Auf der Suche nach dem Glück…

Lotus 2Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Glück: Für denjenigen, der gerade eine schwere Krankheit überwunden hat, bedeutet die wiedererlangte Gesundheit oder auch einfach nur der Fakt, noch am Leben zu sein, das Glück. Andere wiederum suchen ihr Glück im Außen, z.B. über die Anhäufung materieller Güter oder über Anerkennung und Ruhm.

Oft ist es aber so, dass wir gar keinen wirklichen Zugang zu unserem Glück haben. Wir haben zwar vage Vorstellungen darüber, was uns wohl glücklich machen könnte, aber wir vergessen dabei, dass sich das wahre Glück gerade in diesem Moment vor unseren Augen befindet: Wir müssen nur richtig hinschauen, oder noch besser: Richtig hinfühlen! Die Glücksempfindung ist im Hier und Jetzt.
Viel leichter fällt es uns, uns mit den leidvollen Momenten in unserem Leben zu verbinden. Es steht außer Frage, Leiderfahrungen sind wichtig, sie gehören zu jedem Leben dazu. Nur durch die Erfahrung von Leid und Schmerz lernen wir den gegenwärtigen Augenblick wertzuschätzen. Glück und Leiden sind zwei Seiten einer Medaille. Sie sind Ausdruck der Dualität, die unser tägliches Leben charakterisiert. Wir dürfen jedoch unser Existenzgefühl nicht über das Leid definieren. Für unser inneres Gleichgewicht und unsere Gesundheit ist es daher wichtig, dass wir uns nicht zu sehr auf die leidvollen Aspekte konzentrieren und uns dadurch Lebensfreude und –kraft nehmen.

Wie können wir uns (erneut) mit dem Glück in unserem Leben verbinden?

Gehen wir in der Erinnerung in unsere Kindheit zurück – zu irgendeinem Zeitpunkt gab es sicherlich einen Moment, in welchem wir tiefes Glück empfunden haben. Schauen wir uns dieses Glücksmoment genauer an: Welche Personen waren daran beteiligt? Wie waren die situativen Umstände und Bedingungen? Was wurde getan/gesagt/gemacht, damit wir dieses Glück in uns spüren konnten?
Dieser Glücksmoment (oder mehrere davon) in unserer Kindheit hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir in unserem Leben ein bestimmtes Glückskonzept in uns tragen. Instinktiv versuchen wir immer wieder, diese Kindheitserfahrung wiederherzustellen. Wir suchen nach ähnlichen Personen und Umständen, damit wir unser Glücksgefühl wiederbeleben können. Das ist nur natürlich, aber es schränkt ganz entscheidend unsere Möglichkeiten und unser Erleben ein. Indem wir nur auf dieses eine Glückskonzept fokussiert sind, nehmen wir die vielfältigen, anderen potentiellen Glücksmomente gar nicht wahr. Sie ziehen unerkannt an uns vorbei, wie die vielen Wolken am Himmel.

Es kann daher heilsam sein, über neue Wege zum Glück zu reflektieren. Was ist es eigentlich, wonach ich immer wieder suche? Welche Aspekte finde ich in meinen Glückserfahrungen immer wieder? Ist es das Gemeinschaftsgefühl, das Abenteuer, die Lebendigkeit oder die Freiheit? Je nachdem, um welchen individuellen Aspekt es sich handelt, können wir versuchen, diesen in neuen Rahmenbedingungen zu erfahren. Haben wir bisher die Freiheit auf unseren Reisen durch die Welt versucht zu finden, können wir uns nun als Experiment auf die Reise nach innen begeben.

Der nächste Schritt wäre, eine völlig neue Erfahrung – jenseits der ausgetretenen „Aspekt-Pfade” – zu suchen. Dazu müssen wir uns erstmal in das Reich unserer Fantasie begeben. Was können wir uns vorstellen, könnte uns sonst noch glücklich machen? Damit erweitern wir das Spektrum unserer Glückskonzepte um mögliche Alternativen: Wenn eines nicht funktioniert, haben wir so noch andere Wege zum Glück „auf Lager”. So wird unser Leben wenigstens ein bisschen glücklicher.

Mit Hilfe von geistigem Training können wir uns zunehmend von den unsere Möglichkeiten einschränkenden Aspekten befreien. Wir benötigen die vorher scheinbar unabdingbare Freiheit oder die Fürsorglichkeit unseres Partners nicht mehr, um das Glücksgefühl für uns zu erzeugen. Wir finden es im Hier und Jetzt – unabhängig von inneren und äußeren Begebenheiten. Das macht uns frei und je freier wir selbst sind, umso unvoreingenommener und leichter können wir unsere Mitmenschen allein durch unser Dasein glücklich machen.
Es gibt darüber hinaus viele, verschiedene Methoden, mit deren Hilfe wir unser Glück wiederfinden können.

Tröpfchenmeditation: Das Sammeln von Glückströpfchen

Wenn Sie die Vorstellung des „großen Glücks” eher abschreckt und Sie Schwierigkeiten haben, herauszufinden, was Sie wirklich glücklich macht, können Sie die Tröpfchenmeditation ausprobieren.
Dazu lenkt man die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf jene Momente im Alltag, in welchen man positive Empfindungen verspürt, also Freude, Wohlbefinden und eben Glück. Diese kurzen Momente versucht man intensiv und sehr bewusst wahrzunehmen, um sie dann „abzuspeichern”. Das heißt, man legt eine Art „Glückvorrat” an, auf welchen man in schwierigen Zeiten zurückgreifen kann. Am Ende eines Tages kann man sich dann nochmal auf die Glückstropfen rückbesinnen. Nach einiger Übung wird man feststellen, dass es mehr Glücksmomente im Alltag gibt als zunächst angenommen – man war sich dessen nur nicht bewusst. Wir tendieren dazu, auf das Leid zu fokussieren.

Glück und Dankbarkeit liegen eng beieinander

Wir können beispielsweise unsere Hand vor unsere Augen halten und einfach nur betrachten. Stellen Sie sich vor, Ihre Hand wäre nicht mehr da. Versuchen Sie dann, Dankbarkeit und Glück dafür zu empfinden, dass Sie jeden Tag aufs Neue für Sie da ist, um Ihr Leben zu ermöglichen und zu bereichern. Stellt man sich vor, unsere selbstverständlichsten Dinge wären nicht mehr vorhanden, erkennen wir erst, was für ein großes Glück uns jeden Tag beschert wird.

Wie wir sehen, ist das Gefühl von Glück eng mit dem Gefühl der Dankbarkeit verbunden.
Eine erweiterte Art der Dankbarkeit ist die Würdigung der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern – all derer, die uns vorangegangen sind. Ohne unsere Eltern gäbe es uns nicht. Ohne die Eltern unserer Eltern gäbe es unsere Eltern nicht. So viele Generationen haben es ermöglicht, dass wir heute hier sind. Wir tragen so viel Gutes in uns. Dafür können wir jeden Tag Dank aussprechen. Dies können wir abends vor dem ins-Bett-Gehen tun, um dann mit diesem Gefühl von Dankbarkeit und Glück einschlafen zu können.

Und für unser Aufstehen können wir uns drei Versprechen an uns selbst merken, an die wir uns liebevoll erinnern, sobald wir aufwachen:

1. Ich verspreche mir, heute weder mich, noch andere Menschen zu verletzen. Es ist so wichtig, sich daran zu erinnern: Verletzen wir Andere, so nehmen sie auch keine Rücksicht auf uns selbst, das heißt, letztendlich schaden wir uns immer auch selbst.

2. Ich will lernen, mir selbst zu verzeihen und mich lieben zu können. Dann kann man auch allen Anderen verzeihen und sie wertschätzen und lieben. Dies entspannt und erleichtert unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen.

3. Ich möchte friedlich mit allen fühlenden Wesen leben. Wir wollen dadurch unser Mitgefühl nicht auf einige wenige Personen beschränken, sondern zu allen Wesen eine friedliche und liebevolle Beziehung entwickeln. Über die Kultivierung dieser altruistischen Grundhaltung senden wir jeden Tag heilsame Impulse in die Welt.

So startet man einen neuen Tag. Tragen wir diese Gedanken im Alltag in uns, können wir mit Situationen jeglicher Art konstruktiver umgehen. Auf diese Weise können wir Schritt für Schritt Achtsamkeit in uns zu entwickeln – Achtsamkeit für das Glück in jedem Moment unseres Lebens.

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25. Februar 2010

3 Kommentare to Auf der Suche nach dem Glück…

  1. Glück ist – eventuell – vor allem eine Einstellung denke ich. Um diese Einstellung aber auch wirklich “erlebbar” zu machen ist es für viele Menschen zunächst einmal nötig das Leid im Glück zu erfahren, d.h. den positiven Aspekten des Tagesgeschäfts etwas negatives ab zu gewinnen. Ich denke erst durch dieses Denk-Paradoxon entsteht die Fähigkeit Unglück & Glück als “eins im zwei” definieren zu können.

    Vielleicht komm ich euch mal besuchen.

  2. lig on Juni 22nd, 2010
  3. Ist Glück nicht auch Egoistisch?
    Ist es nicht Egoistisch sein ganzes Leben der eigenen Freiheit zu widmen?
    Gibt es keinen Weg zur Erleuchtung der zuerst an alle anderen Denkt?

  4. Gilbert Flamme on Juni 4th, 2012
  5. Hallo Lammo14,

    das ist eine gute Frage. Hier ein paar Aspekte dazu:

    Im Mahayana-Buddhismus gibt es dieses Prinzip tatsächlich: Erst allen anderen helfen. Aber auch dort ist es notwendig, selbst zu wissen, was hilft, wie man es anwendet und wie man es weitergibt. Hier ein Auszug aus Wikipedia :)

    Im Mahayana Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen angesehen, die auf dem Wege der „Tugendvollkommenheit“ (sanskrit: paramita) die „Buddhaschaft“ anstreben bzw. in sich selbst realisieren, um sie zum Heil aller lebenden Wesen einzusetzen. Diese Ausgangsmotivation wird „Erleuchtungsgeist“ (bodhicitta) genannt. Praktizierende verschiedener Traditionen des Mahayana rezitieren Bodhisattva-Gelübde und bekunden damit ihren Willen, auch selbst diesen Weg zu gehen.
    Kern der Bodhisattva-Philosophie ist der Gedanke, nicht nur selbst und allein für sich Erleuchtung zu erlangen und damit in das Nirwana einzugehen, sondern statt dessen zuvor allen anderen Wesenheiten zu helfen, sich ebenfalls aus dem endlosen Kreislauf der Reinkarnationen (Samsara) zu befreien.

    Mehr kannst du auf Wikipedia nachlesen.

    In der Theravada-Tradition des Buddhismus nennt man jemanden, der ins Nirvana eingegangen ist einen Ararat. Hierzu gibt es auf Wikipedia einige interessante Punkte, wobei ich nicht sagen kann, was davon “stimmt”, aber die Denkanstöße sind sehr interessant:

    Arhatschaft im Theravada:

    Der Begriff Arhat ist im Theravada-Buddhismus ein Synonym für einen Buddha, jedoch ausschließlich für einen Shravaka-Buddha, einen der drei Typen von Buddhas, wie sie vom Mahayana klassifiziert werden. Ein Shravaka-Buddha („Hörer“) hat das Nirvana nicht dadurch erreicht, dass er den Weg dorthin selbst entdeckt hat, sondern durch die Anleitung durch den Dhamma, der Lehre eines Buddha, wie Siddhartha Gautama einer war. Somit ist die Bezeichnung „Buddha“ im Prinzip nur die Ehrenbezeichnung für einen Arhat, der ohne Anleitung die volle Erleuchtung erlangt hat. Bereits zu Lebzeiten des Buddha Shakyamuni sollen viele seiner Schüler durch seine Vipassana-Meditation zu Arhats geworden sein. In den frühen indischen Texten wird die Erlangung der Arhatschaft als das letzte und höchste Ziel der buddhistischen Praxis angesehen.
    Der wesentliche Unterschied zwischen einem Arhat und seiner Entsprechung im Mahayana, dem Bodhisattva ist es, dass ein Arhat den letzten Schritt in das Nirwana nicht freiwillig aufschiebt, um den anderen Wesen auf dem Weg aus dem Leiden zu helfen. Der Grund dafür ist aber nicht etwa Egoismus, sondern die Überzeugung des Theravada, dass dies nicht möglich ist. Jedes Wesen ist entsprechend dem Gesetz des Karma für seine Handlungen selbst verantwortlich, eine Übertragung von Verdiensten auf andere Wesen ist nicht möglich. Ein Arhat versucht daher durch das Lehren des Dharma (Pali: Dhamma) die anderen Wesen auf ihrem Weg zur Erleuchtung zu unterstützen und indem er ihnen die Möglichkeit gibt, gutes Karma zu schaffen (z.B. durch das Spenden von Dana, Almosen).
    Jeder Versuch, eine Erlösung außerhalb von sich selbst bei anderen Wesen zu suchen, führt aus der Sicht des Theravada zu einer weiteren Verstrickung in die samsarische Welt. Entsprechend kritisch werden aus dieser Perspektive die Lehren des Mahayana beurteilt, denn sie führen demzufolge nicht zur Befreiung.

    Du kannst hier ja mal die Sachen selbst nachlesen. Da steht auch noch etwas zum Ararat des Mahayana Buddhismus: http://de.wikipedia.org/wiki/Arhat

    Alles Liebe

    Admin

  6. admin on Juni 4th, 2012

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