkündet worden ist, der folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen
würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das
heilsam ist, nicht erlangen würde.“

33. „Dies, Sandaka, sind die vier Arten des heiligen Lebens ohne Inspiration,
die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, verkündet worden sind, denen folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß
nicht führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das
Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen würde.“

34. „Es ist wunderbar, Meister ânanda, es ist erstaunlich, wie die vier Arten
des heiligen Lebens ohne Inspiration, vom Erhabenen, der weiß und sieht, der
verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet worden sind, denen folgend
ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen würde, oder wenn er es
führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen
würde. Aber, Meister ânanda, was macht der Lehrer geltend, was verkündet er,
worin ein Weiser das heilige Leben gewiß führen würde, und worin, während er
es führt, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, erlangen würde?“

35. „Sandaka, da erscheint ein Tathàgata in der Welt, ein Verwirklichter, ein
vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten,
vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.
Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese
Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk,
was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma,
das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung
und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das
äußerst vollkommen und rein ist.“

36. „Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer
anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört,
erlangt er Vertrauen in den Tathàgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: ,Das
Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist
weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige
Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel.
Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die
gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Bei
späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe
Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er ein
kleines oder großes Vermögen, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgibt.“

37. „Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist und die Übung und Lebensweise
der Bhikkhus auf sich genommen hat, enthält er sich davon, Lebewesen
zu töten, indem er es aufgegeben hat, Lebewesen zu töten; Stock und Waffen
beiseite gelegt, sanft und freundlich, lebt er voll Mitgefühl für alle Lebewesen.
Er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde, indem er es
aufgegeben hat zu nehmen, was nicht gegeben wurde; indem er nur nimmt, was
gegeben wurde, nur erwartet, was gegeben wurde, indem er nicht stiehlt, weilt er
in Reinheit. Indem er die Unkeuschheit aufgegeben hat, lebt er in Keuschheit,
lebt er losgelöst von der gewöhnlichen Praxis des Geschlechtsverkehrs und er
enthält sich davon.“
„Er enthält sich davon, die Unwahrheit zu sagen, indem er es aufgegeben hat,
die Unwahrheit zu sagen; er spricht die Wahrheit, hält sich an die Wahrheit, ist
vertrauenswürdig und verläßlich, er ist einer, der die Welt nicht täuscht. Er enthält
sich davon, gehässig zu sprechen, indem er es aufgegeben hat, gehässig zu
sprechen; er verbreitet nicht woanders, was er hier gehört hat, um jene Menschen
von den Menschen hier zu entzweien, auch verbreitet er nicht hier, was er woanders
gehört hat, um diese Menschen von jenen Menschen dort zu entzweien;
somit ist er einer, der diejenigen vereint, die vorher entzweit waren, einer, der
Freundschaft fördert, Eintracht genießt, sich über Eintracht freut, an Eintracht
Entzücken findet, jemand, der Worte äußert, die Eintracht säen. Er enthält sich
des Gebrauchs grober Worte, indem er den Gebrauch grober Worte aufgegeben
hat; er äußert Worte, die sanft, gefällig und liebenswert sind, die zu Herzen gehen,
höflich sind, nach denen es viele verlangt, die vielen angenehm sind. Er
enthält sich der Schwatzhaftigkeit, indem er die Schwatzhaftigkeit aufgegeben
hat; er redet zur rechten Zeit, sagt, was den Tatsachen entspricht, redet über das,
was gut ist, spricht über das Dhamma und die Disziplin; zur rechten Zeit sagt er
Worte, die wert sind, festgehalten zu werden, vernünftig, gemäßigt und heilsam.“
„Er enthält sich davon, Saatgut und Pflanzen zu beschädigen. Er übt sich darin,
nur zu einer Tageszeit zu essen, indem er sich davon enthält, nachts und außerhalb
der angemessenen Zeit zu essen. Er enthält sich des Tanzens, Singens,
Musizierens und des Besuchs von Theateraufführungen. Er enthält sich davon,
Schmuck zu tragen, sich mit Parfüm herauszuputzen und sich mit Kosmetik zu
verschönern. Er enthält sich hoher und breiter Betten. Er enthält sich davon, Gold
und Silber anzunehmen. Er enthält sich davon, ungekochtes Getreide anzunehmen.
Er enthält sich davon, rohes Fleisch anzunehmen. Er enthält sich davon,
Frauen und Mädchen anzunehmen. Er enthält sich davon, Sklaven und Sklavinnen
anzunehmen. Er enthält sich davon, Ziegen und Schafe anzunehmen. Er enthält
sich davon, Geflügel und Schweine anzunehmen. Er enthält sich davon,
Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten anzunehmen. Er enthält sich davon, Felder
und Ländereien anzunehmen.Er enthält sich davon, Botengänge zu verrichten
und Botschaften zu übermitteln. Er enthält sich des Kaufens und Verkaufens. Er
enthält sich davon, falsche Gewichte, falsche Metalle und falsche Maße zu verwenden.
Er enthält sich des Schwindelns, Täuschens, Betrügens und der Hinterlist.
Er enthält sich der Körperverletzung, des Mordens, Fesselns, der Wegelagerei,
des Plünderns und der Gewalt.“

38. „Er begnügt sich mit Roben, um seinen Körper zu schützen, und mit
Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen, und wohin er auch geht, nimmt er
nur diese mit. Gerade so wie ein Vogel, der, wohin er auch fliegt, nur mit seinen
Flügeln als Gepäck fliegt, so begnügt sich auch der Bhikkhu mit Roben, um
seinen Körper zu schützen, und mit Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen,
und wohin er auch geht, nimmt er nur diese mit. Weil er diese Ansammlung edler
Sittlichkeit besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die ohne Tadel ist.“

39. „Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre
Zeichen und ihr Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier
und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert
ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt
sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er
beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn
er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und
sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der
Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe,
übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich
mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack
schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild.
Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen
könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen
Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle
des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle,
er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des
Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er
sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände
der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den
Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den
Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle
Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist.“

40. „Er wird einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen;
der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt
beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen
der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der
wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar
handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim
Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.“

41. „Weil er diese Ansammlung edler Sittlichkeit, diese edle Sinneskontrolle
und diese edle Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, zieht er sich an eine
abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf
einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein
Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.“

42. „Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt
er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und
hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Indem er die Habgier nach weltlichen
Dingen überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Habgier;
er läutert seinen Geist von Habgier. Indem er Übelwollen und Haß überwindet,
verweilt er mit einem Geist, der frei ist von Übelwollen, der Mitgefühl empfindet
für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert seinen Geist von Übelwollen
und Haß. Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von
Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert seinen
Geist von Trägheit und Mattheit. Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Geist, der inneren Frieden
hat; er läutert seinen Geist von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe. Indem er
den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit
in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert seinen Geist vom Zweifel.“

43. „Nachdem er so diese fünf Hindernisse, diese Unvollkommenheiten des
Herzens, die die Weisheit schwächen, überwunden hat, tritt er ganz abgeschieden
von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in
die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des
Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die
aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Ein Weiser würde gewiß das heilige
Leben unter einem Lehrer führen, unter dem ein Schüler solch erhabene Besonderheit
erlangt, und während er es führt, würde er den wahren Weg, das Dhamma,
das heilsam ist, erlangen.“

44. „Wiederum, mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein,
die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und
anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und
Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Ein Weiser würde
gewiß das heilige Leben unter einem Lehrer führen, unter dem ein Schüler solch
erhabene Besonderheit erlangt, und während er es führt, würde er den wahren
Weg, das Dhamma, das heilsam ist, erlangen.“

45. „Wiederum, mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend,
achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in
die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige,
der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin. Ein Weiser würde
gewiß das heilige Leben unter einem Lehrer führen, unter dem ein Schüler
solch erhabene Besonderheit erlangt, und während er es führt, würde er den wahren
Weg, das Dhamma, das heilsam ist, erlangen.“

46. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren
Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die
aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit
der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Ein Weiser würde gewiß das
heilige Leben unter einem Lehrer führen, unter dem ein Schüler solch erhabene
Besonderheit erlangt, und während er es führt, würde er den wahren Weg, das
Dhamma, das heilsam ist, erlangen.“

47. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Er erinnert
sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei
Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend
Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in
denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine
Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch
dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten
und Besonderheiten. Ein Weiser würde gewiß das heilige Leben unter einem
Lehrer führen, unter dem ein Schüler solch erhabene Besonderheit erlangt, und
während er es führt, würde er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist,
erlangen.“

48. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen.
Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sieht
er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern. Ein Weiser würde gewiß das heilige Leben unter einem
Lehrer führen, unter dem ein Schüler solch erhabene Besonderheit erlangt, und
während er es führt, würde er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist,
erlangen.“

49. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend:
,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Er versteht
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.‘“

50. „Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom
Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das
Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige
Leben ist geführt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es
nichts mehr.‘ Ein Weiser würde gewiß das heilige Leben unter einem Lehrer
führen, unter dem ein Schüler solch erhabene Besonderheit erlangt, und während
er es führt, würde er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, erlangen.“

51. „Aber, Meister ânanda, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten
Trieben, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte,
die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens
zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, könnte er
Sinnesvergnügen genießen?“
„Sandaka, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten Trieben, der
das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt
hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und
durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, ist er unfähig, Übertretungen
in fünf Fällen zu begehen. Ein Bhikkhu, dessen Triebe vernichtet sind, ist
unfähig, absichtlich einem Lebewesen das Leben zu nehmen; er ist unfähig zu
nehmen, was nicht gegeben wurde, das heißt zu stehlen; er ist unfähig, sich dem
Geschlechtsverkehr hinzugeben; er ist unfähig, wissentlich die Unwahrheit zu
sprechen; er ist unfähig, Sinnesvergnügen zu genießen, indem er sie ansammelt,
wie er es früher im Laiendasein getan hat 4). Wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist,
mit vernichteten Trieben, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan
werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln
des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit
ist, ist er unfähig, Übertretungen in diesen fünf Fällen zu begehen.“

52. „Aber, Meister ânanda, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten
Trieben, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte,
die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens
zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, ist ihm
sein Wissen und die Schauung, daß seine Triebe vernichtet sind, ständig und
ununterbrochen gegenwärtig, ob er geht oder steht, schläft oder wacht?“
„Was das betrifft, Sandaka, werde ich dir ein Gleichnis geben, denn einige weise
Menschen hier verstehen die Bedeutung einer Aussage mit Hilfe eines Gleichnisses.
Angenommen, die Hände und Füße eines Mannes wären abgehackt. Würde
er ständig und ununterbrochen wissen ,Meine Hände und Füße sind abgehackt‘,
ob er geht oder steht, schläft oder wacht, oder würde er nur dann wissen ,Meine
Hände und Füße sind abgehackt‘, wenn er diese Tatsache reflektiert?“
„Meister ânanda, der Mann würde nicht ständig und ununterbrochen wissen
,Meine Hände und Füße sind abgehackt‘; stattdessen würde er nur dann wissen
,Meine Hände und Füße sind abgehackt‘, wenn er diese Tatsache reflektiert.“
„Ebenso, Sandaka, wenn ein Bhikkhu ein Arahant ist, mit vernichteten Trieben,
der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was getan werden mußte, die
Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört
hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, ist ihm sein Wissen
und die Schauung, daß seine Triebe vernichtet sind, nicht ständig und ununterbrochen
gegenwärtig, ob er geht oder steht, schläft oder wacht; stattdessen weiß
er nur dann ,Meine Triebe sind vernichtet‘, wenn er diese Tatsache reflektiert.“

53. „Wieviele Herausgetretene 5) gibt es in diesem Dhamma und dieser Disziplin,
Meister ânanda?“
„Sandaka, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Herausgetretene in diesem Dhamma und dieser Disziplin.“
„Es ist wunderbar, Meister ânanda, es ist erstaunlich! Da ist kein Eigenlob
hinsichtlich des eigenen Dhamma und keine Schmähung des Dhamma anderer;
da ist die Darlegung des Dhamma in seinem vollen Umfang, und so viele Herausgetretene
erscheinen. Aber diese âjãvakas, jene verlorenen Söhne 6), loben sich
selbst und schmähen andere, und sie erkennen nur drei Herausgetretene an, nämlich
Nanda Vaccha, Kisa Saïkicca und Makhali Gosàla.“

54. Dann richtete sich der Wanderasket Sandaka an seine eigene Versammlung:
„Geht, meine Herren, das heilige Leben ist unter dem Mönch Gotama zu
führen. Es ist jetzt nicht leicht für uns, Gewinn, Ehre und Ruhm aufzugeben.“
Auf jene Weise riet der Wanderasket Sandaka seiner eigenen Versammlung,
das heilige Leben unter dem Erhabenen zu führen.

Anmerkungen:
1) Materialistischer Nihilismus, wie er Ajita Kesakambalin zugeschrieben wird (vgl.
M60).
2) Laut BB sind hier in der mündlichen Überlieferung zwei Lehrmeinungen durcheinander
geraten; die von Pakudha Kaccàyana und von Makkhali Gosàla. Dies
hat jedoch nur scholastische Bedeutung, da es an der Aussage der Lehrrede nichts
ändert.
3) „Ohne Inspiration“ heißt hier, daß der Lehrer seinen eigenen Ansprüchen nicht
gerecht wird. Bei der zweiten und dritten Art von heiligem Leben ohne Inspiration
fehlt die eigene Verwirklichung des Lehrers. Die vierte Art ist die Position des
„Aalwindens“. BB merkt an, daß es sich nicht unbedingt um Idioten gehandelt
haben muß; es könnte eine Position radikalen Skeptizismus gewesen sein, wie
sie von Sañjaya Belaññhiputta vertreten wurde. In allen vier Fällen fehlt ein inspirierendes
Vorbild.
4) MA: Er ist nicht in der Lage, Essen und andere angenehme Dinge des Lebens zu
horten, um sie später zu genießen.
5) BB: „In die Freiheit herausgetreten“ = befreit.
6) Wörtlich: „die toten Söhne jener Mütter“; die Erklärung dieser Phrase seitens
MA gibt nicht viel her.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN75 – An Màgandiya

Majjhima Nikàya 75

 

An Màgandiya (Màgandiya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene im Lande Kuru bei einer
Stadt der Kurus namens Kammàsadhamma auf, auf einer Grasstreu in der Feuerkammer
eines Brahmanen, der zum Bhàradvàja-Klan gehörte.

2. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach Kammàsadhamma hinein. Nachdem er in
Kammàsadhamma um Almosen umhergegangen war und von seiner Almosenrunde
zurückgekehrt war, ging er nach seinem Mahl zu einem bestimmten Hain,
um den Tag zu verbringen. Nachdem er den Hain betreten hatte, setzte er sich am
Fuße eines Baumes nieder, um den Tag zu verbringen.

3. Da ging der Wanderasket Màgandiya, während er zum Zwecke körperlicher
Ertüchtigung umher ging und wanderte, zur Feuerkammer des Brahmanen,
der zum Bhàradvàja-Klan gehörte. Dort sah er eine Grasstreu vorbereitet, und
nachdem er sie gesehen hatte, fragte er den Brahmanen: „Für wen ist diese Grasstreu
in Meister Bhàradvàjas Feuerkammer vorbereitet worden? Es scheint das
Bett eines Mönchs zu sein.“

4. „Meister Màgandiya, da gibt es den Mönch Gotama, den Sohn der Sakyer,
der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen. Nun eilt Meister
Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein
Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und
erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister
bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter,
ein Erhabener.‘ Dieses Bett ist für jenen Meister Gotama vorbereitet
worden.“

5. „In der Tat, Meister Bhàradvàja, es ist ein schlimmer Anblick für uns, wenn
wir das Bett jenes Zerstörers von Wachstum 1), Meister Gotama, sehen.“
„Gib acht, was du sagst, Màgandiya, gib acht, was du sagst! Viele gebildete
Adelige, gebildete Brahmanen, gebildete Haushälter und gebildete Mönche haben
volles Vertrauen zu Meister Gotama, und sind von ihm im edlen wahren
Weg, im Dhamma, das heilsam ist, geschult worden.“
„Meister Bhàradvàja, sogar wenn wir jenen Meister Gotama von Angesicht
zu Angesicht sähen, würden wir ihm ins Gesicht sagen: ,Der Mönch Gotama ist
ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren Schriften
steht.“
„Wenn Meister Màgandiya nichts dagegen hat, kann ich dieses Meister Gotama
erzählen?“
„Meister Bhàradvàja sei unbesorgt. Erzähle ihm genau das, was ich gesagt
habe.“

6. Währenddessen hörte der Erhabene mit dem Himmlischen Ohr, welches
geläutert und dem menschlichen überlegen ist, diese Unterhaltung zwischen dem
Brahmanen aus dem Bhàradvàja-Klan und dem Wanderasketen Màgandiya. Dann,
als es Abend war, erhob sich der Erhabene von der Meditation, ging zur Feuerkammer
des Brahmanen und setzte sich auf der vorbereiteten Grasstreu nieder.
Da ging der Brahmane aus dem Bhàradvàja-Klan zum Erhabenen und tauschte
Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte
er sich seitlich nieder. Der Erhabene fragte ihn: „Bhàradvàja, hattest du irgendeine
Unterhaltung mit dem Wanderasketen Màgandiya über diese Grasstreu?“
Nach diesen Worten erwiderte der Brahmane vor Ehrfurcht erstarrt, mit zu
Berge stehenden Haaren: „Wir wollten Meister Gotama von genau dieser Sache
erzählen, aber Meister Gotama ist uns zuvorgekommen.“

7. Aber diese Erörterung zwischen dem Erhabenen und dem Brahmanen aus
dem Bhàradvàja-Klan wurde nicht zu Ende gebracht, denn da kam der Wanderasket
Màgandiya, während er zum Zwecke körperlicher Ertüchtigung umher ging
und wanderte, zur Feuerkammer des Brahmanen und ging auf den Erhabenen zu.
Er tauschte Grußformeln mit dem Erhabenen aus, und nach diesen höflichen und
freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder. Der Erhabene sagte zu ihm:

8. „ Màgandiya, das Auge ist in Formen verliebt, liebt Formen, erfreut sich an
Formen; jenes ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert
worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in Bezug auf
dieses, daß du sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“
„Das Ohr ist in Klänge verliebt, liebt Klänge, erfreut sich an Klängen; jenes
ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert worden, und er
lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in Bezug auf dieses, daß du
sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“
„Die Nase ist in Gerüche verliebt, liebt Gerüche, erfreut sich an Gerüchen;
jenes ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert worden,
und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in Bezug auf dieses,
daß du sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“
„Die Zunge ist in Geschmäcker verliebt, liebt Geschmäcker, erfreut sich an
Geschmäckern; jenes ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt und
kontrolliert worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in
Bezug auf dieses, daß du sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“
„Der Körper ist in Berührungsobjekte verliebt, liebt Berührungsobjekte, erfreut
sich an Berührungsobjekten; jenes ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt
und kontrolliert worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle.
Geschah es in Bezug auf dieses, daß du sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein
Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“
„Der Geist ist in Geistesobjekte verliebt, liebt Geistesobjekte, erfreut sich an
Geistesobjekten; jenes ist vom Tathàgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert
worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in
Bezug auf dieses, daß du sagtest: ,Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums‘?“
„Es geschah in Bezug auf dieses, Meister Gotama, daß ich sagte: ,Der Mönch
Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums.‘ Warum ist das so? Weil jenes in unseren
Schriften steht.“

9. „Was meinst du, Màgandiya? Da hat sich vielleicht jemand früher mit Formen,
die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und
liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen,
vergnügt. Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem er den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Formen
der Wirklichkeit entsprechend kennt, könnte er das Begehren nach Formen
überwunden haben, das Fieber nach Formen entfernt haben, und ohne Durst, mit
einem Geist, der inneren Frieden hat, verweilen. Was würdest du zu ihm sagen,
Màgandiya?“ – „Nichts, Meister Gotama.“
„Was meinst du, Màgandiya? Da hat sich vielleicht jemand früher mit Klängen,
die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert
sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen,
vergnügt. Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem er den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Klänge
der Wirklichkeit entsprechend kennt, könnte er das Begehren nach Klängen
überwunden haben, das Fieber nach Klängen entfernt haben, und ohne Durst,
mit einem Geist, der inneren Frieden hat, verweilen. Was würdest du zu ihm
sagen, Màgandiya?“ – „Nichts, Meister Gotama.“
„Was meinst du, Màgandiya? Da hat sich vielleicht jemand früher mit Gerüchen,
die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und
liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen,
vergnügt. Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem er den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Gerüche
der Wirklichkeit entsprechend kennt, könnte er das Begehren nach Gerüchen
überwunden haben, das Fieber nach Gerüchen entfernt haben, und ohne Durst,
mit einem Geist, der inneren Frieden hat, verweilen. Was würdest du zu ihm
sagen, Màgandiya?“ – „Nichts, Meister Gotama.“
„Was meinst du, Màgandiya? Da hat sich vielleicht jemand früher mit Geschmäckern,
die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen, vergnügt. Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem er den Ursprung,
das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle
der Geschmäcker der Wirklichkeit entsprechend kennt, könnte er das Begehren
nach Geschmäckern überwunden haben, das Fieber nach Geschmäckern entfernt
haben, und ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat, verweilen. Was
würdest du zu ihm sagen, Màgandiya?“ – „Nichts, Meister Gotama.“
„Was meinst du, Màgandiya? Da hat sich vielleicht jemand früher mit
Berührungsobjekten, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen, vergnügt. Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem er den Ursprung,
das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im
Falle der Berührungsobjekte der Wirklichkeit entsprechend kennt, könnte er das
Begehren nach Berührungsobjekten überwunden haben, das Fieber nach
Berührungsobjekten entfernt haben, und ohne Durst, mit einem Geist, der inneren
Frieden hat, verweilen. Was würdest du zu ihm sagen, Màgandiya?“ – „Nichts,
Meister Gotama.“

10. „Màgandiya, früher, als ich ein Leben zu Hause führte, vergnügte ich mich,
versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens: mit Formen,
die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und
liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;
mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;
mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht,
begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und
Begierde hervorrufen; mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper erfahrbar sind,
die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden
sind und Begierde hervorrufen. Ich hatte drei Paläste, einen für die Regenzeit,
einen für den Winter und einen für den Sommer. Ich hielt mich die vier
Monate der Regenzeit über im Regenzeit-Palast auf, vergnügte mich mit Musikern,
die alle Frauen waren, und ich ging nicht zum unteren Palast hinunter.“
„Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnes-
vergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren
nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich
verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere
Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen
verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die
in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich
nicht daran. Warum ist das so? Màgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von
Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische
Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht,
was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran.“

11. „Angenommen, Màgandiya, ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters
wäre reich, mit großem Reichtum und Besitz, und weil er mit den fünf Strängen
sinnlichen Vergnügens versorgt und ausgestattet ist, könnte er sich mit Formen,
die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert
sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen, vergnügen;
mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen; mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht,
begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und
Begierde hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die
erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden
sind und Begierde hervorrufen; mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper
erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die
mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Nachdem er sich mit
Körper, Sprache und Geist richtig verhalten hat, könnte er bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererscheinen,
in der himmlischen Welt im Gefolge der Götter der Dreiunddreißig; und
dort würde er sich vergnügen, umgeben von einer Gruppe von Nymphen im
Nandana-Hain, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen himmlischer
Sinnesvergnügen. Angenommen, er sähe einen Haushälter oder Sohn eines
Haushälters, der sich vergnügt, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen
menschlicher Sinnesvergnügen. Was meinst du, Màgandiya? Würde jener junge
Gott, der sich vergnügt, umgeben von einer Gruppe von Nymphen im Nandana-
Hain, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen himmlischer Sinnesvergnügen,
jenen Haushälter oder Sohn eines Haushälters um die fünf Stränge
menschlicher Sinnesvergnügen beneiden, oder würde er zu menschlichen Sinnesvergnügen
zurückkehren?“
„Nein, Meister Gotama. Warum nicht? Weil himmlische Sinnesvergnügen
vortrefflicher und erhabener als menschliche Sinnesvergnügen sind.“

12. „Ebenso, Màgandiya, vergnügte ich mich früher, als ich ein Leben zu Hause
führte, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens:
mit Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;
mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;
mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht,
begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden
sind und Begierde hervorrufen; mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper
erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit
Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Ich hatte drei Paläste, einen
für die Regenzeit, einen für den Winter und einen für den Sommer. Ich hielt
mich die vier Monate der Regenzeit über im Regenzeit-Palast auf, vergnügte
mich mit Musikern, die alle Frauen waren, und ich ging nicht zum unteren Palast
hinunter.“
„Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen
der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren
nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich
verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere
Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen
verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die
in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich
nicht daran. Warum ist das so? Màgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von
Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische
Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht,
was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran.“

13. „Angenommen, Màgandiya, es gäbe einen Leprakranken mit Wunden und
Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den
Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur Erleichterung
über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte. Dann würden seine Freunde
und Gefährten, seine Angehörigen und Verwandten einen Arzt herbeischaffen,
um ihn zu behandeln. Der Arzt würde eine Medizin für ihn zubereiten, und
mit Hilfe dieser Medizin würde der Mann von der Lepra geheilt, und er würde
gesund und glücklich sein, unabhängig, sein eigener Herr, in der Lage zu gehen,
wohin es ihm beliebt. Dann könnte er einen anderen Leprakranken sehen, mit
Wunden und Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln
den Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur
Erleichterung über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte. Was meinst
du, Màgandiya? Würde jener Mann jenen Leprakranken um seine Grube mit
brennender Holzkohle oder um den Gebrauch von Medizin beneiden?“
„Nein, Meister Gotama. Warum ist das so? Weil im Krankheitsfalle Medizin
zubereitet werden muß, und wenn es keine Krankheit gibt, es nicht nötig ist,
Medizin zuzubereiten.“

14. „Ebenso, Màgandiya, vergnügte ich mich früher, als ich ein Leben zu Hause
führte, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens:
mit Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen;
mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen; mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und
Begierde hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die
erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden
sind und Begierde hervorrufen; mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper
erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit
Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Ich hatte drei Paläste, einen
für die Regenzeit, einen für den Winter und einen für den Sommer. Ich hielt mich
die vier Monate der Regenzeit über im Regenzeit-Palast auf, vergnügte mich mit
Musikern, die alle Frauen waren, und ich ging nicht zum unteren Palast hinunter.“
„Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden,
die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen
der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren
nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich
verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere
Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen
verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die
in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich
nicht daran. Warum ist das so? Màgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von
Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische
Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht,
was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran.“

15. „Angenommen, Màgandiya, es gäbe einen Leprakranken mit Wunden und
Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den
Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur Erleichterung
über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte. Dann würden seine Freunde
und Gefährten, seine Angehörigen und Verwandten einen Arzt herbeischaffen,
um ihn zu behandeln. Der Arzt würde Medizin für ihn zubereiten, und mit
Hilfe dieser Medizin würde der Mann von der Lepra geheilt, und er würde gesund
und glücklich sein, unabhängig, sein eigener Herr, in der Lage zu gehen,
wohin es ihm beliebt. Dann würden ihn zwei starke Männer an den Armen pakken
und in Richtung einer Grube mit brennender Holzkohle schleppen. Was meinst
du, Màgandiya? Würde dieser Mann seinen Körper drehen und winden?“
„Ja, Meister Gotama. Warum ist das so? Weil die Berührung jenes Feuers in
der Tat schmerzhaft ist, heiß und sengend.“
„Was meinst du, Màgandiya? Ist die Berührung jenes Feuers nur jetzt schmerzhaft,
heiß und sengend oder war die Berührung jenes Feuers auch früher schon
schmerzhaft, heiß und sengend?“
„Meister Gotama, die Berührung jenes Feuers ist jetzt schmerzhaft, heiß und
sengend und sie war auch früher schon schmerzhaft, heiß und sengend. Denn als
jener Mann ein Leprakranker war, mit Wunden und Blasen an den Gliedern, der,
von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den Schorf von seinen wunden
Stellen kratzte, waren seine Sinne beeinträchtigt; daher, obwohl die Berührung
des Feuers in Wirklichkeit schmerzhaft war, nahm er sie fälschlicherweise als
angenehm wahr.“

16. „Ebenso, Màgandiya, war die Berührung von Sinnesvergnügen in der Vergangenheit
schmerzhaft, heiß und sengend; in der Zukunft wird die Berührung
von Sinnesvergnügen schmerzhaft, heiß und sengend sein; und jetzt in der Gegenwart
ist die Berührung von Sinnesvergnügen schmerzhaft, heiß und sengend.
Aber diese Wesen, die nicht frei von Begehren nach Sinnesvergnügen sind, die
vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen
brennen, haben Sinne, die beeinträchtigt sind; daher, obwohl die Berührung
der Sinnesvergnügen in Wirklichkeit schmerzhaft ist, nehmen sie sie
fälschlicherweise als angenehm wahr.“

17. „Angenommen, Màgandiya, es gäbe einen Leprakranken mit Wunden und
Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den
Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur Erleichterung
über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte; je mehr er den Schorf
abkratzt und seinen Körper einbrennt, desto fauliger, übelriechender und stärker
infiziert würden seine wunden Stellen werden, und doch würde er ein gewisses
Maß an Befriedigung und Vergnügen daran finden, seine wunden Stellen zu kratzen.
Ebenso, Màgandiya, schwelgen Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde
sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber
nach Sinnesvergnügen brennen, dennoch in Sinnesvergnügen; je mehr solche
Wesen in Sinnesvergnügen schwelgen, desto mehr wächst ihr Begehren nach
Sinnesvergnügen an, und desto mehr werden sie von ihrem Fieber nach Sinnesvergnügen
verbrannt, und doch finden sie ein gewisses Maß an Befriedigung
und Vergnügen bedingt durch die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens.“

18. „Was meinst du, Màgandiya? Hast du jemals einen König oder königlichen
Minister gesehen oder von ihm gehört, der sich vergnügte, versorgt und
ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens, der, ohne das Begehren
nach Sinnesvergnügen zu überwinden, ohne das Fieber nach Sinnesvergnügen
zu entfernen, in der Lage war, frei von Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden
hat, zu verweilen, oder der in der Lage ist oder sein wird, so zu verweilen?“
– „Nein, Meister Gotama.“
„Gut, Màgandiya. Auch ich habe niemals einen König oder königlichen Minister
gesehen oder von ihm gehört, der sich vergnügte, versorgt und ausgestattet
mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens, der, ohne das Begehren nach Sinnesvergnügen
zu überwinden, ohne das Fieber nach Sinnesvergnügen zu entfernen,
in der Lage war, frei von Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat, zu
verweilen, oder der in der Lage ist oder sein wird, so zu verweilen. Im Gegenteil,
Màgandiya, jene Mönche oder Brahmanen, die frei von Durst, mit einem Geist,
der inneren Frieden hat, verweilten oder verweilen oder verweilen werden, tun
dies alle, nachdem sie den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die
Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend
kennen, und es geschieht nachdem sie das Begehren nach Sinnesvergnügen
überwunden haben und das Fieber nach Sinnesvergnügen entfernt
haben, daß sie ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat, verweilten,
verweilen oder verweilen werden.“

19. An dieser Stelle äußerte der Erhabene dieses:

„Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbàna ist das größte Glück,
Der beste Pfad ist der Achtfache,
Der sicher zum Todlosen führt.“

Nach diesen Worten sagte der Wanderasket Màgandiya zum Erhabenen: „Es ist
wunderbar, Meister Gotama, es ist erstaunlich, wie gut jenes von Meister Gotama
ausgedrückt worden ist:
,Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbàna ist das größte Glück.‘
Auch wir haben dies schon von früheren Wanderasketen in der Tradition der
Lehrer gehört, und wir stimmen dem zu, Meister Gotama.“
„Aber, Màgandiya, wenn du jenes von früheren Wanderasketen in der Tradition
der Lehrer gehört hast, was ist jene Gesundheit, was ist jenes Nibbàna?“
Nach diesen Worten, rieb der Wanderasket Màgandiya seine Glieder und sagte:
„Dies ist jene Gesundheit, Meister Gotama, dies ist jenes Nibbàna; denn jetzt
bin ich gesund und glücklich und nichts bereitet mir Leid 2).“

20. „Màgandiya, angenommen, es gäbe einen blind geborenen Mann, der dunkle
und helle Formen nicht sehen könnte, der blaue, gelbe, rote oder rosa Formen
nicht sehen könnte, der Ebenes und Unebenes nicht sehen könnte, der die Sterne
oder Sonne und Mond nicht sehen könnte. Er könnte einen Mann mit gutem
Augenlicht sagen hören: ,Meine Herren, gut ist in der Tat ein weißes Tuch, hübsch,
fleckenlos und sauber!‘ und er würde sich auf die Suche nach einem weißen
Tuch machen. Dann würde ihn ein Mann mit einem schmutzigen, besudelten
Kleidungsstück so betrügen: ,Guter Mann, hier ist ein weißes Tuch für dich,
hübsch, fleckenlos und sauber.‘ Und er würde es annehmen und anziehen, und
weil er damit zufrieden wäre, würde er solche Worte der Zufriedenheit äußern:
,Meine Herren, gut ist in der Tat ein weißes Tuch, hübsch, fleckenlos und sauber!‘
Was meinst du, Màgandiya? Als jener blind geborene Mann jenes schmutzige,
besudelte Kleidungsstück annahm, es anzog, und, weil er damit zufrieden
war, solche Worte der Zufriedenheit äußerte: ,Meine Herren, gut ist in der Tat ein
weißes Tuch, hübsch, fleckenlos und sauber!‘ – handelte er so, weil er wußte und
sah, oder aus Vertrauen in den Mann mit dem guten Augenlicht?“
„Ehrwürdiger Herr, er würde so gehandelt haben, ohne zu wissen und zu sehen,
aus Vertrauen in den Mann mit dem guten Augenlicht.“

21. „Ebenso, Màgandiya, sind die Wanderasketen anderer Sekten blind und
ohne Schauung. Sie kennen Gesundheit nicht, sie sehen Nibbàna nicht, und doch
äußern sie dieses Gedicht so:
,Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbàna ist das größte Glück.‘
Dieses Gedicht wurde von den früheren Verwirklichten, vollständig Erleuchteten
so geäußert:
„Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbàna ist das größte Glück,
Der beste Pfad ist der Achtfache,
Der sicher zum Todlosen führt.“
Jetzt ist es allmählich unter Weltlingen geläufig geworden. Und obwohl dieser
Körper, Màgandiya, eine Krankheit, ein Geschwür, ein Stachel, ein Unglück, ein
Leid ist, sagst du in Bezug auf diesen Körper: ,Dies ist jene Gesundheit, Meister
Gotama, dies ist jenes Nibbàna.‘ Du besitzt nicht jene edle Schauung, Màgandiya,
mit deren Hilfe du Gesundheit kennen und Nibbàna sehen könntest.“

22. „Ich habe folgendes Vertrauen in Meister Gotama: ,Meister Gotama ist
fähig, mich das Dhamma auf eine Weise zu lehren, daß es mir möglich wird,
Gesundheit zu kennen und Nibbàna zu sehen.‘“
„Màgandiya, angenommen, es gäbe einen blind geborenen Mann, der dunkle
und helle Formen nicht sehen könnte, der blaue, gelbe, rote oder rosa Formen
nicht sehen könnte, der Ebenes und Unebenes nicht sehen könnte, der die Sterne
oder Sonne und Mond nicht sehen könnte. Dann würden seine Freunde und Gefährten,
seine Angehörigen und Verwandten einen Arzt herbeischaffen, um ihn
zu behandeln. Der Arzt würde eine Medizin für ihn zubereiten, und doch würde
mit Hilfe jener Medizin die Sehkraft des Mannes nicht entstehen oder geläutert
werden. Was meinst du, Màgandiya, würde jener Arzt Erschöpfung und Enttäuschung
ernten?“ – „Ja, Meister Gotama.“ – „Ebenso, Màgandiya, wenn ich dich
das Dhamma so lehren würde: ,Dies ist jene Gesundheit, dies ist jenes Nibbàna‘,
könnte es sein, daß du Gesundheit nicht kennst und Nibbàna nicht siehst, und das
wäre ermüdend und beschwerlich für mich.“

23. „Ich habe folgendes Vertrauen in Meister Gotama: ,Meister Gotama ist
fähig, mich das Dhamma auf eine Weise zu lehren, daß es mir möglich wird,
Gesundheit zu kennen und Nibbàna zu erkennen.‘“
„Màgandiya, angenommen, es gäbe einen blind geborenen Mann, der dunkle
und helle Formen nicht sehen könnte, der blaue, gelbe, rote oder rosa Formen
nicht sehen könnte, der Ebenes und Unebenes nicht sehen könnte, der die Sterne
oder Sonne und Mond nicht sehen könnte. Er könnte einen Mann mit gutem
Augenlicht sagen hören: ,Meine Herren, gut ist in der Tat ein weißes Tuch, hübsch,
fleckenlos und sauber!‘ und er würde sich auf die Suche nach einem weißen
Tuch machen. Dann würde ihn ein Mann mit einem schmutzigen, besudelten
Kleidungsstück so betrügen: ,Guter Mann, hier ist ein weißes Tuch für dich,
hübsch, fleckenlos und sauber.‘ Und er würde es annehmen und anziehen. Dann
würden seine Freunde und Gefährten, seine Angehörigen und Verwandten einen
Arzt herbeischaffen, um ihn zu behandeln. Der Arzt würde eine Medizin für ihn
zubereiten – Brechmittel und Abführmittel, Salben und Gegen-Salben und Nasenbehandlung
– und mit Hilfe jener Medizin würde die Sehkraft des Mannes entstehen
und geläutert werden. Zusammen mit dem Entstehen seiner Sehkraft würde
sein Verlangen und seine Begierde nach jenem schmutzigen, besudelten Kleidungsstück
überwunden; dann könnte er vor Empörung und Feindschaft gegenüber
jenem Mann brennen und er könnte folgendermaßen erwägen, wie er ihn
töten könnte: ,Ich bin in der Tat lange von diesem Mann mit diesem schmutzigen,
besudelten Kleidungsstück überlistet, hintergangen und betrogen worden,
als er zu mir sagte: ›Guter Mann, hier ist ein weißes Tuch für dich, hübsch, flekkenlos
und sauber.‹‘“

24. „Ebenso, Màgandiya, wenn ich dich das Dhamma so lehren würde: ,Dies
ist jene Gesundheit, dies ist jenes Nibbàna‘, könnte es sein, daß du Gesundheit
kennst und Nibbàna siehst. Zusammen mit dem Entstehen deiner Schauung, könnte
dein Verlangen und deine Begierde nach den fünf Daseinsgruppen, an denen
angehaftet wird, überwunden werden. Dann könntest du vielleicht denken: ,Ich
bin in der Tat lange von diesem Geist überlistet, hintergangen und betrogen worden.
Denn wenn ich angehaftet habe, war da nur Form, an der ich angehaftet
habe, nur Gefühl, an dem ich angehaftet habe, nur Wahrnehmung, an der ich
angehaftet habe, nur Gestaltungen, an denen ich angehaftet habe, nur Bewußtsein,
an dem ich angehaftet habe. Mit meinem Anhaften als Bedingung ist Werden;
mit Werden als Bedingung ist Geburt; mit Geburt als Bedingung ist Altern
und Tod, Sorge, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung. So ist der Ursprung
dieser ganzen Masse von Dukkha.‘

25. „Ich habe folgendes Vertrauen in Meister Gotama: ,Meister Gotama ist
fähig, mich das Dhamma auf eine Weise zu lehren, daß es mir möglich wird,
Gesundheit zu kennen und Nibbàna zu sehen.‘“
„Dann, Màgandiya, verkehre mit aufrechten Menschen. Wenn du mit aufrechten
Menschen verkehrst, wirst du das wahre Dhamma hören. Wenn du das wahre
Dhamma hörst, wirst du dem wahren Dhamma gemäß üben. Wenn du dem wahren
Dhamma gemäß übst, wirst du für dich selbst wissen und sehen: ,Dieses sind
Krankheiten, Geschwüre und Stacheln; aber diese Krankheiten, Geschwüre und
Stacheln hören ohne Überbleibsel auf. Mit dem Aufhören meines Anhaftens ist
das Aufhören von Werden; mit dem Aufhören von Werden ist das Aufhören von
Geburt; mit dem Aufhören von Geburt hört Altern, Tod, Sorge, Klagen, Schmerz,
Trauer und Verzweiflung auf. So ist das Aufhören dieser ganzen Masse von
Dukkha.‘“

26. Nach diesen Worten sagte der Wanderasket Màgandiya: „Großartig, Meister
Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma ist von Meister Gotama
auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes aufgerichtet,
Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt oder in der Dunkelheit
eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen können.
Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der
Bhikkhus. Ich würde gerne unter dem Erhabenen in die Hauslosigkeit ziehen,
ich würde gerne die Ordination erhalten.“

27. „Màgandiya, jemand, der früher zu einer anderen Sekte gehörte und in
diesem Dhamma und dieser Disziplin in die Hauslosigkeit zu ziehen wünscht
und die Ordination wünscht, hat eine Probezeit von vier Monaten. Am Ende von
vier Monaten, wenn die Bhikkhus mit ihm zufrieden sind, geben sie ihm die
Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum Status eines
Bhikkhu. Aber ich erkenne individuelle Unterschiede in dieser Angelegenheit
an.“
„Ehrwürdiger Herr, wenn jene, die früher zu einer anderen Sekte gehörten
und in diesem Dhamma und dieser Disziplin in die Hauslosigkeit zu ziehen wünschen
und die Ordination wünschen, eine Probezeit von vier Monaten haben,
und wenn am Ende von vier Monaten die Bhikkhus mit ihnen zufrieden sind und
sie ihnen die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum
Status eines Bhikkhu geben, dann will ich eine Probezeit von vier Jahren haben.
Wenn die Bhikkhus am Ende von vier Jahren mit mir zufrieden sind, mögen sie
mir die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum Status
eines Bhikkhu geben.“

28. Dann erhielt der Wanderasket Màgandiya die Erlaubnis, unter dem Erhabenen
in die Hauslosigkeit zu ziehen, und er erhielt die Ordination. Und bald,
nicht lange nach seiner Ordination, nachdem er allein lebte, zurückgezogen,
umsichtig, eifrig und entschlossen, trat der ehrwürdige Màgandiya hier und jetzt
durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des
heiligen Lebens ein, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause
fort in die Hauslosigkeit ziehen, und er verweilte darin. Er erkannte unmittelbar:
„Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan
werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.“ Und der ehrwürdige
Màgandiya wurde einer der Arahants.

Anmerkungen:
1) MA erklärt, dieser Ausdruck beziehe sich auf Màgandiya‘s Ansicht, Wachstum
bestehe in einem möglichst großen Sinnes-Input, einer Auffassung, die modernen
hedonistischen Tendenzen ähnelt. Der Text läßt diese Interpretation plausibel
erscheinen (§8).
2) Eine Ansicht, die „Nibbàna hier und jetzt“ beschreibt und damit vermeintlich
vollkommene Sinnesvergnügen meint, vgl. D1.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN74 – An Dãghanakha

Majjhima Nikàya 74

 

An Dãghanakha (Dãghanakha Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha auf dem
Geiersberg in der Wildschwein-Höhle auf.

2. Da ging der Wanderasket Dãghanakha zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus 1). Nach diesen höflichen und freundlichen Worten stand er
zur Seite und sagte zum Erhabenen: „Meister Gotama, meine Lehrmeinung und
Ansicht ist dies: ,Für mich ist nichts annehmbar 2).‘“
„Diese deine Ansicht, Aggivessana, ,Für mich ist nichts annehmbar‘ – ist nicht
zumindest jene Ansicht für dich annehmbar?“
„Wenn diese meine Ansicht für mich annehmbar wäre, Meister Gotama, würde
es sich damit genauso verhalten, würde es sich damit genauso verhalten 3).“

3. „Nun, Aggivessana, es gibt viele in der Welt, die sagen: ,Es würde sich
damit genauso verhalten, es würde sich damit genauso verhalten‘, und doch überwinden
sie jene Ansicht nicht und sie nehmen noch manche andere Ansicht an.
Von jenen gibt es wenige in der Welt, die sagen: ,Es würde sich damit genauso
verhalten, es würde sich damit genauso verhalten‘, und die jene Ansicht überwinden
und keine andere Ansicht annehmen.“

4. „Aggivessana, es gibt einige Mönche und Brahmanen, deren Lehrmeinung
und Ansicht dies ist: ,Für mich ist alles annehmbar.‘ Es gibt einige Mönche und
Brahmanen, deren Lehrmeinung und Ansicht dies ist: ,Für mich ist nichts annehmbar.‘
Und es gibt einige Mönche und Brahmanen, deren Lehrmeinung und
Ansicht dies ist: ,Einiges ist für mich annehmbar, einiges ist für mich nicht annehmbar.‘
Unter diesen ist die Ansicht jener Mönche und Brahmanen, die die
Lehrmeinung und Ansicht vertreten ,für mich ist alles annehmbar‘, nahe der Begierde,
nahe dem Gefesseltsein, nahe dem Ergötzen, nahe dem Festhalten, nahe
dem Anhaften. Die Ansicht jener Mönche und Brahmanen, die die Lehrmeinung
und Ansicht vertreten ,für mich ist nichts annehmbar‘, ist nahe der Nicht-Begierde,
nahe dem Nicht-Gefesseltsein, nahe dem Nicht-Ergötzen, nahe dem Nicht-
Festhalten, nahe dem Nicht-Anhaften 4).“

5. Nach diesen Worten bemerkte der Wanderasket Dãghanakha: „Meister
Gotama heißt meine Art von Ansicht gut, Meister Gotama empfiehlt meine Art
von Ansicht.“
„Aggivessana, was jene Mönche und Brahmanen betrifft, die die Lehrmeinung
und Ansicht vertreten ,einiges ist für mich annehmbar, einiges ist für mich
nicht annehmbar‘ – ihre Ansicht ist bezüglich dessen, was für sie annehmbar ist,
nahe der Begierde, nahe dem Gefesseltsein, nahe dem Ergötzen, nahe dem
Festhalten, nahe dem Anhaften, während ihre Ansicht bezüglich dessen, was für sie
nicht annehmbar ist, nahe der Nicht-Begierde, nahe dem Nicht-Gefesseltsein,
nahe dem Nicht-Ergötzen, nahe dem Nicht-Festhalten, nahe dem Nicht-Anhaften
ist.“

6. „Aggivessana, ein Weiser unter jenen Mönchen und Brahmanen, die die
Lehrmeinung und Ansicht vertreten ,für mich ist alles annehmbar‘, erwägt so:
,Wenn ich stur an meiner Ansicht ›für mich ist alles annehmbar‹ festhalte und
erkläre, ›Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‹, dann könnte ich mit den zwei
anderen in eine Meinungsverschiedenheit geraten: mit einem Mönch oder Brahmanen,
der die Lehrmeinung und Ansicht vertritt ›für mich ist nichts annehmbar‹
und mit einem Mönch oder Brahmanen, der die Lehrmeinung und Ansicht vertritt
›einiges ist für mich annehmbar, einiges ist für mich nicht annehmbar‹. Mit
diesen zwei könnte ich in eine Meinungsverschiedenheit geraten, und wenn es
eine Meinungsverschiedenheit gibt, gibt es Streitgespräche; wenn es Streitgespräche
gibt, gibt es Zank; wenn es Zank gibt, gibt es Verdruß.‘ Weil er Meinungsverschiedenheiten,
Streitgespräche, Zank und Verdruß für sich vorhersieht,
überwindet er jene Ansicht und nimmt keine andere Ansicht an. Auf diese Weise
kommt das Überwinden dieser Ansichten zustande; auf diese Weise kommt das
Aufgeben dieser Ansichten zustande.“

7. „Ein Weiser unter jenen Mönchen und Brahmanen, die die Lehrmeinung
und Ansicht vertreten ,für mich ist nichts annehmbar‘, erwägt so: ,Wenn ich stur
an meiner Ansicht ›für mich ist nichts annehmbar‹ festhalte und erkläre, ›Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch‹, dann könnte ich mit den zwei anderen in
eine Meinungsverschiedenheit geraten: mit einem Mönch oder Brahmanen, der
die Lehrmeinung und Ansicht vertritt ›für mich ist alles annehmbar‹ und mit
einem Mönch oder Brahmanen, der die Lehrmeinung und Ansicht vertritt ›einiges
ist für mich annehmbar, einiges ist für mich nicht annehmbar‹. Mit diesen
zwei könnte ich in eine Meinungsverschiedenheit geraten, und wenn es eine
Meinungsverschiedenheit gibt, gibt es Streitgespräche; wenn es Streitgespräche
gibt, gibt es Zank; wenn es Zank gibt, gibt es Verdruß.‘ Weil er Meinungsverschiedenheiten,
Streitgespräche, Zank und Verdruß für sich vorhersieht, überwindet
er jene Ansicht und nimmt keine andere Ansicht an. Auf diese Weise
kommt das Überwinden dieser Ansichten zustande; auf diese Weise kommt das
Aufgeben dieser Ansichten zustande.“

8. „Ein Weiser unter jenen Mönchen und Brahmanen, die die Lehrmeinung
und Ansicht vertreten ,einiges ist für mich annehmbar, einiges ist für mich nicht
annehmbar‘, erwägt so: ,Wenn ich stur an meiner Ansicht ›einiges ist für mich
annehmbar, einiges ist für mich nicht annehmbar‹ festhalte und erkläre, ›Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch‹, dann könnte ich mit den zwei anderen in
eine Meinungsverschiedenheit geraten: mit einem Mönch oder Brahmanen, der
die Lehrmeinung und Ansicht vertritt ›für mich ist alles annehmbar‹ und mit
einem Mönch oder Brahmanen, der die Lehrmeinung und Ansicht vertritt ›für
mich ist nichts annehmbar‹. Mit diesen zwei könnte ich in eine
Meinungsverschiedenheit geraten, und wenn es eine Meinungsverschiedenheit gibt, gibt es
Streitgespräche; wenn es Streitgespräche gibt, gibt es Zank; wenn es Zank gibt,
gibt es Verdruß.‘ Weil er Meinungsverschiedenheiten, Streitgespräche, Zank und
Verdruß für sich vorhersieht, überwindet er jene Ansicht und nimmt keine andere
Ansicht an. Auf diese Weise kommt das Überwinden dieser Ansichten zustande;
auf diese Weise kommt das Aufgeben dieser Ansichten zustande 5).“

9. „Aggivessana, dieser Körper, der aus materieller Form besteht, sich aus den
vier großen Elementen zusammensetzt, von Mutter und Vater gezeugt wurde
und mittels gekochtem Reis und Reisbrei aufgebaut wurde, ist der Vergänglichkeit
unterworfen, unterworfen der Abnutzung und dem Abrieb, der Auflösung
und dem Verfall. Er sollte als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit, als ein
Geschwür, als ein Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als etwas, das
sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst betrachtet werden. Wenn man diesen Körper
so betrachtet, überwindet man die Gier nach dem Körper, die Verliebtheit in
den Körper, die Unterwürfigkeit gegenüber dem Körper.“

10. „Aggivessana, es gibt drei Arten von Gefühl: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes
Gefühl und weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl. Wenn man
angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein
schmerzhaftes Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei
jener Gelegenheit empfindet man nur angenehmes Gefühl. Wenn man schmerzhaftes
Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein angenehmes
Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei jener Gelegenheit
empfindet man nur schmerzhaftes Gefühl. Wenn man weder-schmerzhaftesnoch-
angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein
angenehmes Gefühl oder schmerzhaftes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet
man nur weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl.“

11. „Angenehmes Gefühl, Aggivessana, ist vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden,
der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören
unterworfen. Schmerzhaftes Gefühl ist auch vergänglich, gestaltet, bedingt
entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und
Aufhören unterworfen. Weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl ist auch
vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem
Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen.“

12. „Indem ein wohlunterrichteter edler Schüler so sieht, wird er ernüchtert
gegenüber angenehmem Gefühl, ernüchtert gegenüber schmerzhaftem Gefühl,
ernüchtert gegenüber weder-schmerzhaftem-noch-angenehmem Gefühl. Wenn
er ernüchtert wird, wird er begierdelos. Durch Begierdelosigkeit ist sein Geist
befreit. Wenn er befreit ist, kommt das Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt
ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan
werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘“

13. „Ein Bhikkhu, dessen Geist so befreit ist, Aggivessana verbündet sich mit
niemandem und streitet sich mit niemandem; er bedient sich des gegenwärtig in
der Welt üblichen Sprachgebrauchs, ohne daran zu haften 6).“

14. Bei jener Gelegenheit stand der ehrwürdige Sàriputta hinter dem Erhabenen
und fächelte ihm Luft zu. Da dachte er: „Der Erhabene spricht in der Tat aus
höherer Geisteskraft vom Überwinden dieser Dinge; der Vollendete spricht in
der Tat aus höherer Geisteskraft vom Aufgeben dieser Dinge.“ Während der ehrwürdige
Sàriputta dies erwog, war sein Geist durch Nicht-Anhaften von den Trieben
befreit.“

15. Aber in dem Wanderasketen Dãghanakha erschien die fleckenlose, reine
Schau des Dhamma: „Alles, was dem Ursprung unterworfen ist, ist dem Aufhören
unterworfen.“ Der Wanderasket Dãghanakha sah das Dhamma, erlangte das
Dhamma, erkannte das Dhamma, drang in das Dhamma ein; er ließ den Zweifel
hinter sich, er wurde frei von Verwirrung, er erlangte Selbstvertrauen und wurde
in der Lehre des Lehrers von anderen unabhängig.“

16. Dann sagte er zum Erhabenen: „Großartig, Meister Gotama! Großartig,
Meister Gotama! Das Dhamma ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise
klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt,
einem Verirrten den Weg gezeigt oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten
hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht
zu Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge
Meister Gotama mich von heute an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang
Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Dãghanakha war ein Neffe des ehrwürdigen Sàriputta. Dieser war zum Zeitpunkt
dieser Lehrrede erst zwei Wochen lang als Bhikkhu ordiniert und „erst“ ein Stromeingetretener.
2) MA identifiziert diese Position als nihilistisch, während BB Dãghanakha für einen
Skeptiker hält. Eine weitere Deutung ist denkbar: der Asket könnte zu denjenigen
gehören, die glauben, sie könnten die Fesseln des Ich, die ja auch anderen
spirituellen Traditionen bewußt sind, dadurch überwinden, daß sie die Fesseln
und deren Ausprägungen (z.B. Ansichten) ignorieren. In Indien und anderswo
gibt es zum Beispiel auch heute noch Asketen, deren Praxis darin besteht, das
Wort „Ich“ nicht zu verwenden. Dãghanakha durchschaut aber nicht, daß, solange
der Ansichtstrieb auf der Grundlage der Ich-Illusion besteht, jedes Ablehnen
von Ansichten automatisch zur Ansicht wird. Ein ähnliches Vorgehen auf philosophischer
Grundlage ist die Praxis einiger buddhistischer Schulen.
Anzumerken ist noch, daß im Buddhadhamma jegliche Ansicht, die die Funktion
hat, auf ein „Ich“ hinzuweisen, als falsche Ansicht gilt, und Richtige Ansicht
letztendlich das Überwinden jeglicher Ansicht ist.
3) Dãghanakha erkennt offenbar das Dilemma des inneren Widerspruchs; da ihm
aber die Lösung des Problems noch nicht zur Verfügung steht, nämlich die Vernichtung
der Grundlage für Ansichten, entscheidet er sich für den kleineren Widerspruch:
er widerspricht seiner Ansicht, erhält sie aber wenigstens aufrecht.
4) Jemand, der diese Position vertritt, hat zumindest die Gefahr in den Ansichten
bereits erkannt.
5) Der Buddha zeigt mit den drei vorangegangenen Abschnitten die Gefahr in jeglichen
Ansichten auf und schreitet fort, indem er dem Asketen den Weg zu Richtiger
Ansicht zeigt, den Weg zur Einsicht in die Natur des Daseins, den Weg zur
Überwindung jeglicher (falscher) Ansicht.
6) MA sagt zu Recht, daß ein Arahant das Wort „Ich“ benutzen kann, ohne es auf
ein „Ich“ zu beziehen. Man kann die Äußerung des Buddha noch weiter anwenden:
ein Arahant kann einen Standpunkt vertreten, ohne daß eine Ansicht (im
technischen Sinne) daraus wird.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN73 – Die längere Lehrrede an Vacchagotta

Majjhima Nikàya 73

 

Die längere Lehrrede an Vacchagotta

(Mahàvacchagotta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf.

2. Da ging der Wanderasket Vacchagotta zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er
sich seitlich nieder und sagte zum Erhabenen:

3. „Über einen langen Zeitraum habe ich Gespräche mit dem Erhabenen gehabt.
Es wäre gut, wenn Meister Gotama mich in Kürze das Heilsame und das
Unheilsame lehren würde.“
„Ich kann dich das Heilsame und das Unheilsame in Kürze lehren, Vaccha,
und ich kann dich das Heilsame und das Unheilsame in aller Ausführlichkeit
lehren. Dennoch will ich dich das Heilsame und das Unheilsame in Kürze lehren.
Höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, Herr“, erwiderte er. Der Erhabene sagte dieses:

4. „Vaccha, Gier ist unheilsam, Nicht-Gier ist heilsam; Haß ist unheilsam,
Nicht-Haß ist heilsam; Verblendung ist unheilsam, Nicht-Verblendung ist heilsam.
Auf diese Weise sind drei Dinge unheilsam und drei Dinge sind heilsam.“

5. „Töten von Lebewesen ist unheilsam, das Enthalten vom Töten von Lebewesen
ist heilsam; Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist unheilsam, das Enthalten
vom Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist heilsam; Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen ist unheilsam, das Enthalten vom Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen
ist heilsam; falsche Rede ist unheilsam, das Enthalten von falscher
Rede ist heilsam; gehässige Rede ist unheilsam, das Enthalten von gehässiger
Rede ist unheilsam; grobe Rede ist unheilsam, das Enthalten von grober Rede ist
heilsam; Geschwätz ist unheilsam, das Enthalten von Geschwätz ist heilsam;
Habgier ist unheilsam, Freiheit von Habgier ist heilsam; Übelwollen ist unheilsam,
Nicht-Übelwollen ist heilsam; falsche Ansicht ist unheilsam, richtige Ansicht
ist heilsam. Auf diese Weise sind zehn Dinge unheilsam und zehn Dinge
sind heilsam.“

6. „Wenn Begehren von einem Bhikkhu überwunden worden ist, an der Wurzel
abgeschnitten, einem Palmenstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß es künftigem
Entstehen nicht mehr unterworfen ist, dann ist jener Bhikkhu ein Arahant
mit vernichteten Trieben, einer, der das heilige Leben gelebt hat, getan hat, was
getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die
Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig
befreit ist.“

7. „Gibt es außer Meister Gotama noch irgendeinen Bhikkhu, einen Schüler
von Meister Gotama, der durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft,
hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der
Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin verweilt 1)?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Bhikkhus, Schüler von mir, die durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die
Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten
und darin verweilen.“

8. „Gibt es außer Meister Gotama und den Bhikkhus noch irgendeine
Bhikkhunã, eine Schülerin von Meister Gotama, die durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung
durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin
verweilt?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Bhikkhunãs, Schülerinnen von mir, die durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung,
die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist,
eintreten und darin verweilen.“

9. „Gibt es außer Meister Gotama und den Bhikkhus und Bhikkhunãs noch
irgendeinen Laienanhänger, einen Schüler von Meister Gotama, der weißgekleidet
ein zölibatäres Leben führt 2), der mit der Vernichtung der fünf niedrigeren
Fesseln spontan (in den Reinen Bereichen) erscheinen und dort Nibbàna erlangen
wird, ohne je von jener Welt zurückzukehren?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Laienanhänger, Schüler von mir, die weißgekleidet
ein zölibatäres Leben führen, die mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln
spontan in den Reinen Bereichen erscheinen und dort Nibbàna erlangen
werden, ohne je von jener Welt zurückzukehren.“

10. „Gibt es außer Meister Gotama, den Bhikkhus und Bhikkhunãs und den
Laienanhängern, die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen, noch irgendeinen
Laienanhänger, einen Schüler von Meister Gotama, der weißgekleidet sich
sinnlicher Vergnügen erfreut 3), der seine Anweisungen ausführt, seinem Rat folgt,
den Zweifel hinter sich gelassen hat, von Verwirrung frei geworden ist, Selbstvertrauen
erlangt hat und in der Lehre des Lehrers von anderen unabhängig geworden
ist?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Laienanhänger, Schüler von mir, die weißgekleidet
sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, die meine Anweisungen ausführen, meinem
Rat folgen, den Zweifel hinter sich gelassen haben, von Verwirrung frei geworden
sind, Selbstvertrauen erlangt haben und in der Lehre des Lehrers von anderen
unabhängig geworden sind.“

11. „Gibt es außer Meister Gotama, den Bhikkhus und Bhikkhunãs und den
weißgekleideten Laienanhängern, sowohl jenen, die ein zölibatäres Leben führen,
als auch jenen, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, noch irgendeine
Laienanhängerin, eine Schülerin von Meister Gotama, die weißgekleidet ein
zölibatäres Leben führt, die mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln
spontan (in den Reinen Bereichen) erscheinen und dort Nibbàna erlangen wird,
ohne je von jener Welt zurückzukehren?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Laienanhängerinnen, Schülerinnen von mir, die weißgekleidet
ein zölibatäres Leben führen, die mit der Vernichtung der fünf
niedrigeren Fesseln spontan (in den Reinen Bereichen) erscheinen und dort
Nibbàna erlangen werden, ohne je von jener Welt zurückzukehren.“

12. „Gibt es außer Meister Gotama, den Bhikkhus und Bhikkhunãs, den weißgekleideten
Laienanhängern, sowohl jenen, die ein zölibatäres Leben führen, als
auch jenen, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, und den Laienanhängerinnen,
die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen, noch irgendeine Laienanhängerin,
eine Schülerin von Meister Gotama, die weißgekleidet sich sinnlicher Vergnügen
erfreut, die seine Anweisungen ausführt, seinem Rat folgt, den Zweifel hinter
sich gelassen hat, von Verwirrung frei geworden ist, Selbstvertrauen erlangt
hat und in der Lehre des Lehrers von anderen unabhängig geworden ist?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Laienanhängerinnen, Schülerinnen von mir, die weißgekleidet
sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, die meine Anweisungen ausführen,
meinem Rat folgen, den Zweifel hinter sich gelassen haben, von Verwirrung frei
geworden sind, Selbstvertrauen erlangt haben und in der Lehre des Lehrers von
anderen unabhängig geworden sind.“

13. „Meister Gotama, wenn nur Meister Gotama in diesem Dhamma erfolgreich
wäre, aber keine Bhikkhus erfolgreich wären, dann wäre dieses heilige
Leben in jener Hinsicht unzulänglich; aber weil Meister Gotama und Bhikkhus
in diesem Dhamma erfolgreich sind, ist dieses heilige Leben somit in dieser Hinsicht
vollständig. Wenn nur Meister Gotama und Bhikkhus in diesem Dhamma
erfolgreich wären, aber keine Bhikkhunãs erfolgreich wären, dann wäre dieses
heilige Leben in jener Hinsicht unzulänglich; aber weil Meister Gotama, Bhikkhus
und Bhikkhunãs in diesem Dhamma erfolgreich sind, ist dieses heilige Leben
somit in dieser Hinsicht vollständig. Wenn nur Meister Gotama, Bhikkhus und
Bhikkhunãs in diesem Dhamma erfolgreich wären, aber keine Laienanhänger,
die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen, erfolgreich wären, dann wäre
dieses heilige Leben in jener Hinsicht unzulänglich; aber weil Meister Gotama,
Bhikkhus und Bhikkhunãs und Laienanhänger, die weißgekleidet ein zölibatäres
Leben führen, in diesem Dhamma erfolgreich sind, ist dieses heilige Leben somit
in dieser Hinsicht vollständig. Wenn nur Meister Gotama, Bhikkhus und
Bhikkhunãs und Laienanhänger, die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen,
in diesem Dhamma erfolgreich wären, aber keine Laienanhänger, die weißgekleidet
sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, erfolgreich wären, dann wäre dieses
heilige Leben in jener Hinsicht unzulänglich; aber weil Meister Gotama, Bhikkhus
und Bhikkhunãs und weißgekleidete Laienanhänger, sowohl jene, die ein
zölibatäres Leben führen, als auch jene, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen,
in diesem Dhamma erfolgreich sind, ist dieses heilige Leben somit in dieser Hinsicht
vollständig. Wenn nur Meister Gotama, Bhikkhus und Bhikkhunãs und
weißgekleidete Laienanhänger, sowohl jene, die ein zölibatäres Leben führen,
als auch jene, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, in diesem Dhamma erfolgreich
wären, aber keine Laienanhängerinnen, die weißgekleidet ein zölibatäres
Leben führen, erfolgreich wären, dann wäre dieses heilige Leben in jener Hinsicht
unzulänglich; aber weil Meister Gotama, Bhikkhus und Bhikkhunãs, weißgekleidete
Laienanhänger, sowohl jene, die ein zölibatäres Leben führen, als auch
jene, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, und Laienanhängerinnen, die weißgekleidet
ein zölibatäres Leben führen, in diesem Dhamma erfolgreich sind, ist
dieses heilige Leben somit in dieser Hinsicht vollständig. Wenn nur Meister
Gotama, Bhikkhus und Bhikkhunãs, weißgekleidete Laienanhänger, sowohl jene,
die ein zölibatäres Leben führen, als auch jene, die sich sinnlicher Vergnügen
erfreuen, und Laienanhängerinnen, die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen,
in diesem Dhamma erfolgreich wären, aber keine Laienanhängerinnen, die
weißgekleidet sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, erfolgreich wären, dann wäre
dieses heilige Leben in jener Hinsicht unzulänglich; aber weil Meister Gotama,
Bhikkhus und Bhikkhunãs, weißgekleidete Laienanhänger, sowohl jene, die ein
zölibatäres Leben führen, als auch jene, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen,
und weißgekleidete Laienanhängerinnen, sowohl jene, die ein zölibatäres Leben
führen, als auch jene, die sich sinnlicher Vergnügen erfreuen, in diesem Dhamma
erfolgreich sind, ist dieses heilige Leben somit in dieser Hinsicht vollständig.“

14. „So wie sich der Gangesfluß auf das Meer zubewegt, sich dem Meer zuneigt,
in Richtung des Meeres fließt und sich bis zum Meer erstreckt, so bewegt
sich auch Meister Gotamas Folgschaft mit ihren Hauslosen und ihren Haushältern
auf Nibbàna zu, neigt sich Nibbàna zu, fließt in Richtung Nibbàna und erstreckt
sich bis zum Nibbàna.“

15. „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er
Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die
Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum
Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Ich würde gerne unter dem Erhabenen
in die Hauslosigkeit ziehen, ich würde gerne die Ordination erhalten.“

16. „Vaccha, jemand, der früher zu einer anderen Sekte gehörte und in diesem
Dhamma und dieser Disziplin in die Hauslosigkeit zu ziehen wünscht und die
Ordination wünscht, hat eine Probezeit von vier Monaten. Am Ende von vier
Monaten, wenn die Bhikkhus mit ihm zufrieden sind, geben sie ihm die Erlaubnis,
in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum Status eines Bhikkhu.
Aber ich erkenne individuelle Unterschiede in dieser Angelegenheit an.“
„Ehrwürdiger Herr, wenn jene, die früher zu einer anderen Sekte gehörten
und in diesem Dhamma und dieser Disziplin in die Hauslosigkeit zu ziehen wünschen
und die Ordination wünschen, eine Probezeit von vier Monaten haben,
und wenn am Ende von vier Monaten die Bhikkhus mit ihnen zufrieden sind und
sie ihnen die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum
Status eines Bhikkhu geben, dann will ich eine Probezeit von vier Jahren haben.
Wenn die Bhikkhus am Ende von vier Jahren mit mir zufrieden sind, mögen sie
mir die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, und die Ordination zum Status
eines Bhikkhu geben.“

17. Dann erhielt der Wanderasket Vacchagotta die Erlaubnis, unter dem Erhabenen
in die Hauslosigkeit zu ziehen, und er erhielt die Ordination. Nicht lange
nach seiner Ordination, einen halben Monat nach seiner Ordination, ging der
ehrwürdige Vacchagotta zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte,
setzte er sich seitlich nieder und sagte zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, ich
habe erlangt, was auch immer durch das Wissen eines Schülers in höherer Schulung,
durch das wahre Wissen eines Schülers in höherer Schulung, erreicht werden
kann 4). Der Erhabene möge mich darüber hinaus das Dhamma lehren.“

18. „In diesem Fall, Vaccha, entwickle zwei Dinge weiter: Ruhe und Einsicht.
Wenn diese zwei Dinge weiterentwickelt werden, werden sie zur Durchdringung
vieler Elemente führen.“

19. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich die verschiedenen Arten
übernatürlicher Kräfte beherrschen: nachdem ich einer gewesen bin, möge ich
mich vervielfältigen; nachdem ich mich vervielfältigt habe, möge ich einer werden;
möge ich erscheinen und verschwinden; möge ich ungehindert durch eine
Wand gehen, durch eine Einzäunung, durch einen Berg, als ob ich mich durch
den freien Raum bewegte; möge ich in die Erde eintauchen und aus ihr auftauchen,
als ob sie Wasser wäre; möge ich übers Wasser gehen, ohne zu versinken,
als ob es Erde wäre; möge ich im Lotussitz durch den Raum reisen, wie ein
Vogel; möge ich mit der Hand den Mond und die Sonne, die so kraftvoll und
mächtig sind, berühren und streicheln; möge ich körperliche Beherrschung, die
sogar bis zur Brahma-Welt reicht, haben‘‘ – in dem Ausmaß wirst du die Fähigkeit
erlangen, jeglichen Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende Grundlage
dafür gibt 5).“

20. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich mit dem Element des
Himmlischen Ohrs, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, beide
Arten von Klängen hören, die himmlischen und die menschlichen, die fernen
ebenso wie die nahen‘ – in dem Ausmaß wirst du die Fähigkeit erlangen, jeglichen
Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende Grundlage dafür gibt.“

21. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich das Herz anderer Wesen,
anderer Personen verstehen, nachdem ich sie mit meinem eigenen Herzen
umfaßt habe. Möge ich einen Geist, der von Begierde beeinträchtigt ist, als von
Begierde beeinträchtigt verstehen, und einen Geist, der nicht von Begierde beeinträchtigt
ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt; möge ich einen Geist, der
von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt verstehen, und einen Geist,
der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt; möge ich
einen Geist, der von Verblendung beeinträchtigt ist, als von Verblendung beeinträchtigt
verstehen, und einen Geist, der nicht von Verblendung beeinträchtigt
ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt; möge ich einen zusammengezogenen
Geist als zusammengezogen verstehen, und einen abgelenkten Geist als abgelenkt;
möge ich einen erhabenen Geist als erhaben verstehen, und einen nicht
erhabenen Geist als nicht erhaben; möge ich einen übertrefflichen Geist als übertrefflich
verstehen, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich; möge
ich einen konzentrierten Geist als konzentriert verstehen, und einen unkonzentrierten
Geist als unkonzentriert; möge ich einen befreiten Geist als befreit verstehen,
und einen unbefreiten Geist als unbefreit‘ – in dem Ausmaß wirst du die
Fähigkeit erlangen, jeglichen Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende
Grundlage dafür gibt.“

22. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich mich an meine vielfältigen
früheren Leben erinnern, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten,
vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten,
hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen
sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt,
war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung,
so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und
nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort
wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so
meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich
hier wieder.‘ Möge ich mich so an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und
Besonderheiten erinnern‘ – in dem Ausmaß wirst du die Fähigkeit erlangen, jeglichen
Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende Grundlage dafür gibt.“

23. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich mit dem Himmlischen
Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und
wiedererscheinen sehen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und
Elend und möge ich verstehen, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern:
,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel
benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten
und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen,
an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in
der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist
wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten
hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort
wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ Möge ich so mit dem Himmlischen
Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben
und wiedererscheinen sehen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in
Glück und Elend, und möge ich verstehen, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern‘ – in dem Ausmaß wirst du die Fähigkeit erlangen, jeglichen
Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende Grundlage dafür gibt.“

24. „In dem Ausmaß, in dem du wünschst: ,Möge ich durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung
durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten
und darin verweilen‘ – in dem Ausmaß wirst du die Fähigkeit erlangen, jeglichen
Aspekt darin zu bezeugen, weil es eine passende Grundlage dafür gibt.“

25. Dann erhob sich der ehrwürdige Vacchagotta, entzückt und erfreut über
die Worte des Erhabenen, von seinem Sitz, huldigte dem Erhabenen nahm Abschied,
wobei er ihm die rechte Seite zuwandte.“

26. Nicht lange danach, nachdem er allein lebte, zurückgezogen, umsichtig,
eifrig und entschlossen, trat der ehrwürdige Vacchagotta hier und jetzt durch
eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen
Lebens ein, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen, und er verweilte darin. Er erkannte unmittelbar: „Geburt
ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden
mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.“ Und der ehrwürdige Vacchagotta
wurde einer der Arahants.

27. Bei jener Gelegenheit war eine Anzahl von Bhikkhus gerade dabei, den
Erhabenen aufzusuchen. Der ehrwürdige Vacchagotta sah sie in der Ferne kommen.
Als er sie sah, ging er zu ihnen hin und fragte sie: „Wo gehen die Ehrwürdigen
hin?“
„Wir sind gerade dabei, den Erhabenen aufzusuchen, Freund.“
„In jenem Fall, mögen die Ehrwürdigen in meinem Namen mit den Häuptern
zu Füßen des Erhabenen Huldigung darbringen und sagen: ,Ehrwürdiger Herr,
der Bhikkhu Vacchagotta bringt Huldigung mit dem Haupt zu Füßen des Erhabenen
dar.‘ Dann sagt: ,Der Erhabene ist von mir geehrt worden, der Vollendete ist
von mir geehrt worden 6).‘“
„Ja, Freund“, erwiderten jene Bhikkhus. Dann gingen sie zum Erhabenen,
und nachdem sie ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder und sagten
zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, der ehrwürdige Vacchagotta bringt Huldigung
mit dem Haupt zu Füßen des Erhabenen dar, und er sagt: , Der Erhabene ist
von mir geehrt worden, der Vollendete ist von mir geehrt worden.‘“

28. „Ihr Bhikkhus, nachdem ich sein Herz mit meinem Herzen umfaßt hatte,
wußte ich bereits vom Bhikkhu Vacchagotta: ,Der Bhikkhu Vacchagotta hat das
dreifache wahre Wissen erlangt und hat große übernatürliche Kraft und Macht.‘
Und Devas erzählten mir dieses auch: ,Der Bhikkhu Vacchagotta hat das dreifache
wahre Wissen erlangt und hat große übernatürliche Kraft und Macht.‘“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Jene Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Es gibt einige zeitgenössische buddhistische Lehrer, die der Ansicht sind, daß ein
Arahant, der in der Nachfolge eines Buddha die Fesseln abgestreift, die Triebe
vernichtet hat, noch nicht mit der Arbeit fertig sei. Die Vertreter dieser Ansicht
schenken den Lehrreden des Pàlikanons offenbar sehr wenig Beachtung.
2) Mit der Nichtwiederkehr ist jegliche Sinnesbegierde überwunden, sexuelle Betätigung
findet somit nicht mehr statt.
3) Die Frage bezieht sich auf Stromeingetretene und Einmalwiederkehrer, die die
ersten drei Fesseln abgelegt haben.
4) MA sagt, daß er ein Nichtwiederkehrer geworden war.
5) Die „passende Grundlage“ ist die Meisterschaft in den Vertiefungen mit den Elementen
als Objekt. Die anderen weltlichen Superkräfte haben ebenfalls die Meisterschaft
in den Vertiefungen zur Grundlage. Die sechste, überweltliche höhere
Geisteskraft hat Einsicht, also Weisheit zur Grundlage.
6) BB: Eine indirekte Art, vom Erlangen des höchsten Ziels zu berichten. Die
Bhikkhus verstanden die Äußerung nicht, daher wurde sie ihnen vom Buddha
erklärt.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN72 – An Vacchagotta über das Feuer

Majjhima Nikàya 72

 

An Vacchagotta über das Feuer

(Aggivacchagotta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthï im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Da ging der Wanderasket Vacchagotta zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er
sich seitlich nieder und fragte den Erhabenen:

3. „Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: , Die Welt ist
ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch 1)‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Welt ist ewig: nur dies ist wahr, alles
andere ist falsch.‘“

4. „Ist dann Meister Gotama der Ansicht: ,Die Welt ist nicht ewig: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Welt ist nicht ewig: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘“

5. „Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: ,Die Welt ist
endlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Welt ist endlich: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘“

6. „Ist dann Meister Gotama der Ansicht: ,Die Welt ist unendlich: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Welt ist unendlich: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘“

7. „Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: ,Die Seele
und der Körper sind das gleiche: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Seele und der Körper sind das gleiche:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

8. „Ist dann Meister Gotama der Ansicht: ,Die Seele ist eine Sache und der
Körper eine andere: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Die Seele ist eine Sache und der Körper
eine andere: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

9. „Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: ,Ein Tathàgata
existiert nach dem Tode: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Ein Tathàgata existiert nach dem Tode:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

10. „Ist dann Meister Gotama der Ansicht: ,Ein Tathàgata existiert nach dem
Tode nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Ein Tathàgata existiert nach dem Tode
nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

11. „Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: ,Sowohl
existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Sowohl existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

12. „Ist dann Meister Gotama der Ansicht: ,Weder existiert ein Tathàgata nach
dem Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“
„Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: ,Weder existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

13. „Wie ist es dann, Meister Gotama? Wenn Meister Gotama eine dieser
zehn Fragen gestellt wird, erwidert er jedesmal: ,Ich bin nicht jener Ansicht.‘
Welche Gefahr sieht Meister Gotama, daß er keine dieser spekulativen Ansichten
annimmt?“

14. „Vaccha, die spekulative Ansicht, daß die Welt ewig sei, ist ein Dickicht
von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein
Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt,
von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung,
zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft,
zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß die Welt nicht ewig sei, ist ein Dickicht von
Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut
von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt,
von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung,
zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung,
zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß die Welt endlich sei, ist ein Dickicht von Ansichten,
eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut
von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt,
von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung,
zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur
Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß die Welt unendlich sei, ist ein Dickicht von
Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut
von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt,
von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung,
zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung,
zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß die Seele und der Körper das gleiche seien, ist
ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von
Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von
Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt
nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren
Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß die Seele eine Sache und der Körper eine andere
sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung
von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten.
Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und
sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden,
zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß ein Tathàgata nach dem Tode existiere, ist ein
Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten,
ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von
Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt
nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren
Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß ein Tathàgata nach dem Tode nicht existiere, ist
ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von
Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von
Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt
nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren
Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß ein Tathàgata nach dem Tode sowohl existiere,
als auch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten,
eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel
von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung
und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören,
zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna.“
„Die spekulative Ansicht, daß ein Tathàgata nach dem Tode weder existiere,
noch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten,
eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von
Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und
Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum
Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbàna. Weil ich diese
Gefahr sehe, nehme ich keine dieser Arten von Ansichten an.“

15. „Hat dann Meister Gotama überhaupt irgendeine spekulative Ansicht?“
„Vaccha, ,spekulative Ansicht‘ ist etwas, was vom Tathàgata beseitigt worden
ist. Denn der Tathàgata, Vaccha, hat dies gesehen: ,So ist Form, so ihr Ursprung,
so ihr Verschwinden; so ist Gefühl, so sein Ursprung, so sein Verschwinden; so
ist Wahrnehmung, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so sind Gestaltungen,
so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Bewußtsein, so sein Ursprung, so
sein Verschwinden.‘ Daher, sage ich, mit der Vernichtung, dem Lossagen, dem
Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen aller Vorstellungen, aller Gedankengebäude,
allen Ich-Machens, allen Mein-Machens und der zugrundeliegenden Neigung
zum Ich-Dünkel, ist der Tathàgata durch Nicht-Anhaftung befreit.“

16. „Wenn der Geist eines Bhikkhu so befreit ist, Meister Gotama, wo erscheint
er nach dem Tode wieder?“
„Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend, Vaccha.“
„Erscheint er dann nicht wieder, Meister Gotama?“
„Der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend, Vaccha 2).“
„Erscheint er dann sowohl wieder, als er auch nicht wiedererscheint, Meister
Gotama?“
„Der Ausdruck ,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend, Vaccha.“
„Erscheint er dann weder wieder, noch erscheint er nicht wieder, Meister
Gotama?“
„Der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht
zutreffend, Vaccha.“

17. „Wenn Meister Gotama diese vier Fragen gestellt werden, erwidert er:
,Der Ausdruck ›wiedererscheinen‹ ist nicht zutreffend, Vaccha; der Ausdruck
›nicht wiedererscheinen‹ ist nicht zutreffend, Vaccha; der Ausdruck ›sowohl wiedererscheinen,
als auch nicht wiedererscheinen‹st nicht zutreffend, Vaccha; der
Ausdruck ›weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‹ ist nicht zutreffend,
Vaccha.‘ Das bestürzt mich, Meister Gotama, das verwirrt mich, und
das Ausmaß an Zuversicht, das ich durch frühere Unterhaltungen mit Meister
Gotama erlangt habe, ist jetzt verschwunden.“

18. „Berechtigterweise verursacht es Bestürzung in dir, Vaccha, berechtigterweise
verursacht es Verwirrung in dir. Denn dieses Dhamma, Vaccha, ist tiefgründig,
schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch
bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, von den Weisen selbst zu erfahren. Es ist
schwer für dich, es zu verstehen, wenn du eine andere Ansicht hast, eine andere
Lehre akzeptierst, eine andere Lehre für richtig hältst, eine andere Übung verfolgst
und einem anderem Lehrer folgst. Also werde ich dir Gegenfragen über
dieses stellen, Vaccha. Antworte nach Belieben.“

19. „Was meinst du, Vaccha? Angenommen, ein Feuer würde vor dir brennen.
Würdest du wissen: ,Dieses Feuer brennt vor mir‘?“
„Das würde ich, Meister Gotama.“
„Wenn dich jemand fragen sollte, Vaccha: ,In Abhängigkeit wovon brennt dieses
Feuer, das da vor dir brennt?‘ – so gefragt, was würdest du antworten?“
„So gefragt, Meister Gotama, würde ich antworten: ,Dieses Feuer, das da vor
mir brennt, brennt in Abhängigkeit von Gras und Zweigen.‘“
„Wenn jenes Feuer vor dir erlöschen sollte, würdest du wissen: ,Dieses Feuer
vor mir ist erloschen‘?“
„Wenn jenes Feuer vor mir erlöschen sollte, Meister Gotama, würde ich wissen:
,Dieses Feuer vor mir ist erloschen.‘“
„Wenn dich jemand fragen sollte, Vaccha: ,Als jenes Feuer vor dir erlosch, in
welche Richtung ging es da: nach Osten, Westen, Norden oder Süden?‘ – so
gefragt, was würdest du antworten?“
„Das ist nicht zutreffend, Meister Gotama. Das Feuer brannte in Abhängigkeit
von seinem Brennstoff von Gras und Zweigen. Wenn er verbraucht ist, falls es
keinen weiteren Brennstoff erhält, wenn es ohne Brennstoff ist, gilt es als erloschen.“

20. „Ebenso, Vaccha, ist jene Form, die jemand, der den Tathàgata beschreibt,
zur Beschreibung heranziehen könnte, vom Tathàgata überwunden worden, an
der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß
sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathàgata ist von der
Begrifflichkeit der Form befreit 3), Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer
zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend, der Ausdruck
,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht
zutreffend. Jenes Gefühl, das jemand, der den Tathàgata beschreibt, zur Beschreibung
heranziehen könnte, ist vom Tathàgata überwunden worden, an der Wurzel
abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß es künftigem
Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathàgata ist von der
Begrifflichkeit des Gefühls befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer
zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend, der Ausdruck
,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht
zutreffend. Jene Wahrnehmung, die jemand, der den Tathàgata beschreibt, zur
Beschreibung heranziehen könnte, ist vom Tathàgata überwunden worden, an
der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß
sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathàgata ist von der
Begrifflichkeit der Wahrnehmung befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich,
schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘ ist
nicht zutreffend, der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend, der
Ausdruck ,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘ ist nicht
zutreffend, der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend. Jene Gestaltungen, die jemand, der den Tathàgata beschreibt,
zur Beschreibung heranziehen könnte, sind vom Tathàgata überwunden
worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt,
so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind. Der Tathàgata
ist von der Begrifflichkeit der Gestaltungen befreit, Vaccha, er ist tiefgründig,
unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend, der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend, der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend. Jenes Bewußtsein, das jemand, der den Tathàgata
beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, ist vom Tathàgata überwunden
worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht,
beseitigt, so daß es künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathàgata
ist von der Begrifflichkeit des Bewußtseins befreit, Vaccha, er ist tiefgründig,
unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck ,wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend, der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ ist nicht zutreffend,
der Ausdruck ,sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend, der Ausdruck ,weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen‘
ist nicht zutreffend.“

21. Nach diesen Worten sagte der Wanderasket Vacchagotta zum Erhabenen:
,Meister Gotama, angenommen es gäbe einen großen Sàlabaum, nicht weit von
einem Dorf oder einer Stadt, und die Vergänglichkeit hätte seine Zweige und
sein Laub, seine Rinde und sein Weichholz abgetragen, so daß er später, nachdem
er von Zweigen und Laub entblößt, von Rinde und Weichholz entblößt war,
rein wurde, ausschließlich aus Kernholz bestand; genauso ist diese Lehrrede von
Meister Gotama von Zweigen und Laub entblößt, von Rinde und Weichholz entblößt,
und sie ist rein, besteht ausschließlich aus Kernholz.“

22. „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er
Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die
Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma
und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als Laien-
Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Vaccha stellt dem Buddha die berühmte Zehnerreihe von spekulativen Fragen
über Standpunkte und Aussagen religiöser Doktrin. Dieses Set von Fragen wurde
anscheinend allgemein benutzt, um kurz und bündig eine Standortbestimmung
des jeweiligen Gesprächspartners vornehmen zu können. Die Frage nach Identität
bzw. Nichtidentität von Seele (jïva) und Körper (sarïra, bedeutet auch „Kadaver“)
lotet einen materialistischen, bzw. eternalistischen Standpunkt aus. Bei den
vier Fragen nach der Existenz / Nichtexistenz usw. des Tathàgata steht „Tathàgata“
als Beispiel für den spirituell Vervollkommneten nach der Ansicht der jeweils
untersuchten religiösen Doktrin. Die vier Fragen werden alle vom Buddha zurückgewiesen,
weil sie auf der falschen Annahme eines Selbst (attà) beruhen,
das weiterexistieren, bzw. vernichtet werden kann.
2) BB merkt an, MA wisse es besser: Der Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ sei
eigentlich doch zutreffend, der Buddha wollte nur den Eindruck vermeiden, seine
Lehre sei eine Doktrin der Vernichtung. MA verpaßt hier den springenden
Punkt, nämlich, daß es bei einem Befreiten keine Grundlage gibt, für die der
Ausdruck ,nicht wiedererscheinen‘ anwendbar ist. In diesem Zusammenhang sei
auch die weitverbreitete Ansicht kritisiert, der Buddha habe verschiedene Wahrheiten
gelehrt, absolute und relative, oder was auch immer. Der Buddha hat aber
immer nur auf eine Weise gelehrt, nämlich „der Wirklichkeit entsprechend“.
3) Der Tathàgata identifiziert sich nicht mit den fünf Khandhas und kann auch nicht
mit ihnen identifiziert werden, er ist „nicht auffindbar“.

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MN71 – An Vacchagotta über das dreifache wahre Wissen

Majjhima Nikàya 71

 

An Vacchagotta über das dreifache wahre Wissen

 (Tevijjavacchagotta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Vesàlï, im Großen
Wald in der Spitzdach-Halle auf.

2. Bei jener Gelegenheit wohnte der Wanderasket Vacchagotta 1) im Wanderasketen-
Park des Einzelnen Mangobaums des Weißen Lotus.

3. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach Vesàlã hinein. Da dachte der Erhabene: „Es
ist noch zu früh, um in Vesàlã um Almosen umherzugehen. Wie wäre es, wenn
ich zum Wanderasketen Vacchagotta im Wanderasketen-Park des Einzelnen
Weißen Lotus ginge?“

4. Dann ging der Erhabene zum Wanderasketen Vacchagotta im Wanderasketen-
Park des Einzelnen Weißen Lotus. Der Wanderasket Vacchagotta sah den Erhabenen
in der Ferne kommen und sagte zu ihm: „Möge der Erhabene 2) kommen,
ehrwürdiger Herr, der Erhabene sei willkommen. Es ist lange her, daß der Erhabene
die Gelegenheit fand, hierher zu kommen. Der Erhabene möge Platz nehmen;
dieser Sitz ist vorbereitet.“ Der Erhabene setze sich auf dem vorbereiteten
Sitz nieder, und der Wanderasket Vacchagotta nahm einen niedrigen Sitz ein,
setzte sich seitlich nieder und sagte zum Erhabenen:

5. „Ehrwürdiger Herr, ich habe dies gehört: ,Der Mönch Gotama behauptet,
allerwissend und allsehend zu sein, und auf folgende Weise vollständiges Wissen
und vollständige Schauung zu haben: ›Ob ich gehe oder stehe oder schlafe
oder wache, Wissen und Schauung sind mir ständig und ununterbrochen gegenwärtig 3).‹
Ehrwürdiger Herr, sagen jene, die so sprechen, das, was vom Erhabenen
gesagt worden ist, und stellen sie ihn nicht falsch dar, mit dem, was der
Wahrheit widerspricht? Erklären sie in Übereinstimmung mit dem Dhamma auf
eine Weise, so daß nichts, was einen Grund zum Tadeln schaffen könnte, berechtigterweise
aus ihren Behauptungen abgeleitet werden kann?“
„Vaccha, jene, die so sprechen, sagen nicht das, was von mir gesagt worden
ist, sondern stellen mich falsch dar, mit dem, was unwahr ist und der Wahrheit
widerspricht 4).“

6. „Ehrwürdiger Herr, wie sollte ich antworten, so daß ich das, was vom Erhabenen
gesagt worden ist, sagen kann, und ihn nicht falsch darstelle, mit dem, was
der Wahrheit widerspricht? Wie kann ich in Übereinstimmung mit dem Dhamma
auf eine Weise erklären, so daß nichts, was einen Grund zum Tadeln schaffen
könnte, berechtigterweise aus meinen Behauptungen abgeleitet werden kann?“
„Vaccha, wenn du so antwortest: ,Der Mönch Gotama hat das dreifache wahre
Wissen‘, dann wirst du sagen, was von mir gesagt worden ist, und mich nicht
falsch darstellen, mit dem, was der Wahrheit widerspricht. Du wirst in Übereinstimmung
mit dem Dhamma auf eine Weise erklären, so daß nichts, was einen
Grund zum Tadeln schaffen könnte, berechtigterweise aus deinen Behauptungen
abgeleitet werden kann.“

7. „Denn so weit wie ich es wünsche, erinnere ich mich an meine vielfältigen
früheren Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier
Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten,
vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend
Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele
Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall
zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher
Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein
Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von
dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung
solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnere
ich mich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“

8. „Und so weit ich es wünsche sehe ich mit dem Himmlischen Auge, das
geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen,
niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend und ich
verstehe, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten
Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben,
die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren
Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in
Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem
unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene
geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen
haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und
diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar
in der himmlischen Welt.‘ So sehe ich mit dem Himmlischen Auge, das geläutert
und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und
wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend,
und ich verstehe, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.“

9. „Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, trete ich hier
und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung
der Triebe triebfrei ist, ein und verweile darin.“

10. „Wenn du so antwortest: ,Der Mönch Gotama hat das dreifache wahre
Wissen‘, dann wirst du sagen, was von mir gesagt worden ist, und mich nicht
falsch darstellen, mit dem, was der Wahrheit widerspricht. Du wirst in Übereinstimmung
mit dem Dhamma auf eine Weise erklären, so daß nichts, was einen
Grund zum Tadeln schaffen könnte, berechtigterweise aus deinen Behauptungen
abgeleitet werden kann.“

11. Nach diesen Worten fragte der Wanderasket Vacchagotta den Erhabenen.
„Meister Gotama, gibt es irgendeinen Haushälter, der, ohne die Fessel des Haushälterlebens
aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers Dukkha ein Ende bereitet
hat 5)?“
„Vaccha, es gibt keinen Haushälter, der, ohne die Fessel des Haushälterlebens
aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers 6) Dukkha ein Ende bereitet hat.“

12. „Meister Gotama, gibt es irgendeinen Haushälter, der, ohne die Fessel des
Haushälterlebens aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers in eine himmlische
Welt gekommen ist?“
„Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert,
sondern weit mehr Haushälter, die, ohne die Fessel des Haushälterlebens
aufzugeben, bei der Auflösung des Körpers in eine himmlische Welt gekommen
sind.“

13. „Meister Gotama, gibt es irgendeinen âjãvaka, der bei der Auflösung des
Körpers Dukkha ein Ende bereitet hat?“
„Vaccha, es gibt keinen âjãvaka, der bei der Auflösung des Körpers Dukkha
ein Ende bereitet hat.“

14. „Meister Gotama, gibt es irgendeinen âjãvaka, der bei der Auflösung des
Körpers in eine himmlische Welt gekommen ist?“
„Wenn ich an die letzten einundneunzig Äonen zurückdenke, erinnere ich mich
an keinen âjãvaka, der bei der Auflösung des Körpers in eine himmlische Welt
gekommen ist, mit einer Ausnahme, und er vertrat die Lehre von der sittlichen
Wirksamkeit von Handlung, von der sittlichen Wirksamkeit von Taten 7).“

15. „Nachdem das so ist, Meister Gotama, ist diese ganze Schar von Anhängern
anderer Sekten sogar leer von der Möglichkeit, in eine himmlische Welt zu
kommen.“
„Nachdem das so ist, Vaccha, ist diese ganze Schar von Anhängern anderer
Sekten sogar leer von der Möglichkeit, in eine himmlische Welt zu kommen.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der Wanderasket Vacchagotta war zufrieden
und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) M71 bis 73 sind ein Querschnitt durch die spirituelle Entwicklung des „Wanderasketen“
Vacchagotta. Die thematische Sammlung (Sa§yutta Nikàya) hat eine
ganze Reihe kurzer Dialoge zwischen ihm und dem Buddha. Die Geschichte
geht übrigens gut aus.
2) Dafür, daß er ein Angehöriger einer anderen spirituellen Richtung ist, spricht er
den Buddha bereits sehr ehrerbietig an.
3) Diese Art der Allwissenheit nimmt der Nigaõñha Nàtaputta für sich in Anspruch,
vgl. M14.
4) In M90 sagt der Buddha, daß es möglich ist, alles zu wissen und zu sehen, aber
nicht alles auf einmal. In A IV,24 sagt er, daß er alles Sichtbare, Hörbare, Fühlbare
und Erfahrbare kennt. Im Theravàda-Buddhismus wird das so interpretiert,
daß ein Buddha allwissend ist, in dem Sinne, daß ihm jegliches Wissen zugänglich
ist. Er weiß aber nicht alles zugleich, sondern wendet sich jeweils dem zu,
was er wissen will.
5) Eine Textstelle zur Frage, ob nur Mönche und Nonnen volle Erleuchtung erlangen
können. Der Buddha sagt nicht, daß Bhikkhu- oder Bhikkhunã-Ordination
Voraussetzung ist. Es gibt ein paar kanonische Beispiele von Laien, die
Arahantschaft erlangten. Laut Kommentar zogen sie alle entweder unmittelbar
anschließend in die Hauslosigkeit oder sie legten ihren Körper ab. In Thailand
wurden Acht-Tugendregeln-Nonnen, sogenannte Mae Chis, von Meistern, die
im Ruf höchster Verwirklichung stehen, als Arahants anerkannt. Das würde bedeuten,
daß unter „Fessel des Haushälterlebens aufgeben“ ein Leben in
Hauslosigkeit generell gemeint ist, unabhängig von der Ordinationslinie.
6) Vacchagotta fragt, ob „bei Auflösung des Körpers“ Dukkha ein Ende gemacht
wird, während der Buddha beim Beschreiben der Arahantschaft meist davon
spricht, daß „hier und jetzt“ Dukkha ein Ende gemacht wird. Offenbar hat Vaccha
leichte nihilistische Tendenzen in seinem Verständnis von der Lehre des Buddha,
wie sie auch in der Frühphase des Buddhismus im Westen verbreitet waren.
7) Die âjãvakas vertraten einen Fatalismus, der die Lehre von der sittlichen Wirksamkeit
von Handlung ablehnt. Erwähnte Ausnahme kann somit eigentlich nicht
als orthodoxer âjãvaka gelten. MA identifiziert ihn als den Bodhisatta in einem
früheren Dasein.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN70 – Bei Kitàgiri

Majjhima Nikàya 70

 

Bei Kitàgiri (Kïtàgiri Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal wanderte der Erhabene im Land Kàsi, zusammen
mit einer großen Sangha von Bhikkhus. Dort richtete er sich folgendermaßen an
die Bhikkhus:

2. „Ihr Bhikkhus, ich enthalte mich davon, nachts zu essen. Indem ich so verfahre,
bin ich frei von Krankheit und Leid, und ich erfreue mich der Gesundheit,
Stärke und eines leichten Lebens. Kommt, ihr Bhikkhus, enthaltet euch davon,
nachts zu essen. Indem ihr so verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen
frei sein, und ihr werdet euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten
Lebens erfreuen.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie.

3. Dann, weil der Erhabene etappenweise im Land Kàsi wanderte, gelangte er
schließlich bei einer kàsischen Stadt namens Kãñàgiri an. Dort hielt er sich in
dieser kàsischen Stadt Kãñàgiri auf.

4. Bei jener Gelegenheit wohnten die Bhikkhus namens Assaji und
Punabbasuka bei Kãñàgiri. Dann ging eine Anzahl Bhikkhus hin und sagte zu
ihnen: „Freunde, der Erhabene und die Sangha der Bhikkhus enthalten sich jetzt
davon, nachts zu essen. Indem sie so verfahren, sind sie frei von Krankheit und
Leid, und sie erfreuen sich der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens.
Kommt, Freunde, enthaltet euch davon, nachts zu essen. Indem ihr so verfahrt,
werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr werdet euch der
Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen.“ Nach diesen Worten
sagten die Bhikkhus Assaji und Punabbasuka zu jenen Bhikkhus: „Freunde, wir
essen am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit. Indem
wir so verfahren, sind wir frei von Krankheit und Leid, und wir erfreuen uns der
Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Warum sollten wir einen Nutzen
aufgeben, der hier und jetzt sichtbar ist, um nach einem Nutzen zu trachten, der
in der Zukunft erlangt wird? Wir werden am Abend, am Morgen und tagsüber,
außerhalb der richtigen Zeit essen.“

5. Da die Bhikkhus nicht in der Lage waren, die Bhikkhus Assaji und
Punabbasuka zu überzeugen, gingen sie zum Erhabenen. Nachdem sie ihm gehuldigt
hatten, setzten sie sich seitlich nieder und erzählten ihm alles, was vorgefallen
war, wobei sie hinzufügten: „Ehrwürdiger Herr, da wir nicht in der Lage
waren, die Bhikkhus Assaji und Punabbasuka zu überzeugen, haben wir diese
Angelegenheit dem Erhabenen berichtet.“

6. Dann richtete sich der Erhabene an einen bestimmten Bhikkhu: „Komm,
Bhikkhu, sage den Bhikkhus Assaji und Punabbasuka in meinem Namen, daß
der Lehrer sie ruft.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte er und ging zu den Bhikkhus Assaji und
Punabbasuka und sagte zu ihnen: „Der Lehrer ruft euch, Freunde.“
„Ja, Freund“, erwiderten sie, und sie gingen zum Erhabenen, und nachdem sie
ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder. Dann sagte der Erhabene:
„Ihr Bhikkhus, ist es wahr, daß ihr, als eine Anzahl Bhikkhus zu euch hinging
und zu euch sagte: ,Freunde, der Erhabene und die Sangha der Bhikkhus enthalten
sich jetzt davon, nachts zu essen. Indem sie so verfahren, sind sie frei von
Krankheit und Leid, und sie erfreuen sich der Gesundheit, Stärke und eines leichten
Lebens. Kommt, Freunde, enthaltet euch davon, nachts zu essen. Indem ihr so
verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr werdet
euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen.‘ zu ihnen sagtet:
,Freunde, wir essen am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen
Zeit. Indem wir so verfahren, sind wir frei von Krankheit und Leid, und wir
erfreuen uns der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Warum sollten
wir einen Nutzen aufgeben, der hier und jetzt sichtbar ist, um nach einem Nutzen
zu trachten, der in der Zukunft erlangt wird? Wir werden am Abend, am Morgen
und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit essen‘?“ – „Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Bhikkhus, habt ihr mich jemals das Dhamma auf eine Weise wie diese lehren
hören: ,Was diese Person auch immer erlebt, ob Angenehmes oder Schmerzhaftes
oder Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes, unheilsame Zustände nehmen
in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“

7. „Ihr Bhikkhus, habt ihr mich nicht das Dhamma auf eine Weise wie diese
lehren hören: ,Wenn jemand eine bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet,
nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab;
aber wenn jemand eine andere Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu. Wenn jemand
eine bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab; aber wenn jemand eine
andere Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in
ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu. Wenn jemand eine bestimmte Art
weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab; aber wenn jemand
eine andere Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet,
nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu 1)‘?“
– „Ja, ehrwürdiger Herr.“

8. „Gut, ihr Bhikkhus. Und wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt,
nicht gesehen, nicht gewußt, nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre:
,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch
eine Art angenehmen Gefühls auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände
nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch eine Art angenehmen Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in
ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch eine Art angenehmen
Gefühls ein und verweilt darin‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände
nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch eine Art angenehmen Gefühls ein
und verweilt darin.‘“

9. „Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch eine Art schmerzhaften Gefühls
auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art schmerzhaften
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame
Zustände nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch eine Art schmerzhaften Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch eine Art schmerzhaften
Gefühls ein und verweilt darin‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art schmerzhaften
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame
Zustände nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch eine Art schmerzhaften Gefühls
ein und verweilt darin.‘“

10. „Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger
Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art wederschmerzhaften-
noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu’, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls ein und verweilt darin‘?“
– „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art wederschmerzhaften-
noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls ein und verweilt darin.‘“

11. „Ihr Bhikkhus, ich sage nicht von allen Bhikkhus, daß sie noch Arbeit mit
Umsicht zu erledigen haben; auch sage ich nicht von allen Bhikkhus, daß sie
keine Arbeit mehr mit Umsicht zu erledigen haben 2).“

12. „Von jenen Bhikkhus, die Arahants sind, mit vernichteten Trieben, die das
heilige Leben gelebt haben, getan haben, was getan werden mußte, die Bürde
abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben, die Fesseln des Werdens zerstört
haben und durch Erkenntnis vollständig befreit sind, sage ich nicht, daß sie noch
Arbeit mit Umsicht zu erledigen haben. Warum ist das so? Sie haben ihre Arbeit
mit Umsicht erledigt; sie sind nicht mehr in der Lage, nachlässig zu sein.“

13. „Von jenen Bhikkhus, die in der höheren Schulung stehen, deren Geist das
Ziel noch nicht erreicht hat, und die noch zur höchsten Sicherheit vor dem
Gefesseltsein streben, sage ich, daß sie noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
haben. Warum ist das so? Weil, wenn jene Ehrwürdigen von passenden Lagerstätten
Gebrauch machen und mit guten spirituellen Freunden 3) verkehren und
ihre spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht halten, dann mögen sie durch
eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen
Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort
in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht
für jene Bhikkhus sehe, sage ich, daß sie noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
haben.“

14. „Ihr Bhikkhus, man findet sieben Arten von Personen 4) in der Welt. Welche
sieben? Es sind: einer, der auf beide Arten befreit ist, einer, der durch Weisheit
befreit ist, ein Körperzeuge, ein Ansichtsgereifter, einer, der durch Vertrauen
befreit ist, ein Dhammaergebener und ein Vertrauensergebener.“

15. „Was für eine Art von Person ist einer, der auf beide Arten befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt darin,
und ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art
von Person nennt man einen, der auf beide Arten befreit ist. Von so einem Bhikkhu
sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das
so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage, nachlässig
zu sein.“

16. „Was für eine Art von Person ist einer, der durch Weisheit befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht
darin, aber ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese
Art von Person nennt man einen, der durch Weisheit befreit ist. Von so einem
Bhikkhu sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum
ist das so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage,
nachlässig zu sein 5).“

17. „Was für eine Art von Person ist ein Körperzeuge? Da nimmt eine bestimmte
Person mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die friedvoll
und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt darin, und einige ihrer
Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art von
Person nennt man einen Körperzeugen. Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er
noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener
Ehrwürdige von passenden Lagerstätten Gebrauch macht und mit guten Freunden
verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht hält, dann mag
er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des
heiligen Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu
Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht
der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu
erledigen hat.“

18. „Was für eine Art von Person ist ein Ansichtsgereifter? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
aber einige ihrer Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht, und
die Lehren, die vom Tathàgata verkündet sind, werden von ihr mit Weisheit geprüft
und untersucht. Diese Art von Person nennt man einen Ansichtsgereiften.
Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten
Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten
im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer
aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und
darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage
ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat.“

19. „Was für eine Art von Person ist einer, der durch Vertrauen befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht
darin, aber einige ihrer Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit
sieht, und ihr Vertrauen ist in den Tathàgata gesetzt, in ihm verwurzelt und verankert.
Diese Art von Person nennt man einen, der durch Vertrauen befreit ist.
Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten
Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten
im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer
aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und
darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage
ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat 6).“

20. „Was für eine Art von Person ist ein Dhammaergebener? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
und ihre Triebe sind noch nicht vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht,
aber mit Weisheit hat sie die Lehren, die vom Tathàgata verkündet sind, durch
Nachdenken ausreichend angenommen. Darüber hinaus hat sie diese Qualitäten:
die Fähigkeit des Vertrauens, die Fähigkeit der Energie, die Fähigkeit der Achtsamkeit,
die Fähigkeit der Konzentration und die Fähigkeit der Weisheit. Diese
Art von Person nennt man einen Dhammaergebenen. Von so einem Bhikkhu
sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so?
Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten Gebrauch macht und
mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht
hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in
das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie
zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen.
Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch
Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat.“

21. „Was für eine Art von Person ist ein Vertrauensergebener? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
und ihre Triebe sind noch nicht vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht,
aber sie hat ausreichend Vertrauen in den Tathàgata, ausreichend Liebe für den
Tathàgata. Darüber hinaus hat sie diese Qualitäten: die Fähigkeit des Vertrauens,
die Fähigkeit der Energie, die Fähigkeit der Achtsamkeit, die Fähigkeit der Konzentration
und die Fähigkeit der Weisheit. Diese Art von Person nennt man einen
Vertrauensergebenen. Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit
Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von
passenden Lagerstätten Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und
seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens
eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für
jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat 7).“

22. „Ihr Bhikkhus, ich sage nicht, daß letztendliche Erkenntnis auf einmal
erlangt wird. Im Gegenteil, letztendliche Erkenntnis wird durch stufenweise
Übung, durch stufenweise Praxis, durch stufenweisen Fortschritt erlangt.“

23. „Und wie kommt da stufenweise Übung, stufenweise Praxis, stufenweiser
Fortschritt zustande? Einer, der Vertrauen (in einen Lehrer) hat, besucht ihn; wenn
er ihn besucht, erweist er ihm Respekt; wenn er ihm Respekt erweist, hört er
genau zu; einer, der genau zuhört, hört das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört
hat, behält er es im Gedächtnis; er untersucht die Bedeutung der Lehren, die
er im Gedächtnis behalten hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, nimmt er
jene Lehren durch Nachdenken an; wenn er jene Lehren durch Nachdenken angenommen
hat, kommt Eifer in ihm auf; wenn Eifer in ihm aufgekommen ist,
wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er;
wenn er ergründet hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht
er mit dem Körper 8) die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er
sie mit Weisheit durchdringt.“

24. „Jenes Vertrauen gab es nicht, ihr Bhikkhus, und jenes Abstatten von Besuchen
gab es nicht, und jenes Erweisen von Respekt gab es nicht, und jenes
genaue Zuhören gab es nicht, und jenes Hören des Dhamma gab es nicht, und
jenes im Gedächtnis Behalten gab es nicht, und jenes Untersuchen der Bedeutung
gab es nicht, und jenes Annehmen der Lehren durch Nachdenken gab es
nicht, und jenen Eifer gab es nicht, und jenes Anwenden des Willens gab es
nicht, und jenes Ergründen gab es nicht, und jenes Bemühen gab es nicht.
Bhikkhus, ihr habt den Weg verloren, ihr seid auf dem falschen Weg. Wie weit
seid ihr von diesem Dhamma und dieser Disziplin abgeschweift, ihr fehlgeleiteten
Männer!“

25. „Ihr Bhikkhus, es gibt eine vierteilige Aussage, und wenn sie rezitiert wird,
würde ein Weiser sie schnell verstehen. Ich werde sie für euch rezitieren, ihr
Bhikkhus. Versucht, sie zu verstehen.“
„Ehrwürdiger Herr, wer sind wir, daß wir das Dhamma verstehen sollten?“

26. „Ihr Bhikkhus, selbst unter einem Lehrer, der mit materiellen Dingen beschäftigt
ist, der ein Erbe materieller Dinge ist, der an materiellen Dingen hängt,
wäre solch ein Gefeilsche (seitens seiner Schüler) nicht angemessen: ,Wenn wir
dieses bekommen, werden wir es tun; wenn wir dieses nicht bekommen, werden
wir es nicht tun‘; also ganz zu schweigen vom Tathàgata, der bis zum Äußersten
frei vom Hängen an materiellen Dingen ist.“

27. „Ihr Bhikkhus, für einen vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist,
die Lehre des Lehrers auszuloten, ist es angemessen, daß er sich so benimmt:
,Der Erhabene ist der Lehrer, ich bin ein Schüler; der Erhaben weiß, ich weiß
nicht.‘ Für einen vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist, die Lehre des
Lehrers auszuloten, ist die Lehre des Lehrers nahrhaft und erfrischend. Für einen
vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist, die Lehre des Lehrers auszuloten,
ist es angemessen, daß er sich so benimmt: ,Von mir aus soll nur meine Haut,
meine Sehnen und Knochen übrig bleiben und das Fleisch und Blut in meinem
Körper austrocknen, aber meine Energie soll nicht nachlassen, solange ich noch
nicht das erlangt habe, was mit mannhafter Stärke, mannhafter Energie und mannhafter
Beharrlichkeit erlangt werden kann.‘ Für einen vertrauensvollen Schüler,
der darauf bedacht ist, die Lehre des Lehrers auszuloten, kann eine von zwei
Früchten erwartet werden: entweder letztendliche Erkenntnis hier und jetzt, oder,
wenn noch eine Spur von Anhaften übrig ist, Nicht-Wiederkehr.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die Tatsache, ob ein Gefühl angenehm, schmerzhaft oder neutral ist, sagt nichts
über kammische Konsequenzen der Handlung, die mit diesem Gefühl verbunden
ist, aus. In M137 wird ausführlich erklärt, daß Gefühle, die ein Zunehmen des
Heilsamen nach sich ziehen, auf Einsicht beruhen; Gefühle, die ein Zunehmen
des Unheilsamen nach sich ziehen, beruhen auf der Anhaftung an Sinnesobjekte.
2) Appamàda ist ein technischer Begriff im Buddhadhamma, der eine zentrale Stellung
einnimmt. Eine früher gängige Übersetzung war „Unermüdlichkeit“ oder
„Strebsamkeit“, was aber der herausragenden Stellung von appamàda und seiner
weiten Bedeutung nicht gerecht wird. Dschau Khun Dhammapiñaka (Phra Payutto)
wählt in seinem buddhistischen Pàli-Thai-Englisch-Wörterbuch den englischen
Begriff „heedfulness“ und beschreibt ihn als Kombination aus Erinnern, Unterscheidungsvermögen,
Schamgefühl, Zurückschrecken vor unheilsamer Handlung
und Vorsicht. Diese Eigenschaft ist geprägt von Weisheit und einer mitfühlenden
Motivation, die mittels Achtsamkeit zu Anwendung kommen. Der Begriff „Umsicht“
dürfte als Übersetzung des vorletzten Wortes, das der Buddha sprach, geeignet
sein.
3) „Guter spiritueller Freund“ (kalyàôamitta) ist ein weiterer technischer Begriff
im Buddhadhamma von herausragender Bedeutung. Auch die Bedeutung des guten
spirituellen Freundes für die Praxis wurde vom Buddha des öfteren hervorgehoben.
4) Bei der folgenden siebenfachen Einteilung der Edlen steht deren spirituelle Fähigkeit
im Vordergrund, weniger die Klassifizierung nach Anzahl der abgelegten
Fesseln, wie es bei der vierfachen, bzw. achtfachen Einteilung der Fall ist.
5) Einer, der auf beide Arten befreit ist, ist ein Arahant, der Befreiung auf der Grundlage
einer formlosen Vertiefung erlangt hat, bzw. ein Arahant, der die formlosen
Vertiefungen praktizieren kann. Einer, der durch Weisheit befreit ist, ist ein Arahant
im Allgemeinen.
6) Die drei letztgenannten Individuen sind Nichtwiederkehrer; bei ihnen ist der
Sinnestrieb vernichtet, der Werdenstrieb bezieht sich nur noch auf Werden feinstofflicher
Form oder formloses Werden, der Unwissenheitstrieb ist noch vorhanden.
Beim Körperzeugen herrscht die Fähigkeit zur Konzentration vor, beim
Ansichtsgereiften die Weisheitsfähigkeit, beim Vertrauensbefreiten das Vertrauen
in Buddha, Dhamma und Sangha. Andere Interpretationen beziehen diese
Begriffe auf alle Edlen ab Stromeintritt: der bei ihnen vernichtete Trieb ist der
Ansichtstrieb, der in einigen Lehrreden genannt wird.
7) Der Dhammaergebene und der Vertrauensergebene sind dazu bestimmt, in den
Strom einzutreten. Bei ihnen herrschen Weisheit, bzw. Vertrauen vor. Siehe auch
Anmerkung zu M34.
8) MA hat eine einfache Erklärung parat: „mit dem geistigen Körper“. Vielleicht ist
auch die Umschreibung „zu Lebzeiten“ zulässig.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN69 – Gulissàni

Majjhima Nikàya 69

 

Gulissàni (Gulissàni Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf.

2. Bei dieser Gelegenheit war ein Bhikkhu namens Gulissàni, ein Waldmönch
mit losem Verhalten, zu Besuch gekommen, um sich wegen dieser oder
jener Angelegenheit in der Sangha aufzuhalten. Der ehrwürdige Sàriputta richtete
sich, auf den Bhikkhu Gulissàni bezugnehmend, folgendermaßen an die
Bhikkhus:

3. „Freunde, wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und
sich in der Sangha aufhält, sollte er respektvoll und ehrerbietig gegenüber seinen
Gefährten im heiligen Leben sein. Wenn er respektlos und nicht ehrerbietig gegenüber
seinen Gefährten im heiligen Leben ist, dann wird es jene geben, die
von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch
daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er
respektlos und nicht ehrerbietig gegenüber seinen Gefährten im heiligen Leben
ist?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält,
respektvoll und ehrerbietig gegenüber seinen Gefährten im heiligen Leben
sein.“

4. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er folgendermaßen geschickt im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten
sein: ,Ich werde mich auf eine Weise niedersetzen, so daß ich ältere
Bhikkhus nicht bedränge und neuen Bhikkhus nicht den Sitzplatz verweigere.‘
Wenn er nicht geschickt ist im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten, dann wird
es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er noch nicht einmal weiß, was sich für einen guten Umgang
gehört?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha
aufhält, geschickt im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten sein.“

5. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht zu früh ins Dorf gehen oder spät am Tage zurückkehren.
Wenn er zu früh ins Dorf geht oder spät am Tage zurückkehrt, dann wird
es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er zu früh ins Dorf geht und spät am Tage zurückkehrt?‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht zu
früh ins Dorf gehen oder spät am Tage zurückkehren.“

6. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht vor der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien
besuchen gehen. Wenn er vor der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien
besuchen geht, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Dieser
ehrwürdige Waldmönch muß sich sicherlich, während er allein im Wald lebt, wo
er sich benimmt, wie es ihm gefällt, daran gewöhnt haben, Besuche zur falschen
Zeit abzustatten, da er sich so verhält, seit er zur Sangha gekommen ist.‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht vor
der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien besuchen gehen.“

7. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht hochmütig und eitel sein. Wenn er hochmütig und
eitel ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Dieser ehrwürdige
Waldmönch muß sicherlich, während er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, generell hochmütig und eitel sein, da er sich so verhält, seit er
zur Sangha gekommen ist.‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen
würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und
sich in der Sangha aufhält, nicht hochmütig und eitel sein.“

8. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht geschwätzig sein und ein loses Mundwerk haben.
Wenn er geschwätzig ist und ein loses Mundwerk hat, dann wird es jene geben,
die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht,
dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er
geschwätzig ist und ein loses Mundwerk hat?‘ Da es jene geben würde, die dies
von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha
kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht geschwätzig sein und ein loses Mundwerk
haben.“

9. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er leicht zu korrigieren sein und mit guten Freunden verkehren.
Wenn er schwer zu korrigieren ist und mit schlechten Freunden verkehrt,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er schwer zu korrigieren ist und mit schlechten Freunden
verkehrt?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha
aufhält, leicht zu korrigieren sein und mit guten Freunden verkehren.“

10. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte seine Sinnestore beschützen. Wenn
er seine Sinnestore nicht beschützt, dann wird es jene geben, die von ihm sagen
würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein
im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er seine Sinnestore nicht
beschützt?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu seine Sinnestore beschützen.“

11. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich im Essen mäßigen. Wenn er
sich nicht im Essen mäßigt, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich nicht im Essen mäßigt?‘
Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein waldbewohnender
Bhikkhu im Essen mäßigen.“

12. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich der Wachsamkeit widmen.
Wenn er sich nicht der Wachsamkeit widmet, dann wird es jene geben, die von
ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch
daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich
nicht der Wachsamkeit widmet?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen
würden, sollte sich ein waldbewohnender Bhikkhu der Wachsamkeit widmen.“

13. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte energetisch sein. Wenn er faul ist,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er faul ist?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm
sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu energetisch sein.“

14. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte in der Achtsamkeit verankert sein.
Wenn er unachtsam ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er unachtsam ist?‘ Da es jene
geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu in der Achtsamkeit verankert sein.“

15. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte konzentriert sein. Wenn er nicht
konzentriert ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat
dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo
er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er nicht konzentriert ist?‘ Da es jene
geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu konzentriert sein.“

16. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte weise sein. Wenn er nicht weise
ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er nicht weise ist?‘ Da es jene geben würde, die
dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu weise sein.“

17. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich dem höheren Dhamma und
der höheren Disziplin widmen, denn es gibt jene, die einem waldbewohnenden
Mönch Fragen stellen über das höhere Dhamma und die höhere Disziplin. Wenn
er sich nicht dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin widmet, dann
wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er sich nicht dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin
widmet?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein
waldbewohnender Bhikkhu dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin
widmen.“

18. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich jenen Erlösungen widmen,
die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren 1); denn es gibt jene,
die einem waldbewohnenden Mönch Fragen stellen über die Erlösungen, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren. Wenn er sich jenen Erlösungen
nicht widmet, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich jenen Erlösungen, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, nicht widmet?‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein waldbewohnender
Bhikkhu jenen Erlösungen widmen, die friedvoll und formlos sind
und Formen transzendieren.“

19. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich übermenschlichen Zuständen
widmen 2); denn es gibt jene, die einem waldbewohnenden Mönch über die übermenschlichen
Zustände Fragen stellen. Wenn er sich jenen Zuständen nicht widmet,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser
ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich
benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich übermenschlichen Zuständen nicht widmet?‘
Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein
waldbewohnender Bhikkhu übermenschlichen Zuständen widmen.“

20. Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Mahà Moggallàna den ehrwürdigen
Sàriputta: „Freund Sàriputta, sollten diese Dinge nur von einem waldbewohnenden
Bhikkhu unternommen und geübt werden, oder ebenso auch von
einem stadtbewohnenden Bhikkhu?“
„Freund Moggallàna, diese Dinge sollten nicht nur von einem waldbewohnenden
Bhikkhu unternommen und geübt werden, sondern ebenso auch
von einem stadtbewohnenden Bhikkhu.“

Anmerkungen:
1) Strenggenommen sind das die formlosen Vertiefungen; sich diesen Zuständen zu
widmen heißt, Ruhemeditation (samatha) zu pflegen.
MA: Das bezieht sich auf alle Vertiefungen.
2) MA: Dies bezieht sich auf alle überweltlichen Zustände. Zumindest sollte er
Geläufigkeit in der Einsichtsmeditation erlangen.

Mittwoch, Juni 18th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert