Blog

Reisetagebuch Vietnam Tag11: Reise in die Vergangenheit

127310211Heute fließen Bilder an uns vorbei, die uns den Alltag der Landbevölkerung näher bringen. Immer wieder das leuchtende Grün der Reisfelder oder sandige Felder mit Süsskartoffel Pflanzungen, immer mehr Wasserbüffel in Lehmlöchern. Einfache Bauern mit beladenen Fahrrädern, vor allem dicken Holzbündeln. Entenzüchtereien und kleine Wohnhütten wechseln ab.

49Alle diese Eindrücke werden begleitet vom ständigen Hupen unseres Fahrers, um die kreuz- und querfahrenden Mopeds zu warnen. Kamikaze ähnliche Reisebusse sausen vorbei und selbst ein auf dem Dach festgebundenes Moped ist kein seltener Anblick dabei. Um die Zeit etwas zu verkürzen gönnen wir uns natürlich einen köstlichen Cafe Fin am Strassenrand bei einer „Harmoniepause“

595b68Endlich tauchen aus dem Dunst des unendlichen Flachlandes einige Bergformationen auf. Wir haben unser Ziel nach fast vier Stunden Fahrt erreicht. Wir krabbeln aus dem Bus und nach einem einfachen Mittagessen verteilen wir uns auf zwei Holzboote die mit Stechpaddel und Motor ausgerüstet sind.

797b89geht die Fahrt auf dem Son Fluss. Gesäumt von zuckerhutartigen Bergen, die mit ihren grünen Hängen bis ins Wasser hinabfallen geht es flussaufwärts. Ein kleines Dorf wird sichtbar, überragt von einer nagelneuen Kirche, die sich vor dem Dschungelhintergrund unwirklich ausnimmt.

97Unsere Fahrt wird langsamer, eine letzte Kurve und vor uns sehen wir das gähnend dunkle Loch eines Höhleneingangs. Hinein geht die Fahrt, der Motor wird ausgestellt und der Fahrer steht nun am Stechpaddel und schiebt das Boot unter der niedrig hängenden Decke durch. Es gibt nur eine Stelle an der die Boote ins Höhleninnere kommen und je nach Wasserstand ist die Zufahrt auch teilweise ganz versperrt.
9b Dumpfe Stille umpfängt uns, es wird kühl und feucht und nur spärliches Licht durchdringt an manchen Stellen die Dunkelheit. Nach einigen Momenten haben unsere Augen sich an das Licht gewöhnt und wir können die phantastisch anmutenden Karstformationen bewundern, die sich über 36 Millionen von Jahren gebildet haben.

1071111Formen von Statuen, Tieren,Blumen sind erkennbar und unserer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dann geht es ans Land und wir dringen über unterirdische Sandstrände in das Höhleninnere vor. Nur ein Bruchteil des bisher 38km tief erforschten Gängesystems ist zugänglich, aber die gigantischen Formationen versetzen uns in eine Vergangenheit die gespenstisch-phantastisch-bizarr und skurril anmutet.

128Die Rückfahrt übers Land auf der dunkle Landstrasse hat noch einen besonderen Reiz, endlich kommen wir wieder heil an der Thay Linh Pagode zum letzten Abendessen und Abschied von „unseren“ Nonnen an.

Reisetagebuch Vietnam Tag 10: Provinz Quang Tri – More chance to grow

29Auf geht’s am frühen Morgen. Die Straßen sind mit Fahrrädern und Motorrollern vollgestopft. Hupender Weise sind wir allerdings in umgekehrter Richtung unterwegs – hinaus aufs Land. Reisfelder mit Bauern, Wasserbüffel und bunte Märkte am Strassenrand tauchen auf. Der Verkehr wird langsam spärlicher.

120Wir sind ins Gebiet der stärksten Kämpfe zum Ende des Krieges in nordwestlicher Richtung der Stadt Quang Tri unterwegs. Wir kommen gegen 9 Uhr im Dorf Linh Thuong an, wo uns im Vorhof des Gemeindehauses schon viele Menschen ungeduldig erwarten. Wir sehen Frauen in bunten Trachten, sie gehören meistens zur ethnischen Minderheit der Van Kieo, und alte Männer.

38Zumeist sind sie aus den umliegenden Dörfern angereist, mit alten Rädern oder klapprigen Mopeds. Die Spenden, Grundnahrungsmittel wie Reis, Nudeln, Öl und Soyasauce werden gegen eine Registrierungsmarke ausgetauscht.

In sengender Sonne kommen wir beim Verteilen schnell ins Schwitzen und ein und 4 ungewohntes Gefühl begegnet uns. Erwachsenen, besonders alten Leuten ihren Hunger für die nächsten Tage zu stillen ist eine neue tiefe Erfahrung. Nachdem alle Rationen verteilt sind, löst sich die ganze Versammlung ziemlich schnell auf und auch wir fahren weiter zum nächsten Ziel, dem Dorf Vinh Truong in ungefähr 10 km Entfernung.

586778Auch hier erwarten uns schon viele Menschen auf dem Gemeindeplatz, doch sind es diesmal zumeist Frauen und Mütter, die Männer stehen hier eher im Hintergrund. Der gleiche Ablauf: wir geben Reissäcke, Nudeln, Öl, Salz und Soyasauce gegen eine Marke aus und die Gruppe verteilt ihre Habseligkeiten auf Rädern und Mopeds und fährt davon. Ihre Häuser liegen teilweise bis zu 5 km entfernt in den Bergen.

Nach einer Picknick Pause machen wir uns weiter auf den Weg in Richtung Gio Linh, einem Gebiet welches noch heute sehr stark unter der Dioxin Vergiftung des Bodens nach dem Krieg leidet. Das Gebiet ähnelte vor 30 Jahren einer Mondlandschaft und auch heute fährt man nur durch wie mit dem lineal gezogene junge Kautchukplantagen, die neben der Ernte dem Boden mit der Zeit etwas Humus zurückgeben können.

889610a1Wir werden im Heim für behinderte Kinder der Umgebung Gio Linh erwartet, welches sich neben einem staatlichen Zentrum für Lungenkrankheiten befindet. Auf dem Innenhof steht altes Spielzeug, die Gebäude sind zumeist in einem desolaten Zustand. Im Klassenraum warten die Mütter mit ihren teilweise schwerst behinderten Kindern auf uns. Die Verteilung unserer Spenden erfolgt wieder mit Aufruf der Namen und so können wir mit jedem einzelnen Kind einen kurzen persönlichen Kontakt herstellen.

1110Im Anschluss kommen wir durch Übersetzer in Kontakt mit den Müttern und Vätern. Sie erzählen offen von ihrer Geschichte und über ihre Kinder. Es ist sehr berührend den engen Kontakt und die Liebe dieser Mütter zu den Kindern zu erleben und ihre sehr einfachen Wünsche zu hören. So wie dieses Zentrum, gibt es noch viele andere, wo Hilfe benötigt wird und die unter der Obhut von Ni Su Nhu Minh betreut werden.

125134144Von hier aus fahren wir in die Nähe von Quang Tri Stadt, nach Thi Tran wo wir einem Berufschulprojekt einen Besuch abstatten. Das Projekt Phung Xuan, 1996 unter Mithilfe unseres Meisters gegründet, gibt jungen Mädchen und Jungen aus armen Familien die Möglichkeit eine Grundausbildung als Näherin zu bekommen. Heute gehört auch EDV Unterricht mit zum Lehrplan. Nach einer 9 Monatigen Ausbildung können sie so einen einfachen Beruf ausüben und finden meistens einen Platz in einer Industrie Näherei.

Die Eindrücke des heutigen Tages werden noch einige Zeit brauchen um verarbeitet zu werden und so geht jeder seinen Eindrücken und Gefühlen nach, während wir wieder nach Hue fahren.

Reisetagebuch Vietnam Tag 9: Hue „Chance to Grow“ – die Schule bebt

01Jeder hat sicher noch in Erinnerung, wie es sich anhört, wenn man nach den Sommerferien an die Schule zurückkommt – aber die Geräuschkulisse die uns heute morgen an der Grundschule am Stadtrand von Hue erwartet war unvergleichlich. Der ganze Schulhof war voller lachender und schreiender Kinder, die Lehrer versuchten sie klassenweise in Zweierreihen zu ordnen. Aber die kindliche Vorfreude war kaum zu bändigen im Angesicht der aufgestapelten Geschenke: Schuluniformen und Süßigkeiten – der Schulhof bebt!
118283746

Diese Freude sprang auf uns alle über, 577766als wir dann die Geschenke verteilen konnten. Auch die Lehrer bekamen ein Dankeschön für ihren Einsatz und der Direktor sprach seine Bitte nach weiterer Unterstützung aus.

87Es geht zurück in die Pagode Thay Linh, unserem zweiten Zuhause in Hue. Am Ende einer kleinen Sackgasse gelegen, strahlt sie Ruhe und Wärme aus, genau wie ihre Äbtissin. In ihrer Nähe fühlt man immer Ruhe und Geborgenheit, ein Gefühl zu Hause zu sein und so machen wir auch die offizielle Übergabe der Spendengelder aus Deutschland aus vollem Herzen und Dankbarkeit.

95106119Ein bisschen später, nach einer entspannenden Liegemeditation hören wir im Hof wieder laute Stimmen. An diesem Nachmittag kommt eine Gruppe behinderter Kinder mit ihren Eltern zu Besuch. Diesmal gehen wir mit gemischten Gefühlen in den Raum, etwas unsicher wie wir uns verhalten sollen. Aber die Atmosphäre ist liebevoll, die Kinder mit zum Teil sehr starken Behinderungen schauen uns aus erwartungsvollen Augen an. So wird dieser Moment des Schenkens zu einem besonders intensiven Austausch, den wir lange in uns tragen werden.

124133143Aber unser Tag ist noch nicht zu Ende. Wir fahren mit dem Minibus in die nahen Berge und entdecken eine kleine Oase. Seit fast 15 Jahren hat ein Theravadamönch, Poet und Kalligraph, eine Pagode inmitten der Natur aufgebaut. Wir wandeln durch die angelegten Gärten, bestaunen Orchideen und schwitzen ganz gehörig in der Urwaldluft. Zum Abschied werden wir noch mit einem kalligraphischen Gruß an unsere Pagode beschenkt und fahren, besser holpern, im Dunkeln zurück in die Stadt.

Reisetagebuch Vietnam Tag 8: “Chance to Grow -Klinik und Waisenhaus”

85Heute beginnt unsere dreitägige intensive Begegnung mit verschiedenen Hilfsprojekten, über die wir im Einzelnen noch berichten werden. Hier möchten wir erst einmal unsere ersten Eindrücke und Emotionen wiedergeben, die uns bei den verschiedenen Besuchen begleitet haben.

116Das erste Projekt ist der Besuch der Tue Tinh Duong Hai Duc Klinik, eine ambulante Klinik die auf dem Boden einer Pagode gegründet wurde. Sie geht auf den Mönchen Tue Tinh zurück der sich intensiv mit der TCM beschäftigt hat und als Gründer der vietnamesischen Heilkunst gilt. Er wandelte damals seine Pagode in ein Heilungszentrum für die Bevölkerung um. Das Haus funktioniert heute mit staatlicher Genehmigung und unterhält sich von Spenden, da die Behandlungen kostenlos sind.

273645Wir gehen durch saubere Gänge in denen auf einfachen Holzbänken einige Patienten warten. Die Behandlungen durch Zahnarzt, Akupunktur oder das Verschreiben der chinesischen Heilkräuter erfolgt in kleinen Räumen, die einfach ausgestattet sind.

Es werden nur leichte Fälle betreut, denn alle weiteren Behandlungen oder chirurgischen Eingriffe müssen an staatliche Krankenhäuser weiter verwiesen werden. Es gibt auch ein mobiles Team das 1-2-mal im Monat mit Minibus oder Moped ins Landesinnere fährt, um im Umkreis von 80-100 km eine notdürftige Versorgung vor Ort zu gewährleisten. Diese Gruppe wird jeweils von einem Mönch oder Nonne geleitet und von Volunteers unterstützt.

5665Wir besuchen noch kurz die Pagode des Ehrw. Direktors, Pagode Dam Hue, wo außer ihm heute nur noch 10 junge Mönche wohnen. Im Vorhof steht ein Ableger des Bodhibaumes aus Khandi/Sri Lanka.
Weiter geht’s in Richtung Waisenhaus Duc Son, welches von unserem Meister und Ni Su Nhu Minh mitbegründet wurde. Wir sind alle gespannt und neugierig. Der Eingang zum Waisenhaus liegt direkt neben der Pagode Duc Son.

768694Einige Kinder sitzen grad zu Tisch und begrüßen uns mit einem Lied. Liebevoll zubereitetes Essen wartet auch auf uns, nachdem uns die Äbtissin der Pagode und die Direktorin des Waisenhauses begrüßt haben.

105117123Zwischendurch hören wir Kinderlachen, einige gehen zur Nachmittagsschule und verabschieden sich, während andere zurückkommen. Die kleinen Geschenke die wir mitgebracht haben sind schnell verteilt und dann verlieren wir uns bei einem Rundgang aus den Augen.132 10a142Jeder findet schnell eine kleine Gruppe von Kindern zum Spielen, ob beim Seilhüpfen, Ballspielen, bei den Babys oder dem Unterricht für Kinder mit Behinderungen. Der Nachmittag vergeht wie im Flug.

161Insgesamt werden fast 200 Kindern ver- und umsorgt, was nur mit dem Einsatz von vielen freiwilligen fleißigen HelferInnen besonders aus der armen Bevölkerung möglich gemacht wird.
So hat uns der erste Tag einen kleinen Einblick in die unermüdliche Arbeit in verschiedensten Hilfsprojekten der letzten 20 Jahre gegeben. Morgen geht es für uns dann weiter in der näheren Umgebung von Hue.
Doch am Abend bekamen wir noch ein kleines Geschenk: einige Nonnen des Klosters Thay Linh sangen uns Lieder aus Plum Village vor.
172

Reisetagebuch Vietnam Tag 7: Hue – Kaiserliche Zeiten und würdige Ruhe

114Leider haben Regen und Dunst sich nicht verflüchtigt und so machen wir uns heute, gehüllt in bunte Regencapes auf den Weg in die kaiserliche Vergangenheit Vietnams.

26Nach einer kurzen feuchten Fahrt auf dem Drachenboot kommen wir an der Chua Thien Mu an. Der Pagodenturm ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Über den weiten Innenhof gelangen wir zum Seitenflügel in dem der Cadillac vom ehrw. Thich Quan Duc ausgestellt ist, mit dem er 1963 nach Saigon fuhr, um sich aus Protest vor dem Regime zu verbrennen.

354455Wir werden vom Abt des Klosters begrüsst und zum Tee eingeladen. Danach geht es in die Zitadelle mit der verbotenen Kaiserstadt. Erst in den Jahren 1805 bis 1830 erbaut, erscheint sie beeindruckend in ihrer Grösse und Ausstrahlung.Leider sind auch hier die Spuren des Krieges nicht zu übersehen und ausser einigen Hauptgebäuden ist nichts erhalten geblieben. Die Opfergefässe im Hof des Pavillons der Höchsten Harmonie zeigen Einschußspuren. Wir lauschen den Erzählungen unseres Reiseleiters über die Nachfolger des Jadekaisers und versetzen uns in Gedanken knapp 200 Jahre zurück.

647584Voll mit Wissen der Vergangenheit zieht es uns nun ins bunte Geschehen des Dong Ba Marktes. Ein riesiges Gewirr von Gassen und Gässchen, aus denen man garnicht so einfach wieder hinausfindet. Kein Wunder wenn man an fast jedem Stand schaut und die Waren bestaunt. Glücklich und mit einigen erhandelten Sachen beladen, geht es weiter in Richtung Chua Tu Hien.

93104115Dort treffen wir mit der ehrw. Nonne Ni Su Nhu Minh zusammen, unserer Kontaktperson für alle Charity Projekte der nächsten Tage. Chua Tu Hieu oder Pagode „Aus Liebe zur Mutter“ strahlt eine würdige Ruhe aus, die uns alle gefangen nimmt. Die herzliche Begrüssung mit Ni Su, die Natur und Stille erfüllen uns und in Gedanken können wir fast die Anwesenheit des ehrw. Thich Nhat Hanhs erahnen, der hier ordiniert wurde und seine Novizenzeit verbrachte. Nach dem Gespräch mit dem Abt des Klosters, gehen wir langsam durch die Anlage und lauschen aus der Ferne den Rezitationsstimmen die aus der Zerremoniehalle herüberklingen.

131Der heutige Abend klingt mit einer Bootsfahrt auf dem Parfümfluß aus. Zum Abschluß setzt jeder von uns mit einem Herzenswunsch ein Licht auf das Wasser und verfolgt gedankenverloren seinen Weg….

Reisetagebuch Vietnam Tag 6: „Von Süd nach Nord – wie Yin und Yang“

1aHeute Morgen geht die Fahrt ins Landesinnere, die heilige Stadt My Son steht auf dem Plan. Tief im Dschungel versteckt schlummerte sie in Vergessenheit, bis französische Soldaten auf ihren Streifzügen die alte Tempelanlage der Champa 1898 entdeckten. Zur Blütezeit des Champareiches im 13 Jh. diente diese heillige Stadt dem König als Versteck und wurde nur von einigen hohen Priestern bewohnt. Sie war so geheim, dass nur einige Wenige überhaupt von ihrer Existenz wussten. 2563Von den einst über 70 Tempeln waren vor den Kriegswirren des Vietnamkrieges noch 58 erhalten. Als Versteck der vietnamesischen Partisanen wurden sie dann bei Luftangriffen fast völlig zerstört und so können wir heute durch die Ruinen von nur noch 20 Tempeln wandern. 34Der Weg zu diesem geheimnisvollen Ort bleibt spannend. Angekommen wechseln wir von unserem Bus in alte Militärjeeps oder Minibusse um die Fahrt fortzusetzen. Durchgeschüttelt erreichen wir den nächsten Halt, von wo aus wir zu Fuß in der schwülen Hitze weitergehen müssen. Der Dschungel um uns herum ist sehr licht, sehr junger Baum- und Strauchwuchs zeugt von den Versuchen der Wiederaufforstungen des vergifteten Urwaldbodens. 122Bombenkrater und der Hinweis, dass auf keinen Fall vom Fußweg abgekommen werden darf, da immer noch sehr viele Minen und Blindgänger versteckt sind, erweckt ein beklemmendes Gefühl bei uns. Diese Stimmung wird aber schnell vertrieben, als eine folkloristische Tanzdarbietung uns kurz in die Cham Zeit zurück versetzt. 74548a83Und auch die Tempelanlage, die zumeist der Verehrung Shivas diente, hat ihren Reiz nicht verloren. Bis heute ist es Wissenschaftlern übrigens nicht gelungen das Geheimnis ihrer Bausubstanz zu lösen. In Gedanken versunken machen wir uns auf die Weiterfahrt. Es geht vorbei an Reisfeldern in denen vereinzelt Wasserbüffel stehen, langsam hinauf in die Berge. Wir geniessen wunderschöne Ausblicke aufs Meer und die Bucht von Da Nang bis wir plötzlich von einer Nebelwand eingefangen werden- der Wolkenpass ist erreicht und macht seinem Namen alle Ehre. Diese natürliche Grenze zwischen dem nördlichen und südlichen Landesteil ist Klimascheide vom tropischen Süden zum suptropischen Norden und wurde zugleich über Jahrtausende auch als politische Grenze genutzt. 92103113Wir schrauben uns wieder ins Tal hinunter und erblicken den wunderschönen Lang Co Strand. Nur haben wir leider das Wetter des Südens hinter uns gelassen und feuchter Nieselregen und Dunst versperrt uns die Sicht. Die Häuser und Dörfer am Strassenrand verändern ihr Aussehen. Grössere, massive Bauten mit typischem Dreisäulenvorbau wechseln mit kleinen Hütten. Das ganze Leben spielt sich entlang der Strasse ab, selbst die Eisenbahnlinie begleitet uns nun. Der Verkehr wird dichter und wir nähern uns Hue, der alten Kaiserstadt. Es geht über einige Brücken in die Stadt hinein und einfache Märkte entlang den Ufern, ein buntes Durcheinander von Fahrrädern (ja endlich auch wieder Fahrräder im Strassenbild), Mopeds und wenigen Autos empfängt uns. Die Strassen sind eng und morgen werden wir auf hier auf Entdeckung gehen.

Reisetagebuch Vietnam Tag 5: Nha Trang – Hoi An „Vergangenheit von Cham bis China“

111Am heutigen Samstag geht es wieder in die Luft. Mit der ersten Maschine fliegen wir nach Da Nang. Auf der Fahrt zum Flughafen können wir noch einmal sehen, wie die gesamte Region ( Vin Pearl=Perle Vietnams) im Baufieber steckt und touristisch wächst; auch eine neue Flughafenhalle für internationalen Flugverkehr ist im Bau.

2350 Minuten später landen wir schon in Da Nang. Wir treffen unseren neuen Reiseführer und ab geht die Fahrt in Richtung Marmorberge. Es sind 5 Bergformationen vor der Stadt die einer Legende nach Dracheneier sind und die 5 Elemente Feuer, Erde, Wasser, Metall und Holz darstellen. Ursprünglich dienten die in ihnen verborgenen Grotten dem Chamvolk als Verehrungsstätten der hinduistischen Gottheiten, besonders Shiva dem Kriegsgott. 43

Nach einem mühsamen Aufstieg über ausgetretene und ungleiche Stufen erreichen wir völlig außer Atem den ersten Innenhof einer ehemals daoistischen, jetzt buddhistischen Zeremoniehalle. So geübt klettern wir weiter hinauf zum „Pavillon der Beobachtung des Flusses“, von wo man einen herrlichen Ausblick über Stadt und Land hat. Zum Ausgleich geht es danach hinunter in die Höhlenwelt. Der Weg durch einen Torbogen führt uns in die erste Grotte „ Hoa Nghiem“, dort werden wir von einer riesigen Quan Am Statue empfangen. Beim schummrigem Licht einer alten Glühbirne geht es über schlüpfrige Stufen weiter hinunter in die Hauptgrotte „Huyen Khong“.

53Eine grosse Buddhastatue, mehrere Dharmawächter und ein kleiner Tempelbau sind im rauchgeschwängerten Zwielicht erst nach einer Weile zu erkennen. Leider haben wir keinen Sonnentag erwischt und so fällt durch einige Löcher in der Bergkuppe nur fahles Licht herein.Wir bestaunen noch weitere Höhlen und Ausblicke und geniessen die Natur an diesem Platz.

101738291Nach einem ausgezeichneten, sehr typischen vietnamesischen Mittagessen fahren wir weiter in Richtung Hoi An. Es empfängt uns eine sehr lebendige, freundliche Stadtatmosphäre. Die Altstadt mit ihren ca. 200 Jahre alten chinesisch beeinflussten Bauten lädt zum Bummeln ein. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, sehen den Marktfrauen zu, den Kindern beim Spielen und natürlich sind die Auslagen der Geschäfte auch nicht sicher vor uns.

102112121Die alte Händlerstadt ist durch den Tourismus zu neuem Leben ewacht, aber hat bis jetzt noch ihren ganz eigenen Charme erhalten.Besonders schön ist es am Fluss entlang zu gehen, der jedes Jahr zur Regenzeit das Stadtinnere bis zur dritten Querstrasse überflutet.

171181An der Japanischen Brücke kommen wir ein wenig ins Sinnen. Da sich auf der einen Seite die chinesische und auf der anderen Seite die japanische Bevölkerung niedergelassen hatte, diente die Mitte dieser Brücke als neutraler Schlichtungsort und wir können dort einen Blick in einen kleinen Tempelraum werfen. Die alten Fischer auf dem Fluß im Hintergrund wirken wie Zeitzeugen dieser Vergangenheit und strahlen viel Ruhe und Weisheit aus.

Der Abend endet unter vielen leuchtenden Lampions, die fast die Wahrzeichen von Hoi An sind, denn sie werden dort in vielen kleinen und grossen Fabriken produziert.Die bunten Seidenstoffe ebenfalls. 151

Reisetagebuch Vietnam Tag 4 Nha Trang „…noch mehr Meer“

0Heute ist ein Tag in frischer Luft angesagt- nach der gestrigen Fahrt im Bus und Temperaturen von ca. 30 C eine willkommene Abwechslung
Vom Hafen geht es in einem kleinen Passagierkutter hinaus in die Bucht von Nha Trang. Glasklares Wasser umspielt den Bug und Blusen und Hemden werden nach und nach gegen gut gecremte „Haut“ ausgetauscht.
Vorbei geht es an den schwimmenden Hütten der Krabbenzüchter.Aus kleinen kreisrunden Booten- erinnern stark an Suppenschüsseln- winken uns einige Fischerfrauen zu.

22Auf den Inseln der Bucht gibt es rege Bautätigkeiten und ein Baderessort neben dem anderen entsteht. Wir machen Halt auf der „Insel der lachenden Gesichter“, einer kleinen Restaurant- und Badeanlage. Unser Konzept von Strand wird herbe enttäuscht, gibt es hier nur schwarze Basaltsteine und ins Wasser kommt man auch nur über eine Leiter .

32Nach dem Essen wollen wir unsere Sehnsucht nach weissem Sandstrand in tropischer Umgebung erfüllen, und so fahren wir weiter hinaus in die Bucht, zur nächsten Insel…ja und hier war er nun unser Strand der Träume – klein aber fein.
Ruckzuck springen einige über Bord, während die anderen noch auf den Transport mit dem Motorboot zum Strand warten.

42Unserem Geburtstagskind Ylva erfüllen wir einen besonderen Wunsch, einmal fliegen! Gesagt, getan und schon schwebt sie hoch über uns am Fallschirm hinter einem Motorboot her. Die Zeit vergeht im Fluge und gut gekühlt und frisch gestärkt fahren wir zurück Richtung Hafen, um zum Tagesende noch die Long Son Pagode und die Cham Tempelanlage über der Stadt zu besichtigen. Für beides bleibt nur eine kurze Zeit, da die frühe Abenddämmerung hereinbricht und die Sonne schon wieder am Himmel verschwindet.
526272

Reisetagebuch Vietnam Tag 3: Nha Trang “Aus der Stadt, durchs Land, ans Meer

192131Müde und verschlafen setzen wir uns frühmorgens in den Bus und sehen die Industrie Vorrorte Saigons an uns vorbeiziehen. Auf der Nationalstrasse 1 geht es in Richtung Norden, teilweise nur mit Geschwindigkeiten um 40 km/h gleitet exotische Landschaft an uns vorbei. Von der Sonne ausgedörrte Strassenränder wechseln sich mit leuchtenden Bougainvillenblüten ab, und die Ortschaften werden immer ländlicher. Drachenfrucht Plantagen, Trockendung Ziegeleien, Mädchen im traditionellen Ao Dai auf dem Rad und Kinder in Schuluniformen tauchen am Strassenrand auf.

41Das Geräusch des Motors vermischt mit ständigem Hupen der sich überholenden Wagen, begleitet uns und wir kämpfen gegen die Müdigkeit an. Die kurzen Haltepausen nutzen wir um das von der Sonne verwöhnte Obst zu probieren.

51Fasziniert nehmen wir das intensive Grün der Reisfelder wahr. Rinder tauchen auf, erst vereinzelt, dann in Herden. Wir sehen grosse Trockenflächen von Bot San ( Art Yam Wurzel), typisch für diese Region und Hauptanbau der Bauern neben dem Reis.

So surren wir weiter und weiter, die Häuser oder kleinen Ortschaften ähneln einander sehr mit ihren kleinen Kastenhäuschen und die Landschaft wird wieder trockener, fast dünenhaft. Endlich halten wir in Phat Thiet an, direkt am Meer, zu einem späten Mittagessen. Herrlich klares Wasser lädt ein unsere Füsse ein wenig zu kühlen.

617181

Und wieder geht’s weiter, denn einige Kilometer liegen noch vor uns. Langsam senkt sich die Sonne und nach fast 10 stündiger Fahrt nähern wir uns Nha Trang – unserem nächsten Ziel. Die Hafenbucht empfängt uns mit ihren kleinen Fischerbooten bevor wir in die trubelige Strandpromenade einbiegen. Ja, hier ist der Tourismus am Boomen.141

Reisetagebuch Vietnam Tag 2: Saigon City

3Moderne und Tradition in aller Fülle.Unser erster Tag in Vietnam, die Spannung steigt, was wird uns die Stadt wohl zeigen? Wir steigen in den Bus, der uns nun die nächsten Tage beherbergen wird, und es geht wieder ins Getümmel der summenden Motorroller. Wir schieben uns durch die schmalen Strassen bis zum ersten Haltepunkt: das alte Postamt und die Kirche Notre Dame. Wie der Name schon verrät, Erinnerungen an die französische Cochinchine Zeit (Indochina). Das Innere des Postamtes versetzt uns in alte Kolonialzeiten, wo Damen in Reifroecken einherspazierten. Heute ist es, obwohl in voller Funktion, ein Anlaufpunkt fuer Touristen und Vietnamesen sind zu dieser Tageszeit eher selten zu sehen.

2Die Kirche gleich nebenan empfängt uns mit jesuitischer Nüchternheit. Sie wurde mit Backsteinen erbaut, die damals extra aus Frankreich eingeschifft wurden. Auf der Strasse sieht man Hochzeitspaare, die sich gerne vor ihr fotografieren lassen und dabei besonderes Interesse bei allen Zigaretten- und Kartenverkäufern drum herum auslösen.

Dann geht es weiter in Richtung Chua (Pagode)Vinh Nghiem. Eine Pagode, die 1964 nach Spannungen zwischen Staat und Buddhismus, gebaut wurde: ein imposanter Bau im traditionellen Stil, in dem die nördliche Mahayana-Tradition gepflegt wird. Zum Klang einer Rezitation für Quan Am – dem Bodhisattva des Mitgefühls – zeigen wir durch Verbeugungen unseren Respekt und ruhen uns ein wenig im Klang der Stimmen aus. 64

Weiter geht’s zur nächsten Pagode quer durch die Stadt, zur Chua Giac Lam. Sie empfängt uns mit safrangelben Mauern, der traditionellen Farbe ihres chinesischen Ursprungs. Der vorstehende Mönch begleitet uns in die Buddhahalle. Ein beeindruckender Raum, gefüllt mit dunkelbraunen Holzverzierungen und goldenen Statuen.

78Nach einer kleinen Teepause und einem Blick auf die speisenden Mönche, geht es weiter. Auf dem Weg zu unserem Bus kommen wir an dem Brauch kleine gefangene Spatzen zu befreien nicht vorbei, auch mit der Gewissheit, dass sie vielleicht an der nächsten Ecke wieder eingefangen werden. 9

Nach der Mittagspause mit köstlichem vietnamesischen Kaffee (Cafe fin) fahren wir an zwei Orte der jüngeren Vergangenheit Vietnams: Über die Strassen-Kreuzung, an der sich 1963 Thich Quang Duc symbolisch für die Unterdrückung von Buddhisten in aller Öffentlichkeit verbrannt hat, rollt heute der Verkehr. Nur an der Strassenecke erinnert ein kleines Mahnmal noch daran, das heute von der Regierung gepflegt wird.

Danach geht es zum Kriegsmuseum. Es zeigt eine Seite der Grausamkeiten des Vietnamkrieges. Besuchergruppen von Veteranen umringen – in Gedanken versunken – die ausgestellte Kriegsmaschinerie. Aber auch junge Leute sind da, die eher mit Distanz die Kriegsfotos betrachten. Viele Fragen beschäftigen uns, Erinnerungen an Berichte werden wach. Aber es gibt immer noch keinen Frieden auf dieser Welt. Wann wachen die Menschen endlich auf und werden sich des Herzens und der Menschlichkeit bewusst? 1012

Unser Marathon-Tag hat noch kein Ende. Zwei weitere Pagoden stehen auf dem Plan. Zuerst die Chua Long Buu, in dem unser zurzeit in Frankfurt lebender Mönch Thay Minh Thong zu Hause ist. Sein über 90 Jahre alter Meister und seine Dharmabrüder begrüssen uns herzlich und laden uns nach einem Rundgang zu einer wunderschönen Tee-Zeremonie ein. Danach gibt es eine köstliche Suppe (Bun Bo) und frische Kokosnuss zur Stärkung. Ein letztes Winken und Lächeln, und wir fahren in Richtung Chua Giac Nguyen weiter. 141516
Diese Pagode ist für uns ein besonderer Ort. Hier wurde vor rund 34 Jahren unser ehrwürdiger Meister, Thich Thien Son, zum Novizen ordiniert. Der Empfang durch den Abt Thich Minh Nghia ist warmherzig. Zur damaligen Zeit – selbst noch ein junger Mönch – erinnert er sich an keine besonderen Begebenheiten, sehrwohl jedoch an die Persoenlichkeit unseres Meisters. Für uns war es sehr schön, an diesem Ort zu sein, denn wir fühlten uns im Herzen mit ihm verbunden. Es war schwierig, einen Abschluss zu finden, doch der Tagesplan rief uns zurück…das Abendessen auf einem Bootsrestaurant auf dem Fluß Sai-Gon, begleitet von traditioneller vietnamesischer Musik erwartet uns schon. Wir sind erfüllt, beseelt und ermüdet von den Eindrücken und Emotionen dieses Tages.17