Buddhas Weg

Mittwoch, 08. Dezember 2010

Um unsere Probleme zu lösen und nicht immer wieder in ähnliche Verstrickungen zu geraten, ist es wichtig, dass wir uns fragen: „Warum ziehe ich solche Probleme oder Energien immer wieder an? Oft ist es wie verhext, wir bemühen uns Dinge zu verändern, strukturieren uns neu, versuchen bestimmte Situationen zu vermeiden und trotzdem stoßen wir immer wieder auf ähnliche Konflikte und Probleme! Egal wie wir es anstellen, wir kommen nicht raus. Es ist wichtig genau anzuschauen, wie unsere eigene Grundhaltung ist. Das bedeutet, dass wir ganz genau betrachten, wie wir mit unseren Problemen umgehen. Haken wir jedes Problem ab, sobald wir es für abgearbeitet halten? Dann kann es passieren, dass uns die Menschen, mit denen wir zu tun hatten auch abhaken und sich mit dem Problem auch die Beziehung auflöst. Oder bekämpfen wir unsere Probleme? Das bedeutet, dass wir uns auch innerlich ständig bekriegen. Oder versuchen wir unsere Probleme mit aller Gewalt anzugehen? Dann haben wir meist plötzlich Konflikte und Streit in unserem Leben.
Wir sind diejenigen, die eine bestimmte Energie ausstrahlen und auch anziehen. Es funktioniert wie ein Magnet. Um eine Möglichkeit für Veränderung zu schaffen, müssen wir die Quelle unserer Energie anschauen. Woher kommt sie? Welche Ursachen hat sie?
Buddha sagt, dass wir unsere geistige Färbung genau anschauen und verstehen sollen. Denn die Art und Weise wie unser Geist „gefärbt“ ist, so sehen wir die Welt. Sehen wir sie eher düster oder heiter, sind wir eher vorsichtig oder erleben wir die Welt eher als Bedrohung? Wir sehen die Welt, aus unserer gefärbten Sicht und Wahrnehmung und nicht wie sie wirklich ist.
In der Zen-Tradition benutzen wir sehr oft Metaphern und Bilder, um verständlich zu machen, wie wir unseren Geist betrachten und verstehen können. Unsere Gefühle und Gedanken werden zum Beispiel mit wilden Kühen auf der Weide verglichen, die ungebändigt sind und sich dadurch auch leicht in Gefahr bringen. Wir sind die Hirten dieser wilden Kuhherde und hüten und beschützen sie mit unserer Achtsamkeit. Als Hirten kennen wir unsere Kühe genau und müssen einschätzen, ob sie gesund, krank oder verletzt sind. Das heißt unsere Verantwortung und unser Umgang mit unseren Gefühlen und Reaktionen ist sehr wichtig, damit wir aus einem destruktiven Prozess heraus kommen und uns verändern können. Unsere Achtsamkeit ist dabei so, wie wenn um uns herum eine Grippe herrscht – wir versuchen uns zu schützen und nicht anzustecken und wenn wir krank werden, müssen wir die richtigen Methoden und Medizin finden, um gesund zu werden und Heilung zu finden.

In den folgenden Tagen werde ich dazu einzelne Schritte erläutern.

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Montag, 6. Dezember 2010

Was heißt das überhaupt, “Sich weiter entwickeln”?

Ich kenne eine Person, die sehr viel Mitgefühl für alle Tiere hat. Wenn sie einen Vogel mit gebrochenen Flügeln auf der Strasse sieht, versucht sie den Vogel zu retten und wenn ein Tier krank ist, möchte sie ihm helfen. Sie hat zu allen Tieren eine ganz besondere Beziehung. Egal um welches Tier es sich handelt, bei Tieren geht ihr einfach das Herz auf – ganz im Gegensatz zu Menschen. Menschen gegenüber ist sie reserviert, verschlossen, ja, sogar distanziert und feindselig. Menschen kann man nicht trauen, auf Menschen kann man nicht zählen, Menschen verletzen einander. Ihr Blick auf andere Menschen ist von Misstrauen geprägt. Sie beäugt jeden kritisch und sieht in jedem einen potentiellen Feind. Ihr Blick ist sehr streng und sie beurteilt und verurteilt alle, die sich nicht so verhalten, wie sie es sich wünscht. Ganz besonders wütend wird sie, wenn sie sieht, dass jemand sich unachtsam Tieren gegenüber verhält. Dann kann ihre Wut sogar fast bis in Hass umschlagen. Innerlich entwickelt sie eine richtige Aversion gegen ihre gesamte Umgebung, doch natürlich will sie solche Aggressionen nicht nach außen tragen, deshalb versucht sie mit aller Gewalt ihre Aggressionen zu unterdrücken. Das hat natürlich Folgen: Sie wird krank.
In ihrem Krankheitsprozess stellt sie fest, dass all die Fürsorge und Liebe, die sie für Tiere empfindet, sie sich eigentlich für sich selber wünscht. Sie sehnt sich danach, dass sie geliebt und gepflegt und umsorgt wird. Aber sie sieht auch, dass sie diese Liebe und Fürsorge nie in ihrem Leben bekommen hat. Wenn sie einem Tier ihre ganze Liebe und Fürsorge gibt, dann ist es ein bisschen so, als würde sie ihrem inneren Kind diese Aufmerksamkeit und Wärme geben, nach dem es sich so sehr sehnt. Als sie bemerkt, dass sie sich so sehr nach Liebe, Zuneigung und Fürsorge sehnt und in dieser Sehnsucht ganz gefangen ist, hat sie den Wunsch, etwas dagegen zu unternehmen: Sie beginnt sich genau zu beobachten und sieht ihre eigenen negativen Gedanken. Sie reflektiert ihr Verhalten und beobachtet, wie ihre Wut und Aggression entsteht. Dabei stellt sie fest, wie verbittert und enttäuscht sie vom Leben ist. Sie entdeckt in sich auch den Mechanismus, dass sie Menschen testet: Sie zeigt sich ständig von ihrer negativsten Seite – sie kritisiert andere, meckert, macht ihnen Vorwürfe und unterstellt ihnen Schlechtes, erwartet jedoch, dass die Anderen sie trotzdem annehmen und lieben und Geduld mit ihr haben. Doch diese Erwartung wird jedes Mal enttäuscht: sie erfährt immer noch mehr Schmerz, Ablehnung und Kälte.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass die Frau bis zu einem gewissen Punkt ihr Leid versteht, jedoch nicht fähig ist, sich daraus zu befreien. Sie ist zu sehr in ihrem Muster gefangen. Das Beispiel zeigt auch, wie sehr unsere Entwicklung beeinflusst wird von unserem Leben, unserer Biographie, der Umgebung in der wir leben und aufgewachsen sind oder auch von unserem Karma.
Sich weiter zu entwickeln bedeutet, dass wir die Mechanismen, die uns immer wieder in Leid bringen aufdecken, erkennen und dass wir bereit sind, uns zu verändern.
Sehr oft machen wir uns abhängig vom Verhalten anderer Menschen. Je nach dem wie sie uns gegenübertreten, definieren wir unsere Wertigkeit und unsere eigene Existenz. In unserer Entwicklung müssen wir leider sehr oft schmerzliche Erkenntnisse machen und uns eingestehen, dass wir selbst diejenigen sind, die uns Schmerz und Leid zufügen. Wenn wir uns bewusst machen können, welchen Mechanismus wir immer wieder benutzen, um in unser Leid zu gehen, haben wir die Möglichkeit uns zu verändern.

Morgen werde ich Lösungen vorstellen, wie wir diesen Prozess der Veränderung beginnen können.

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Sonntag, 5. Dezember 2010

Heute wurde ich gefragt, was es eigentlich heißt „Für das Dharma zu leben“.
Viele Menschen haben die Vorstellung, für das Dharma zu leben bedeutet, ihr jetziges Leben aufzugeben, ins Kloster zu gehen, buddhistische Texte zu studieren und so weiter… Aber für mich gibt es nicht irgendetwas das man tun muss, um Dharma zu leben, denn wir leben ja schon innerhalb des Dharmarades, d.h. innerhalb des ‚kosmischen Gesetzes’. Für mich bedeutet für das Dharma leben, im Fluss des Lebens zu sein und sich nicht an irgendetwas im Leben festzuhalten. Egal was kommt, ich sperre mich nicht dagegen. Alles was passiert, hat seinen Sinn und ich muss lernen, was immer das Leben mir schenkt, sei es positiv oder negativ – anzunehmen. Ganz gleich, was mir im Leben widerfährt: Ich mache das Beste daraus. Ob es nun gut oder schlecht ist, ich sehe darin die Aufgabe, mich weiter zu entwickeln.
Wir Menschen versuchen ja immer Götter zu spielen und wollen alles beeinflussen und so verändern, wie es uns am Besten passt. Aber das Beste aus unserem Leben zu machen, heißt nicht irgendetwas zu erreichen oder in einer bestimmten Form zu leben, sondern es bedeutet, egal was in meinem Leben passiert, ich versuche damit meinen inneren Frieden zu finden, ohne einen Konflikt daraus zu machen, weder für mich selbst, noch für Andere. Dharma leben bedeutet, Frieden in sich selbst zu finden und auch anderen Frieden geben zu können.

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Freitag, 3. Dezember 2010

Fortsetzung vom 29.11.2010

Obwohl ich von den anderen Mönchen nicht gemocht und ausgegrenzt wurde, hielt ich weiter an meiner Position fest. Denn mein Gefühl war, dass ich dadurch einen Platz im Herzen meines Meisters gefunden hatte und jemand besonderes für ihn war. Innerlich war ich darauf angewiesen, dass mein Meister mir ständig zeigte, wie stolz er auf mich war. Jede kleinste Bemerkung und Bewertung nahm ich ernst und reflektiere sie genau. Ich versuchte zu erahnen und zu erraten was der Standpunkt des Meisters war und wollte ihm voll und ganz entsprechen. Ich versuchte ihn zu kopieren, ahmte ihn nach, fühlte mich jedoch ständig unsicher und nicht gut genug. Wenn ich meditierte war mein Geist rastlos, ständig bewertete ich alles was ich tat und ich bereute jede falsche Handlung die ich gemacht hatte und bedauerte, alle Fehler, die ich in der Vergangenheit begannen hatte: ich war so oft undiszipliniert und unkonzentriert gewesen und hatte die Sutren nicht richtig verstanden! Und so schmiedete ich Pläne, wie ich mich in der Zukunft bessern würde und malte mir aus, wie ich, wenn ich einmal ein Kloster hätte, die Mönche trainieren und ausbilden würde. Mein innerer Rebell wurde immer leiser und schwieg fast ganz, dafür wurde meine Schattenseite immer sichtbarerer und stärker: Ich passte mich vollkommen an, und verhielt mich so, wie ich dachte, dass mein Meister mich haben will. Denn ich glaubte, dass je mehr ich meine rebellische Seite zügelte, desto mehr würde ich von meinem Meister angenommen und desto näher war ich ihm. Der Meister hatte uns Novizen einmal beigebracht, dass wir uns immer einer Situation angemessen und dem jeweiligen Gegenüber angepasst verhalten sollten. Ich dachte, ich käme diesem Satz nach, indem ich penibel mein Verhalten kontrollierte und vollkommen aufging in meinem Bild von einem Mönch, wie ich dachte, dass der Meister ihn wollte.
Wo führt das hin?
Letztlich hat mich der Meister dazu gebracht, mich mit meiner Angst zu konfrontieren. In dem er mir zeigte, dass ich nur aus meiner Angst heraus agierte.
Wie tat er das?
Er stellte mich auf die Probe, z.B. warf er mich in Situationen, wo ich aus dem Stehgreif einen Vortrag halten sollte. Ich tat mein Bestes und versuchte gut da zustehen und als ich fertig war, sagte er: „Ich habe nur deine Angst gesehen.“
Oder wenn ich ihn auf Reisen begleitete und versuchte alles gut zu machen und ihm ein guter Attendant zu sein- dann sagte er aus heiterem Himmel zu mir: „Ich spüre deine Angst“. Er machte mir bewusst, dass ich weder vorher besonders mutig gewesen war, durch meine rebellischen Ausbrüche, noch dass ich einen besonderen Platz in seinem Herzen hatte. Nur, wenn ich mich mit meinen Ängsten konfrontiere, würde ich mich wirklich verstehen und mich nicht weiter im Kreis drehen.
Ich fragte den Meister: „Was meinst du damit? Was ist diese Angst überhaupt?“
Und er sagte: „Die Essenz deines Lebens“.
Da war der innere Rebell in mir plötzlich wieder da und er war sehr stark: Er sagte zu mir: „Die Ängste sollen die Essenz meines Lebens sein? Das muss ich verändern.“

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Montag, 29. November 2010

Fortsetzung

Wenn ich mit meinem Meister zusammen war, versuchte ich immer meine allerbeste Seite zu zeigen: Ich war sehr diszipliniert, lernte alle Gelübde auswendig und versuchte sie streng einzuhalten und lebte sehr asketisch. Auch nachts versuchte ich in der richtigen Stellung zu schlafen, wie ein Buddha: die rechte Hand unter der Wange, die linke auf den Oberschenkel und beide Beine gerade aufeinander gelegt. Es war sehr unbequem und ich hatte Probleme einzuschlafen, aber ich dachte, genau das macht einen guten Mönch aus und so hielt ich mich streng daran.
Ich versuchte nur mit zwei Mahlzeiten auszukommen, Frühstück und Mittagessen und gönnte mir keine Kekse, Süßigkeiten oder Zwischenmahlzeiten, denn das gehörte sich nicht für einen guten Mönch. War ich so streng mit mir, wollte ich natürlich auch, dass meine Umgebung streng nach den Regeln lebte, aber die Novizen hielten sich alle gar nicht daran. Sie waren verspielt, undiszipliniert und frech und ich war ständig wütend, dass sie sich so viel erlauben konnten, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Deshalb sorgte ich dafür, dass ich Gruppenführer wurde, denn ich wollte allen Novizen gutes Verhalten beibringen und sie zu guten Mönchen erziehen. Sie sollten genauso diszipliniert und asketisch leben wie ich. Ich führte ein Tagebuch, in dem ich notierte wann welcher Mönch was falsch gemacht hat. Bei jedem Voll- und Neumond trug ich dem Meister all meine Notizen über das Fehlverhalten der anderen aus meinem Tagebuch vor. Ich wollte dem Meister zeigen, wie gut ich bin, dass er sah, wie sehr ich übte ein guter Mönch zu sein, der alles sah und wahrnahm. Ich weiß nicht, was mein Meister darüber dachte, aber er übertrug mir zusätzlich zu meinem Amt als Gruppenführer, noch die Aufsicht über die Meditationsstunde. Das bedeutete, dass ich während der Stunde über alle wachte und jeder der nicht gut meditierte oder während der Meditationsstunde einschlief, erhielt von mir einen Schlag auf die Schulter. Natürlich bekamen die Novizen die frech waren die meisten Schläge von mir, denn ich konnte es nicht ertragen, dass sie sich so treiben ließen.
Und so wurde ich mehr und mehr von allen Seiten ausgegrenzt und kritisiert, denn natürlich suchten jetzt alle nach meinen Fehlern. Vielleicht hatte ich einmal die Mittagspause etwas überzogen oder ich hatte mehr gegessen als nötig – schon triumphierten alle Novizen über mich. Oder sie stellten fest, dass auch ich gierig war, wenn ich einmal meine Süßigkeit zu den Mahlzeiten gegessen hatte. Ich hatte keine besonders gute Zeit, niemand mochte mich und ich war von den Späßen und Streichen der anderen Novizen ausgeschlossen. Innerlich fühlte ich mich sehr einsam und sehnte mich danach, mit den anderen Unsinn zu machen, doch äußerlich versuchte ich, mich an meiner Position festzuhalten und hielt die Disziplin aufrecht. Nach wie vor, sehnte ich mich nach noch mehr Anerkennung des Meisters. Doch je mehr Anerkennung ich von meinem Meister bekam, desto mehr wurde ich von der Gruppe abgelehnt. Je mehr ich mich anstrengte, desto einsamer wurde ich. Je mehr Disziplin ich aufbrachte, desto erstarrter wurde ich.
War es das, was ich gesucht hatte? Wo war die Lebendigkeit geblieben? Wo war meine Lebenslust geblieben, die ich damals, als ich es gewagt hatte, das Leben kennenzulernen entdeckt hatte? Statt mich zu entfalten, hatte ich eine Position eingenommen und war darin gefangen und erstarrt.

Fortsetzung folgt

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Sonntag, 28. November 2010

Fortsetzung
Wer bin ich? Ich versuchte mich abzugrenzen und zurückzuziehen, um klar zu sehen, wer ich wirklich bin. Ich versuchte meine Gefühle zu verstehen und meine Bedürfnisse wahrzunehmen, aber ich traute mich gar nicht zu leben. Doch der Rebell in mir sagte: „Versuch es“!
Und ich habe es versucht. Wenn die anderen Mönche zu Mittag aßen, ging ich schwimmen. Wenn alle in der Buddhahalle saßen und rezitierten, schlich ich mich raus und sah mir schöne Sachen an. Besonders liebte ich es im Park zu liegen, die Sonne zu genießen und zu schauen, was in der Welt um mich herum vor sich ging.
Nun musste ich mir sehr oft anhören, dass ich verblendet sei und mich im Irrtum befand. Ich hätte gar keine Ahnung, in was für eine Situation mich mein Verhalten bringen würde und so bekam ich alle möglichen Strafen: ich musste das Klo putzen, stundenlang knien, Sutrentexte restaurieren. Aber trotz der Strafen war ich stolz auf mich. Mein innerer Rebell sagte: „Du traust dich, was keiner sich traut, du hast es gewagt, auch wenn du bestraft wirst, so hast du wenigstens gelebt, während die anderen einfach dumme Mönche bleiben.“ Ich fühlte mich sehr schlau, denn ich hatte mehr von der Welt gesehen und verstanden als die anderen. Und je mehr Kritik und Strafen ich bekam, desto mehr distanzierte ich mich und überhob mich über die anderen. Die anderen Mönche lästerten jetzt viel über mich und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie zählten auf, was ich alles Schlechtes getan hatte und was für ein schlechter Mönch ich sei und dass der Buddha sich für mich schämen würde.
Das machte mich sehr wütend und ich begann die Novizen zu beschimpfen, ich sagte: „Der Buddha ist sehr intelligent und weise und er würde sich über so dumme Mönche wie ihr es seid schämen“! Da sagten sie mir, merkst du denn nicht wie verblendet du bist, jetzt hast du auch noch Wut und Hass in dir, mit so einem schlechten Mönch wie dir, möchten wir nichts zu tun haben.“ Ich wurde von der ganzen Gruppe abgelehnt, aber ich lehnte auch alle ab. Und mein innerer Rebell sagte zu mir: „Wir werden es denen schon zeigen“ – und ich begann in sehr kurzer Zeit sämtliche Sutren auswendig zu lernen und versuchte sie zu interpretieren und zu erklären. Ich wollte die Aufmerksamkeit meines Meisters gewinnen und fühlen, dass er stolz auf mich sein könnte. Und so wurde ich sein Attendant und hatte nun eine neue tiefe Verbindung, doch nicht mehr mit den kleinen dummen Novizen, sondern mit dem allergrößten Meister.

Fortsetzung folgt

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Samstag, 27. November 2010

Fortsetzung vom 26.11.2010
Wer bin ich? Ich versuchte mich abzugrenzen und zurückzuziehen, um klar zu sehen, wer ich wirklich bin. Ich versuchte meine Gefühle zu verstehen und meine Bedürfnisse wahrzunehmen, aber ich traute mich gar nicht zu leben. Doch der Rebell in mir sagte: „Versuch es“!
Und ich habe es versucht. Wenn die anderen Mönche zu Mittag aßen, ging ich schwimmen. Wenn alle in der Buddhahalle saßen und rezitierten, schlich ich mich raus und sah mir schöne Sachen an. Besonders liebte ich es im Park zu liegen, die Sonne zu genießen und zu schauen, was in der Welt um mich herum vor sich ging.
Nun musste ich mir sehr oft anhören, dass ich verblendet sei und mich im Irrtum befand. Ich hätte gar keine Ahnung, in was für eine Situation mich mein Verhalten bringen würde und so bekam ich alle möglichen Strafen: ich musste das Klo putzen, stundenlang knien, Sutrentexte restaurieren. Aber trotz der Strafen war ich stolz auf mich. Mein innerer Rebell sagte: „Du traust dich, was keiner sich traut, du hast es gewagt, auch wenn du bestraft wirst, so hast du wenigstens gelebt, während die anderen einfach dumme Mönche bleiben.“ Ich fühlte mich sehr schlau, denn ich hatte mehr von der Welt gesehen und verstanden als die anderen. Und je mehr Kritik und Strafen ich bekam, desto mehr distanzierte ich mich und überhob mich über die anderen. Die anderen Mönche lästerten jetzt viel über mich und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie zählten auf, was ich alles Schlechtes getan hatte und was für ein schlechter Mönch ich sei und dass der Buddha sich für mich schämen würde.

Fortsetzung morgen

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Freitag, 26. November 2010

Fortsetzung vom 25.11.2010
Durch meine Verlustangst lernte ich, genau hinzuschauen, was die Menschen um mich herum wünschten, und dem entsprechend versuchte ich ihnen zu geben, was sie brauchten. Ich war trainiert die Bedürfnisse meiner Mitmenschen im Voraus zu erahnen und es machte mir Freude, wenn ich sah, dass meine Handlungen ihnen Freude bereitete. Tief in mir sagte eine ganz leise Stimme: „Ihr sollt süchtig nach mir werden und dann werdet ihr mich nie mehr verlassen“. Wenn jemand traurig war, zeigte ich meine Sympathie und weinte mit, obwohl ich selbst gar nicht traurig war. Irgendetwas in mir flüsterte: „Wenn du Solidarität zeigst, bist Du mit den anderen tief tief verbunden.“ Wenn jemand böse mit mir war, sorgte ich sofort dafür, dass alles wieder in Ordnung kam, ich entschuldigte mich und nahm alle Schuld auf mich, damit die Welt wieder stimmte. Meine eigenen Bedürfnisse nahm ich immer weniger wahr, denn sobald ich für mich selbst sorgen wollte, wurde ich mit Vorwürfen bombardiert. Von allen Seiten prasselten Schuldzuweisungen auf mich ein, dass ich mich zu wenig um andere kümmere, mich nur um mich selbst drehe und egoistisch sei. So passte ich mich mehr und mehr an, denn obwohl ich mich danach sehnte, meinen eigenen Bedürfnissen nachzugehen, sehnte ich mich auf der anderen Seite nach einer tiefen tiefen Verbindung mit allen Menschen. Doch ich hatte ständig das Gefühl etwas falsch zu machen und fühlte mich innerlich total zerrissen.
Irgendwann meldete sich wieder der Rebell in mir und seine Stimme rief: „Das kann doch nicht wahr sein, dass ich für alles verantwortlich sein soll, wer bin ich denn!
Nächtelang dachte ich darüber nach: „Wer bin ich? Bin ich derjenige der immer stark ist und gut funktioniert oder der, der Gefühl zeigt und immer mitfühlend für andere da ist? Wer bin ich?“
Fortsetzung morgen

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Donnerstag, 25. November

Als kleiner Junge war ich sehr rebellisch. Innerlich habe ich meinen Lehrern immer widersprochen und konnte nicht akzeptieren, was sie mir beibrachten. Ich dachte immer: „Kann man das nicht leichter und lustiger erklären? Warum muss immer alles soooo ernst sein?“ Ein zentrales Thema im Buddhismus ist, unsere negativen Energien zu transformieren und so wurde uns im Unterricht eingebläut, dass jeder von uns die drei Gifte in sich trägt: Gier, Hass und Verblendung. Im Unterricht lernten wir alle möglichen Variationen von Gier kennen und erhielten genaue Beschreibungen von sämtlichen negativen Eindrücken und Gefühlen, sowie eine Aufzählung der unendlichen Möglichkeiten falscher Sichtweisen und Verblendung. Innerlich wehrte ich mich dagegen, dass ich Giftstoffe in mir tragen sollte und jedes Mal, wenn unser Lehrer von den drei Giften sprach, die wir transformieren müssten, fühlte ich mich hinterher total vergiftet und dachte: „Egal wie du es machst, du bist ja sowieso schlecht und kommst da nicht raus“. Aber der Rebell in mir sagte: „Das kann nicht sein! Es kann nicht sein, dass der Buddha uns mit seinen Belehrungen alle Giftstoffe einimpft und dann sollen wir uns davon befreien!“ Und so fand ich jedes Mal, wenn ich in mir Gier, Hass oder Verblendung entdeckte, eine plausible Entschuldigung, warum ich es habe. Ich fand zum Beispiel heraus, dass wenn ich Gier empfand, ich eigentlich das Bedürfnis hatte, mich selbst tief zu spüren: ich wollte eine neue Robe haben, um mich besser zu fühlen. Ich wollte eine neue Zahnbürste, um mich sauberer zu fühlen. Alles wonach ich „gierte“ öffnete einen tieferen Zugang zu mir selbst. Doch je mehr ich mein Glück an äußeren Dingen oder Gegenständen festmachte, desto mehr Angst hatte ich, dass ich die Dinge nicht bekommen oder sie wieder verlieren könnte und ich mich dann nicht mehr durch sie spüren könnte. Also versuchte ich, zu den Menschen und Gegenständen meiner Umgebung eine gute Beziehung aufzubauen. Ich dachte: „Wenn ich gut mit meinen Sachen umgehe, gehen sie nicht so schnell kaputt und bleiben erhalten und wenn ich mit meinen Mitmenschen gut umgehe, mögen sie mich.“   Fortsetzung morgen

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Dienstag, 23. November 2010

Eine Freundin sagte neulich zu mir, wenn sie sich irgendetwas Schönes kauft, das ihr Freude bereitet, spürt sie, dass sie lebt. Ich habe über diesen Satz sehr lange nachgedacht, denn wenn Menschen Dinge brauchen, um Freude zu haben, bedeutet das, dass sie in sich sehr traurig und unglücklich sind. › Continue reading

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