Buddhas Weg

Montag, 22. November 2010

Als ich sechs war, wurde ich darauf vorbereitet in die Schule zu kommen. Mein Vater gab mir Nachhilfeunterricht in Mathematik. Ich interessierte mich nicht besonders für Zahlen oder geometrische Formen, ich konnte damit gar nichts anfangen, aber mir wurde gesagt: „Wenn du logisch denken und mit Zahlen umgehen kannst, hast du später mehr Möglichkeiten weiter zu kommen“. › Continue reading

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TTS Krebs

Zen-Meister Thich Thien Son Vorbeugung und Behandlung von Krebs

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2. August 2010 Allgemeines Keine Kommentare

Das Gefäß leer machen und endlich leben …

thay-neu-150x1501Was wir gewöhnlich als „Leben” definieren, ist nicht das Leben im Hier und Jetzt. Wir leben fast ausschließlich aus unserer Vergangenheit heraus. Jeder von uns schleppt seine eigene Wolke, bestehend aus Erinnerungen, Interpretationen und damit verbundenen Gefühlen und Emotionen mit sich durch den Alltag. Bei allem, was wir wahrnehmen, sind unsere Vergangenheit und die daraus entstehenden Prägungen unsere ständigen Begleiter. Wie sieht Deine Wolke aus? Welche Farbe hat sie? Ist sie dicht und dunkel oder leicht und rosarot?
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2. Juli 2010 Blog 9 Kommentare

Umarme deine Wut

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Bericht: Klosterfest in Buddhas Weg

„Aus unserem Wunsch, den Bedürfnissen der Menschen zu dienen, hat sich bisher immer alles entwickelt.“

4673089890_af0ecd43ceNoch bevor er das Klosterfest mit einer kleinen Rede eröffnet, bedankt sich unser Abt, Zen-Meister Thich Thien Son, bei allen, die dazu beitragen, dass dieses Fest möglich ist. „Ein Buddhistisches Kloster im Odenwald ist ungewöhnlich“, sagt er. Um so mehr freut ihn, dass so viele Menschen gekommen sind und mit ihrer Neugier und ihrem Interesse die Atmosphäre des Festes prägen. „Wir sind hier her gekommen und erfahren von jeder Seite Unterstützung und Interesse, und wir möchten deshalb von ganzem Herzen unsere Dankbarkeit ausdrücken, über die Unterstützung des Bürgermeisters und der Gemeinde, der Institutionen der Region und der Bevölkerung, die uns so herzlich aufgenommen haben und uns in jeder Hinsicht unterstützen. Wir sind sehr glücklich über die Offenheit auf die wir stoßen und wünschen uns sehr, dass wir ebenfalls zur Bereicherung dieser Region beitragen können.“ Sein Dank gelte natürlich ganz besonders auch der vietnamesischen Gemeinde und seinen Zenschülern/innen, die die das Projekt „Buddhas Weg“ durch ihre Unterstützung erst möglich gemacht haben und zum Anlass des Festes sogar mit dem Bus aus Höxter im Weser Bergland, aus Stuttgart und noch von weiter her angereist sind. Ein Vorhaben wie die Vision von „Buddhas Weg“ kann nur durch die Unterstützung und Vision vieler Helferinnen und Helfer möglich sein und gelingen, betont der Abt, der mit Thay angesprochen wird und1967 in Vietnam geboren wurde. Schon mit acht 4672460673_2c5d11fc55Jahren wurde er zum Mönch ordiniert und ausgebildet. Vor 10 Jahren kam er nach Frankfurt, mit nichts als zwei Koffern und dem Auftrag in Frankfurt eine vietnamesische Gemeinde aufzubauen. Er startete in einer Wohnung und in der Eröffnungsrede zum Klosterfest beschrieb er, wie sie in Frankfurt langsam Pagode aufgebaut haben, die jedoch sehr schnell von einer kleinen Wohnung zum Zentrum anwuchs. „Ich begann mit Meditationskursen, doch dann kamen immer mehr Menschen, die sehr krank waren und Hilfe suchten und so begannen wir zu massieren und zu akupunktieren. Die Zahl der Patientinnen und Patienten wuchs stetig und wir haben schon bald festgestellt, dass wir nicht so helfen können wie wir es uns wünschen. Und so ist in mir der Wunsch entstanden, einen Platz zu haben, um auch Menschen von weit her die Möglichkeit einer Unterkunft und Behandlung zu geben, oder auch längere Therapien anwenden zu können. Unsere Pagode in Frankfurt ist dafür zu klein.“ Sie suchten lange nach einem geeigneten Ort und plötzlich begegnete ihnen die ehemalige Fachklinik im Odenwald. “Das war genau das was wir suchten, doch sie war 9 Mio. Euro im Internet ausgeschrieben und das war natürlich unerschwinglich für uns.”

4673086082_1f61f07457Trotzdem bekundete Thay Thich Thien Son sein Interesse und wartete. Und scheinbar stand seine Vision unter einem guten Stern: Er wartete so lange, bis das ganze Objekt nur noch 1,7 Mio. Euro kostete und mit Unterstützung der vietnamesischen Gemeinde und zahlreichen Zen-Schülern konnten sie eine Summe von 800.000 Euro aufbringen und für den Rest wurde ein Kredit aufgenommen. 1,7 gibt in der Quersumme Acht und die Acht ist für uns eine besondere Zahl, sagt er schmunzelnd. „Unser Wunsch ist es immer, den Bedürfnissen der Menschen zu dienen, dass sie sich entwickeln können. Und diesen Wunsch haben wir immer im Auge behalten und bisher hat sich daraus auch immer alles entwickelt.“ Jetzt ist das Gesundheitszentrum da, jedoch bisher nur halb im Betrieb, da noch viel Renovierungs- und Sanierungsarbeiten anstehen, doch wir hoffen, mit dem Klosterfest zeigen zu können, welches Potential an Möglichkeiten in diesem Ort stecken und wir wünschen uns ,dass es für die Menschen in der Region und auch von anders her, eine Bereicherung und ein Ort der Entwicklung sein kann

Kloster, Seminarhaus und Gesundheitszentrum – ein Ort der Lebendigkeit und Lebensfreude

4673099772_91e1b3060eAuch wenn das Kloster im Moment erst halb im Betrieb ist, gibt so viel zu entdecken, dass ich das Gefühl habe, ein Nachmittag reicht gar nicht dazu aus: Das Gebäude ist festlich geschmückt und auf der Wiese unter dem Bäumen sind bunte Essenstände mit Köstlichkeiten und exotischen Getränken – die Attraktionen sind vegetarische Sushis und Teigtaschen, dazu kann man Eiskaffee oder alkoholfreie Cocktails genießen, mit Früchten wie man sie angeblich in Vietnam an jeder Straßenecke kaufen kann. Man fühlt sich schon wie im Urlaub und das Wetter und die freundliche Atmosphäre tut sein Gutes dazu, dass man sich ganz entspannt fühlt. Und dennoch gibt es so viel zu sehen: überall kleine Stationen aufgebaut, wo man erleben kann, was man im Kloster, Seminarhaus und Gesundheitszentrum Buddhas Weg alles begegnen kann.

Gesundheit für Körper und Geist

4673091632_e461f3f086Auf der Wiese vor dem Eingangsbereich gibt Axel Flachowsky eine Einführung in Tai Chi. An die 50 Menschen nutzen die Möglichkeit eine Kostprobe der heilenden Bewegungsabläufe zu bekommen, die die Körperenergie und den Kreislauf aktivieren und zugleich harmonisieren. Axel zeigt einige Grundelemente von Tai Chi und das besondere ist, ob Groß oder Klein, alt oder jung, jeder kann mitmachen. „Ich habe richtig Lust bekommen mehr zu lernen“, sagt ein Junge neben mir, der zum allerersten Mal von Tai Chi gehört hat. 4672502683_3d9d77ce8fGerade vorher hat er die Jungendlichen der Vovinam-Kung-Fu- Gruppe gesehen, die eine Vorführung auf dem Sportplatz zeigten. „Da war ein Mädchen, die war sicher zwei Jahre jünger als ich und die hat mit dem Schwert eine Übung gezeigt, es sah super aus, so gelenkig und fast wie ein Tanz!” sagt der Dreizehnjährige bewundernd. „Ich glaube so was könnte ich nie lernen“, sagt der Junge, doch als er versucht den Tai Chi Übungen die Axel zeigt, zu verfolgen, Tai Chi Übungen mitbekommen, sieht er, wie schnell der Körper begreift und dass man schon in fünf Minuten so viel lernen kann! „Das hätte ich nie gedacht”, sagt er. Er hat Lust bekommen, mehr zu lernen und erzählt, dass es ihn beeindruckt hat, dass bevor die Vovinam-Kampfkunst-Show losging, die Jugendlichen sich noch einmal in Meditationshaltung hingesetzt hätten und noch mal kurz ganz still dagesessen und meditiert haben. „Das hat mir gefallen, man hat richtig gesehen, wie sie alle Konzentration und Energie gesammelt haben, sagt er. Körper und Geist einzurichten, dass ist das Hauptziel der asiatischen Kampfkunst oder Bewegungstrainings, sei, es Tai Chi, Qi Gong, oder Vovinam. 4672505743_16894a291bSie sind gut für den Körper und helfen gegen Rückenschmerzen, und Migräne aber sie trainieren auch für sämtliche Situationen des Lebens – denn das Ziel ist, geistige und körperliche Stärken zu entwickeln und die geistige Haltung von Fairness, Toleranz, Selbstvertrauen und Mut zu kultivieren. Das höchste Ziel der Kampfkunst von Vovinam, sagt der Vovinam-Trainer Tang ist jedoch, anderen Menschen helfen zu können, bereit zu sein, sich für andere einzusetzen und in Frieden und Harmonie mit sich und der Umwelt zu leben.

Gesundheit und Harmonie, das ist was wohl die meisten Menschen sich wünschen und suchen.

4672489867_21c725fe24Das Gesundheitszentrum zog besonders viele Menschen an. Jeder war interessiert mehr über die Möglichkeiten und Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin zu erfahren. Die Heilpraktikerin Hue Pho (Ann Uta Beißwenger) beantwortete an diesem Nachmittag alle Fragen und wer nicht da sein konnte, dem sei gesagt, dass jeden Mittwoch zwischen 17.00 -18.00 Uhr eine offene Frage – und Informationsstunde rund um zur Traditionellen Chinesischen Medizin stattfindet.

Viele Menschen konnten direkt auf Tuchfühlung gehen, denn unter den Bäumen, war eine Sitzbank aufgestellt, wo man Rücken und Nackenmassagen kennen lernen konnte. Viele Menschen nutzen die Möglichkeit zum ersten Mal in ihrem Leben eine Massage kennen zu lernen und genossen den Austausch mit den Masseuren.

Jeder Mensch hat eine eigene Melodie

4673137930_7fa0af4788Ganz besonders das Klangbett war eine Attraktion, die kaum jemand kannte. Ein Klangbett ist ein Bett, unter dem Saiten ähnlich einer Harfe gestimmt sind. Diese ist auf F-Ton gestimmt und das besondere am Klangbett ist, dass es mit dem Körper in Resonanz tritt. Jeder Körper hat seine eigene Melodie und Schwingung. Und geübte Therapeuten können am Klang heraushören, wo Blockaden, Verspannungen sitzen, bis in die Organe hinein!

Trotz dem bunten Treiben und schönen Wetter zog es die Menschen in die Praxis, denn jeder wollte das Klangbett kennen lernen und so stellte der Abt Thich Thien Son das Klangbett persönlich vor und illustrierte seine Möglichkeiten. Ich selbst habe vorher auch noch nie ein Klangbett gesehen und war erstaunt, wie entspannt die Menschen waren, sobald sie auf dem Bett lagen und Thay über die Saiten strich und das, obwohl um sie herum so viele “Zuschauer” standen! Ich konnte mich kaum losreißen, denn es war faszinierend: jeder klang anders! Manchmal war der Ton voll und laut, manchmal eher zurückhaltend.

“An den Obertönen kann man erkennen, wo eine Blockade sitzt oder eine Spannung”, sagt Thich Tien Son. Man beginnt meist im Zentrum des Körpers und streicht dann nach oben und unten. Ideal ist es, wenn man mindestens 30 min auf dem Klangbett liegt.

Zu einer Frau, die gar nicht mehr vom Bett aufstehen wollte sagte er: “Ich spüre bei ihnen eine starke Verspannung im Lendenbereich und auch hier oben, an der rechten Schulter. Und ich höre, dass sie einen wahnsinnig starken Willen haben!“ fügt er lachend hinzu.

Wie fühlen sie sich, frage ich die Frau hinter her und sie sagt, „Es ist als würde man schweben, herrlich. Aber dass er spürt dass ich einen starken Willen habe und das allen verkündet, das ist ja ein Ding“, sagt sie verschämt. Und ich sage, „warum schämen sie sich denn für einen starken Willen, etwas besseres kann einem doch nicht assistiert werden“ und sie sagt: „Stimmt, eigentlich, da haben sie recht, wenn man jung ist, weiß man oft nicht was man will, aber ich weiß jetzt genau was ich will und versuche auch danach zu leben und stimmt, das ist wirklich etwas Gutes.“

4673118692_15ddaf386dErnährung ist die Basis unseres Lebens sie nährt Körper und Geist und wird oft genug vernachlässigt. Wenn man durch die weiten Räume des Klosters schlendert gibt es überall etwas zu sehen und ich habe das Gefühl, ich kann gar nicht alles mitbekommen, so viel ist es. In der Buddhahalle fand um 16 Uhr eine Podiumsdiskussion statt mit vier Ernährungsexperten aus verschieden Richtungen: Ein Ernährungswissenschaftler aus der Vollwertkost, Thich Tien Son aus der Traditionell Chinesischen Medizin, Elisabeth Freyberg, die in Buddhas Weg Fastenseminare anbietet und Ernährungsberaterin ist und die Köchin Brigitte Schütte-Lopatar, bei der man Kochkurse nach den 5 Elementen besuchen kann, mit dem Schwerpunkt darauf, dass heimische Nahrungsmittel verwendet werden.4673120112_69b9db64b8
Ernährung ist die Basis unseres Lebens sie nährt Körper und Geist und wird oft genug vernachlässigt. So stand die Eingangsfrage unter dem Zeichen: Wie sieht eine gute Ernährung eigentlich aus? Was alle Antworten der verschiedene Richtung vereinte ist die Bewusstwerdung darüber, was man isst, wie man isst und was einem bekommt. Was brauche ich und wie fühle ich mich?

„In erster Linie muss es schmecken“, sagt Thich Thien Son, „aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Die einen brauchen Warmes, die anderen essen lieber Rohkost. Manche mögen das Gemüse gekocht und die anderen knackig. Wir sind uns meist gar nicht der Vier Jahreszeiten bewusst und dann wundern wir uns zum Beispiel, wenn wir nach dem Essen frieren. Dabei gibt es Nahrungsmittel wie z.B. Bananen, die Kühlen. Andere wiederum wärmen.“

Eine Bewusstheit über unsere Ernährung zu bekommen bringt uns eine Bewusstheit für unseren ganzen Körper und auch über unsere Psyche. Doch gesunde Ernährung scheint oft so kompliziert, wir hantieren mit Vitamin und Kalorientabellen und denken es ist ein zu großer Aufwand. Aber war ist, wenn wir wirklich verordnet bekommen bewusst zu Essen und unsere Ernährung umzustellen?

Wie ernährt sich eine Frau gesund, die morgens früh aus dem Haus rennt zur Arbeit und spät nachhause kommt? – Meist isst sie ein Käsebrot, Rohkost, einen naturtrüben Apfelsaft und Mineralwasser. Klingt nicht schlecht, aber all diese Nahrungsmittel kühlen und rauben einem Energie. Doch wenn sie das Wasser heiß trinkt mit ein bisschen Ingwer drin, dann hat sie schon eine Basis, oder eine heiße Kraftbrühe, die sie sich in der Thermoskanne abfüllt. Der Körper braucht Wärme, sonst kühlt er aus und wir verlieren Kraft.

Zeit für eine gemeinsame Mahlzeit – eine gute Vorbeugung gegen Krankheiten

Die Zubereitung ist wichtig, aber auch dass man sich Zeit für eine Mahlzeit zu nimmt finde ich auch sehr wichtig, denn schon beim Kauen entstehen wichtige Enzyme, die der Körper verwertet. Zum Beispiel wenn man Gemüse im Wok anbrät und schnell kocht bei hoher Temperatur, schließen sich die Poren des Gemüses und die Vitamine bleiben erhalten. Kocht man es zu langsam verliert es alle wichtigen Nährstoffe. Viele Menschen haben nach dem Essen Beschwerden, wie Blähungen, Bauchschmerzen, obwohl sie sich gut ernähren. Oft liegt das daran, dass sie sich keine Zeit nehmen zum Essen und sich nie Ruhe gönnen für ihre Bedürfnisse. „Die Art und Weise wie wir Kochen und Essen gibt uns die Ruhe, Kraft und Energie die wir brauchen und trägt in einem hohen Grad zur Gesundheit bei und zur Vorbeugung von Krankheiten. Deshalb ist eine Hauptsäule unserer Gesundheitspraxis und Seminare in Buddhas Weg Beratung zur gesunden Ernährung auch individuell auf die Bedürfnisse und Gesundheit des Einzelnen zugeschnitten“, sagt Thay Thich Thien Son. „Im Klosteralltag kommt dem Essen auch eine Bedeutung zu: Wir essen alle gemeinsam und die ersten 10 Minuten essen wir schweigend, so dass man die Möglichkeit hat wirklich mitzubekommen was man isst und um Achtsamkeit und Wertschätzung für die Nahrung zu entwickeln. Auch während unserer Seminare behalten wir dieses Ritual bei, so dass die Seminarteilnehmer/innen automatisch mit dieser Praxis der achtsamen Ernährung in Kontakt kommen.

Wo sich Christentum und Buddhismus begegnen:

4672498607_55a397c70dViele Menschen haben viele Fragen zum Buddhismus und vor allem, ob und wie er mit der christlichen Kultur zu vereinen ist. Der Abt Thich Thien Son gibt in der Gesprächsrunde „Was ist Buddhismus und Klosteralltag“ eine kurze Einführung. Buddhismus im Wortsinn heißt soviel wie „fegen, sauber machen oder reinigen“. Buddhismus ist sozusagen „Der Weg zur Reinheit“, was so viel heißt wie, dass wir uns reinigen und was nicht zu uns gehört rauskehren. Buddha Siddharta war ein Königssohn und seinem Vater wurde an seiner Wiege gesagt, entweder werde er wird ein großer Herrscher oder er ein Mönch. Der Vater wollte natürlich einen Thronfolger und so versuchet er alles von seinem Sohn fernzuhalten, was ihn den Weg eines Mönchs einschlagen lassen könnte. Doch Siddharta machte auf schon in jungen Jahren eine Entdeckung die ihn nicht mehr los ließ: Er erkannte die vier Tatschen die man nicht ändern kann:

- Wir werden geboren
- Wir werden alt
- Wir werden krank und leiden
- und wir werden sterben.

Als Prinz und werdender König sah er, dass diese Tatsachen unabänderlich sind. Doch er wünschte sich nichts mehr, als dass sein Volk glücklich sein soll und frei von allem Leid. Aber wie kann man frei von Leid sein, wenn man alt wird, krank wird und stirbt?

Deshalb verließ Siddharta den Palast seines Vaters seinen Palast und machte sich auf die Suche. Er hatte das Ziel, diese vier Tatschen zu besiegen, weil er wünschte, dass alle Menschen glücklich sein könnten. Auf seiner Suche begegnete er vielen Waisen, von denen er lernte und schnell war er besser und weiter war, als seine Lehrer.
Und dann begegnet er einem Mann, der brachte ihm folgendes bei: „Ja, Alter, Krankheit und Tot sind ein Naturphänomen. Und es ist deine Sichtweise, die es zu etwas Schlimmem macht. Es hängt von dir ab.“
Da erkannte Siddharta, um diese klare Sichtweise zu haben, muss ich viele Prozesse durchlaufen, ich muss mich den Tatsachen des Lebens stellen und dem was mir Angst erzeugt begegnen. Denn meine Ängste sind es, die die Naturphänomene zu etwas leidvollen machen. Denn ich nehme alles auf Grund meiner Ängste und meiner Interpretation der Welt wahr. Ich kann diese Dinge nicht ändern. Ich kann aber lernen, sie so zu akzeptieren wie sie sind. Das ist oft sehr schmerzlich, deshalb muss die Art und Weise wie wir die Welt sehen geschult werden. Und dafür gab uns Buddha Methoden um unsere Wahrnehmung und Sichtweise zu schulen.

Der Zen-Weg eine Schule der Wahrnehmung

Diese Schulung kann man zum Beispiel in den Zen-Seminaren lernen. Schritt für Schritt in fünf Etappen schulen wir uns, um die Tatschen des Lebens zu akzeptieren.
In diesen Etappen setzen wir uns mit uns selbst auseinander. Wir beginnen mit dem Körper, dann kommen die Gefühle hoch und wir lernen mit ihnen umzugehen, Danach betrachten wir unsere Gedanken und die Art und Weise wie wir Denken: um was kreisen unsere Gedanken ständig, was sind unsere Denkstrukturen? Lähmen sie uns oder können wir uns auch verändern? Und schließlich sehen wir uns unsere Gewohnheitsmuster und Verhaltensstrukturen an. Denn es ist ja so, dass wir über all diese Ebenen wie Körper, Gedanken und Gefühle keine Kontrolle haben: Unser Körper wird alt und krank, er macht was er will. Ebenso unsere Gefühle, sie tauchen auf wie das Wetter und auch unsere Gedanken lassen sich nicht beeinflussen und denken was sie wollen. Und wie schwer es ist Gewohnheiten zu ändern weiß auch jeder. Sogar was wir wahrnehmen ist unseren Gedanken und Gefühlen unterworfen: ist das Wetter gut, sind wir fröhlich und kaum sagt jemand zu uns einen Satz der uns verletzt, bricht die Welt zusammen, wir werden aggressiv oder genervt.

Die Zenseminare bauen in zwölf Stufen aufeinander auf und man die Möglichkeit die Wahrnehmung in Bezug auf Körper, Gefühle, Gedanken und Verhalten zu schulen und wenn man hierin klarer geworden ist, dann kann man darauf noch tiefer aufbauen. „Unsere Praxis im Buddhismus ist eigentlich die, dass wir uns darauf einlassen wahrzunehmen und eins zu sein mit Allem“, sagt Zen-Meister Thich Thien Son. „Alles ist einmalig, jeder Augenblick. Und wir üben diese Haltung zu entwickeln, dass wir uns, egal welche Verbindung wir mit jemandem haben, ob gut oder schlecht, dass wir denken: Ich, möchte mich in diesem Augenblick positiv mit dir verbinden, egal was zwischen uns war. Und so würde ich auf die Frage wie man Buddhismus mit dem Christentum vereinbaren kann – denn die meisten meiner Zenschüler/innen sind nicht Buddhisten geworden, wir nennen sie deshalb “Buchristen” – sie sind offen für Buddhismus und buddhistische Methoden, aber bleiben bei ihren Glauben und ihrer Tradition. es ist wichtig dass man aus der Kultur aus der man kommt schöpft und vielleicht sich inspiriert und Möglichkeiten testet, um sich zu erweitern. Denn wie ich es verstehe, ist Gott überall und ich sehe dann in der tiefsten Urwurzel keinen Unterschied – eins mit allen zu sein.“

Was die Menschen an Bedürfnissen haben, versuchen wir zu geben.
Worin liegt aber ihre Hauptarbeit und was ist die Aufgabe der Mönche und Nonnen?

Viele Menschen kommen in Buddhas Weg wegen der Gesundheit, deshalb war es ein besonderer Wunsch der Gemeinschaft von Buddhas Weg, Menschen hier eine Behandlungsmöglichkeit gegeben zu können, wo sie länger bleiben können und auch einen Rahmen haben, um gesund zu werden. Viele Menschen kommen hier um Ruhe zu finden und sich selbst zu finden. Man muss nicht Mönch oder Nonne sein, um länger im Kloster zu leben, es gibt auch die Möglichkeit des sogenannten „Klosters auf zeit“, wo man einfach für einige Zeit im Kloster leben und arbeiten kann, um bei sich selbst anzukommen.

Hue Chuyen, ein junger Mönch aus Amerika hat seine ewige Suche hier her gebracht: „Ich war immer auf der Suche, mit meinem Studium und meinen Reisen – ich bin nach Australien gereist und kam zurück nach Detroit und bin mit dem Auto nach San Franzisko gefahren.

Immer auf der Suche. Aber ich habe es nicht gefunden, was ich suche.“ Irgendwann dachte er, „was ich suche, kann ich draußen nicht finden, diese ganze Unruhe, die mich treibt, der ganze Schmerz, ist in meinem Herz. Also bin ich geblieben, denn mein Herz ist ja meine Welt. Ich dachte, wo ist der beste Platz für meinen Entwicklungsprozess, er ist wenn ich meinem Herz folge und mit dem Herz die innere Reise antrete.“

4672482021_e7278f9435Es gibt so viel zu erzählen, der Bericht könnte noch Seitenweise weitergehen, deshalb komme ich kurz zum Schluss: Ich habe das Klosterfest sehr genossen und wünsche, dass viele viele Menschen Buddhas Weg kennen lernen werden. Während ich mir alles ansah und anhörte habe ich so viele Gesprächsfetzen und Stimmen gehört – die Leute die zum ersten Mal kamen aus der Region waren einfach begeistert einfach von der Vielfalt und dem direkten Kontakt. 4673144016_16965c46d2Sie haben sich gefreut an den Geschenken der taiwanesischen Nonnen Hue Lien, die den ganzen Nachmittag im Moosgarten saß und Kaligrafien malte. Sie schrieb einfach Worte die die Menschen sich wünschten auf Chinesisch. Viele Besucherinnen hatten so ein Erinnerungsstück oder ein Mitbringsel, das mit ihrem „Wunschwort“ das sie mit nachhause nahmen und insgesamt hatte ich den Eindruck von einer Stimmung und Atmosphäre die einfach beglückend und bereichernd war. „Es ist gut, dass es jetzt so was bei uns gibt“, sagt eine Frau aus Wald Michelbach, die schon manchmal zu den Meditationen am Dienstagabend kam. 4672524313_ac9ea1b91dDoch auch auf alle die an dem Aufbau und am Gelingen des Festes mitgeholfen hatten sprang die Freude über: Ana die den ganzen Nachmittag in der Gesundheitspraxis Menschen massierte und Massagetechniken vorstellte sagte: “es war einfach klasse, so viele Leute und alle waren so offen.“ Das Klangbett war für mich eine Offenbarung, sagt eine Besucherin, ich hatte wirklich das Gefühl, meine Organe werden zu klingen gebracht.“

4673159150_a01612c8cfWährend des ganzen Nachmittags ist die Neugierde und die Freude der Menschen zu spüren, dabei interessiert besonders der gesundheitliche Aspekt, aber auch der spirituelle Teil: „Mich interessiert das, wie man die Gedanken zur Ruhe bringt“, sagte die Frau in der Buddhahalle neben mir. „Ich möchte das gerne lernen. Ich habe oft Migräne und auch Schmerzen in den Beinen. Ich kann mir vorstellen, dass mir Meditation helfen kann, denn

ich werde oft schon im Vorfeld ganz panisch, dabei sind die Schmerzen noch gar nicht da!” Und Allen aus Taiwan, der extra aus der Pagode in Frankfurt angereist kam um zu massieren sagte: „Beim Massieren habe ich mich so frei gefühlt. Ich habe gefühlt, wie neugierig die Menschen waren, Massage kennen zu lernen und dann habe ich gefühlt, wie sehr sie es genießen und das hat mich sehr sehr glücklich gemacht.“

Bericht: Antonia Keinz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Pagode Phat Hue

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7. Juni 2010 Allgemeines 1 Kommentar

2. ?komenischer Kirchentag, Christentum- lebendiges Wasser f?r die Welt

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15.05.10: Religion als Wasser für die Welt

Eindrücke vom Ökumenischen Kirchentag in München

Kirchentag_RundOhne Wasser können wir nicht überleben. Wasser reinigt und kann den Weg ebnen für das Neue. Im Rahmen des Podiumgesprächs „Kann das Christentum lebendiges Wasser für die Welt sein?” auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München diskutierten VertreterInnen verschiedener Konfessionen über die Rolle der Religion für den Einzelnen und für die Gesellschaft in einer Welt, die nach wie vor von Dualitäten wie arm und reich, schwarz und weiß, bestimmt wird.

Christentum ist nicht gleich Christentum …

Prof. em. Dr. Fulbert Steffensky, Hamburg, zeigte auf, dass, wie in vermutlich jeder institutionalisierten Religion, so auch das Christentum Verunreinigungen und Erstarrungen in Form von Machtdarstellungen und zur Schau stellen materiellen Protzes aufweise. Dies stelle eine Abweichung von der usprünglichen, christlichen Essenz dar und könne daher sicherlich nicht als lebendiges Wasser für die Welt betrachtet werden. Diesen “Verfehlungen”, insbesondere auch in Gestalt von brutalen Massenmorden und Terrorismus auf der Basis religiöser Motivation, eine eigene Existenzberechtigung zuzubilligen, stelle jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung für die eigene Entwicklung von Barmherzigkeit dar, um die auch er sich immer wieder bemühe.

Das lebendige Wasser aus dem Herzen fliessen lassen …

Ordensschwester Karoline Mayer, Präsidentin Fundación Cristo Vive, Santiago/Chile veranschaulichte anhand ihrer Lebensgeschichte als Missionarin, die Wichtigkeit der Demut und des Mutes, dem Göttlichen in jedem Menschen gegenüber zu treten und zu dienen – auch wenn dies das eigene Leben kostete. Dies sei ihr nur möglich durch die bedingunglose Hingabe und das Vertrauen in die göttliche Fügung. Sie benötige aufgrunddessen keine materiellen Absicherungen, akademischen Titel oder Wissen, um die Sicherheit im eigenen Herzen und Frieden in sich zu finden. Durch eine direkt aus dem Herzen entspringende Hilfsbereitschaft, jenseits von Konzepten und Vorstellungen, sei es ihr im Verlauf ihrer missionarischen Tätigkeit möglich gewesen, das lebendige Wasser zum Wohle der Menschen fließen zu lassen.

Frau Dr. Dalia Marx, Rabbinerin, Hebrew Union College, Jerusalem, stellte die mütterlichen Qualitäten von Frauen im spirituellen Leben in den Vordergrund. Sie betonte, dass überall dort, wo liebevolle Fürsorge und Beistand vonnöten seien, insbesondere auch die Frauen imstande seien, lebendiges Wasser zu spenden.

Mitgefühl, Poesie und das Erkennen inneren Reichtums  …

Ahmad Milad Karimi stellte die Rolle des Mitgefühls heraus – insbesondere auch für diejenigen Menschen, die sich an die illusionäre Sicherheit materiellen Reichtums klammerten, ohne den Wert des inneren Reichtums zu erkennen. In der offenen und gelassenen Begegnung mit anderen könne man sich in wundervollem, göttlichem Frieden berühren. Dies könne auch, wie während der Podiumsdiskussion durch die einfühlsam begleitende Performance von Matthias Graf, über Musik und Poesie geschehen. Auch der Koran finde auf diese Weise als poetische Liebeserklärung von Gott an den Menschen seinen Weg in das Herz.

Zen-Meister Thich Thien Son bemerkte dazu, dass die Poesie im Buddhismus allgemein eine eher untergeordnete Rolle spiele, aber im Zen werde sie z.B. in Form von Koans als kunstvolles Mittel genutzt, um direkt das Herz der Menschen anzusprechen.

Laurence Freeman OSB, Leiter der Weltgemeinschaft für christliche Meditation, London, führte die Wichtigkeit innerer Einkehr weiter aus. Jesus, als Quelle göttlichen Wirkens, sei nicht gebunden an eine bestimmte Gestalt oder Institution – Jesus sei im Herzen eines jeden Menschen. Über die Kontemplation könne man seine Präsenz spüren und sich mit dem Göttlichen in sich selbst rückverbinden.

Kirchentag_ThayDie Meditationspraxis nehme im Christentum noch keine zentrale Stellung ein, so Zen-Meister Thich Thien Son, wie vergleichsweise im Buddhismus. Dennoch fänden sich viele meditative Elemente, wie z.B. im christlichen Gebet. Allein die Atmosphäre, wenn man eine Kirche betrete, spreche für sich: „Die Stille, der große leere Raum, die Neutralität – all diese Faktoren laden zur Kontemplation ein.”

Die TeilnehmerInnen stimmten darin überein, dass die christliche Meditation noch sehr viel Potential in sich birgt und ausgebaut werden sollte. Mit Hilfe der Vermittlung von Meditationstechniken durch entsprechend geschulte MeditationslehrerInnen könne man auch der Angst vor der auftretenden Leere, wenn die inneren Dialoge in der Meditation leiser werden, begegnen.

Liebe als Fundament …

Einig waren sich die ReferentInnen auch über die zentrale Rolle der Liebe. Liebe bedeute auch, Barmherzigkeit im Umgang mit religiösen Extremisten und Attentätern zu üben. Liebe bedeute das bedingungslose Annehmen des jeweiligen Moments im Hier und Jetzt und das tiefe Verstehen des Anderen.

Laurence Freeman OSB betonte darüber hinaus, dass kein Mensch glücklich sein könne, ohne Liebe zu empfangen und zu geben. Sie könne nur aus sich selbst heraus in einem gegebenen Moment entstehen – ohne inneren Zwang und Erwartungen von außen.

Religion jenseits von Konfessionen …

Ahmad Milad Karimi brachte es auf den Punkt, als er bemerkte, dass sich die anwesenden ReferentInnen eigentlich in den wesentlichen Punkten einig seien – unabhängig von ihrer jeweiligen religiösen Überzeugung: “Aber wie kann man diese Übereinstimmung zwischen den Religionen nach außen an Menschen herantragen, die sich weiterhin an der Trennung und Absonderung der Konfessionen voneinander festhalten?”

Kirchentag_Publikum1Das Göttliche ist überall und an keine bestimmte Glaubensrichtung oder Gottesvorstellung gebunden. Es manifestiert sich im hingebungsvollen Dienst an uns selbst und an den anderen, im liebevollen, achtsamen und offenen Miteinander. Wir finden es in der Stille eines jeden Augenblicks in unserem eigenen Herzen, sowohl als auch im Lächeln unseres Gegenübers.

So verstanden, kann Religion Wasser für die Welt sein.

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Ist Dein Glas halbvoll oder halbleer?

thay1Zählst Du auch zu den Menschen, die das halbgefüllte Glas Wasser als „halbleer” und nicht als „halbvoll” bezeichnen? Oder zu den Zeitgenossen, deren Blick direkt auf die eine Wolke inmitten des blauen Himmels fällt? Keine Sorge – damit bist Du nicht allein! Nicht umsonst wird oft gesagt: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.”

Und eine typisch menschliche Gewohnheit ist es, dass wir aus dem bunten Korb aller Wahrnehmungsmöglichkeiten gezielt das herauspicken, was wir als „negativ”, unangenehm und störend empfinden. Unsere Brille ist in der Regel alles andere als rosarot. Der Punkt ist: Du kannst die Brille absetzen!

Vielleicht fragst Du Dich jetzt: Brille absetzen und dann? Ohne Brille kann ich ja gar nichts mehr sehen? Doch – Du wirst sehen können, aber auf andere Weise. Da die Welt Dir plötzlich anders erscheint, hast Du die Möglichkeit, Deine Wahrnehmung und Deine Gedanken neu zu schulen und zu verändern. So könntest Du Deine Aufmerksamkeit beispielsweise immer mehr auf die schönen Blumen vor Deinen Augen lenken, anstelle ständig über Deinen cholerischen Chef nachzudenken.

Aufgrund von Gewohnheiten wendest Du Dich Dingen zu, die Dir bestimmte negative Erwartungen erfüllen und innere Überzeugungen bestätigen. Wenn Du von Deiner Mutter immer wieder schwer enttäuscht wurdest, wirst Du in anderen Frauen immer wieder die Aspekte suchen und wiedererkennen, die Dir bestätigen, dass Du Dich auf das weibliche Geschlecht nun mal nicht verlassen kannst.

Negative Gewohnheiten, werden mit Hilfe von destruktiven oder unvorteilhaften Gedanken und Konzepten genährt. Letztere wiederum stehen in Wechselwirkung mit unangenehmen Gefühlszuständen. So versperrst Du Dir jeden Tag aufs Neue Deinen Weg zu mehr Freude und innerem Frieden. Gebe Dir selbst die Erlaubnis, die Tür zu einem glücklichen und friedlichen Leben zu öffnen.

Aber wie soll das funktionieren? Es gibt zugegebenermaßen keinen Fahrstuhl, in den Du einsteigen kannst, und mit dessen Hilfe Du Dich ohne jegliche Anstrengung in die Sphären der Himmlischen Wesen beförderst. Anstelle dessen gibt es ein Treppenhaus, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Ja, Du musst jede einzelne Stufe selber, aus eigener Kraft, beschreiten. Das ist bisweilen anstrengend, aber die Mühe lohnt sich. Je höher Du die Stufen erklimmst, umso freier und weiter wird Dein Herz.

Im traditionellen Buddhismus kennen wir die Vier rechten Bemühungen (sammà vàyàma) – etwas moderner ausgedrückt, könnten sie folgendermaßen lauten:

1. Die negativen Ideen und Gedanken, die Du bereits in Deinem Kopf hast, versuche sie zu stoppen.
2. Gebe denjenigen negativen Ideen und Gedanken, die noch nicht aufgekommen sind, keinen Nährboden. Lasse sie erst gar nicht zu.
3. Nähre die positiven und konstruktiven Ideen und Gedanken, die bereits in Deinem Geist vorhanden sind. Erhalte sie am Leben und fördere sie.
4. Praktiziere Achtsamkeit und erzeuge Dir in jedem Moment Deines Erlebens bewusst und aktiv positive und konstruktive Gedanken – gerade auch in solchen Augenblicken, in denen es für Dich schwierig ist.

Oft nehmen wir das Gute, was schon da ist, gar nicht erst wahr. Es passt nicht in Dein Konzept.
Stell’ Dir vor, Du begibst Dich auf den Weg eines Bodhisattwas, eines Menschen, der sein Leben voller Hingabe dem Dienst an allen fühlenden Wesen widmet.
Auf welche Weise könntest Du – ganz ohne Zwang und große Anstrengung – anderen Menschen dienen und sie auf ihrer Reise durch ihr Leben begleiten? Worin besteht Deine wirkliche Stärke, eine Qualität, die Du einfach hast, ohne Dich dafür anstrengen zu müssen? Du benutzt sie nicht, um Dich aufzuwerten oder etwas zu kompensieren – sie entspringt direkt aus Deinem Herzen.

Es könnte die Flexibilität sein, mit deren Hilfe Du Dich mühelos in andere einfühlen kannst und eine gegebene Situation schnell erfasst. Oder Dein Mut, mit welchem Du auch in schwierigen Zeiten, anderen zur Seite stehen kannst.

Versuche in den folgenden Tagen Deine Aufmerksamkeit auf Deine „Bodhisattwa-Stärke” zu richten – nicht nur in der Meditation, sondern besonders auch im Kontakt mit anderen Menschen. Hole sie immer wieder aktiv hervor und erzeuge sie in Deinem Geist. Auf diese Weise kannst Du Deinen Geist Schritt für Schritt in eine positive und freudvollere Richtung transformieren. All die negativen Gewohnheiten und Gedanken verlieren zunehmend an Kraft.

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14. April 2010 Blog 1 Kommentar

Trauma und Depression: Abgeschnitten von der Lebendigkeit

Sangha, Jan 2010, 72dpi-6Mehr als 170 Menschen fanden sich am Mittwochabend in der Buddhahalle der Pagode Phat Hue ein, um den Ausführungen von Zen-Meister Thich Thien Son zum Thema Depression und Trauma zuzuhören. „Gefühle sind ein Indikator dafür, dass wir am Leben sind. Sie kommen und gehen. Wenn dieser Fluss aufgrund von schmerzhaften Erfahrungen stagniert, gerät unsere Lebensenergie ins Stocken. Wir verlieren den Kontakt zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen.”

Depressionen – graue Wolken am Horizont unseres Geistes

Jeder 6. Patient in einer deutschen Allgemeinarztpraxis klagt über Depressionen. Betroffen sind nicht nur Erwachsene, sondern zunehmend auch Kinder und Jugendliche. Während vor allem Kinder über eher unspezifische Symptome wie wiederholte Bauchschmerzen und Spielunlust klagen, zeigen die meisten Erwachsenen eindeutigere Beschwerden.

Die Palette depressiven Erlebens reicht von chronischer Unzufriedenheit mit Reizbarkeit und aggressiven Durchbrüchen bis zu anhaltender innerer Lähmung und Schwermut, sowie in schwereren Fällen, Todessehnsucht. Wenn wir Gefühle dieser Art in uns tragen, entsteht eine Raum nehmende, depressive Gefühlswolke, die den Zugang zu Gefühlen der Freude und Zuversicht versperrt. Mit fortschreitender Symptomatik wird die gesamte Wahrnehmung immer weiter depressiv verfärbt und die Welt erscheint grau in grau.

Körper und Geist bilden eine Einheit…

Wenn wir auf der geistigen Ebene chronisch unzufrieden und niedergeschlagen sind, spiegelt sich dies auch in unserem Körper wider.

Daher finden sich in der Mehrzahl der Fälle auch auf der körperlichen Ebene Begleiterscheinungen, zum Beispiel Gewichtsverlust oder –zunahme, Schlafstörungen, Rückgang des sexuellen Verlangens und ausgeprägte Erschöpfbarkeit.

Auch unter den Menschen jenseits des 60. Lebensjahres haben Depressionen in den letzten Jahren drastisch zugenommen. „Die Menschen in der heutigen Zeit, vor allem in den Großstädten, definieren sich über ihre Leistung. Mit zunehmendem Alter stellen sie fest, meine körperlichen Möglichkeiten lassen nach, ich bin nicht mehr so leistungsfähig. Es entsteht das Gefühl der Wertlosigkeit und oft auch die Befürchtung, anderen eine Last zu sein.” Auf dem Land sieht dies in vielen Fällen noch anders aus: Die Familienältesten sind oft jene Menschen, die, aufgrund ihrer Lebenserfahrung, die Entscheidungen für die anderen Familienmitglieder fällen. Wir sollten die Weisheit unserer Mitmenschen im hohen Lebensalter wieder wertschätzen lernen. Sie können uns viel geben.

Depressive Männer – depressive Frauen …

Auch im Hinblick auf das Geschlecht, gibt es in der Ausprägung der depressiven Symptomatik erhebliche Unterschiede. Während Männer auch heute noch häufig Schwierigkeiten haben, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu treten, definieren sich Frauen oft über ihre Gefühle.

Während einer Depression neigen Männer eher zu chronischer Unzufriedenheit und abwehrender Aggression und Reizbarkeit. Sie versuchen über das Ausagieren dieses Verhaltens den Kontakt zu ihrer Mitwelt aufrechtzuerhalten und ihre wirklichen Gefühle von innerem Schmerz zu überdecken. Meist wird dabei deutlich gemacht, dass „die anderen” (die Partnerin, der Chef, der Hund) Schuld an ihrem Leid sind.

Frauen hingegen ziehen sich häufig in Ohnmachtsgefühle und Hilflosigkeit zurück. Sie demonstrieren damit: „Ich kann nicht mehr, ich brauche jetzt Deine Hilfe.” Sie versuchen sich am Partner oder am Kind festzuhalten, um die verloren gegangene innere Sicherheit wiederzuerlangen.

Wie entstehen Depressionen?

Es gibt zahlreiche Ursachen für die Entwicklung einer Depression: z.B. Phasen der hormonellen Umstellung bei Frauen, Lichtmangel – vor allem im Winter, körperliche Erkrankungen wie Krebsleiden oder auch Medikamente wie Beta-Blocker oder die „Antibabypille”. Auch die Vererbung spielt eine wichtige Rolle: Zwillingsstudien zeigen, dass bestimmte Formen der Depression genetisch bedingt sind oder ihr Auftreten zumindest durch bestimmte Gen-Kombinationen begünstigt wird.

Oft ist es so, dass wir bereits unsere Kinder zur Depression erziehen, z.B. indem man versucht, sie zu übermäßiger Sauberkeit zu trainieren. Damit erzieht man sie, vom Leben Abstand zu nehmen. Hierbei fällt gerade auch in Asien auf, dass vor allem reiche Kinder von Depressionen betroffen sind, während Kinder in Slums mehr darauf konzentriert sind, ihr Überleben zu sichern.

Einschneidende Lebensereignisse, in welchen plötzlich Bezugspersonen nicht mehr da sind und Sicherheiten wegbrechen, können in der Folge ebenfalls zu depressiven Reaktionen führen.

Was tun, wenn der Partner/die Mutter/der Sohn depressiv sind?

Für die Angehörigen von Betroffenen gilt: Sie brauchen viel Geduld, um ihren Familienmitgliedern aus einer depressiven Krise herauszuhelfen. Die innere Welt eines depressiven Menschen ist oft nicht leicht für Außenstehende nachzuvollziehen. Zunächst gilt es, tiefes Zuhören zu praktizieren. Denn oft ist „ein offenes Ohr” in der heutigen Zeit genau das, was fehlt und dringend notwendig ist. Das Signal „ich bin da für Dich” – kann häufig Wunder wirken, soll aber nicht dazu führen, die depressive Symptomatik, beispielsweise das Gefühl der Hilflosigkeit, zu nähren. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem „sanfter aber bestimmter Druck” angesagt ist. Dies kann z.B. im Rahmen eines gemeinsamen Spaziergangs geschehen. Denn: Auch Bewegung ist zum Kurieren einer Depression unabdingbar. Es müssen zu Beginn keine großen Sprünge sein, der Waldspaziergang oder fließende Übungen aus dem Qi-Gong genügen zunächst, um die stagnierende Lebensenergie wieder ins Fließen zu bringen.

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin kann helfen

Aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin gehen depressive Symptome mit einer geschwächten Nierenenergie und häufig auch mit einer Überaktivität im Leberfunktionskreis einher. Schlafstörungen und Änderungen des Appetits lassen sich darauf zurückführen. Auch die Schilddrüse ist in vielen Fällen in Mitleidenschaft gezogen – sei es in Form einer Unter- oder Überfunktion. Entsprechende Akupunktur, aber auch eine Therapie mit Chinesischen Heilkräutern können hier den Heilungsprozess unterstützen. Hilfreich ist auch eine Ernährungsumstellung gemäß den Richtlinien der Fünf-Elemente-Küche. Vitaminreiche Kost zum Harmonieren der Leberenergie, sowie wärmende Speisen für die Unterstützung des Nierenfunktionskreises stehen dabei im Vordergrund.

Manchmal nicht zu vermeiden: Antidepressiva

In besonders schweren Fällen kann eine stationäre Behandlung und die Therapie mit Medikamenten, üblicherweise mit Antidepressiva, vorübergehend notwendig sein. Dennoch sollte man nicht länger als unbedingt erforderlich, zu Medikamenten greifen. Aufgrund ihrer Wirkungsmechanismen haben Antidepressiva ein weit gefächertes Spektrum von Nebenwirkungen. Darüber hinaus sind sie zwar imstande, ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn (vor allem Serotonin und Noradrenalin) für einen gewissen Zeitraum auszugleichen, können aber nicht die oftmals einer depressiven Symptomatik zugrunde liegenden Konflikte und Traumata lösen.

Den Menschen begleiten – die Seele heilen …

Dazu ist eine psychotherapeutische Begleitung notwendig. Entscheidend dabei ist, dass der Therapeut die Fähigkeit des „Mitfühlens” hat und zuhören kann – Qualitäten, die leider nicht in allen therapeutischen Praxen zu finden sind.

„In Vietnam herrschte Krieg, als ich dort im Kloster aufwuchs. Ständig kamen Menschen, die plötzlich Familienangehörige oder ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatten. Man wusste nie, ob die Familie am nächsten Tag noch leben würde. Von den schweren Traumata auf der Flucht ganz zu schweigen. Da war es ganz natürlich, dass die Mönche und Nonnen all die schmerzhaften Prozesse begleiteten. Auf diese Weise wurden wir aufgrund der Notwendigkeit und der daraus erwachsenen Erfahrung auf ganz natürliche Weise zu Begleitern und Therapeuten. Wir haben gelernt, den Menschen in schwierigen Zeiten beizustehen.”

Lebendigkeit wiederfinden, dank Licht und Farben…

Licht- und Farbtherapie sind ebenfalls hilfreich bei der Behandlung von Depressionen. Eine morgendliche „Lichtdusche” von 10.000 Lux hilft vielen Betroffenen über die weit verbreitete Winterdepression hinweg. Auch Wechsellampen mit abwechselndem Farblicht (5 Minuten pro Farbe) gleich einem bunten Regenbogen, können die Lebendigkeit wieder anregen.

Untersuchungen zufolge können auch die Farben Braunrot und zartes Apfelgrün andauernde Schwermut besänftigen. Ein tiefes Braunrot vermittelt die Geborgenheit des Mutterleibs, diese Farbe ist uns vertraut aus unserer vorgeburtlichen Zeit. Das zarte Grün sorgt dann, wenn wir die Grundlage für unsere innere Geborgenheit wieder erlangt haben, für Frische und neuen Lebensmut.

Was passiert nach einen Trauma?

Nach dem Erleben eines traumatischen Geschehens, wie etwa nach einer Vergewaltigung oder einem Flugzeugabsturz, kommt es zunächst zu einem kurzzeitigen Aussetzen des Verstandes. Die Intensität des Schmerzes ist für unsere Psyche nicht tragbar – ein Betäubungsmechanismus tritt in Kraft, um die mit dem Trauma verbundenen Bewusstseinsinhalte zu verschleiern.

Das Trauma wird eingekapselt und ist so unserer bewussten Erinnerung in der Regel nicht mehr zugänglich. Bei einigen Betroffenen „meldet” sich das Trauma nach einiger Zeit in Form von so genannten Flash-backs, Erinnerungsfetzen des traumatischen Geschehens, wie z.B. Geruchsfragmente, zurück. So lange wir das Trauma nicht bewusst kennen, besteht die Gefahr der Retraumatisierung. Über unsere Gewohnheitsstrukturen suchen wir instinktiv immer wieder vergleichbare, uns traumatisierende Situationen auf. Wir verbinden die schmerzhafte Empfindung mit unserem Ich-Gefühl, definieren uns über den Schmerz und erhalten damit – so meinen wir – unsere Lebendigkeit.

Wie kann man Traumata überwinden?

Nur über die Bewusstwerdung der traumatischen Erfahrungen kann das Trauma konstruktiv bearbeitet werden. Es kann zwar nicht gänzlich aufgelöst werden, da es als Abdruck in unserer Erinnerung gespeichert ist, aber über die Bearbeitung unserer Annahmen und Wandel der inneren Haltung zum traumatischen Ereignis können wir das Geschehene zunehmend integrieren. Dies kann zum Beispiel im geschützten Rahmen unserer ZEN-Seminare geschehen.

Im Buddhismus sagen wir, die Vergangenheit ist vergangen, wir können daran nichts mehr verändern. Aber wir können jeden Moment unseres Seins neu definieren und gestalten. So können wir dem Hier und jetzt mit Offenheit begegnen.
Das Trauma verliert zunehmend an Brisanz, nimmt weniger Raum in uns ein.

Depressionen als Betäubungsmittel…

Eine Depression auf traumatischer Grundlage dient als Selbstschutz, um eine Retraumatisierung zu verhindern. Denn durch Abnahme der Lebendigkeit vermindern wir die Intensität der Schmerzwahrnehmung. So gesehen dient die Depression hier als Betäubungsmittel.
Wenn die depressive Symptomatik abnimmt, kann das zugrunde liegende Trauma dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden, was auch bedeuten kann, dass der Schmerz aktiviert wird. Daher ist bei diesem Prozess eine kompetente, therapeutische Begleitung unerläßlich.

Bei Depressionen und anderen Folgen von traumatischen Erfahrungen ist es gleichermaßen hilfreich, sich immer wieder zu vergegenwärtigen:
„Du bist nicht die Depression – Du bist nicht das Trauma. Du bist viel mehr als das.”
Und, wie bereits oben gesagt, „was vergangen ist, ist vergangen. Was jetzt ist, ist die Gegenwart. Und jeder Moment Deines Seins, ist Deine Chance für einen Neuanfang.”

“Lebe jetzt!”

VERANSTALTUNGSHINWEISE:

Vom 16. bis 18. April 2010 findet ein Themen-Wochenende mit Zen-Meister Thich Thien Son zur Vertiefung des Vortragsthemas statt.

Veranstaltungsort: BUDDHAS WEG Kloster, Seminarhaus & Gesundheitszentrum im Odenwald

Der nächste Vortrag der Reihe “Heilung von Körper und Geist” mit Zen-Meister Thich Thien Son findet am Freitag, 23. April zum Thema “Umarme Deine Wut” statt.

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18. März 2010 Allgemeines Keine Kommentare

Wer wir sind – Impulse jenseits von Konfession und Dualität

Unsere Annahmen und Konzepte, mit welchen wir die Welt betrachten und kategorisieren, begrenzen unsere Wahrnehmung und damit unser tägliches Erleben. Je nachdem, aus welchem kulturellen und/oder spirituellen Umfeld wir stammen, laufen wir mit einem entsprechend voreingestellten Tunnelblick durch unser Leben. Dabei sind wir häufig auf das Außen fokussiert. Sei es, dass wir die Verantwortung für unser Leid oder Wohlbefinden an unser Umfeld abgeben, oder aber alles tun, um den (vermeintlichen) Erwartungen unserer Mitwelt zu entsprechen: „Ich muss unbedingt noch 10 Kilo abnehmen, dann wird mein Partner bestimmt bei mir bleiben” und „Ja, wenn meine Tochter besser in der Schule wäre, muss ich nicht ständig Stress haben!”

Doch was ist eigentlich mit uns selbst? Wo bleiben wir und wer oder was sind wir?

Nicht nur im Buddhismus, sondern in allen Religionen und auch Philosophien der Welt wird die Frage nach dem „wer bin ich” gestellt. Besonders in Zeiten persönlicher Krisen und tief greifender Veränderungen, stellen wir uns Fragen dieser Art. Oft betrachten wir uns dabei nicht isoliert, sondern suchen auch nach einem Schöpfer, einer übergeordneten Macht, einer kosmischen Energie oder im Buddhismus nach der Leerheit. Dabei gibt es zwischen den einzelnen spirituellen Ansätzen zwar große Unterschiede hinsichtlich der Terminologie – schaut man aber hinter die einzelnen Begriffe wird deutlich, dass die Ideen oder das Grundverständnis über die Natur des Menschen und des Kosmos einander sehr ähneln.

Überwinden wir unseren Geist begrenzende Vorurteile und studieren wir z.B. als Buddhisten die Bibel, werden wir dort auch für uns fruchtbare Impulse finden. Begriffe wie Selbst, Seele oder Gott, die im Traditionellen Buddhismus oft verneint werden, können dann in einem anderen Licht betrachtet werden. Die offene Betrachtungsweise erweitert lediglich den eigenen Horizont und vertieft den Einblick und das Verständnis über die Erscheinungen der Welt.

Je offener unser Geist für die Vielfalt der Möglichkeiten ist, umso mehr sind wir bereit, die Leerheit, über das lediglich intellektuelle Verstehen hinaus, zu erfahren.
Wer oder was sind wir?

Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir vor allem drei Aspekte, die unser Denken und Handeln bestimmen, unterscheiden lernen: Das äußere Ich (Selbstbild), das innere Ich (Seele, Psyche, Geist) und das Selbst (Leerheit, Gott, Kosmos, Buddhanatur).

Selbst_Ich_InneresIch

1. Das äußere Ich – (Selbst- und Wunschbilder)

Das äußere Ich enthält die Vorstellungen darüber, wie wir uns der Außenwelt präsentieren möchten, aber auch Wunschbilder, die wir sinnlos verfolgen, z.B. „ich bin stark.“ Wir wollen stark sein für jemand anders – nicht für uns selbst. Typische Bedürfnisse des äußeren Ichs sind daher Anerkennung, Wertschätzung und Akzeptanz. Wenn wir im Alltag miteinander kommunizieren, tun wir dies in der Regel über unser äußeres Ich. Abhängig von der Rolle, die wir in einem gegebenen Augenblick erfüllen möchten, verändert sich das jeweilige Selbstbild. Wenn z.B. eine Frau, während sie ihr Kind in den Kindergarten bringt, die Rolle einer guten Mutter erfüllen möchte, wird sie ein „Gute-Mutter-Selbstbild“ mit der Botschaft „ich bin fürsorglich” benutzen. Geht sie danach zu ihrem Arbeitsplatz, wird das Selbstbild eher von Qualitäten wie z.B. Stärke und Ehrgeiz bestimmt sein. Dies bedeutet, dass wir nicht nur ein Selbstbild in uns tragen, sondern unzählige. In der inneren Arbeit geht es darum, die von uns bevorzugten Selbstbilder und die Situationen, in welchen wir sie vorzugsweise einsetzen, zu identifizieren. Auf diese Weise lernen wir die Funktionsweise unseres Ichs verstehen und werden dadurch offener für die zwei weiteren Aspekte.

2. Das innere Ich – (Psyche, Geist, Bewusstsein, Seele)

Die Bedürfnisse des inneren Ichs sind Geborgenheit, Frieden, Liebe und Harmonie. Oft setzen wir die „innere Stimme” unseres inneren Ichs mit dem Selbst gleich. Die innere Stimme jedoch ist lediglich die Widerspiegelung unseres äußeren Ichs, der so genannte duale Gegenpol. Das innere Ich ist die Verbindung nach Innen, über das äußere Ich verbinden wir uns mit dem Außen. Jedesmal wenn wir mit der Außenwelt in Wechselwirkung treten, erzeugt dies auch eine innere Reaktion, die sich z.B. über Gefühle und Emotionen ausdrückt. Während wir nach außen demonstrieren „ich bin stark und mich wirft nichts um”, äußert das innere Ich oft das Bedürfnis, einfach nur geliebt werden zu wollen. Das innere Ich bzw. dessen Bedürfnisse entwickeln wir für uns selbst, nicht für jemand anders. Das äußere Ich ist das Reich der Annahmen und Konzepte – das innere Ich beherbergt den Ozean der Gefühle und Emotionen, welche die vielfältigen Reaktionen auf die im äußeren Ich angelegten Annahmen sind. Das bedeutet auch, dass im inneren Ich alle Verletzungen, Ängste und schmerzhaften Erfahrungen abgelegt sind.

3. Das Selbst – (Leerheit, Buddhanatur, Kosmos, Gott)

Das Selbst ist immer da – es wird weder geboren, noch stirbt es. Es ist ein Zustand von unendlicher Weite, Intersein oder eins sein mit Allem. Hier sind Konzepte und Gefühle keine Hindernisse mehr, da es dem Selbst möglich ist, die Dinge direkt, ohne jegliche subjektive Filter oder Verzerrung, wahrzunehmen.
Es bietet Raum für uns selbst, wir müssen dafür nichts tun und nirgends hingehen. Das Selbst trägt unendliche Möglichkeiten in sich und ist allgegenwärtig. Aber im Alltag haben wir häufig den Zugang dazu verloren, weil wir zu sehr auf unser Ich fokussiert sind. Dadurch, dass wir die Spielereien unseres Ichs viel zu ernst nehmen und aus unserer subjektiven Wahrnehmung heraus zur Realität machen, finden wir die Tür zum Selbst nicht. Der Schlüssel liegt in der Gelassenheit und Ruhe, z.B. mit Hilfe der regelmäßigen Meditation. Wenn der Geist ruhig ist und wir der wenigen noch aktiven geistigen Faktoren gewahr sind, haben wir die Chance, einen Funken des Selbsts zu erhaschen.

Das Ego steht in Beziehung mit allen drei Aspekten – es liefert uns das Gefühl der Existenz. Je nach in einem gegebenen Augenblick im Vordergrund stehenden Bedürfnissen, kann dabei das äußere Ich, das innere Ich oder auch das Selbst unser Existenzgefühl bestimmen. Die Art und Weise, auf welche wir unser Existenzgefühl sichern, folgt bestimmten Gewohnheitsmustern. Diese sind es auch, die uns immer wieder zur Wiedergeburt drängen.

Äußeres Ich, inneres Ich und das Selbst auf dem Weg der geistigen Schulung
In unserem Alltag stehen das äußere und innere Ich oft im Konflikt miteinander. Die Motivation für unsere Handlungen im Außen entspringt meist dem äußeren Ich und kann die eigentlich zugrunde liegenden Bedürfnisse des inneren Ichs nicht befriedigen. Chronische Unzufriedenheit und Rastlosigkeit sind die Folge dieses andauernden, inneren Konflikts.

Nachdem wir uns trainiert haben, die drei Aspekte zu identifizieren und die Wechselwirkungen zu verstehen, können wir beginnen, unsere im äußeren Ich verankerten Annahmen in eine heilsame Richtung zu verändern. Dies erreichen wir, indem wir den jeweiligen Gegenpol entlarven und dadurch die Dualität auflösen. So erkennen wir beispielsweise, dass Hass und Liebe lediglich zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Es handelt sich um die gleiche Energie, jedoch mit unterschiedlichem „Vorzeichen”. Die Liebe unterliegt dem Prinzip der Anziehung, der Hass verkörpert den abstoßenden Pol. Wenn wir diese (vermeintlichen) Gegensatzpaare durchschaut haben, verlieren die Wechselwirkungen ihre Kraft und werden immer „weicher”: Das Spannungsfeld zwischen den beiden Polaritäten nimmt ab. Aus einem „ich bin stark” könnte so beispielsweise ein „es ist ok, wie ich bin”, werden. Denn je perfektionistischer und extremer unsere Selbstbilder sind, umso mehr stressen wir uns selbst. Stress wiederum verhindert, aufgrund der damit entstehenden Rastlosigkeit, den Zugang zu unserem Selbst.

Indem wir unsere Selbstbilder relativieren und immer mehr Facetten unseres Wesens zulassen, verändert sich auch die innere Haltung zu unserem Ich, also die Qualität unseres Geistes. Wenn wir uns selbst annehmen können, wie wir sind, werden die Konflikte zwischen nach außen gerichtetem und inneren Ich, die aus den unterschiedlichen Bedürfnissen der beiden Aspekte heraus entstehen, nachlassen. Aus Rastlosigkeit und Frustration wird dann Gelassenheit und innere Ruhe – wir kommen zunehmend mit uns selbst ins Reine.

Der buddhistische Leitfaden, um unsere geistigen Qualitäten positiv zu transformieren, ist der Achtfache Pfad. Indem wir Schritt für Schritt heilsames Denken und Handeln in unserem Alltag kultivieren, sowie über die Vergänglichkeit aller Erscheinungen kontemplieren, erlangen wir mehr und mehr Klarheit. Auch die im tibetischen Buddhismus verbreitete Praxis der meditativen Visualisierung von Buddha(s) und Bodhisattwas, wie z.B. der weißen Tara, helfen, dem Geist positive Impulse zu geben. Über die Kontemplation der typischen Erscheinungsformen, Symbole und positiven Eigenschaften der Bodhisattwas wie z.B. Mitgefühl und Liebender Güte, eröffnen wir unserem Geist den Zugang zu diesen Qualitäten. Da wir sehr oft unzufrieden mit unserem Ich sind, benötigen wir derartige, positive Aspekte, um das Ich aufzuwerten. Auf diese Weise können wir kurzfristige Zufriedenheit in uns herstellen.

Im Zen-Buddhismus arbeitet man direkt mit den geistigen Faktoren, die in einem gegebenen Moment im eigenen Bewusstsein vorhanden sind. Ziel ist die Identifizierung der einzelnen Komponenten, man beobachtet, wie sie entstehen und vergehen und kann die Erscheinungen dadurch loslassen, da man ihre fiktive Natur erkennt.

Je mehr sich die Qualität unseres Bewusstseins im Verlauf unserer inneren Arbeit verändert, und je mehr Klarheit wir über die einzelnen geistigen Komponenten haben, umso deutlicher wird, wie vergänglich und damit veränderbar unser geistiger Zustand ist. Auf diese Weise kommen wir in Kontakt mit der Substanzlosigkeit aller Erscheinungen, und damit mit der Leerheit, die dieser zugrunde liegt.

Wie wir unsere eigene Realität erzeugen …

Mit jeder Handlung, sei es auf geistiger, verbaler oder körperlicher Ebene, erzeugen wir Wechselwirkungen und damit karmische Verbindungen. Deshalb sollten wir verstärkt Achtsamkeit in jedem Moment unseres Lebens üben.
Wenn wir beispielsweise ständig mit dem Gefühl leben, verletzt worden zu sein und dies als real erachten, werden wir immer wieder Situationen im Leben begegnen, die es uns ermöglichen, genau dieses Gefühl wieder zu erzeugen. Wir tragen diese Energie von einem Leben zum nächsten und binden uns dadurch an das Rad der Wiedergeburten.

Ankommen …

Je größer die Anhaftung an das äußere Ich ist, umso schwerer wird das innere Ich, um die Dualität aufrechtzuerhalten. Wir bleiben im Spannungsfeld der beiden (dualistischen) Pole gefangen. Schaffen wir es, unser Ich mehr und mehr loszulassen, kommen wir zunehmend in die Ruhe und treten in (bewussten) Kontakt mit unserem Selbst. Das äußere und innere Ich als Brücke zum Selbst werden überflüssig. Die Dualität ist aufgehoben und – um es mit den Worten des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh auszudrücken – wir sind angekommen.

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25. Februar 2010 Allgemeines Keine Kommentare