Buchtipp: Thich Nhat Hanh: Der Duft von Palmenblättern. Erinnerungen an schicksalhafte Jahre

Thich Nhat Hanh: Der Duft von Palmenblättern. Erinnerungen an schicksalhafte Jahre

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Ich habe während des buddhistischen Sommer-Camps in Frankreich mein erstes Buch von Thich Nhat Hanh gelesen. Ich hatte bereits einige angelesen und ehrlich gesagt oft abgebrochen, wenn es mir zu blumig oder zu achtsam wurde. „Der Duft von Palmenblättern“ fiel mir im Zimmer meines Dharma-Bruders Hue Khong in die Hände und ich war überrascht, dieses mal kein Buch über Achtsamkeit beim Händewaschen, Lächeln und Umarmen in meinen Händen zu halten: Es handelt sich bei dem 220 Seiten Buch um Autobiographische Aufzeichnungen Thich Nhat Hanhs selbst. Ein Autobiographie von Thich Nhat Hanh. Das sprach mich sofort an, nachdem ich ihn zusammen mit dem Rest unserer Sangha in Plum Village kennen lernen durfte. Es interessierte mich brennend, wie das Leben des heute in vollkommener Ruhe, Achtsamkeit und Stille lebenden Zen-Meisters ausgesehen hat, bevor er in der westlichen Welt wirklich bekannt wurde.

Es handelt sich hier um U.S. – Tagebucheinträge Thich Nhat Hanhs von 1962-1963 und um Einträge aus den Jahren 1964-1966, die er in Vietnam verbrachte. In beiden Teilen des Buches verarbeitet Thich Nhat Hanh wechselweise Eindrücke und Erfahrungen beider Kulturen. Er setzt seine Praxis, seine Arbeit und seine Lebensweise in Vietnam mit der in Amerika in Beziehung und umgekehrt. Dabei geht er in einer unglaublich liebevollen Art und Weise auf das erste von ihm und einer Hand voll weiterer Vietnamesen erbaute Kloster in „phuong boi“ ein – einer damals von Zivilisation und Krieg noch unberührten Berglandschaft in Vietnam. Die Art und Weise, wie er seine tiefe Liebe zu diesem Ort und den mit ihm praktizierenden Mönchen, Nonnen und Freunden dort zu Papier gebracht hat, ging mir persönlich ziemlich nahe und rief – auch wenn das von unserem Meister als Träumerei abgetan werden könnte – auch in mir wieder eine Sehnsucht nach einem Zentrum im Herzen der Natur hervor. Thich Nhat Hanh verliert sich jedoch nicht wie ich in Vorstellungen. Er gibt den Lesern einen intimen und sehr ehrlichen persönlichen Einblick in sein Leben, lässt sie an den bewegendsten Momenten seiner damaligen zeit teilhaben: Die Zerstörung Phuong Bois durch den Krieg, Thich Nhat Hanhs verzweifelte Bemühungen, einen engagierten Buddhismus in Vietnam zu entwickeln, der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und die Organisation einer Friedensbewegung in Vietnam und Amerika. Selbst Momente tiefster Einsicht und umfassendsten Verständnisses in seiner persönlichen Praxis konnte Thich Nhat Hanh zu Papier bringen, ohne dabei aufgesetzt oder schwärmerisch zu klingen. Bewundernswert ist es, wie Thich Nhat Hanh auf seinem äußerst schwierigen und schmerzvollen Weg niemals den Glauben und das Vertrauen in den buddhistischen Zen-Weg verlor. Die Einsichten und Gedankengänge, die Thich Nhat Hanh niederschrieb, können sehr heilsame und bewegende Denkanstöße für die Leser sein – oft bezieht sich Thich Nhat Hanh hierbei auf den Alltag der Menschen, die er in Vietnam oder Amerika beobachtete. Dabei bleibt er jederzeit offen und ehrlich, teilt seine Freude, seinen Schmerz, seine Hoffnung und seine Ruhe mit allen, die sich des Buches annehmen. Ebenso klar und ruhig wie Thich Nhat Hanhs Schreibstil, sollte man sich jedoch die Lesezeit für dieses Buch gestalten. Dann kann die Ruhe, die auch in schicksalhaften Passagen seiner Einträge die Zeilen durchdringt, sich auf den Leser übertragen.

Habt ihr ähnliche Buchtipps oder sogar eigene Kritik oder Meinungen zu diesem Buch, dann schreibt doch einen Kommentar. Ich werde mich bemühen, euch regelmäßig Bücher vorzustellen, die ich lese…

Liebe Grüße, Hue Ngo

5. August 2008

1 Kommentar to Buchtipp: Thich Nhat Hanh: Der Duft von Palmenblättern. Erinnerungen an schicksalhafte Jahre

  1. Hallo Hue Ngo,

    vielen Dank für die Buchempfehlung. Ich lese zur Zeit das Buch “Das Herz der Buddha Lehre – Leiden verwandeln” von Thich Nhat Hanh. Ein wunderschön geschriebenes und sehr verständliches Buch. Sobald ich es fertig gelesen habe, schreibe ich mehr.

    Beste Grüße
    Hans-Joachim Jänichen

  2. Hans-Joachim Jänichen on August 6th, 2008

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