Buddhismus
Die 6 Stufen der Bodhisattwas: Hilfreiche Begleiter auf dem Weg
Auf dem Pfad der geistigen Schulung gibt es bekanntermaßen Höhen und Tiefen. Wenn alles gut läuft, wir in der Meditation die gewünschte Ruhe und Frieden finden können, sind wir guter Dinge. Aber dann, wenn die Realitätsprüfung im Alltag, z.B. in Gestalt von Konfrontationen mit unseren Mitmenschen kommt, sieht es schnell ganz anders aus: Die soeben noch spürbare Ruhe und Gelassenheit auf dem Sitzkissen, wandelt sich schnell in Angespanntheit und Ärger.
Diese Diskrepanz in unserem Erleben kann dazu führen, dass wir uns zunehmend aus dem Alltag und der Realität in die Fantasiewelt eines geschlossenen Systems zurückziehen. Wir vergessen dabei, dass alle natürlichen Systeme ihrer Natur nach offen sind, um überleben und sich entwickeln zu können. Die zwischen „uns und den Anderen” zwangsläufig entstehenden Wechselwirkungen sind ein guter Test, um uns selbst kritisch zu überprüfen, wo wir in unserer geistigen Entwicklung stehen. Daher ist es nicht förderlich, sich ausschließlich in die Welt der meditativen Versenkung zu flüchten und sich dem Hier und Jetzt unseres weltlichen Alltags völlig zu entziehen.
Wie häufig im Leben, ist der „Weg der Mitte” und Ausgewogenheit angesagt. Zu bewältigende Konfliktsituationen, aufkommende Gefühle und Emotionen, Stress und Überforderung gehören genauso zu unserem Leben, wie Zeiten der inneren Einkehr und Harmonie. Die Art und Weise jedoch, mit welcher wir den Herausforderungen des Alltags begegnen, verändert sich mit fortschreitender, geistiger Entwicklung. Konflikte und Belastungen werden nicht etwa weniger, aber wir können zunehmend gelassener damit umgehen.
Im Mahayana-Buddhismus haben sich für die Praktizierenden folgende sechs Stufen als hilfreiche Qualitäten für den Umgang mit sich selbst, aber auch mit den Mitmenschen, bewährt. Gerade auch in der heutigen Zeit können sie uns helfen, immer wieder auf den Weg zur Befreiung zurückzufinden – besonders dann, wenn es schwierig und unübersichtlich wird.
Die 6 Stufen (traditionell die 6 Vollkommenheiten genannt) sind:
1. Teilen (dana – traditionell übersetzt als Großzügigkeit)
2. Disziplin (sila – traditionell übersetzt als Tugend)
3. Geduld (kanthi)
4. Anstrengung (viriya – traditionell übersetzt als Energie oder Kraft)
5. Gelassenheit und Ruhe (samadhi – traditionell übersetzt als Sammlung)
6. Klarheit (panna – traditionell übersetzt als Weisheit).
1. Teilen – „Geteiltes Leid ist halbes Leid”
Wir alle haben diese Erfahrung bereits gemacht: Wenn wir unseren Schmerz und unser Leid mit jemanden teilen, wird die Situation, wie unerträglich sie auch zunächst erschien, erträglicher. Oft hilft uns dieses (Mit)teilen, unser Leid zu relativieren. Wir erkennen, dass sich auch die Menschen um uns herum in ähnlicher Weise mit ihrem Leid auseinandersetzen müssen. Wir sind also gar nicht so einzigartig. Wenn wir diese Erkenntnis auf andere Dinge in unserem Leben übertragen, sei es auf andere Gefühle und Emotionen oder auch auf Gegenstände, verlieren diese ihre Besonderheit und damit einen Großteil der Wichtigkeit für uns. Wir sind eher geneigt, sie loszulassen und zu teilen. Das macht uns freier und unabhängiger und stärkt das Gefühl der Verbundenheit mit anderen fühlenden Wesen.
Das Teilen können wir besonders gut in einer Gruppe Gleichgesinnter üben. Denn dann haben wir die Sicherheit, dass das, was wir teilen möchten, mit Liebe und Verständnis aufgenommen wird, ohne direkt bewertet zu werden. Deshalb sagt der Buddha in seinen Lehren immer wieder, dass es für einen Praktizierenden wichtig ist, die richtigen Freunde zu wählen – also solche, mit denen wir den Weg der Befreiung teilen können. Dies erleichtert die eigene Praxis und bereitet zudem auch viel mehr Freude.
2. Disziplin – „höre nicht auf, gib’ nicht auf!”
Gerade zu Beginn unseres spirituellen Weges kämpfen wir oft mit Zweifeln und anderen inneren (und äußeren) Hindernissen. Wir benötigen dann viel Durchhaltevermögen und Disziplin, um diese Schwierigkeiten immer wieder zu überwinden und trotzdem frohen Mutes weiter zu praktizieren. Dies macht die Entwicklung der dritten Stufe erforderlich.
3. Geduld – „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen”
Viele, vor allem leistungsorientierte Menschen der heutigen Zeit, haben nur wenig Geduld – sowohl mit sich selbst, als auch mit Anderen. Umso wichtiger ist es, sich den Nutzen dieser Qualität immer wieder zu vergegenwärtigen. Wenn wir z.B. sehen, wie sehr jemand leidet und wir haben nicht die Möglichkeit, ihm in diesem Moment zu helfen, müssen wir Geduld aufbringen. Wir warten dann auf den richtigen Moment, in welchem er die Hilfe annehmen kann. Geduld hat daher auch viel mit Verständnis und Verzeihen zu tun. Denn wir wissen aus Erfahrung, unser Kind, unser Partner oder unser Schüler wird wieder den gleichen Fehler machen und lernt immer noch nicht daraus. Dies erfordert, dass wir tiefes Verstehen und Verzeihen üben, um die Geduld füreinander kultivieren zu können.
Wenn wir die drei Qualitäten Teilen, Disziplin und Geduld in unseren Beziehungen praktizieren, haben wir die „Liebe” aus buddhistischer Sicht verwirklicht: Egal, was passiert, wir teilen alles miteinander, und egal wie die Beziehung ist, wir geben nicht auf, und egal, wie oft unser Partner oder wir selbst die Fehler wiederholen, wir haben die Geduld füreinander. Denn alles ist vergänglich und geht vorüber – die glücklichen und die leidvollen Momente.
Mit uns selbst müssen wir auch auf diese Weise umgehen. Wenn Sie ein großes Problem haben, dann versuchen Sie es in kleine Teile aufzuteilen. Besprechen Sie es mit Ihrer Familie, Ihren Freundinnen oder Ihrem Meister. Auch ein großes Problem wird so – Schritt für Schritt – überwindbar. Wir dürfen nur nicht aufgeben und müssen lernen, Geduld zu üben.
4. Anstrengung – „vor der Erleuchtung Holz hacken und nach der Erleuchtung Holz hacken”
Wenn wir die vorangegangenen Stufen betrachten, wird deutlich, ohne Anstrengung und Bemühen kommen wir nicht weit! Selbst die Disziplin können wir ohne Energieaufwand nicht lange aufrechterhalten. Über den Kopf wissen wir, kontinuierliches, geistiges Training ist anstrengend. Wir sagen uns, Erleuchtung ist gut, aber wir schaffen es nicht, jeden Tag um 5 Uhr aufzustehen.
5. Gelassenheit und Ruhe – „nur in der absoluten Ruhe und Stille sieht man die Bewegung”
So lange wir unser Ich (Ego) mit all seinen Sehnsüchten und Begierden noch zu ernst und wichtig nehmen, werden wir in der Rastlosigkeit bleiben. Deshalb ist es hilfreich, sich die Gleich-Gültigkeit aller Dinge zu vergegenwärtigen. Man kann dies tun, indem man darüber reflektiert, dass jedes Wesen, jede Ansicht, seine/ihre Existenzberechtigung hat und niemand und nichts wichtiger oder unwichtiger ist als man selbst. Jeder ist zu jedem Zeitpunkt ersetzbar. Diese Einsicht befreit und entzieht den Nährboden für übermäßigen Ehrgeiz, Neid, Konkurrenzdenken und die Illusion der eigenen Einzigartigkeit. Der Alltag – sei es beruflich oder privat – kann um einiges entspannter werden.
Daraus folgt, man muss weder tausende Verbeugungen machen, noch eine Million Mantren rezitieren, um Ruhe und Gelassenheit zu kultivieren. Es geht mehr um das Loslassen unserer Ansichten und Konzepte. Die Gelassenheit können wir nur erlangen, wenn wir in einem Augenblick begreifen, dass wir unser Leid loslassen müssen. Und manchmal kommt dieser Augenblick nicht durch die Belehrung von einem Meister, sondern von einem Kind oder von irgendjemandem: Es ist wie ein Schlag vor den Kopf – der berühmte „Aha-Effekt”.
Samadhi beinhaltet nicht, dass man sich unbedingt auf einen Fokus konzentriert, sondern Versenkung oder tiefe Ruhe. Der Weg dahin, kann alles Mögliche sein, aber das Ziel ist, dass wir die Ruhe in uns finden. Diese erlangen wir nur, wenn wir in einem Augenblick diesen click, ein tiefes Erkennen, erfahren haben.
6. Stufe: Klarheit – „mit der Klarheit kommt die Verantwortung”
Wir benötigen diesen Moment des Erwachens, um unsere Ansichten wirklich zu verändern oder loszulassen. Daraus entwickelt sich dann die letzte Stufe, die Klarheit. Es ist nicht so, dass wir, wenn unser Geist erstmal Ruhe und Klarheit erlangt hat, nur noch in der meditativen Versenkung verweilen und uns nicht mehr in den Trubel des Alltags begeben. Ganz im Gegenteil – man kann sagen, Klarheit verpflichtet. Denn je klarer wir das Prinzip von Ursache und Wirkung sehen und die gegenseitige Abhängigkeit der Dinge verstehen, desto mehr Verantwortung tragen wir. Wir erkennen sofort, dass wir die Wasserpfütze auf dem Boden entfernen müssen, weil sonst jemand ausrutschen könnte. Wir sehen auch, wann wir uns zurückhalten müssen, um einem anderen die Möglichkeit des Wachstums zu geben. Ohne einen klaren Geist werden wir immer wieder auf der Basis unseres Ich (Egos) agieren – erst die Klarheit ermöglicht es uns, andere fühlende Wesen wirklich in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Eine Stufe nach der anderen …
Man muss die Stufen nacheinander kultivieren und kann nicht direkt in die Gelassenheit und Ruhe „springen“. Die meisten Menschen aber wollen umgekehrt vorgehen: Erst Klarheit, dann Gelassenheit und dann erst wollen sie Anstrengung und Geduld üben. Auf diese Weise funktioniert es aber leider nicht.
In der Regel ist es so, dass wir diese Stufen mehrmals durchlaufen müssen. Wir schaffen es nicht, direkt auf die absolute Ebene zu gehen. Denn dann würde „Teilen” nämlich „gib’ alles, behalte nichts” bedeuten. Dieser Anspruch beschert uns eher das Gefühl der Überforderung und weniger die Ermutigung und Unterstützung, die wir auf unserem Weg benötigen. Je häufiger wir die Stufen durchlaufen, umso mehr Chancen haben wir, unsere geistigen Qualitäten zu trainieren. So erlangen wir nach und nach mehr Klarheit, was dann wiederum die Kultivierung der anderen Qualitäten positiv unterstützt.
Auf der Suche nach dem Glück…
Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Glück: Für denjenigen, der gerade eine schwere Krankheit überwunden hat, bedeutet die wiedererlangte Gesundheit oder auch einfach nur der Fakt, noch am Leben zu sein, das Glück. Andere wiederum suchen ihr Glück im Außen, z.B. über die Anhäufung materieller Güter oder über Anerkennung und Ruhm.
Oft ist es aber so, dass wir gar keinen wirklichen Zugang zu unserem Glück haben. Wir haben zwar vage Vorstellungen darüber, was uns wohl glücklich machen könnte, aber wir vergessen dabei, dass sich das wahre Glück gerade in diesem Moment vor unseren Augen befindet: Wir müssen nur richtig hinschauen, oder noch besser: Richtig hinfühlen! Die Glücksempfindung ist im Hier und Jetzt.
Viel leichter fällt es uns, uns mit den leidvollen Momenten in unserem Leben zu verbinden. Es steht außer Frage, Leiderfahrungen sind wichtig, sie gehören zu jedem Leben dazu. Nur durch die Erfahrung von Leid und Schmerz lernen wir den gegenwärtigen Augenblick wertzuschätzen. Glück und Leiden sind zwei Seiten einer Medaille. Sie sind Ausdruck der Dualität, die unser tägliches Leben charakterisiert. Wir dürfen jedoch unser Existenzgefühl nicht über das Leid definieren. Für unser inneres Gleichgewicht und unsere Gesundheit ist es daher wichtig, dass wir uns nicht zu sehr auf die leidvollen Aspekte konzentrieren und uns dadurch Lebensfreude und –kraft nehmen.
Wie können wir uns (erneut) mit dem Glück in unserem Leben verbinden?
Gehen wir in der Erinnerung in unsere Kindheit zurück – zu irgendeinem Zeitpunkt gab es sicherlich einen Moment, in welchem wir tiefes Glück empfunden haben. Schauen wir uns dieses Glücksmoment genauer an: Welche Personen waren daran beteiligt? Wie waren die situativen Umstände und Bedingungen? Was wurde getan/gesagt/gemacht, damit wir dieses Glück in uns spüren konnten?
Dieser Glücksmoment (oder mehrere davon) in unserer Kindheit hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir in unserem Leben ein bestimmtes Glückskonzept in uns tragen. Instinktiv versuchen wir immer wieder, diese Kindheitserfahrung wiederherzustellen. Wir suchen nach ähnlichen Personen und Umständen, damit wir unser Glücksgefühl wiederbeleben können. Das ist nur natürlich, aber es schränkt ganz entscheidend unsere Möglichkeiten und unser Erleben ein. Indem wir nur auf dieses eine Glückskonzept fokussiert sind, nehmen wir die vielfältigen, anderen potentiellen Glücksmomente gar nicht wahr. Sie ziehen unerkannt an uns vorbei, wie die vielen Wolken am Himmel.
Es kann daher heilsam sein, über neue Wege zum Glück zu reflektieren. Was ist es eigentlich, wonach ich immer wieder suche? Welche Aspekte finde ich in meinen Glückserfahrungen immer wieder? Ist es das Gemeinschaftsgefühl, das Abenteuer, die Lebendigkeit oder die Freiheit? Je nachdem, um welchen individuellen Aspekt es sich handelt, können wir versuchen, diesen in neuen Rahmenbedingungen zu erfahren. Haben wir bisher die Freiheit auf unseren Reisen durch die Welt versucht zu finden, können wir uns nun als Experiment auf die Reise nach innen begeben.
Der nächste Schritt wäre, eine völlig neue Erfahrung – jenseits der ausgetretenen „Aspekt-Pfade” – zu suchen. Dazu müssen wir uns erstmal in das Reich unserer Fantasie begeben. Was können wir uns vorstellen, könnte uns sonst noch glücklich machen? Damit erweitern wir das Spektrum unserer Glückskonzepte um mögliche Alternativen: Wenn eines nicht funktioniert, haben wir so noch andere Wege zum Glück „auf Lager”. So wird unser Leben wenigstens ein bisschen glücklicher.
Mit Hilfe von geistigem Training können wir uns zunehmend von den unsere Möglichkeiten einschränkenden Aspekten befreien. Wir benötigen die vorher scheinbar unabdingbare Freiheit oder die Fürsorglichkeit unseres Partners nicht mehr, um das Glücksgefühl für uns zu erzeugen. Wir finden es im Hier und Jetzt – unabhängig von inneren und äußeren Begebenheiten. Das macht uns frei und je freier wir selbst sind, umso unvoreingenommener und leichter können wir unsere Mitmenschen allein durch unser Dasein glücklich machen.
Es gibt darüber hinaus viele, verschiedene Methoden, mit deren Hilfe wir unser Glück wiederfinden können.
Tröpfchenmeditation: Das Sammeln von Glückströpfchen
Wenn Sie die Vorstellung des „großen Glücks” eher abschreckt und Sie Schwierigkeiten haben, herauszufinden, was Sie wirklich glücklich macht, können Sie die Tröpfchenmeditation ausprobieren.
Dazu lenkt man die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf jene Momente im Alltag, in welchen man positive Empfindungen verspürt, also Freude, Wohlbefinden und eben Glück. Diese kurzen Momente versucht man intensiv und sehr bewusst wahrzunehmen, um sie dann „abzuspeichern”. Das heißt, man legt eine Art „Glückvorrat” an, auf welchen man in schwierigen Zeiten zurückgreifen kann. Am Ende eines Tages kann man sich dann nochmal auf die Glückstropfen rückbesinnen. Nach einiger Übung wird man feststellen, dass es mehr Glücksmomente im Alltag gibt als zunächst angenommen – man war sich dessen nur nicht bewusst. Wir tendieren dazu, auf das Leid zu fokussieren.
Glück und Dankbarkeit liegen eng beieinander
Wir können beispielsweise unsere Hand vor unsere Augen halten und einfach nur betrachten. Stellen Sie sich vor, Ihre Hand wäre nicht mehr da. Versuchen Sie dann, Dankbarkeit und Glück dafür zu empfinden, dass Sie jeden Tag aufs Neue für Sie da ist, um Ihr Leben zu ermöglichen und zu bereichern. Stellt man sich vor, unsere selbstverständlichsten Dinge wären nicht mehr vorhanden, erkennen wir erst, was für ein großes Glück uns jeden Tag beschert wird.
Wie wir sehen, ist das Gefühl von Glück eng mit dem Gefühl der Dankbarkeit verbunden.
Eine erweiterte Art der Dankbarkeit ist die Würdigung der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern – all derer, die uns vorangegangen sind. Ohne unsere Eltern gäbe es uns nicht. Ohne die Eltern unserer Eltern gäbe es unsere Eltern nicht. So viele Generationen haben es ermöglicht, dass wir heute hier sind. Wir tragen so viel Gutes in uns. Dafür können wir jeden Tag Dank aussprechen. Dies können wir abends vor dem ins-Bett-Gehen tun, um dann mit diesem Gefühl von Dankbarkeit und Glück einschlafen zu können.
Und für unser Aufstehen können wir uns drei Versprechen an uns selbst merken, an die wir uns liebevoll erinnern, sobald wir aufwachen:
1. Ich verspreche mir, heute weder mich, noch andere Menschen zu verletzen. Es ist so wichtig, sich daran zu erinnern: Verletzen wir Andere, so nehmen sie auch keine Rücksicht auf uns selbst, das heißt, letztendlich schaden wir uns immer auch selbst.
2. Ich will lernen, mir selbst zu verzeihen und mich lieben zu können. Dann kann man auch allen Anderen verzeihen und sie wertschätzen und lieben. Dies entspannt und erleichtert unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen.
3. Ich möchte friedlich mit allen fühlenden Wesen leben. Wir wollen dadurch unser Mitgefühl nicht auf einige wenige Personen beschränken, sondern zu allen Wesen eine friedliche und liebevolle Beziehung entwickeln. Über die Kultivierung dieser altruistischen Grundhaltung senden wir jeden Tag heilsame Impulse in die Welt.
So startet man einen neuen Tag. Tragen wir diese Gedanken im Alltag in uns, können wir mit Situationen jeglicher Art konstruktiver umgehen. Auf diese Weise können wir Schritt für Schritt Achtsamkeit in uns zu entwickeln – Achtsamkeit für das Glück in jedem Moment unseres Lebens.
Die Leerheit im Alltag praktizieren…
Es liegt in der Natur der Sache, dass es schwierig ist, die Leerheit zu beschreiben. Folgende Begriffe können jedoch einige Hinweise geben.
Die Leerheit zeichnet sich aus durch (vgl. Lamotte 1944):
- Gleich-Gültigkeit,
- Los-Lösung,
- die Abwesenheit einer Grundlage,
- die Substanzlosigkeit,
- das Nicht-Kennzeichen und
- das Nicht-in-Betracht-Ziehen.
Die oben genannten Begriffe können wir als Schritte betrachten, mit deren Hilfe wir uns von unseren Konzepten befreien und die Leerheit in unserem Leben üben und umsetzen können. Besonders in äußeren und inneren Konfliktsituation können die Schritte als eine Art Leitfaden zur (Auf)lösung dienen. Wichtig ist, dass wir sie der Reihe nach nacheinander durchlaufen, um die damit verbundenen, notwendigen geistigen Prozesse auch wirklich in der Tiefe zu erfahren. Oft ist es aber im Gefühlswirrwarr des Alltags so, dass wir uns irgendwo zwischen 1 und 6 wiederfinden und nicht am Anfang. Wir sollten uns daher schulen, in jedem Augenblick, unseren geistigen Zustand in seinen Komponenten erfassen, also identifizieren, zu können. Erst dann wissen wir, wo wir ansetzen können. Ohne die vorangegangene Diagnose einer Erkrankung, wird die Therapie bekanntermaßen schwierig und wenig erfolgreich.
1. Gleich-Gültigkeit
Gleich-Gültigkeit bedeutet, jedes Objekt, sei es eine Person oder eine Verhaltensweise, hat die gleiche Existenzberechtigung. In Bezug auf seine Wertigkeit ist alles Sein gleich. Deshalb dürfen wir im Buddhismus auch keine fühlenden Lebewesen töten.
Das bedeutet nicht, dass wir alle gleich sind – jeder ist individuell. Wenn wir dies wirklich verinnerlichen, können wir auch die Bedürfnisse und Gefühle des Anderen besser akzeptieren. Das bedeutet auch, dass wir den Neid unseres Nachbarn nicht zu unserem Problem machen müssen. Geben wir der Gefühlswelt anderer und unserer eigenen die gleiche Wertigkeit, können wir die Dinge auch leichter mal „so stehen lassen” und müssen nicht auf den Zug aufspringen. Besonders in einer Partnerschaft oder im Zusammenleben einer Gemeinschaft ermöglicht uns das Verinnerlichen der Gleich-Gültigkeit, einander Raum zu geben, und Respekt für den anderen zu entwickeln.
2. Die Los-Lösung
Wenn wir direkt vor einer Wand stehen, können wir nur einen kleinen Ausschnitt davon wahrnehmen. Entfernen wir uns drei Schritte von ihr, sehen wir Dinge, die wir vorher gar nicht sehen konnten. Ähnlich ist es im Alltag, vor allem bei der Lösung von Konflikten: Nur wenn wir die Probleme ein Stück weit loslassen, können wir Lösungen dafür finden. Das Abstandnehmen ermöglicht uns das Entdecken neuer Perspektiven, erweitert unser Gesichtsfeld.
Oft sieht es in akuten Konfliktsituationen aber ganz anders aus. Wir verteidigen unsere Position mit Händen und Füßen und wollen sie eher stärken. Wir tun dies, um uns von unserem Kontrahenten abzugrenzen und unser Anderssein zu unterstreichen. Dadurch meinen wir, unsere Existenz zu sichern.
Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat für die Lösung von Konflikten so genannte Friedensregeln aufgestellt. Eine Regel davon besagt, dass man den Konfliktstoff zunächst 24 Stunden ruhen lässt, bevor man erneut darüber diskutiert. Oft ist es so, dass sich das ursprüngliche Problem bereits aufgelöst hat oder aber, dass sich aufgrund der Distanz dazu neue Lösungsstrategien ergeben haben.
3. Die Abwesenheit einer Grundlage
Wenn wir unsere Position im Rahmen eines Konflikts verteidigen, tun wir dies meist auf der Basis einer grundlegenden Annahme, mit welcher wir Dualität erzeugen. Zum Beispiel, indem wir sagen, weil wir männlichen Geschlechts sind, brauchen wir nicht den Müll herausbringen.
Um Konflikte wirklich zu lösen, müssen wir diese Grundlagen in Gestalt von Annahmen loslassen. Am besten gelingt dies, indem wir die Achtsamkeit im Hier und Jetzt praktizieren. Denn: Wer kann sagen, ob die Verärgerung unseres Chefs vom Vortag heute überhaupt noch aktuell ist? Vielleicht ist er uns heute wohlgesonnen und wir würden mit unserer Anhaftung an den gestrigen Tag lediglich ein Wiederbeleben einer an und für sich bereits vergangenen Erfahrung provozieren.
4. Die Substanzlosigkeit
Wie eingangs erwähnt, sind aus buddhistischer Sicht alle Erscheinungen leer. Auch Annahmen, wie z.B. „Herr Müller ist aber dumm!” haben keinerlei Substanz – sie haben nichts mit der betreffenden Person an sich zu tun, sondern beruhen lediglich auf den subjektiv wahrgenommenen Wechselwirkungen zwischen zwei Objekten.
5. Das Nicht-Kennzeichen
Wir schreiben den Dingen Merkmale oder Kennzeichen zu – auch diese basieren auf Annahmen. Beispielsweise bezeichnen wir bestimmte Gefühlszustände als Traurigkeit, aber was bedeutet schon Traurigkeit? Es handelt sich lediglich um eine vorübergehende Kombination von geistigen Faktoren wie Leid, Resignation und vielleicht noch Hilflosigkeit. Sobald wir versuchen, Dinge zu kennzeichnen, halten wir die Erscheinungen fest und binden uns bzw. unsere Aufmerksamkeit dadurch an die Vergangenheit. Wir verlieren den Kontakt zum Hier und Jetzt.
Daher sollten wir überprüfen: Ist das, was ich fühle, immer noch Ärger oder hat sich die Zusammensetzung meiner geistigen Faktoren bereits verändert?
6. Das Nicht-in-Betrachtziehen
Der vorher empfundene Ärger ist jetzt nicht mehr notwendigerweise Ärger – wir haben ihn losgelassen und sind offen für das, was sich in unserem Geist im jeweiligen Moment zeigt – ohne Voreinstellungen und Erwartungen. Wenn wir das Nicht-in-Betrachtziehen üben, können wir der Leerheit Raum geben und Offenheit praktizieren. Wir können die Dinge wahrnehmen, wie sie wirklich sind – in all ihrer Fülle und Vielfalt.
Die Leerheit als Quelle der unendlichen Möglichkeiten…
Kaum ein Begriff der Buddhistischen Philosophie wird so häufig missverstanden wie der der Leerheit. Insbesondere im Westen haben viele Menschen Schwierigkeiten, Zugang zu diesem so zentralen Punkt des Buddhismus zu bekommen. Oft wird „die Dinge sind leer” mit „die Dinge sind nicht vorhanden” gleichgesetzt. Dem ist aber nicht so.
Vom leer sein zur Leerheit …
Zu Beginn des Buddhismus, also zu Buddhas Lebzeiten, wird die Leerheit in den meisten Lehrreden mit Hilfe des Adjektivs „leer” dargestellt: Die Erscheinungen der Welt werden in ihrer Natur als leer beschrieben. „Leer ist die Welt…, leer von Ich oder zum Ich Gehörigen” (SN 35.85). Grundlage der Philosophie der Leerheit ist die Lehre des Nicht-Selbst (Pali: anatta). In der späteren Entwicklung wurde der Leerheits-Begriff, vor allem auf der Grundlage des Abhidhamma, erweitert.
Beginnend mit der Prajnaparamita-Epoche (etwa 1. Jh.v.Chr.) wurde das Verständnis der Leerheit weiter verallgemeinert. Jede innere und äußere Erscheinung ist demnach leer von einem Selbst und Eigennatur (svabhava). Nichts entsteht und vergeht aus sich selbst heraus, sondern aufgrund des Zusammentreffens von die jeweilige Erscheinung ermöglichenden Faktoren oder Bedingungen. Auch unser Ich unterliegt diesen Gesetzmäßigkeiten und kann daher nicht dauerhafter und substantieller Natur sein. Alles ist aus verschiedenen, sich ständig neu zusammenfindenden Komponenten zusammengesetzt und daher der Vergänglichkeit und Veränderung unterworfen.
Nehmen wir das Beispiel einer Tasse Tee: In der Tasse befindet sich nach buddhistischem Verständnis kein Tee, sondern lediglich die Kombination von den Komponenten Wasser, Wärme (= Feuer) und pflanzliche Bestandteile (= Erde) in veränderlichen Mengenverhältnissen. Aufgrund unserer abgespeicherten Erfahrungen und darüber gestülpten Konzepte, fassen wir die Einzelteile jedoch verallgemeinernd als Tee zusammen und verbinden damit „substantielle Vorstellungen”. Das Konzept Tee hat aber keinerlei Eigennatur und ist in sich substanzlos.
Da alles in sich leer ist, kann es auch keine Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Objekten geben. In der Leerheit ist jegliche Dualität aufgehoben. Aus dem adjektivischen „leer” wurde die substantivische „Leerheit” – sie wurde nun als ein anzustrebender Zustand beschrieben und häufig als „absoluter” Gegenpol zu unserer „relativen”, samsarischen Welt gesehen.
Sobald wir jedoch an einem Zustand oder Konzept festhalten, rufen wir damit gemäß dem Gesetz der Dualität, den entsprechenden Gegenpol auf den Plan. Da ein Ziel der Leerheit aber die Auflösung genau dieser Dualität ist, darf man sie nicht als Zustand oder Konzept missverstehen und daran anhaften. Buddhistische Gelehrte wie Vasubandhu und Nagarjuna haben dieses Problem erkannt und in ihren Schriften entsprechend darauf hingewiesen. So schrieb Nagarjuna, dass man mit der Annahme der Substanzlosigkeit automatisch die Annahme der Nicht-Substanzlosigkeit nährt – beide können nicht der letztendlichen Realität entsprechen, da sie die Dualität aufrechterhalten.
Eine Buddhastatue z.B. besteht zwar aus Material wie Ton oder Metall, aber sie enthält keine „Buddha-Substanz” – deshalb gibt es viele Zengeschichten, in denen Statuen demonstrativ zerstört werden. Dann aber haftet man an dem Nicht-Substanzlosen, weil man der Überzeugung ist, dass alle Buddhastatuen in sich keine Substanz haben und dadurch wiederum den dualistischen Gegenpol erzeugt. Es nutzt folglich nichts, das Objekt, auf welches sich eine Annahme bezieht, zu zerstören, sondern man muss die Anhaftung an die Annahme selbst auflösen, um die Leerheit in sich erfahren zu können.
Die Realität liegt zwischen den Dingen
Es gibt weder Substanz noch Nicht-Substanz – die äußeren und inneren Erscheinungen bestehen lediglich aus Wechselwirkungen von Bedingungen. Geben wir diesen zu viel Wichtigkeit und Aufmerksamkeit, d.h. haften wir an den Dingen an, erzeugen wir die Illusion der Substanzhaftigkeit und nehmen die Phänomene selbst als vermeintliche Realität wahr.
Eigentlich geht es aber nur darum, die Dynamik von Ursache und Wirkung und damit die Wechselwirkungen zwischen den Dingen zu erkennen und zu verstehen. Aus dieser Klarheit heraus können wir uns dann immer noch für oder gegen unser Handeln auf körperlicher, geistiger und verbaler Ebene entscheiden. Sobald wir durchschaut haben, dass unser Wutanfall bei unserem Gegenüber ebenfalls Zorn hervorruft und das Ganze unserem eigentlichen Bedürfnis nach Nähe eher nicht dienlich ist, sind wir bereit, unser Verhalten zu verändern und damit auch die Wechselwirkung in der Beziehung. Wir erzeugen so eine neue (andere) Realität.
Was also bedeutet Leerheit wirklich?
Leerheit bedeutet in erster Linie das Loslassen von jeglichen Annahmen und daraus resultierend Unabhängigkeit und geistige Freiheit. So lange wir an unseren Ansichten und Überzeugungen als imaginäre Realität festhalten, sind wir in unserer eigenen, gefärbten Wahrnehmung gefangen: Wir betrachten die Welt durch unsere subjektiven Brillengläser. Die Leerheit aber ist frei von Subjektivität und damit frei von Dualität – in ihr können sich alle Möglichkeiten gleichwertig entfalten. Eine Begleiterscheinung der Leerheit ist daher die Offenheit: Dadurch, dass allen Erscheinungen eine gleiche Gültigkeit, also Existenzberechtigung zukommt, können wir ihnen mit Offenheit begegnen.
Buddhas Weg Video Blog: Was ist dein Glück?
Am Dienstag verbrachte die Sangha einen Tag in Buddhas Weg, wo der Ehrw. Thich Thien Son sie jede Woche unterrichtet. Dieses Mal nutzten wir einen Teil unserer Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang – die Sonne war nach vielen Monaten wieder durch die Wolken gebrochen. Während des Spazierganges griffen wir das Thema der Belehrungen wieder auf: Was ist Glück?
Unsere Buddhalle Neujahr
Den Metalltiger reiten: Das Abenteuer 2010 hat begonnen …
Dieses Jahr verspricht, spannend zu werden: Die kraftvollen Impulse des Tigers in Kombination mit dem Element Metall haben es in sich. Wachheit und Achtsamkeit sind wichtiger denn je, um den bevorstehenden Extremen mit Gelassenheit zu begegnen. Tausende Besucher/innen aus ganz Deutschland verabschiedeten sich gestern in der Pagode Phat Hue von dem eher behäbigen Wasserbüffel und begrüßten den zum Abenteuer 2010 einladenden Metalltiger.
Der Abt der Pagode, Zen-Meister Thich Thien Son, sprach in seinem Vortrag am Samstag über die typischen Eigenschaften der fünf Elemente aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin und dem I-Ging. Damit gab er praktische Werkzeuge an die Hand, um sich selbst und die Mitmenschen besser kennen zu lernen. Wenn wir durchschaut haben, wie wir funktionieren und wie unsere innere Haltung zu den Dingen ist, verstehen wir auch, warum unsere Mitmenschen immer wieder auf eine bestimmte Art und Weise auf uns reagieren.
„Wir sehen schon an der Art, wie jemand in die Buddhahalle kommt, welches Element ihn in seinem Denken und Handeln bestimmt. Ein Mensch mit vorherrschendem Feuerelement z.B. kommt mit zackigen und hektischen Schritten herein und guckt weder nach rechts noch links. Er sieht nur sich selbst. Kein Wunder also, dass wir wenig Neigung verspüren, mit ihm in Kontakt zu treten.”
Auch bei der Partnerwahl ist es hilfreich, die jeweiligen Elemente der Partner näher anzuschauen.
Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass die Energie eines Menschen im Zeichen des Feuers durch einen Partner im Wasserelement ausgeglichen wird. Das ist nur teilweise so. Das Wasserelement ist sehr langsam und träge, was die Ungeduld des Feuermenschen auf Dauer sehr strapaziert. Reibung und Unstimmigkeit in der Partnerschaft sind so langfristig vorprogrammiert. Die Kombination mit einem „Windpartner” hingegen ist vielversprechend: „Eine Frau mit viel Windelement kann das Feuer gut kontrollieren. Wenn sie mehr Feuer möchte, pustet sie ein bisschen und facht so das Feuer an. Wird ihr die feurige Energie zu viel, kann sie sie mit Hilfe ihres Windelements auspusten.”
Was hat all dies mit dem bevorstehenden Jahr zu tun?
Der hungrige Tiger ist rastlos und bei der Suche nach Beute ständig zum Sprung bereit. Der satte Tiger hingegen ist eher träge und passiv. Auch Metall zeigt die Tendenz zur Wechselhaftigkeit: Abhängig von den äußeren Temperaturbedingungen wird es schnell heiß oder kalt. In diesem Jahr werden wir also einiges aktiv dafür tun müssen, um in unserer Mitte zu bleiben.
Um dies zu bewerkstelligen, müssen wir wissen, mit was wir es in einem gegebenen Moment zu tun haben. Welche Elemente treiben uns an? Was können wir tun, um unsere unheilsamen Tendenzen auszubalancieren? Wenn wir beispielsweise wissen, dass unser Denken und Handeln durch das Wasserelement gesteuert wird, können wir gezielt Wind und Feuer einsetzen, um frühzeitig gegen drohende Trägheit und depressive Verstimmungen anzugehen.
Nach der Dharma-Rede stand die traditionelle Reinigungszeremonie mit 108 Verbeugungen und Rezitation von Buddhas Namen auf dem Plan, damit sich jeder von den Altlasten des zur Neige gehenden Jahres befreien kann.
In den Pausen konnten die kulinarischen Bedürfnisse dank des reichhaltigen und bunten vietnamesischen Buffets ausgiebig befriedigt werden.
Auf diese Weise gestärkt, strömten die Besucher/innen kurz vor Mitternacht zum Höhepunkt des Abends in die Buddhahalle: Dicht gedrängt standen sie und empfingen mit Spannung die bereits legendären Drachen, sowie den Glücksgott. Unter lauten und eindringlichen Trommeln und Gesang wurden die Drachen vom Abt der Pagode „besiegt” und zogen, begleitet von zischenden Silvesterkrachern im Zengarten, zufrieden von dannen. Danach konnte man
Gaben und Segen der Mönche und Nonnen entgegennehmen. Vor allem Frauen strichen dem Glücksgott über seinen dicken Bauch und den ihn begleitenden Tiger, um Fülle und Wohlstand in “ihr” neues Jahr einzuladen.
Bis in die Morgenstunden nutzten viele die Gelegenheit, das neue Jahr zu begrüßen, persönliche Wünsche und Vorsätze zu formulieren, Räucherstäbchen, Blumen und Obst als Opfergaben zu geben und sich mit Hilfe des I-Ging-Orakels, Tipps für 2010 geben zu lassen.
Auch am Sonntag fanden sich viele Besucher/innen in der Pagode ein. Mit Friedensgebeten und Rezitationen wurde die Grundlage für das neue Jahr gelegt. Nach der Zeremonie der Buddhistischen Zufluchtnahme gab Zen-Meister Thich Thien Son seine Neujahrsrede. Darin betonte er die Wichtigkeit der Geduld. Besonders in einem turbulenten Jahr wie dem bevorstehenden, ist die Geduld mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen vonnöten. Oft sind wir viel zu ungeduldig, wenn es darum geht, dass wir uns selbst verändern oder Veränderungen in anderen sehen wollen.
Nur über die tiefe Verbindung miteinander, sind wir imstande, über längere Strecken geduldig zu bleiben. „Wir müssen lernen zu warten, bis eine Frucht wirklich reif ist. Wenn wir eine Frucht zu früh pflücken, schmeckt sie nicht. Manchmal muss man den Dingen den natürlichen Lauf lassen und warten bis die Zeit – und die Frucht – gereift sind.”
Die Silvester- und Neujahrsfeierlichkeiten in der Pagode sind damit noch nicht zu Ende – sie gehen die ganze Woche über weiter. Am kommenden Samstag sind Sie herzlich eingeladen, mit Bühnenshow, Karaoke & Co, Neujahr mit uns zu feiern!